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Das mecklenburgische Reutergeld von 1921

Ein kulturgeschichtliches Kuriosum

AutorIngrid Möller
VerlagEDITION digital
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl568 Seiten
ISBN9783956555831
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Nicht eigene Sammlertätigkeit war es, die mich zu diesem Thema hinführte. Vielmehr erbte ich die komplette Sammlung von meinem Pflegevater. Über zwanzig Jahre lag sie im Schubfach, nicht gerade vergessen, aber doch wenig beachtet. Eines Tages jedoch betrachtete ich die Blätter unter der Lupe und fand, dass es sehr bemerkenswerte grafische Arbeiten sind mit deutlich zu unterscheidenden Künstlerhandschriften. Mehr spielerisch sortierte ich die Blätter nach Stileigenarten und entdeckte dabei auch hin und wieder Signaturen. Es handelte sich ausnahmslos um mecklenburgische Künstler. Systematisches Literaturstudium begann. Es stellte sich heraus, dass es fast nur Numismatiker waren, die sich mit dem Reutergeld als einer Sondergattung des Notgelds auseinandersetzten und das meist in regionaler Eingrenzung. Allerdings gibt es auch nach Ortschaften sortierte alphabetische Übersichten, bei denen der jeweilige Entwurfszeichner genannt wird. Wie aber die Gestalter sich unterscheiden, das wird nur nebensächlich grob skizziert. Wer diese Künstler waren und worin ihr bevorzugtes Arbeitsfeld bestand, das jedoch scheint in diesem Zusammenhang ohne Interesse zu sein. Und gerade hier war der Ansatzpunkt für mich, Fragen zu stellen. Der erste Weg führte ins Schweriner Landeshauptarchiv, der zweite ins Staatliche Museum, der dritte ins Stadtarchiv und unzählige weiterer Wege zu 'Kronzeugen'. Wieder einmal erwies es sich als mühsam, Spuren zu finden, die sich verwischt hatten. Manche Frage lässt sich auch jetzt noch nicht beantworten. Trotzdem hat das Gesamtbild Konturen gewonnen.

Geboren 1934 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern). Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität BerIin. Diplom, Promotion zumn Dr. phil. 1965-69 Redakteurin am Lexikon der Kunst, HU Berlin. 1973-84 Leiterin der Graphischen Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin. Ausstellungsbetreuungen u.a. in Japan, Mexiko und Estland. Studienaufenthalte in Holland, Frankreich, England, Irland, Skandinavien, Italien und den USA Verheiratet seit 1955, drei Kinder, vier Enkel. Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und im Friedrich-Bödecker-Kreis. Auszeichnungen: Franz Bunke-Preis 1991 (Hamburg), Peter-Härtling-Preis 1994 (Weinheim). Bibliografie (Auswahl): Das Haus an der Voldersgracht. Ein Vermeer-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1977, Meister Bertram. Ein Künstlerroman. Prisma-Verlag, Leipzig 1981, A. v. Ostade. Radierungen, eigene Bestände im Staatlichen Museum Schwerin. Staatliches Museum, Schwerin 1985, Die Woge. Ein Hokusai-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1988, Das mecklenburgische Reutergeld von 1921. Ein kulturgeschichtliches Kuriosum. Stock und Stein, Schwerin 1994, Ein Schmetterling aus Surinam. Die Kindheit der Maria Sibylla Merian. Beltz und Gelberg, Weinheim 1995, Wetterleuchten über Isenheim. Ein Grünewald-Roman. Fouqué-Literaturverlag, Egelsbach/Frankfurt am Main 2002, Schwerin. Hinstorff, Rostock 1998, Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1999, Reisefieber-Fieberreisen. Helms, Schwerin 2004, Quintessenzen. Gedichte. Edition Nordwindpress, Hof Grabow 2006, Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian. Edition Nordwindpress, Dalberg-Wendelstorff 2008. Der Maler und sein Biograph. Ein Thomas Gainsborough-Roman. Edition Nordwindpress, Lychen 2011 Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M. geborene S. Edition Nordwindpress, Lychen 2012 Der Traum vom Glück ohne Ende. Aus dem Leben des Malers Adrian Ludwig Richter. EDITION digital, Pinnow 2014

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Leseprobe
Wer aufmerksam durch Schwerins Straßen geht, findet Hausinschriften, die Zeugnis ablegen von der wachsenden Mutlosigkeit. 'Nicht verzagen, weiter wagen!" heißt es noch 1920. 'Wir sind im Dalas, das ist wahr, verkauft mit Haut und Haar" am 11. Mai 1921. 'Sechs Mark zwanzig kost' der Stein. Jetzt lass ich das Bauen sein." Unmut richtet sich gegen Behörden: 'Gott schütz' dies Haus vor Blitz und Brand, vor Wohnungsamt und Bubenhand." In dieser Zeit allgemeiner Verunsicherung hatte sich das Friedensnotgeld 'allmählich zu einem Unfug und zu einer Landplage ausgewachsen, die zum Himmel schreit". So jedenfalls charakterisiert Gustav Prange als Mitglied des Deutschen Notgeldsammler-Bundes die Situation und führt aus: 'Jeder, der will, gibt soviel Notgeld heraus, als er für gut befindet, ganz gleich ob eine Millionenstadt oder ein Dorf von 400 Einwohnern, ob ein Unternehmen der Großindustrie, eine Klosettpapierfabrik (Gutscheine in vier Wertstufen!) oder sonst ein findiger Kolonialwarenhändler oder Gastwirt. Dazu jagt eine Ausgabe die andere. Alle möglichen Jubiläen und sonstigen Ereignisse müssen dazu herhalten, und all dieses Notgeld ist, wie die Offertbriefe (!) vieler Ausgabestellen an die Sammler besagen, nur ,unter dem unabweisbaren Zwange der Not entstanden. Obenzu vergrößern die Druckanstalten den Unfug, indem sie willkürliche Unterschiede auf den Scheinen schaffen (große und kleine Ziffern, mit und ohne Stern, Serienangaben, verschiedenartiges Papier, andere Farbabtönungen usw.) ..." Durchblättert man die Akten im Landeshauptarchiv Schwerin, so wird der Zorn des Sammlers verständlich. Verzweifelt kämpfen die Beamten des Mecklenburgischen Finanzministeriums gegen soviel unerlaubten Wildwuchs. Immer wieder kommt ihnen zu Ohren, dass ungenehmigte Serien in Umlauf sind oder die Auflagenhöhe überschritten wurde. Die Bürgermeister werden mit Strafverfolgung bedroht. Die aber reden sich raus: sie hielten sich für berechtigt, da der Druck solcher Scheine zur Selbstverwaltung gehöre und weniger Geldschein sei als vielmehr Gegenstand einer besonderen Sammlerleidenschaft. Nachträgliche Genehmigungen werden nicht erteilt. Vermahnungen nachdrücklich gegeben an Kleinstädte wie Goldberg, Grevesmühlen, Grabow, Crivitz. Der Sternberger Bürgermeister Max Kaupisch soll 100 000 Mark Strafe zahlen. Ständig wird das Reichsgesetzblatt zitiert und immer wieder ergeht die Bekanntmachung, dass ungenehmigter Notgelddruck verboten und strafbar sei. Ob genehmigt oder nicht - es war 'die emissionsfreudigste Notgeldperiode in der bisherigen Geldgeschichte" (Klaus Schreyer). Zur Rechtfertigung der Schwarzdrucke muss allerdings auch gesagt werden, dass offenbar ein wirklicher Mangel an Kleingeld bestand und dass jahrelang viele Anträge abschlägig entschieden wurden. Besonders eindringlich weisen die Fokker-Flugzeugwerke bereits 1917 darauf hin, dass sie sich außer Stande sehen, die Löhne auszuzahlen. Das Finanzministerium sträubt sich lange.
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