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Ein kleiner Ausflug in die Biologie
Was ich am Kinderkriegen so richtig faszinierend finde ist die Präzision, mit der das Entstehen und zur Erde kommen dieses kleinen Menschleins vonstatten geht. Ich glaube, nur wenige wissen wirklich um das Phänomen dieser Vorgänge. Kurz einmal wird es einem bewusst in so manch stillen Momenten, dass dieses Leben etwas Wundersames, Mystisches ist. Vielleicht an einem Frühlingstag, wenn wir Zeugen werden, wie alles scheinbar Tote um uns herum zu neuem Leben erwacht.
Da, wo man noch eine Woche zuvor einen morschen alten Baum vermutet hatte, sprießen auch in diesem Jahr wieder die saftigsten Triebe und Blüten. Er lebt also doch! Und alle Vögel sind schon da! Alle Vögel, alle! Die Tage werden länger, der Kuckuck singt sein Liedchen. Wir entdecken so manches Tierjunge und staunen, wie prächtig es gedeiht.
Das ist die Natur. Sie ist darauf ausgerichtet, alles wachsen und heil werden zu lassen, in seinem ganz eigenen perfekten Bauplan, seinem ganz eigenen Rhythmus. Fast immer gelingt dies ohne Zutun von außen.
Allzu oft scheitert es eben daran, weil der Prozess von außen gestört wurde. Meistens jedoch durch natürliche Feinde oder Umweltkatastrophen. Ein Raubtier hat angegriffen und die Eier der Amsel zerstört, oder ein Sturm hat das Nest aus den Ankern gerissen. Immer wieder kann auch etwas schief gehen, aber viel öfter ist das Resultat positiv. Selten jedoch, wenn der Mensch seine Finger ins Spiel bringt.
Ich möchte mich nun noch ein letztes Mal auf diese geistige Expedition in die Gebärmutter begeben und mich daran erinnern, dass auch diesmal alles gut werden wird.
Also, das erste positive Resultat, das wir sehen können ist ein "schwanger" auf unserem HCG-Messgerät. Egal, ob das erste Mal oder das vierte Mal oder das achte Mal, es bringt unsere Welt gehörig ins Wanken. Egal, ob erwünscht oder unerwünscht. Die Tatsache, dass da etwas in uns wächst, das ein Mensch, unser Kind, werden soll, überfordert in der Regel jede Frau. Es ist ein ganz eigenes Gefühl. Etwas, dass sich nicht wirklich beschreiben lässt. Frau muss es selbst erlebt haben. Und Männer tun gut daran, sich an diesem Geschehen zu beteiligen. Auch für sie kann es eine Bereicherung sein.
Es kann plötzlich passieren, dass sich ein riesiges Tor vor uns öffnet und uns all unsere Zweifel und Ängste offenbart. Das kann heftig sein. Ich weiß, wovon ich rede. Eigentlich hielten wir uns doch für richtig clever. Jedenfalls meinten wir, wir hätten alles gut im Griff. Denn "Kinderkriegen ist ja etwas, dass tausend Mal jeden Tag auf der ganzen Welt passiert, hey, das kann doch jeder!"
Pahh! Spätestens jetzt sind wir nicht mehr so sicher. Plötzlich fallen uns all die Gruselgeschichten der Freundinnen und Bekannten ein. Was kann nur alles passieren?
Auch eine Mutter wird nicht über Nacht geboren. Ich schätze, dass dies wohl auch der Grund für die 9 Monate "in Erwartung" ist. Ich korrigiere, eigentlich sind es 10 Monate, in Mondmonaten (28 Tage Zyklus) gerechnet. Im Grunde dauert die Schwangerschaft 38 Wochen, jedoch können wir selten den genauen Zeugungszeitpunkt zurückverfolgen. Darum gibt es eine Formel, die 40 Wochen berechnet. Was nicht bedeutet, dass an diesem Tag das Kind kommen muss. Es kann sein, doch dies trifft nur in 4% aller Fälle zu. Die meisten „zum Termin geborenen“ Kinder kommen zwischen der 37. und der 42. Schwangerschaftswoche zur Welt.
Das ist auch etwas, dass ich sehr interessant finde. Wie sich das nämlich mit der Gravidität und dem Geburtstermin berechnen lässt:
Man zählt also zum ersten Tag der letzten Regel 7 Tage hinzu und zieht davon 3 Monate ab. Um diesen berechneten Tag herum wird die Schwangerschaft zu Ende sein und das Baby zur Welt kommen.
ZYKLUS
Die meisten Frauen haben einen regelmäßigen Zyklus, das bedeutet einen stets mehr oder weniger gleichbleibenden Abstand von einer Regelblutung zur nächsten. Dies sind etwa im Durchschnitt 28 Tage. Wie beim Mond.
Der erste Zyklustag beginnt also am 1. Tag der Regel. Der Eisprung findet zumeist in der Zyklusmitte statt, also um den 14. Tag herum. Dies ist die Zeit, in der wir fruchtbar sind, also ein Kind empfangen können. Natürlich gibt es auch da Abweichungen, aber im Großen und Ganzen folgt auch dies einem sorgfältigen Plan, solange daran nichts manipuliert wird (bspw. mit künstlichen Hormonen).
Das Ei springt also in der Mitte des Zyklus aus unserem Eierstock. Mal links, mal rechts. Immer abwechselnd. Manche Frauen können das sogar spüren. Menschen-Weibchen besitzen bereits zum Zeitpunkt der Geburt eine begrenzte Anzahl davon in den so genannten Ovarien, nämlich etwa 400.000 Stück, wovon jedoch nur ein Tausendstel potenziell hochwertige Keimträger sind. Wenn wir also in die Pubertät kommen, haben wir in etwa 400-500 solcher Eizellen zur Verfügung. Jeden Monat springt eines aus dem Eierstock und wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter. Wenn die aufgebraucht sind, dann kommen wir in die Wechseljahre.
So wandert nun unser 2 cm kleines unbefruchtetes Ei, durch den Eileiter. Dies ist die Zeit, wo es aufnahmebereit ist….
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ZEUGUNG
Wenn auch die Frau aufnahmebereit ist, so wäre es jedenfalls wünschenswert, kommt es zur sexuellen Vereinigung.
Bei der Ejakulation des Mannes strömen nun rund 500 Millionen Spermien durch die Vagina in den weiblichen Körper. Im Idealfall befindet sich kein Hindernis auf dem Weg, wie eine Portiokappe oder ein Schaumzäpfchen, welches das Passieren des Spermiums durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter erschweren würde.
Gehen wir in diesem Beispiel einfach davon aus, es wurde nicht verhütet, kein Kondom, keine Spirale, keine Pille, etc.
Die Samenzellen können also ungehindert loslegen. Traurig jedoch, dass dieses neue Milieu in der Scheide so gar nicht dem gewünschten Klima eines Spermiums entspricht.
Die Vagina schützt sich vor fremden Keimen von außen mit einem Säureschutz aus Milchsäurebakterien, den so genannten Döderlein’schen Bakterien.
Die etwas schwächeren Samenzellen, auch Samenfäden oder Spermatozoen genannt, werden sofort bei Eintritt von der aggressiven Armee dieser Bakterienpolizei eliminiert. Die
Wissenschaft sagt, vier Fünftel überlebt dieses Milieu nicht. Sie sterben sofort ab.
Fast die Hälfte der Übriggebliebenen kann ihre Aufgabe ebenso nicht erfüllen, weil sie Defekte vorweist, die ein Weiterkommen unmöglich machen. Sie sind einfach nicht schnell genug und sterben ab, meist, ehe sie das Tor zur Gebärmutter erreichen. Und das ist auch gut so. Wenn es zu einer Befruchtung kommt, dann kann es nur einen Sieger geben und dieser ist der absolute Champion. Wir können sicher sein, er ist fit und munter, denn er hat einen langen zähen Weg hinter sich gebracht.
SO GEHT ES WEITER
Die gesunden Athleten preschen ungehindert weiter. Der Weg ist klar, er ist programmiert. Das Ziel ist die Eizelle. Wir haben die Mitte des Zyklus, die Eizelle wartet bereits, wie wir wissen, auf den Helden. Dies ist auch der Grund, warum das Tor, der Gebärmutterhals, oder Zervix, auch ein Stückchen offen steht, der Schleimpfropf, der ansonsten davor wacht, ist dünner und durchlässiger geworden.
SCHLEIMKONTROLLE
Wir Frauen können dies gut beobachten, wenn wir achtgeben. In der fruchtbaren Phase verändert sich die Sekretion in der Vagina. Der Schleim ist nun zäher, dicker, zieht Fäden. Zu diesem Zeitpunkt haben sich Tür und Tor für eine Schwangerschaft geöffnet. Viele nutzen dieses Phänomen in Kombination mit der Temperaturmessung als wirksame Verhütungsmethode. Die Körpertemperatur sinkt vor dem Eisprung ganz kurz einmal, um dann bis zu einem halben Grad Celsius in die Höhe zu schießen. Der beste Tag, um ein Kind zu zeugen.
DEN MUTTERMUND ERFOLGREICH PASSIERT
Unsere Zervix ist also nun durchlässig und mit 100 Schwanzschlägen pro cm nähert sich nun jeder der verbliebenen Kämpfer in Richtung Eileiter, der nun ungefähr noch 13 cm entfernt liegt. Für eine Samenzelle, die gerade ein 600stel Millimeter lang ist eine extreme Entfernung.
30 Minuten später erreichen die letzten Krieger die riesige Eizelle. Obwohl sie selbst nur wenige Zentimeter misst ist sie doch 85.000 mal größer als ein Spermium.
Nun gilt es noch, die äußerste Membran der großen Zelle zu durchdringen. Dies ist die nächste schwere Hürde. Eizelle und Spermium helfen jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits zusammen. Der Kopf des Spermiums verändert sich, die Schutzhülle bricht auf und nach vielen Anstrengungen gibt es einen Champion. Einer von 500 Millionen Spermien hat es geschafft!
ABSOLUTE PRÄZISION
Sowie die Samenzelle eingedrungen ist findet augenblicklich eine chemische Reaktion statt, die dafür sorgt, dass sich die Eizellenmembran sofort schließt. Der Schwanz des Spermiums bricht vom Kopf ab, nun liegen die Chromosomen des Mannes frei.
Er übergibt nun sein genetisches Material an die Eizelle.
Diese Vereinigung ist nicht nur mühsam, sondern auch im höchsten Grade fragil....