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E-Book

Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist

Wie Sie durch Veränderungen Ihre Beziehung positiv gestalten

AutorChristian Thiel
VerlagSüdwest
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783641159825
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Das Geheimnis glücklicher Paare
Die allermeisten Frauen suchen heute nach einer Antwort auf die Frage, wie um alles in der Welt der Mann an ihrer Seite wohl zu ändern sei. Und - zugegeben - auch Männer fragen sich ab und an: 'Wie ändere ich meine Frau?' Es handelt sich also gewissermaßen um eine der Grundfragen der modernen Partnerschaft.

Doch bei der Suche nach Antworten tappen die Beteiligten weitgehend im Dunkeln. Das hat Gründe: Viele Beziehungsexperten behaupten, den Partner zu verändern, das sei unmöglich. Auch wohlmeinende Freunde, Zeitschriften und Romane hauen in die gleiche Kerbe: Wer wirklich liebt, nimmt seinen Partner, so wie er ist. Dabei ist diese Ansicht grundfalsch.

Christian Thiel beweist in diesem Buch, dass es nicht nur statthaft ist, den Partner verändern zu wollen, sondern sogar nötig, wenn Sie in einer dauerhaft glücklichen und stabilen Beziehung leben möchten. Denn gerade wenn Sie unzufrieden sind, gibt es nur einen Weg: Sie müssen dafür sorgen, dass Sie bekommen, was Sie brauchen - und dafür Ihren Partner verändern.

Christian Thiel, geboren 1961, hat Philosophie und Germanistik studiert und lange Jahre am 'Institut für tiefenpsychologische Individualpsychologie' mitgearbeitet. Seit über fünfzehn Jahren berät er Singles und Paare in seiner eigenen Praxis - und ist damit der 'dienstälteste' Singleberater im deutschsprachigen Raum. Er hält Vorträge rund um die Themen Partnersuche und Partnerschaft, leitet Workshops und bildet seit 2011 weitere Singleberater aus. Als erfolgreicher Buchautor ist er ein gefragter Experte in den Medien (Spiegel, ZDF, SWR) und schreibt zudem als freier Autor für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender. Christian Thiel ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin.

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Leseprobe

KAPITEL EINS

DÜRFEN WIR UNSEREN PARTNER VERÄNDERN?

Birte fährt sich nervös durch die aschblonden, mittellangen Haare. Wann nur hat es angefangen, dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt in ihrer Ehe? War es, als sie feststellte, dass sie sich zu der jungen Praktikantin hingezogen fühlte, die seit drei Monaten in ihrem Betrieb arbeitete? Die 58-Jährige trinkt vorsichtig einen Schluck von dem dampfenden Jasmintee und schaut auf ihre Stiefelspitzen.

»Nein«, sagt sie dann und zieht nachdenklich die Stirn in Falten. »Nein, es war früher.«

War es, als sie umziehen musste, weil ihr Mann Kurt in eine andere Stadt versetzt wurde, sieben Jahre nach der Hochzeit?

»Nein«, sagt Birte erneut, »es war noch früher.«

Sie greift noch einmal zur Teetasse und denkt wieder nach. Konzentriert schaut sie auf den roten Teppich, der zu ihren Füßen liegt. Schließlich lehnt sie sich ein wenig zurück. Sie ist offensichtlich zu einem Ergebnis gekommen.

»Es fing schon nach zwei Jahren an.«

Birte sieht traurig aus bei diesem Satz. Die Falten um die Augen und Mundwinkel wirken jetzt tiefer und sorgenvoller. Kurt erzählt nur selten von sich, das stört sie sehr. Wenn sie Beziehungsgespräche mit ihm führen will, dann bekommt er einen glasigen Blick und zieht sich in sich zurück. Das geht schon lange so, ohne dass sie es je ändern konnte. Sie ist jetzt seit 34 Jahren verheiratet – und schon seit 32 unzufrieden mit ihrem Mann. Welche Ewigkeit!

ÜBER VERÄNDERUNGEN – UND DEREN GRENZEN

»Wie ändere ich meinen Partner?«, das ist eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit. Kein Scherz. Ich meine das ernst. Fragen Sie Ihre Freundinnen. Fragen Sie Ihre Freunde. Oder hören Sie einfach zu, wenn eine Frau wie Birte in die Paarberatung kommt. Das klare Ergebnis: Die allermeisten Frauen suchen heute nach einer Antwort auf diese Frage. Und – zugegeben – auch wir Männer fragen uns ab und an: »Wie ändere ich meine Frau?«

Es handelt sich also gewissermaßen um eine der Grundfragen einer jeden modernen Partnerschaft. Bei ihrer Suche nach Antworten tappen die Beteiligten bislang weitgehend im Dunkeln. Das hat Gründe. Viele Beziehungsexperten behaupten, den Partner zu verändern, das sei unmöglich. Auch wohlmeinende Freunde hauen in die gleiche Kerbe und bestätigen uns diese Ansicht. Dabei ist sie grundfalsch.

Auch Forschungsergebnisse widersprechen dieser These. Die Wissenschaft kommt genau zu dem gegenteiligen Ergebnis: In einer langfristig stabilen Partnerschaft verändern sich in der Regel beide Partner tiefgreifend. Der Grund: Die große Nähe in einer Beziehung bleibt nicht ohne Folgen. Jeder guckt sich beim anderen etwas ab. Und so werden sich die Partner über die Zeit immer ähnlicher – auch charakterlich. Solche Veränderungen haben allerdings erkennbare Grenzen. Der menschliche Charakter ist zwar formbar, aber nicht beliebig zu verändern. So wird aus einem Planungs-Fan zum Beispiel kein flippiger Spontaner. Und aus einer Chaotin wird keine Pedantin. Das Ausmaß der nötigen Veränderung ist in all diesen Fällen schlicht zu groß. Trotzdem versuchen Menschen in einer Partnerschaft ganz ohne Frage genau das immer wieder. Sie wollen den anderen unbedingt von der eigenen Sicht der Dinge überzeugen. So wie Rolf.

Rolf ist ein ausgesprochen ordnungsliebender Mann. Das Problem ist: Er hat sich ausgerechnet in eine bekennende Chaotin verliebt. Anfangs sieht er nur die Vorteile, die diese Wahl ihm verspricht. Die nette Chaotin ist spontan, gefühlvoll und impulsiv. Sie hat das, was ihm fehlt. Deshalb fühlt er sich zu ihr hingezogen. Doch sind die beiden erst einmal ein Paar, beginnt sein »Umerziehungsprogramm«. Rolf will seine Chaotin unbedingt verändern – und sie verweigert sich. Natürlich! Sie will keine Pedantin werden. Das passt nicht zu ihr. Sie ist glücklich mit ihrem Charakter – oder hat sich zumindest ganz gut daran gewöhnt, dass sie so ist, wie sie nun einmal ist. Und sie hat im Gegensatz zu Rolf kein Problem mit ihrem Chaos.

Rolfs »Umerziehungsprogramm« scheitert am Ende kläglich, die Beziehung zerbricht. Und ihr unrühmlicher Schluss liefert allen Beteiligten gute Argumente dafür, dass sich ein Partner nun mal nicht verändern lässt.

Der wichtigste Grund für das absehbare Ende der Beziehung: Die dauernde Kritik von Rolf (»Musst du deinen Rucksack immer im Flur liegen lassen?«) untergräbt die Gefühle füreinander ebenso wie die bald einsetzende Gegenkritik seiner Partnerin (»Du nervst«). Menschen sind nicht in einer Partnerschaft, um sich kritisieren zu lassen. Sie wollen Anerkennung, Wertschätzung und Respekt. Und sie möchten verstanden werden.

Verhalten ist veränderbar

Aber ist es überhaupt nötig, den Charakter des Partners zu verändern, um glücklich und zufrieden zu sein? Gute Frage. Die Antwort lautet: Nicht unbedingt. Weit flexibler als unser Charakter ist ein ganz anderer Teil von uns, der auf eine Partnerschaft einen großen Einfluss hat – unser Verhalten. Auf das konkrete Verhalten Ihres Partners haben Sie weitaus mehr Einfluss als auf seinen Charakter. Und sein Verhalten ist auch erheblich einfacher zu verändern. Ein Beispiel? Gern!

Paul und Lena sind vor einigen Wochen zusammengezogen. Die beiden sind zwar erst seit neun Monaten ein Paar, trotzdem konnten sie es kaum erwarten, endlich, endlich ein gemeinsames Zuhause zu haben. Leider haben sich dadurch auch Probleme ergeben. Noch vor ein paar Wochen hat Paul Lena überschwänglich begrüßt, wann immer sie sich trafen. Kein Wunder, immerhin sind die beiden noch nicht lange zusammen. Bisher wurden die beiden schon beim bloßen Gedanken an den anderen in einen seelischen Ausnahmezustand versetzt. Was sich durch das Zusammenziehen wohl kaum verändert haben dürfte.

Und doch hat sich plötzlich etwas verändert: Pauls Verhalten. Er begrüßt Lena jetzt nicht mehr voller Freude – um es vorsichtig auszudrücken. Vor ein paar Tagen blieb er sogar einfach vor dem Fernseher sitzen, als Lena nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam.

Eine Weile stand sie ratlos und mit hängenden Schultern im Flur und schaute zu Paul hinüber. Sie mag seinen trockenen Humor und seine dunklen, lockigen Haare, durch die sie gern mit ihren Fingern fährt. »Mein Wuschel« nennt sie ihn dann und fühlt sich ihm ganz nahe. Doch nun saß ihr »Wuschel« auf dem dunkelblauen Sofa, das sie zum Einzug von Freunden geschenkt bekommen hatten, und schaute in den Fernseher, den Lena sich von ihrem ersten Gehalt geleistet hatte. Er machte keine Anstalten, sie durch seine Haare wuscheln zu lassen.

Ist das wirklich der gleiche Mann, der bis vor Kurzem die Finger nicht von ihr lassen konnte, wenn sie sich sahen? Lena macht sich Sorgen – zu Recht. Ihr Vertrauen in seine Verlässlichkeit ist in Gefahr. Sie ist enttäuscht von dieser rasanten Veränderung seines Verhaltens. Von einer leidenschaftlichen Begrüßung mit Umarmung und einem richtigen Kuss hin zu einem belanglosen »Hallo, Schatz« in gerade einmal vier Wochen – was für ein atemberaubendes Tempo!

»Der Alltag holt die beiden eben ein«, mit diesen Worten könnten Sie Pauls Verhalten jetzt erklären. Das ist richtig. Es fragt sich aber schon, ob Lena mit Pauls Verhalten glücklich und zufrieden ist. Sie ahnen es sicher: Lena ist überhaupt nicht damit einverstanden, dass der gleiche Mann, der sie noch vor vier Wochen zur Begrüßung stürmisch umarmt und geküsst hat, jetzt gebannt vor dem Fernseher sitzen bleibt und nur noch ein liebloses »Hallo, Schatz« murmelt.

Und sie hat alles Recht dieser Welt, sich ein anderes Verhalten von Paul zu wünschen. Die Frage ist doch ganz einfach: Was ist wichtiger, der Fernseher oder Lena? Pauls Antwort ist wohl, dass angesichts der Tatsache, dass sie jetzt zusammen wohnen, der Fernseher wichtiger ist. Davon ist Lena nicht begeistert. Sie ist vielmehr irritiert und enttäuscht. Und ein wenig sauer ist sie auch. Höchste Zeit, etwas zu unternehmen.

Lena sollte Pauls Verhalten nicht einfach so hinnehmen. Sie sollte für sich und ihr Bedürfnis nach einer richtigen Begrüßung einstehen. Und dafür, dass sie sich auch nach dem Zusammenziehen eine Umarmung und einen Kuss zur Begrüßung wünscht. Und möglicherweise mehr als nur wünscht. Vielleicht braucht sie Umarmung und Kuss, um dauerhaft glücklich mit Paul zu bleiben. Wenn Lena das alles braucht, dann ist es in meinen Augen nur recht und billig, dass Paul von ihren Bedürfnissen erfährt. Was sonst sollte ihn dazu bewegen, Lena wieder so zu begrüßen wie zuvor?

Lena sollte Paul meiner Meinung nach also verändern. Braucht Paul dazu einen anderen Charakter, eine Generalüberholung? Das klingt nicht sehr wahrscheinlich. Immerhin hat sein Charakter es noch vor wenigen Wochen zugelassen, dass er bei der Begrüßung zugewandt und hingebungsvoll war. Lena muss nicht Pauls Wesen ändern – sondern sein Verhalten.

Dass das sinnvoll ist, bestätigt auch eine der größten repräsentativen Paarstudien der Welt. Hierfür hat die Psychologin und Soziologin Terri Orbuch das Verhalten junger Paare in den ersten Jahren ihrer Beziehung untersucht. Das spannende Ergebnis: Wenn Partner sich ernsthaft bemühen, den anderen zu verändern, sind sie einige Jahre später mit einer größeren Wahrscheinlichkeit noch immer zusammen, als die Paare, die einander einfach so lassen, wie sie sind – und sich nicht auseinandersetzen. Ganz nach dem Motto: Ich nehme ihn so, wie er ist.

Wer es unterlässt, den Partner...

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