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Denken ohne Sprache

Phänomenologie des nicht-sprachlichen Denkens bei Mensch und Tier im Licht der Evolutionsforschung, Primatologie und Neurologie

AutorDieter Lohmar
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783319257570
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis109,99 EUR

Dieses Buch zeigt die konkrete Ausformung und die Arbeitsprozesse des nicht-sprachlichen Denkens. Es untersucht die Funktionen des szenisch-phantasmatischen Systems in seinen grundlegenden Arten und Komponenten sowie dessen konkretes Arbeiten anhand zentraler Themen. Methodische Grundlage ist die deskriptive Phänomenologie Husserls.

Als normale und entwickelte Menschen denken wir zwar für gewöhnlich im Modus der Sprache, aber das ist nicht unsere einzige Weise zu denken. Es gibt nicht nur prinzipiell, sondern auch faktisch funktionierende Alternativen: Ein System der nicht-sprachlichen Repräsentation kognitiver Inhalte im menschlichen Bewusstsein. Dieses System kann zur Darstellung und Manipulation vorgestellter Sachverhalte eingesetzt werden, sodass Folgerungen, Handlungsalternativen und die Planung der Zukunft auf der Grundlage vorangegangener Erfahrung möglich werden. Für dieses nicht-sprachliche Denken ist das szenisch-phantasmatische System zentral, das auf der Grundlage von kurzfristigen Phantasmen arbeitet, die uns wie wirklich gesehene Tatsachen, Situationen und Szenen erscheinen, obwohl sie aus der Imagination stammen.

Das nicht-sprachliche System lässt sich als ein noch funktionierendes Überbleibsel eines Systems interpretieren, das wir mit den Hominiden und vielen Tieren gemeinsam haben. Diese Hypothese, bestärkt durch viele eindrucksvolle Beispiele intelligenten Verhaltens bei Tieren, wird in einigen Aspekten bereits von der neurologischen Forschung bestätigt.

Das Buch bietet eine systematische und umfassende Behandlung des Themas, indem es die eidetische Phänomenologie des Denkens mit der empirischen und vergleichenden Psychologie, mit Neurologie, Evolutionstheorie, Primatologie und auch einigen herausfordernden Einsichten angewandter Disziplinen in eine fruchtbare Diskussion bringt. 



Dieter Lohmar is Professor for Philosophy at the University of Cologne and Director of the Husserl-Archive Cologne. His research interests are phenomenology, transcendental philosophy, empiricism, philosophy of formal sciences and anthropology. Beside numerous articles he is the author of: Phänomenologie der Mathematik (Kluwer Dordrecht 1989), Erfahrung und kategoriales Denken (Kluwer Dordrecht 1998), Edmund Husserls 'Formale und Transzendentale Logik' (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Darmstadt 2000) and Phänomenologie der schwachen Phantasie (Springer Dordrecht 2008).

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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
1: Einleitung10
2: Die prinzipielle Möglichkeit nicht-sprachlicher Repräsentations-Systeme31
2.1 Repräsentations-Systeme bei Mensch und Tier - Alternativen zur Sprache auf der Basis von Husserls Theorie der bedeutunggeb...31
2.2 Kategoriale Anschauung33
2.3 Husserls Theorie der Bedeutung41
2.4 Grundtypen nicht-sprachlicher Repräsentation46
2.5 Donald Davidsons Einwände gegen die Möglichkeit eines Denkens ohne Sprache (und des Denkens bei Tieren)52
2.6 Der Einwand aus dem faktischen Unterschied der technischen und kulturellen Leistungen von Menschen und Primaten57
2.7 Zum Verhältnis von Phänomenologie und empirischen Wissenschaften - die phänomenologischen Projekte59
3: Argumente für die reale Existenz nicht-sprachlicher Repräsentationssysteme62
3.1 Das Argument aus der Evolutionsgeschichte des Menschen63
3.2 Das Argument aus den kognitiven Leistungen hochzerebralisierter Tiere65
3.2.1 Intelligentes Verhalten bei Tieren65
3.2.2 Selbstbewusstsein70
3.2.3 Wissen um die Sozialstruktur und Hierarchie73
3.2.4 Taktische Täuschungen - Lügen76
3.2.5 Welche geistigen Werkzeuge müssen wir für diese Leistungen annehmen?82
3.3 Das Argument aus den geistigen Leistungen von sprachlosen Menschen85
4: Die konkrete Ausformung der nicht-sprachlichen Repräsentations-Systeme und ihre wichtigsten Teilsysteme. Das szenisch-phant...90
4.1 Das basale szenisch-phantasmatische Repräsentations-System beim Menschen. Der Tagtraum als alter Modus`` des Denkens91
4.1.1 Was ist das SPS und was ist es nicht? Abweisung naheliegender Missverständnisse91
4.1.2 Notwendige Themen des nicht-sprachlichen Denkens97
4.1.3 Teilsysteme und Darstellungsformen des szenisch-phantasmatischen Systems100
4.1.3.1 Visuelle Vagheit als Darstellung der Allgemeinheit und die Funktion der phantasmatischen Deviationen101
4.1.3.2 Blending - Sinnvermischung104
4.1.3.3 Zeitschrumpfung und -dehnung, Verdichtung und Entdichtung in szenischen Phantasmen106
4.1.3.4 Bedeutung tragende Phantasmen in allen Sinnesfeldern: Gesicht, Gehör, Geruch, Getast und Geschmack107
4.1.4 Gefühle im szenisch-phantasmatischen System109
4.1.4.1 Gefühl als multi-modales Teilsystem der nicht-sprachlichen Repräsentation109
4.1.4.2 Gefühle als Surrogat der Gewissheit eines Wissens110
4.1.4.3 Gefühle als Darstellung von Modalitäten113
4.1.4.4 Das Gefühl als ein Bereich der unfreien`` Darstellung in nicht-sprachlichen Repräsentationssystemen114
4.1.5 Mit Anderen Mit-Fühlen und Mit-Wollen117
4.2 Formen der nicht-sprachlichen Kommunikation, die ebenfalls in das nicht-sprachliche Repräsentationssystem einfließen (das ...123
4.2.1 Die Sprache des Blicks nach D. Stern125
4.2.2 Handlungskommunikation131
4.2.2.1 Handlungskommunikation beim Menschen131
4.2.2.2 Handlungs-Kommunikation und bedeutungstragende Handlungen bei Primaten133
4.2.2.3 Leibliche Kommunikation138
4.2.2.4 Die Verwendung von Handlungsphantasmen im szenisch-phantasmatischen System141
4.2.3 Elementare pantomimische Hand- und Fuß-Kommunikation143
4.3 Konventions-Semantik und Ähnlichkeits-Semantik146
4.4 Gibt es das szenisch-phantasmatische System auch bei Tieren? - Tagträume bei Ratten150
4.5 Warum müssen wir zum Denken von Sachverhalten phantasmatische Szenen und Folgen von Szenen vorstellen?155
5: Weitere zentrale Themen des nicht-sprachlichen Denkens159
5.1 Selbstbezug und Selbstbewusstsein in nicht-sprachlichen Modi159
5.2 Soziale Intelligenz und Absichten Anderer166
5.3 Koordinierte und kollektive Kooperation172
5.4 Verpflichtungen und moralisches Empfinden179
5.5 Kausales Schließen im szenisch-phantasmatischen System185
6: Leistungsvergleich von szenisch-phantasmatischem und sprachlichem Denken188
6.1 Gesichtspunkte des Vergleichs: Umfang, Leistungstiefe und Fundierungsverhältnis188
6.2 Vergleich der Leistungsfähigkeit nicht-sprachlicher und sprachlicher Denksysteme192
6.2.1 Gegenstände, über die wir im szenisch-phantasmatischen System nicht gut nachdenken können (Allgemeinvorstellungen, Gerec...192
6.2.2 Die Stärken des szenisch-phantasmatischen Systems: komplexe Konstellationen und soziale Interaktionen195
6.2.3 Entscheidungen in komplexen Situationen196
6.2.4 Die Geschwindigkeit des Denkens im szenisch-phantasmatischen System200
6.2.5 Logische Operatoren und die Geschwindigkeit einfacher Entscheidungen im szenisch-phantasmatischen System201
6.2.6 Das nicht-symbolische, vorprädikative System der Modifikation unserer Typen204
6.2.7 Reflexion, Metakognition und false belief207
6.2.8 Über Erkennen ohne Begriffe sowie das denkende Erkennen mit und ohne Sprache211
6.3 Weitere Hinweise auf die Fundierung des sprachlichen Systems im szenisch-phantasmatischen System des Denkens215
6.3.1 Über die Bewegung vom Allgemeinen zum Einzelnen in der Sprache und im szenisch-phantasmatischen System. Der scheinbare G...215
6.3.2 Die Abhängigkeit der Sprache vom szenisch-phantasmatischen System. Über Eigennamen und eindeutige Kennzeichnungen218
7: Probleme im szenisch-phantasmatischen System und Konflikte des szenisch-phantasmatischen mit dem sprachlichen System224
7.1 Das Rätsel der neurotischen Verschiebung (Negation, Inversion, Übertragung usw.)225
7.2 Täuschende Überlagerung in Evidenz darstellenden Gefühlen232
7.3 Antagonismus und Überlagerung zwischen dem szenisch-phantasmatischen System und der Erinnerung235
7.4 Erinnerung im nicht-sprachlichen Modus der veränderlichen Typen und die Rolle von traumatischen Erfahrungen239
8: Analogische Repräsentationssysteme in therapeutischen, theoretischen und technischen Feldern248
8.1 Analogische Semantik bei Methoden der Familienaufstellung in systemischen Ansätzen: Worüber wir nicht sprechen können, dar...248
8.2 Analogische Methoden in der Wiederherstellung von Kommunikation: Augmentative and Alternative Communication (AAC)253
8.3 Analogisches Denken in der Mathematik257
8.4 Analoge Semantik im technisch-funktionalen Denken268
9: Ein autobiographisches Beispiel für das Denken in Bildern``270
9.1 Probleme beim Denken in Bildern: Allgemeinvorstellungen272
9.2 Sachverhalt, Schlussfolgerung und Entscheidung276
9.3 Abstrakte Vorstellungen und Gefühle278
9.4 Tier-Denken und Tier-Verstehen282
10: Zu José Luis Bermúdez´ Thinking without words284
Literatur296
Filme304

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