Hilfe bei Beschwerden
Beschwerden von A–Z
In keiner anderen Lebensphase finden solch enorme Aufbauprozesse statt wie in der Schwangerschaft. Ihr Körper läuft auf Hochtouren. In relativ kurzer Zeit schafft er das ideale Umfeld für Ihr Baby, sodass es sich in 40 Wochen von einem winzigen Keim zu einem lebensfähigen Kind entwickeln kann. Zunehmend stellen Sie nun Ihre Vitalkräfte seiner Entwicklung zur Verfügung; dadurch verändern sich viele Vorgänge in Ihrem Organismus. Manchmal hat das gewisse »Nebenwirkungen«: Symptome wie Müdigkeit, morgendliche Übelkeit, Schwindel oder Verdauungsprobleme sind Teil einer ganz normalen schwangerschaftsbedingten Umstellung und keineswegs Zeichen einer Krankheit.
Falls Sie während Ihrer Schwangerschaft von einer oder auch mehrerer dieser Unannehmlichkeiten betroffen sind – keine Sorge: Die meisten lassen sich gut mit nebenwirkungsarmen natürlichen Mitteln lindern. Medikamente sollten Sie nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt einnehmen.
Blasenentzündung
Schwangere Frauen neigen öfter zu Harnwegsinfekten, weil der pH-Wert der Scheide verändert und die Anzahl der für die Keimabwehr zuständigen Milchsäurebakterien vermindert ist. Durch die Schwangerschaftshormone ist außerdem der Muskeltonus herabgesetzt. Besonders die glatte Muskulatur im kleinen Becken ist weich und entspannt. Das ist notwendig, damit sich das Gewebe beim Wachsen und bei der Geburt des Kindes gut dehnen kann. Auch die Harnleiter sind weit gestellt, und der Urinfluss dadurch verlangsamt. Zudem verändern sich während der Schwangerschaft die Anteile von Zuckern, Eiweißen und Säuren (pH-Wert) im Urin. Aus diesen Gründen können sich Keime leichter anheften und vermehren.
Schwerwiegende Harnwegsentzündungen in der Schwangerschaft werden fast immer mit einem Antibiotikum aus der Gruppe der Penicilline oder Cephalosporine behandelt – beide Wirkstoffgruppen sind für das Kind unbedenklich. Informieren Sie aber den behandelnden Arzt unbedingt über Ihre Schwangerschaft.
Sanfte Hilfen
Zur Vorbeugung sollten Sie mindestens zwei Liter pro Tag trinken. Der Urin ist sonst zu stark konzentriert und kann Stoffe enthalten, welche die Blasenwand und die Harnröhre reizen.
Preiselbeersaft schützt gegen Neuinfekte und beschleunigt die Heilung von Blasenentzündungen. Der hohe Gehalt des Gerbstoffes Tanin wirkt auf natürliche Art entzündungshemmend und verhindert das Anhaften bestimmter Bakterien an den Schleimhäuten der Harnwege. Dadurch werden sie rascher wieder aus der Blase herausgespült.
Zögern Sie Ihren Toilettengang nicht unnötig hinaus, und nehmen Sie sich Ihre kleine persönliche »P-Pause«. Eine unvollständige Blasenentleerung hinterlässt einen Rest Harn, in dem sich Bakterien vermehren können.
Wechseln Sie Slipeinlagen jetzt besonders häufig, um Keimen ihren Nährboden zu entziehen.
Blutdruck, hoher (Hypertonie)
Häufig bleibt ein zu hoher Blutdruck in der Schwangerschaft zunächst einmal unbemerkt. Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird Ihnen deshalb routinemäßig der Blutdruck gemessen. Ab einem Wert von mehr als 140 / 90 mmHg spricht man von einem erhöhten Blutdruck. Kontrollen und engmaschige Überwachung des Schwangerschaftsverlaufs sind dann ganz wichtig, um eine mögliche Präeklampsie (siehe >) zu verhindern.
Vorsicht bei Medikamenten
Seien Sie bei der Medikamenteneinnahme während der gesamten Schwangerschaft vorsichtig. Da Schwangere aus ethischen Gründen nicht an Arzneimittelstudien teilnehmen dürfen, sind die meisten Medikamente nicht ausreichend auf schädigende Wirkung auf das ungeborene Leben geprüft.
Medikamente, bei denen die Schwangerschaft eine Gegenanzeige ist, sollten Sie gar nicht erst einnehmen oder nach Rücksprache mit Ihrem Arzt sofort absetzen. Sofern Sie nicht schwer krank sind, ist Ihr Kind am sichersten, wenn Sie in der Schwangerschaft gar keine Medikamente einnehmen. Wenn Sie in der Frühschwangerschaft noch Amphetamine, Aufputsch- oder Betäubungsmittel, Opiate u. Ä. konsumiert haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrer Hebamme.
Sanfte Hilfen
Nehmen Sie sich viel Zeit für sich selbst, und reduzieren Sie so weit wie möglich alles, was von außen auf Ihre Sinne einströmt. Gehen Sie der alltäglichen Flut von Bildern eine Zeit lang aus dem Weg.
Ausreichender Schlaf mit einem ausgeglichenen Tag-Nacht-Rhythmus wirkt sehr unterstützend. Und mit ausreichend Bewegung an der frischen Luft bekommt dann auch Ihr Baby automatisch eine Extraportion Sauerstoff.
Auch durch Ihre Ernährung können Sie einen zu hohen Blutdruck in der Schwangerschaft beeinflussen, indem Sie sich eiweißreich ernähren und Ihre Speisen zusätzlich salzen (ein bis zwei Teelöffel am Tag).
Walken Sie in der Schwangerschaft lieber langsam auf längeren Strecken als schnell auf kurzen Strecken, und vergessen Sie das Trinken nicht.
Blutdruck, niedriger (Hypotonie)
Wenn der Blutdruck über einen längeren Zeitraum hinweg unter 100 / 60 mmHg liegt, wird die Durchblutung der Plazenta beeinträchtigt. Im Ernstfall kann das Kind zu wenig Sauerstoff bekommen, was das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt zur Folge hat. Außerdem können Sie während eines Schwindelanfalls oder Kreislaufkollapses stürzen. Tun Sie also unbedingt etwas gegen Ihren niedrigen Blutdruck.
Sanfte Hilfen
Wenn Ihnen besonders nach dem Aufstehen schwindelig wird, schlafen Sie nachts mit leicht erhöhtem Oberkörper.
Nehmen Sie sich morgens bewusst mehr Zeit für sich. Stehen Sie langsam (!) auf, frühstücken Sie eiweißreich, und gönnen Sie sich schon morgens ein großes Glas frisch gepressten Saft.
Trinken Sie auch tagsüber reichlich und regelmäßig.
Morgendliches Wechselduschen und leichte Bürstenmassagen bringen den Kreislauf auf Trab; hören Sie unbedingt mit der kühlen Temperatur auf.
Regelmäßige Bewegung durch Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen, Walking oder leichte Gymnastik bringen zusätzlichen Schwung. Wichtig ist, dass Sie sich dabei wohlfühlen und sich nicht unter Leistungsdruck setzen. Nehmen Sie sich ganz bewusst Zeit für sich und Ihr Wohlbefinden.
Sollte Ihnen schwindelig werden, legen Sie sich sofort hin, und lagern Sie kurzfristig Ihre Beine hoch. Dadurch wird das Blut aus den Beinen wieder in die obere Körperhälfte transportiert und auch das Gehirn rasch wieder mit genügend Sauerstoff versorgt.
Ihren Blutdruck können Sie auch selbst leicht regelmäßig überprüfen. In der Schwangerschaft ist es besonders wichtig, dass die Werte richtig liegen.
Brustspannen
Ihr Körper produziert jetzt mehr Östrogen und Progesteron. Dadurch bereitet sich die Brust auf das Stillen vor, das Brustdrüsengewebe wächst und verändert seine Struktur. Der Spannungsschmerz hält aber weder die ganze Schwangerschaft über an, noch ist er immer gleich stark, denn die Veränderungen geschehen schrittweise und individuell. Bald schon wird das Hormon Prolaktin vermehrt ausgeschüttet und einige Monate später hält die Brust bereits etwas Vormilch – das sogenannte Kolostrum – bereit. Brustspannen kann jedoch auch ein typisches Symptom für das baldige Eintreten der Regelblutung sein.
Sanfte Hilfen
Nehmen Sie ein wohltuendes Bad mit einem entspannenden Zusatz von Orangen- oder Rosenblüten-Essenz.
Legen Sie warme Ölkompressen, zum Beispiel mit verdünntem Sandelholz-, Melissen- oder Lavendelöl, auf die schmerzende Brust, so lange, wie es Ihnen guttut.
Schmerzlindernd und entstauend wirken Auflagen mit Heilerde, Quark oder einem Zusatz von Ringelblumentinktur.
Sind die Brüste sehr verhärtet, hilft eine Salbe aus Bingelkraut (Mercurialis perennis).
Dehnungsschmerzen
Menstruationsartige Schmerzen oder ein Ziehen im Becken, in den Leisten oder im Rücken sind in der Frühschwangerschaft relativ häufig. Die Gebärmutter muss noch ihre richtige Position im Becken »finden« und wird dabei noch nicht von den Beckenknochen gestützt. Das ist erst circa ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel so. Außerdem ist sie jetzt viel stärker durchblutet und deshalb schwerer als sonst. Während der Schwangerschaft legt die Gebärmutter etwa das Hundertfache an Volumen zu, um dem Baby genügend Raum zu bieten. Gegen Ende der Schwangerschaft wiegt sie mit 1 000 bis 1 500 Gramm ungefähr 20- bis 30-mal so viel wie zuvor. Die Mutterbänder müssen die nun immer größer werdende Gebärmutter halten und sich ebenfalls dehnen. Der dadurch entstehende Zug verursacht ziehende oder sogar krampfartige Schmerzen. Sie werden bei körperlicher Anstrengung, beim Umdrehen im Liegen und – nicht zu vergessen – bei sexueller Lust und nach dem Orgasmus oft erst einmal stärker. Um den Dehnungsschmerz zu lindern, haben Sie einige Möglichkeiten.
Sanfte Hilfen