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E-Book

Leitsymptome bei Reptilien

Diagnostischer Leitfaden und Therapie

VerlagEnke
Erscheinungsjahr2015
ReiheKleintier konkret 
Seitenanzahl392 Seiten
ISBN9783830412281
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis84,99 EUR
'Behandeln Sie auch Reptilien?' Natürlich! Egal ob Echse, Schlange oder Schildkröte - mit diesem Praxisbuch der kleintier.konkret-Reihe sind diese Patienten für Sie (bald) keine Exoten mehr. Der Reptilienspezialist Dr. Michael Pees und sein Expertenteam geben Ihnen das nötige praxisnahe Wissen an die Hand: Das diagnostische Vorgehen und die häufigsten Erkrankungen bei Echsen, Schlangen und Schildkröten werden praxisnah beschrieben. - Übersichtliche Fließdiagramme im Wenn-Dann-Prinzip führen Sie schnell von den häufigsten Leitsymptomen zur richtigen Diagnose. - Mit reptilienspezifischen Medikamentenlisten finden Sie zielsicher die jeweils passende Dosierung. - Beim Notfall eines schuppigen Patienten helfen Ihnen Sofortmaßnahmen zu jedem Leitsymptom. Reptilien? - Keine Exoten mehr für Sie!

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Leseprobe

1 Signalement und Anamnese


Annkatrin Neul

1.1 Allgemeines


Reptilien als nicht domestizierte Tiere versuchen, so lange wie möglich unauffällig und gesund zu wirken. Daher werden sie oft in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium dem Tierarzt vorgestellt. Die Leitsymptomatik ist außerdem oft nicht unmittelbar erkennbar. Deshalb und insbesondere, um Haltungs- oder Ernährungsdefizite als mögliche (Mit-)Ursache einschätzen zu können, ist ein detailliertes Anamnesegespräch wichtig.

1.2 Signalement


Reptilienart Die Klasse der Reptilien umfasst viele, sehr unterschiedliche Spezies, welche sehr individuelle Anforderungen hinsichtlich der Fütterung, der Haltung und des Klimas stellen. Daher ist die Bestimmung der Reptilienart eine entscheidende Voraussetzung für die Einschätzung der Haltungs- und Ernährungsbedingungen, die dem Patienten angeboten werden.

Alter Eine Altersbestimmung bei Reptilien ist sehr schwierig. Die Kenntnis (oft nur die Dauer des Aufenthaltes beim Halter) ist aber durchaus für die Interpretation von Untersuchungsergebnissen und bestimmte Krankheitsprädispositionen relevant.

Geschlecht Die Bestimmung des Geschlechts ist wichtig, um geschlechtsspezifische Erkrankungen ein- bzw. ausschließen zu können (▶ Tab. 1.1).

Schildkröte Bei vielen Schildkrötenarten ist die Geschlechtsbestimmung aufgrund sekundärer Geschlechtsmerkmale schwierig, da die Tiere hierzu erst eine gewisse Größe erreicht haben müssen. Die Geschlechtsreife wird bei den meisten Sumpfschildkröten mit ca. 6 Jahren und bei den meisten Landschildkröten mit etwa 10 Jahren erreicht, wobei die Fütterung und Haltung hierbei eine besondere Rolle spielen. Die relative Schwanzlänge und Schwanzwurzelbreite in Bezug zur Kloakenöffnung sind wichtige Anhaltspunkte. Weiterhin gibt die Panzerform Hinweise, jedoch muss darauf geachtet werden, dass dieser physiologisch gewachsen ist.

Echse Bei vielen Echsen ist eine Geschlechtsdifferenzierung aufgrund sekundärer Geschlechtsmerkmale möglich. So findet man beispielsweise bei männlichen Agamen und Geckos Poren, die der Reviermarkierung dienen. Weiterhin zeigen männliche Chamäleons und Leguane deutlicher ausgebildete Körperanhänge (Helme, Hörner, Kämme), die hinweisend auf das Geschlecht sind. Hemipenistaschen sind teilweise an der ventralen Schwanzseite erkennbar.

Schlange Viele Schlangen werden mit ungefähr 3 Jahren geschlechtsreif. Meist ist keine einheitliche, eindeutige Geschlechtsdifferenzierung anhand sekundärer Geschlechtsmerkmale möglich. Männliche Riesenschlangen sind je nach Spezies an den deutlicher ausgebildeten Aftersporen erkennbar. Bei Nattern kann ein längerer Schwanz ein Hinweis auf ein männliches Tier sein. Als Mittel der Wahl dient bei Schlangen die Sondierung der Hemipenistaschen, bei der die Tiefe mithilfe der Schuppen der Schwanzunterseite (Subkaudalia) beurteilt wird (▶ Abb. 1.1).

Cave

Durch unsachgemäße Sondierungen können Verletzungen der Hemipenes verursacht werden.

Abb. 1.1 Sondierung der Hemipenistaschen bei einem adulten Tigerpython. a Die mit Paraffin gleitfähig gemachte Sonde wird hinter der Kloakenschuppe vorsichtig nach kaudal geführt. Dies kann entweder etwas rechts oder links der Medianen geschehen (Pfeile). b Lässt sich die Sonde nicht mehr leicht weiter einführen, wird der Finger auf das Ende des gerade noch sichtbaren Teils gelegt und dieser vorsichtig zurückgezogen. Zur Beurteilung dienen die Ventralschuppen am Schwanzansatz. Hier bedeuten 10 Schuppen, dass es sich um ein männliches Tier handelt.

(Klinik für Vögel und Reptilien, An den Tierkliniken 17, 04103 Leipzig)

Tab. 1.1 Geschlechtsbestimmung bei Reptilien.

Spezies

Schildkröte

  • kurzer Schwanz

  • Kloakenöffnung näher an Schwanzwurzel

  • keine konkave Eindellung am Plastron

  • kurze Krallen an Vordergliedmaßen (nur bei Wasserschildkröten)

  • langer Schwanz

  • Kloakenöffnung näher an Schwanzspitze

  • konkave Eindellung am Plastron

  • lange Krallen an Vordergliedmaßen (nur bei Wasserschildkröten)

Echse

  • kein Sulcus an Schwanzunterseite

  • weniger gut ausgeprägte Femoral- oder Präanalporen

  • weniger deutliche oder keine Körperanhänge

  • Sulcus an Schwanzunterseite zwischen den Hemipenes

  • deutlich ausgeprägte Femoral- oder Präanalporen

  • Körperanhänge in Form von Rückenkämmen, Hörnern, Kehllappen und/oder Helmen

Schlange

Sondierung: Eindringtiefe in Hemipenistaschen entspricht der Länge von ca. 2–6 Subkaudalia

Sondierung: Eindringtiefe in Hemipenistaschen entspricht der Länge von mindestens 6–10 Subkaudalia (▶ Abb. 1.1)

1.3 Allgemeine Anamnese


Die allgemeine Anamnese kann bereits Hinweise auf bestimmte Erkrankungen geben. Sie ist außerdem relevant, um therapiebegleitend haltungs- und ernährungsoptimierende Maßnahmen zu ergreifen.

Wichtige Punkte sind:

  • Haltung

  • Durchführung einer Winterruhe

  • Ernährung

  • Partnertiere

  • Herkunft

  • frühere Erkrankungen (im Bestand)

Haltung Hinsichtlich der Haltung sollten der den Tieren zur Verfügung stehende Platz, die Gruppenzusammensetzung, das Bodensubstrat und das Temperatur- sowie Luftfeuchteregime erfragt werden. Die Abbildung möglichst natürlicher Gegebenheiten ist bei der ▶ Unterbringung wichtig.

Cave

Im Zusammenhang mit Heizungen/Heizkabeln kommt es regelmäßig zu Verbrennungen.

Bei sonnenliebenden Arten (z.B. Europäischer Landschildkröte oder Jemenchamäleon) ist neben der Beleuchtungsdauer vor allem die UV-Beleuchtung entscheidend. Hierbei sollte nicht nur geklärt werden, ob eine UV-Lampe angeboten wird, sondern...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Michael Pees (Hrsg.), Rachel E. Marschang, Frank Mutschmann: Leitsymptome bei Reptilien – Diagnostischer Leitfaden und Therapie1
Innentitel4
Impressum5
Vorwort6
Symbol-Erklärung7
Abkürzungen7
Inhaltsverzeichnis8
Teil 1 Allgemeinuntersuchung16
1 Signalement/Anamnese17
Allgemeines17
Signalement17
Allgemeine Anamnese18
Spezielle Anamnese22
2 Klinische Untersuchung23
Transport und Handling23
Klinische Untersuchung23
Bestandsuntersuchung und Eingangsquarantäne27
Teil 2 Medikamentenapplikation und Narkose30
3 Applikationstechniken31
Orale Applikation31
Eingabe in das Maul31
Eingabe in den Magen32
Parenterale Applikation34
Subkutan34
Intramuskulär34
Intrazölomal35
Lokale Applikation35
4 Narkose/Schmerztherapie37
Allgemeines37
Indikation37
Anatomische und physiologische Besonderheiten37
Klinische Einschätzung38
Prämedikation38
Anästhetika38
Inhalationsanästhesie38
Injektionsanästhesie40
Lokalanästhesie42
Narkosemonitoring42
Aufwachphase43
Analgesie43
Nichtsteroidale Antiphlogistika43
Opioide43
5 Notfallmaßnahmen44
Allgemeines44
Notwendige Ausrüstung44
Einschätzung und erste Hilfe45
Sauerstoffversorgung45
Flüssigkeitssubstitution45
Häufige Notfallsituationen48
6 Stationäre Unterbringung49
Räumlichkeiten49
Klima49
Quarantäneeinheit51
Fütterung51
Bademöglichkeiten51
7 Euthanasie52
Indikationen52
Durchführung52
Medikamentös52
Dekapitation53
(Bolzen-)Schuss53
Hypothermie53
Feststellung des Todes53
Teil 3 Leitsymptome54
8 Dyspnoe55
Allgemeines55
Sofortmaßnahmen55
Diagnostik56
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese63
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung63
Vorgehen bei Verdacht auf eine Pneumonie66
Weiterführende Maßnahmen bei fehlender Symptomatik oder Diagnose71
Wichtige Ursachen71
Erkrankungen71
9 Nasenausfluss80
Allgemeines80
Sofortmaßnahmen80
Diagnostik80
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese85
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung85
Wichtige Ursachen87
Erkrankungen87
10 Veränderung von Maul bzw. Maulhöhle93
Allgemeines93
Sofortmaßnahmen94
Diagnostik94
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese101
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung101
Wichtige Ursachen105
Erkrankungen105
11 Würgen oder Erbrechen115
Allgemeines115
Sofortmaßnahmen116
Diagnostik116
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese121
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung121
Magenspülprobe123
Kotuntersuchung123
Erweiterte Untersuchungen bei Schlangen124
Abklärung bei unklaren Befunden oder sich wiederholender Symptomatik124
Wichtige Ursachen124
Erkrankungen125
12 Störung des Kotabsatzes bzw. Kotveränderung127
Allgemeines127
Sofortmaßnahmen127
Diagnostik128
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese133
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung133
Wichtige Ursachen135
Erkrankungen136
13 Störung des Harnabsatzes bzw. Harnveränderung153
Allgemeines153
Sofortmaßnahmen153
Diagnostik154
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese159
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung159
Wichtige Ursachen161
Erkrankungen161
14 Gewebevorfall (Kloake)165
Allgemeines165
Sofortmaßnahmen165
Diagnostik166
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese169
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung169
Wichtige Ursachen171
Erkrankungen171
15 Störung des Bewegungsapparats177
Allgemeines177
Sofortmaßnahmen177
Diagnostik178
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese185
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung185
Weiteres Vorgehen bei fehlender Diagnose187
Vorgehen bei Verdacht auf eine Metabolic Bone Disease (MBD)188
Wichtige Ursachen192
Erkrankungen192
16 Neurologische Ausfallerscheinung209
Allgemeines209
Sofortmaßnahmen209
Diagnostik210
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese215
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung215
Wichtige Ursachen217
Erkrankungen217
17 Hautveränderung (inkl. Panzerschuppen)223
Allgemeines223
Sofortmaßnahmen223
Diagnostik224
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese233
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung233
Wichtige Ursachen237
Erkrankungen237
18 Störung der Legetätigkeit255
Allgemeines255
Physiologie der Legetätigkeit255
Sofortmaßnahmen255
Diagnostik256
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese261
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung261
Weiterführende Untersuchungen261
Wichtige Ursachen265
Erkrankungen266
19 Augenveränderung278
Allgemeines278
Anatomie und Physiologie278
Ophthalmologische Untersuchung279
Sofortmaßnahmen280
Diagnostik280
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese287
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung287
Wichtige Ursachen293
Erkrankungen293
20 Umfangsvermehrung298
Allgemeines298
Sofortmaßnahmen298
Diagnostik298
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese305
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung305
Wichtige Ursachen307
Erkrankungen308
21 Anorexie/Apathie/Abmagerung319
Allgemeines319
Sofortmaßnahmen319
Diagnostik320
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese325
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung325
Wichtige Ursachen327
Erkrankungen327
Teil 4 Weiterführende Untersuchungen338
22 Probenentnahme339
Tupferprobe339
Kotprobe339
Spülprobe340
Hautgeschabsel340
Blutprobe340
Blutentnahme bei Echsen340
Blutentnahme bei Schlangen341
Blutentnahme bei Schildkröten341
23 Labordiagnostik344
Allgemeines344
Probenbearbeitung/-versand344
Zytologische Untersuchung345
Färbemethoden345
Infektionsdiagnostik346
Mikrobiologische Untersuchung346
Molekularbiologische Untersuchung347
Parasitologische Untersuchung348
Blutuntersuchung349
Hämatologie349
Blutchemische Parameter353
Postmortale Untersuchung355
24 Bildgebende Diagnostik357
Allgemeines357
Röntgenuntersuchung357
Lagerung und Durchführung357
Beurteilung360
Kontrastmitteluntersuchung362
Ultraschalluntersuchung362
Technische Voraussetzungen362
Lagerung und Durchführung363
Beurteilung364
Weitere Verfahren366
Endoskopie366
Computertomografie368
Magnetresonanztomografie368
Teil 5 Anhang370
25 Medikamentenverzeichnis371
26 Merkblätter381
27 Adressen (Labore/Equipment)383
Hersteller von erwähnten Geräten383
Auswahl relevanter Internetseiten383
Labore383
28 Weiterführende Literatur384
Sachverzeichnis386

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