Das Grundwerkzeug
Die Angelrute
Seit tausenden von Jahren wurden natürliche Materialien wie Bambus, Esche, Weide, Hasel, Greenheart und Hickory für Angelruten verwendet. Heute noch schwören viele Angler auf Ruten aus kunstvoll gespließtem Bambus, aber moderne Werkstoffe haben sich allgemein als die vielseitigsten herausgestellt. Vollfiberglas war zu schwer und zu unsensibel, die nachfolgenden Hohlglasprodukte hatten schon bessere Eigenschaften. Ein Produkt des Raumfahrtzeitalters ist die moderne Kohlefaser, sie vereinigt Kraft und Sensibilität mit einem verblüffend geringen Gewicht.
Nachfolgend einige grundlegende Fakten über Angelruten. Details werden später bei den einzelnen Angelmethoden erläutert.
Die Aktion einer Rute
Ruten unterscheiden sich neben der unterschiedlichen Länge und Belastbarkeit vor allem in der »Aktion«. Dieser Begriff beschreibt das Biegeverhalten bei Einwirkung einer bestimmten Kraft. Es gibt dabei zwei Extreme: Weiche, parabolische Ruten biegen sich unter Belastung auf ganzer Länge zu einem Halbkreis, sie federn im Drill sehr schön, sind aber eher etwas für das Angeln im Nahbereich. Harte Ruten biegen sich wenig, sie sind für schwere Köder und für das Angeln auf große Distanzen gedacht. Wie so oft findet man die richtige Antwort in der Mitte. Sehr universell sind Ruten, deren Aktion irgendwo dazwischen liegt. Man nennt solche Ruten auch »semiparabolisch« , da sie unter Belastung vor allem im oberen Bereich nachgeben, im unteren Bereich jedoch ein relativ steifes Rückgrat besitzen und bei einem Drill entsprechend Stabilität zur Verfügung stellen. Damit kann der Angler auch einen starken Fisch rasch und sicher ermüden und zu sich heranziehen.
Beim Drill einer starken Forelle formt sich diese Fliegenrute zum Halbkreis.
Wurfgewicht und Testkurve
Das Wurfgewicht einer Spinn-, Posen- oder Grundrute wird in Gramm angegeben, z. B. 40 bis 60 g. Dieses Gewicht lässt sich mit der betreffenden Rute ideal werfen.
Die Testkurve ist eine weitere Angabe. Sie wird vor allem bei guten Karpfenruten angewendet und ist üblicherweise in englischen Pfund (1 lb = 454 g) angegeben. Damit ist jenes Gewicht gemeint, das bei waagrecht gehaltener Rute, die Spitze im 90 Grad Winkel nach unten ziehen würde. Ein Hinweis auf die Kraft, welche die Rute einem Fisch entgegensetzen kann. Aus ihr lässt sich das jeweilige Wurfgewicht berechnen.
Faustformel zur Umrechnung der Testkurve in das Wurfgewicht
Beispiel: Karpfenrute mit der Testkurve 2 lb. Welches Wurfgewicht ist geeignet? Grundlage: 1 lb = 454 g (oder 0,454 kg) Faustformel: Testkurve in Gramm geteilt durch 16.
In diesem Fall: (2 lb = 908 g)
Das ist das Maximalwurfgewicht. Ein Abzug von 10%–20% ergibt das ideale Wurfgewicht: 45–50 g (gerundet)
Bei Fliegenruten wird das Wurfgewicht in so genannten Schnurklassen definiert. Davon mehr im entsprechenden Kapitel.
Angelrollen
Grundsätzlich sind zwei Rollentypen gebräuchlich.
Stationärrolle
Sie ist der beliebteste Rollentyp, da sie sehr einfach zu bedienen ist und grundsätzlich für viele Fischarten und Angelmethoden eingesetzt werden kann. Auch Anfänger kommen sehr schnell damit zurecht: Das Werfen ist mit etwas Übung sehr unproblematisch. Distanzwürfe sind mit einer Stationärrolle geradezu ein Kinderspiel. Das Bedienungselement der Bremse, ein Drehknopf, befindet sich entweder vorne an der Spule oder am hinteren Ende des Rollengehäuses. Eine Frontbremse ist in der Regel solider, da die Bremsscheiben größer sind als bei der Heckbremse. Die Bremse wird grundsätzlich so eingestellt, dass sie bei einer Zugkraft, von etwa 10 Prozent unter der angegebenen Tragkraft des Vorfachs (nicht der Hauptschnur!), Leine freigibt.
Stationärrolle
Multirolle
Klassische Fliegenrolle
Großkern-Fliegenrolle
Der Überkopfwurf mit der Stationärrolle
Wurfgewicht nicht bis an den Spitzenring ziehen, sondern etwa 30 bis 40 cm unter der Spitze hängen lassen.
Rolle zwischen Mittel- und Ringfinger nehmen.
Schnurlaufröllchen nach oben drehen und Schnur mit Zeigefinger einfangen, dann Schnurfangbügel öffnen.
Darauf achten, dass die Schnur nicht umgeschlagen über die Spitze hängt.
Beim Ausholen nach hinten die Rute in Ruhe in bringen, Wurfgewicht ausschwingen lassen.
Rute über dem Kopf in entgegen gesetzter Richtung zum Ziel halten, das Ziel genau anvisieren und die Rute nach vorne schwingen.
Schnur bei etwa »10 Uhr«, durch Geradestrecken des Zeigefingers freigeben.
Am Ende des Vorwärtsschwungs muss die Rutenspitze in Richtung des Zieles weisen.
Ausholen …
… Schnur freigeben.
Multirolle
Immer dort, wo man viel Schnur benötigt und wo es um kampfstarke, schwere Fische geht, z. B. beim Schleppfischen auf Hecht, Großlachs oder Grundangeln auf große Welse bzw. beim Meeresangeln, zeigt eine Multiplikatorrolle aufgrund ihrer robusten Bauweise Vorteile. Seien Sie aber beim Kauf vorsichtig, es gibt große Qualitätsunterschiede.
Fliegenrolle
Eine Fliegenrolle ist grundsätzlich eine einfache Achsenrolle. Will man damit Schnur auswerfen, muss man sie zuerst von der Rolle abziehen. Heute bevorzugen viele Fliegenfischer Großkernrollen. Der Spulenkern besitzt einen größeren Durchmesser als die traditionellen Fliegenrollen. So wird die Einholgeschwindigkeit erhöht.
Die Angelschnur
Sie ist das Verbindungsglied zwischen Fisch und Angler. Man sollte nicht an ihr sparen, sie immer gut behandeln und auch regelmäßig erneuern.
Ein gute Angelschnur soll …
• … für die Fische möglichst unsichtbar sein.
• … geschmeidig und glatt durch die Ringe gleiten.
• … harte Rucke durch kontrollierte Dehnung abpuffern und damit verhindern, dass der Haken ausschlitzt.
• … auf ihren Durchmesser bezogen eine hohe Reißfestigkeit besitzen.
Verschiedene Schnurarten
Lange Zeit galt die Monofilschnur, sie besteht aus einem einzelnen Nylonfaden, die Angelschnur schlechthin. Heute gibt es zusätzlich geflochtene Schnüre aus vielen feinen Kunststoff-Einzelfäden, die im Verhältnis zu ihrem Durchmesser eine geradezu fantastische Reißfestigkeit besitzen. Allerdings hat wegen dieser »Polyfile« das »gute alte Monofil« noch lange nicht ausgedient.
Bequeme Haltung: Die Finger der Rutenhand umgreifen den Fuß der Stationärrolle.
Jede Schnur hat seine Vor- und Nachteile und die zu ihr passenden Einsatzbereiche. Die wichtigsten Eigenschaften sind in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.
Reißfestigkeit
Angegeben wird die Festigkeit in kg oder auch in lb, die Abkürzung für das engl. pound (1 lb = 454 g).
Es kommt allerdings nicht nur auf die reine lineare Reißfestigkeit der Schnur an, sondern vor allem auf die Knotenfestigkeit.
Eigenschaften von Angelschnüren |
Tragkraft | – | Bei gleichem Durchmesser sehr viel geringer als bei polyfilen Schnüren. |
Dehnung 20–40% | Puffert Rucke während des Drills ab. Haken schlitzt nicht so schnell aus. | Hakensetzen durch die Dehnung auf größere Entfernung manchmal problematisch. |
Verschleiß | Nimmt Schmutz nur oberflächig auf. | Empfindlich gegen scharfe Kanten und UV Licht. |
Tragkraft | Hohe Tragkraft, bei geringem Duchmesser, dadurch ist sie geringerem Strömungsdruck ausgesetzt. | Verführt zu kräftigem Hakensetzen, dadurch ist das Monofil-Vorfach gefährdet. |
Dehnung nur ca. 2% | Sicheres... |