272. Kapitel
Elemente eines guten Businessplans
„Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“
Mark Twain, US-Schriftsteller
2.1 Übersicht über einen Businessplan
Im Wirtschaftsleben hat sich eine typische Strukturierung von Businessplänen etabliert, von der im Regelfall nicht abgewichen wird. Der Hauptgrund ist darin zu sehen, dass ein Businessplan dem Leser einen schnellen Überblick über die wichtigsten Eckdaten des Unternehmens bzw. des Gründungsvorhabens vermitteln soll – der Leser aber in der Regel über wenig Zeit verfügt, den Businessplan zu studieren. Eine möglichst einheitliche Strukturierung des Businessplans soll den Leser in die Lage versetzen, sich schnell im Dokument zurechtzufinden. Insbesondere für Leser, die eine hohe Anzahl Businesspläne lesen (müssen), ist es besonders hilfreich, wenn die Dokumente eine einheitliche Struktur aufweisen. Abbildung 4 zeigt auf, wie Businesspläne in der Regel strukturiert sind und welche Kernfragen ein Businessplan beantworten muss.
Was ist der Kern des Unternehmens?
Nach der Lektüre des Businessplans muss dem Leser klar sein, worin Ihre Produktidee besteht. Dabei geht es weniger um die technischen Zusammenhänge („Wie funktioniert das Produkt?“), sondern um eine Beschreibung des vom Kunden wahrgenommenen Nutzens. Obwohl sich manche Produktideen sehr einfach beschreiben lassen (z.B. die Idee einer Sofortbildkamera oder einer Wäscheklammer), werden diese Anforderungen an einen Businessplan nicht immer erfüllt.
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Abbildung 4: Grundstruktur eines Businessplans
Wie ist das Unternehmen positioniert?
Jeder Businessplan muss auch darüber Auskunft geben, wie Ihr Unter nehmen positioniert ist bzw. nach Gründung positioniert sein wird. Welche Kundengruppen wollen Sie ansprechen, wie wollen Sie von den Kunden wahrgenommen werden und mit welchen Konkurrenzprodukten bzw. Wettbewerbern müssen Sie rechnen?
Wie wird die Realisierung umgesetzt?
Von der Produktidee bis zur Etablierung eines laufenden Geschäftsbetriebs ist es oft ein langer Weg. Der Geschäftsplan muss daher aufzeigen, inwieweit die an der Gründung beteiligten Personen in der Lage sind, diesen Weg erfolgreich zu meistern. Darüber hinaus muss auch dargelegt werden, in welchen Schritten die Unternehmensentwicklung ablaufen soll und in welchem Zeitrahmen dies zu schaffen ist.
29Abbildung 5 enthält eine erste Übersicht über die typischen Elemente eines Businessplans, die die oben genannten Fragen aufgreifen und beantworten.
Zu Beginn steht dabei – etwas außerhalb der Gesamtstruktur – eine Zusammenfassung oder Executive Summary, die die für den Adressaten wichtigsten Informationen auf maximal zwei Seiten enthält. Das erste richtige Kapitel des Businessplans „Produkt/Service“ beschreibt dann einfach und verständlich Ihre Produktidee und den Mehrwert, den Ihr Angebot potenziellen Kunden liefert. „Markt und Wettbewerb“ analysiert anschließend die Wettbewerbssituation, in der sich Ihr Unternehmen befindet bzw. nach Markteintritt befinden wird. Darauf baut der vierte Punkt „Marketing und Vertrieb“ auf, in dem beschrieben wird, welche Zielgruppen Sie ansprechen wollen und wie Ihr Produkt letztendlich vertrieben werden soll. Erst im fünften Punkt „Businessmodell, -system und struktur“ vermitteln Sie ausführlich, wie mit Ihrem Unternehmen Gewinne erwirtschaftet werden, ob beispielsweise Verkaufserlöse oder nach dem Verkauf anfallende Servicegebühren Einnahmen generieren.
Abbildung 5: Grundlegende Elemente eines Businessplans
30Der sechste Abschnitt widmet sich schließlich den Hauptpersonen der Unternehmensgründung und stellt die Qualifikationen der Gründer (und, falls vorhanden, auch die von Schlüsselangestellten) dar. Die letzten beiden Punkte des Businessplans enthalten die zeitliche Planung der Unternehmensentwicklung („Road Map“) sowie eine Diskussion potenzieller Chancen und Risiken, die es dem Leser ermöglichen, die Bandbreite der positiven sowie negativen Abweichungen von Ihrer ursprünglichen Planung einschätzen zu können.
Der Businessplan wird dann durch die Finanzplanung (Gewinn- und Verlustrechnung – kurz GuV – sowie Liquiditätsrechnung und unter Umständen Planbilanzen) abgeschlossen. Soweit notwendig, können Sie Ihrem Businessplan Anlagen beifügen, auf die Sie im Text verweisen. Sollten Sie beispielsweise bereits über ein → Patent verfügen, bietet es sich an, die Patentschrift in den Anhang zu Ihrem Businessplan aufzunehmen.
Patent
- Ein Patent ist ein zeitlich befristetes Recht, das Ihnen erlaubt, andere von der Nutzung Ihrer Erfindung auszuschließen.
- Patente werden auf technische Erfindungen erteilt, wenn sie neu und nicht offensichtlich sind.
- Um ein Patent zu erhalten, müssen Sie beim zuständigen Patentamt einen Antrag stellen, in dem Sie Ihre Erfindung offenlegen.
- Auch wenn Sie im Zuge der Prüfung des Patentantrags kein Patent erhalten, wird Ihre Erfindung veröffentlicht.
- Beispiele für bekannte Patente: der Colt (klassisches Schießeisen im Wilden Westen; erfunden von Samuel Colt), die „Colaflasche“ (charakteristische Flaschenform der Coca-Cola Company).
Wenn Sie für Ihr Gründungsvorhaben einen Businessplan erstellen, halten Sie sich an die erläuterte Struktur. Ein Abweichen von der typischen Struktur eines Businessplans wird schnell als unprofessionell eingestuft.
Der Leser wird sich fragen, warum Ihr Businessplan nicht die übliche Struktur aufweist, und Ihnen unter Umständen unterstellen, dass Sie nicht das notwendige Maß an Sorgfalt in die Erstellung des Dokuments gesteckt haben. Dies mindert nicht nur Ihr Ansehen beim Geschäftspartner, sondern – was in der Regel maßgeblich sein 31dürfte – auch Ihre Erfolgsaussichten zur Einwerbung von Fremdkapital oder die Aussichten, neue Geschäftsbeziehungen (etwa mit einem wichtigen Neukunden oder einem Lieferanten, der Ihnen Zahlung auf Ziel einräumen soll) zu knüpfen. Vergessen Sie nicht, dass ein Businessplan auch immer eine Visitenkarte für Sie und Ihr Unternehmen ist.
Die folgenden Kapitel stellen die wesentlichen Elemente und Gliederungspunkte eines Businessplans vor. Zusätzlich werden wertvolle Tipps gegeben, welche Informationen darin enthalten sein sollen und wie sie am besten dargestellt werden.
2.2 Executive Summary – das Wesentliche auf wenigen Seiten!
Am Anfang eines Businessplans steht eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Aspekte Ihrer Geschäftsidee und des Realisierungsplans, die sog → Executive Summary. Diese maximal zweiseitige Zusammenfassung dient dazu, das Interesse des Lesers zu wecken und ihn zum Weiterlesen zu animieren. Sie gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten Aspekte des folgenden Businessplans. Die Executive Summary ist dem Businessplan vorangestellt – oft kommt sie bereits vor dem Inhaltsverzeichnis.
Executive Summary
Sie sollten besonderes Augenmerk auf die Formulierung der Executive Summary legen. In der Regel entscheidet die Lektüre der Executive Summary darüber, ob Ihr Businessplan überhaupt einer genaueren Betrachtung unterzogen oder ob Ihr Vorhaben ohne Prüfung des Businessplans aussortiert wird. Die Executive Summary sollte daher
- die wesentlichen Informationen aus jedem Kapitel des folgenden Businessplans enthalten,
- sprachlich klar und einfach formuliert sein,
- kein Werbetext für Ihr Vorhaben sein, sondern eine neutrale Darstellung der wesentlichen Informationen beinhalten,
- auch uninformierten Lesern ein unmittelbares Verständnis dafür geben, was der Kern Ihres Projekts ist,
- Angaben dazu machen, warum Sie sich an den Adressaten wenden.
32Abbildung 6 gibt einen Überblick über die wesentlichen Ziele und Inhalte der Executive Summary. Bedenken Sie beim Verfassen, dass oft bereits die Executive Summary darüber entscheidet, ob ein potenzieller Kapitalgeber Ihren Businessplan gleich aussortiert oder mit gesteigertem Interesse weiterliest. Widmen Sie daher beim Verfassen eines Businessplans der Executive Summary besondere Aufmerksamkeit. Die Executive Summary ist in der Regel der kürzeste Teil eines Businessplans. Gleichzeitig lehrt die Erfahrung jedoch, dass dies auch derjenige Teil ist, der für die Gründer eine der größten Herausforderungen darstellt. Auf maximal zwei Seiten müssen alle wichtigen Informationen bzgl. der Unternehmensgründung aufgegriffen werden. Als Daumenregel gilt hierbei, dass Informationen aus allen einzelnen Kapiteln des folgenden Dokuments aufgegriffen werden sollten.
Es ist offensichtlich, dass dies ein hohes Maß an Informationsreduktion notwendig macht. Die Auswahl, welche Informationen letztendlich in die Zusammenfassung aufgenommen werden sollen, kann nur im Einzelfall getroffen werden. Eine Grundregel dafür gibt es nicht. Auf jeden Fall muss aber sichergestellt werden, dass der Leser genügend Informationen über die Produktidee und den Kundennutzen, die Gründungspersonen und die geplante Realisierungsdauer...