SICHERHEIT GEHT VOR – VORAUSSCHAUEND VORBEREITEN UND ARBEITEN
Die eigene Sicherheit und natürlich die des Pferdes sollten beim Verladen an erster Stelle stehen. Pferde als Tiere ohne besondere Waffen zur Verteidigung wie Hörner, Stoßzähne, Gift oder Ähnliches sind darauf angewiesen, in potenziell gefährlichen Situation ihr Überleben durch Flucht zu gewährleisten. Ist diese Option nicht verfügbar, kann es trotzdem in den Verteidigungsmodus wechseln. Beide Zustände können heftige und unerwartete Reaktionen beim Pferd hervorrufen, weshalb der umsichtige und vorausschauende Pferdebesitzer das Trainingsareal im eigenen Interesse so sicher wie möglich gestaltet. Im besten Fall überprüfen mehrere pferdeerfahrene Menschen die gesamte Situation und untersuchen beziehungsweise entfernen mögliche Gefahrenquellen.
Prüfen Sie wie ein Profi vorab die Standfestigkeit des Hängers und ob der Untergrund ein flaches Liegen der Verladeklappe erlaubt. Wenn die Klappe auf einer Seite leicht hochsteht, kann sie zurückspringen sobald das Pferd den Huf herunternimmt. Dadurch kann es sich zusätzlich erschrecken, wodurch der Adrenalinspiegel weiter ansteigt.
Erfolgreiches Verladen hängt nicht unwesentlich davon ab, welches Gefühl wir dem Pferd beim Training vermitteln. Aus diesem Grund trage ich zum Verladen immer Handschuhe. Ich möchte nicht darauf angewiesen sein, fröhlich und zuversichtlich, voll ruhiger und liebevoller Konsequenz weiter zu trainieren, wenn mir ein nervöses Pferd gerade durch eine Fluchtreaktion vor dem Hänger den Führstrick durch die Hand gezogen hat. Das kann sehr schmerzhaft sein und den Körper durch die Ausschüttung von Stresshormonen längerfristig beeinflussen. Sorgen Sie daher aktiv für Ihren gemeinsamen Erfolg, indem Sie bestmögliche Voraussetzungen für eine sichere Lernumgebung für Sie beide schaffen.
Erfolg durch eine sichere Lernumgebung
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Untergründe sind bereits ausführlich beschrieben worden. Wählen Sie also im Optimalfall einen weichen Sandboden, gerade so griffig, dass Auto und Hänger noch gut darauf zu fahren sind. Ihr Pferd muss unter Umstände 30 Mal und öfter auf den Anhänger und wieder herunter, weshalb ein etwas weicherer Boden auch für die Gelenke schonender ist.
Rüsten Sie sich richtig aus
Auch wenn es sehr selten vorkommt, dass normal sozialisierte Pferde einem auf den Fuß treten, sollten Sie unbedingt festes Schuhwerk tragen und vorher sicherstellen, dass Sie mit den Schuhen auch Haftung im Hänger und auf der Rampe haben. Gerade wenn man auf Sand verlädt, kann ein glatter Hängerboden oder eine Verladerampe, auf der das Profil abgelaufen ist, zu unerwünschten Rutschpartien führen.
Bei Pferden, die so nervös und ängstlich sind, dass sie sich ständig nach hinten umschauen müssen, um die Situation zu kontrollieren, ohne dabei Rücksicht auf den Menschen zu nehmen, kann es außerdem Sinn machen, einen Reithelm zu tragen, um sich vor Kopfverletzungen zu schützen.
Handschuhe, die Ihnen gefühlvolles Arbeiten und trotzdem größtmöglichen Schutz vor Verletzungen bieten, sind bei jeglicher Führarbeit und dem Trainieren am Hänger unbedingt zu tragen.
Die richtige Ausrüstung für Ihr Pferd
Für sachgerechtes Verladen ist auch die Ausrüstung des Pferdes maßgeblich. Wenn ich mein Pferd gut geschützt und vorbereitet weiß, agiere ich professioneller und souveräner. Schon alt ist die Geschichte des Geschäfts mit dem Verkauf von Verladebandagen, - gamaschen und Kopfprotektoren für Pferde für den Transport auf Schiffen, in Zügen, Flugzeugen, Autos und LKW
DIE VERWENDUNG EINES TRAININGSHALFTERS
Ein Trainingshalfter kann für einen effizienten Verladeerfolg hilfreich sein. Oft verwende ich das von Monty Roberts konzipierte Dually-Halfter. Es ist sehr stabil und hält auch stärkerer Beanspruchung stand, wenn Pferde plötzlich rückwärtsrasen und hohe Druckspitzen entstehen. Zudem nimmt es den Druck, der in solchen Situationen im Genick an der Hinterhauptschuppe ankommt, partiell weg und verteilt ihn zusätzlich auf dem breiten Nasenknochen kurz unter den Jochbeinen. Die Schulungsbänder sind so konzipiert, dass sie sofort nachgeben, wenn das Pferd nach vorn oder je nachdem wie gewünscht nach hinten oder seitwärts weicht. Zudem sitzt es fest am Kopf, gleich einer Trense, und rutscht daher auch bei Einwirkung aus seitlicher Position nicht ins Auge. Wie jeder Ausbildungsgegenstand bedarf auch dieser sorgfältiger Handhabung und Schulung. Wer bereits mit sehr gutem Timing trainiert, kann mit diesem Halfter schnelle und gute Ergebnisse beim Verladen erzielen. Ein gut sitzendes, solides und nicht zu lose verschnalltes Stallhalfter erfüllt aber natürlich ebenfalls seinen Zweck.
(Foto: Holger Schupp)
Mittels der richtigen Körpersprache und angewandter Lerntheorie lassen sich Pferde auch am Boden „anbinden“.
Von Halftern aus dem Discounter, die bei Belastung leicht kaputtgehen können, ist ebenso abzuraten wie von der Verwendung eines Knotenhalfters. Auch wenn man heftige Pferde gut mit diesen Halftern unter Kontrolle bringen kann, sind sie aufgrund ihrer geringen Auflagefläche am Pferdekopf – vor allem, wenn sie in Verbindung mit einem schweren Karabiner gebraucht werden – sehr scharf und können schmerzhaft in die empfindliche Gesichtshaut des Pferdes einschneiden und dabei sogar den feinen Gesichtsnerven schaden. Im Genickbereich, auch unter dem Ansatz des Nackenbandes zwischen Hinterhauptschuppe und erstem Halswirbel befinden sich Schleimbeutel, die durch die geringe Auflagefläche des Knotenhalfters gequetscht werden können. Viele, vor allem höher im Blut stehende Pferde, würden die dadurch antrainierte Schmerzerfahrung mit dem Hänger assoziieren und damit wäre für das weitere Training wenig gewonnen. Darüber hinaus kann ein mit Knotenhalfter verladenes Pferd nicht im Hänger angebunden werden, da sich das Pferd in Kurven, beim Steigen oder Hinfallen schwere Kopf- und andere Verletzungen zuziehen kann. In der Schweiz ist die Nutzung während der Fahrt deshalb aus gutem Grund gesetzlich verboten.
(Foto: Holger Schupp)
Das Dually-Halfter bietet optimale Druckverteilung und festen Sitz.
Während des Trainings verwende ich außerdem immer eine Longe aus weichem, aber stabilem Material mit einem soliden Karabiner, der ebenfalls zur Not Druck aushalten sollte, ohne einfach zu brechen. Im Gegensatz zum einfachen Führstrick erlaubt sie mir auch ein Pferd, das steigt und/oder rückwärts weicht, in meiner Kontrolle zu behalten. Eine Führkette auf oder unter der Pferdenase entlangzuführen, halte ich für wenig ratsam. Die Wirkung der Kettenglieder auf der empfindlichen Gesichtshaut und -knochen ist hart und unnachgiebig. Eine Lernerfahrung mit positivem Ausgang wird daraus wohl in den wenigsten Fällen entstehen.
ZUM SCHUTZ DER PFERDEBEINE
Die Beine des Pferdes mit Gamaschen oder Bandagen zu schützen, bewahrt es einerseits vor Verletzungen und andererseits vor der Assoziation des Anhängers mit realem Schmerz, wenn etwas passiert sein sollte. Ich empfehle zusätzlich die Verwendung von Sprungglocken, um die empfindlichen Fesseln zu schützen. Wichtig ist, dass das Pferd die Gegenstände bereits kennt und nicht erst ein paar Minuten vor dem eigentlichen Training daran gewöhnt wird.
Wenn man ein Pferd ohne Beinschutz trainiert, kann es sein, dass man schon aufgrund einer leichten Verletzung das Training beenden muss und dies unter Umständen zu einem sehr ungeeigneten Zeitpunkt, nämlich dann, wenn das Pferd eine heftige Abwehrreaktion zeigte und sich dabei verletzte. Das Aussetzen des weiteren Trainings und die anschließende Fürsorge, die dem Pferd nun zuteil wird, könnte als Belohnung angesehen werden. Dies könnte die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses oder eines ähnlichen Verhaltens zukünftig begünstigen.
(Foto: Holger Schupp)
Ein Kopfschutz für Pferde, die den Kopf hochreißen und sich den Kopf stoßen.
DEN PFERDEKOPF SCHÜTZEN
Für Pferde, die zurückscheuen und dabei den Kopf hochreißen und Gefahr laufen, sich am Hängerdach den Kopf beziehungsweise das Genick zu stoßen, gibt es Abhilfe. Zum einen kann man einen Lederkopfschutz anlegen oder man behilft sich mit einer dünnen Bandage, die man auf Höhe des Genicks um das Halfter wickelt, um in einem solchen Fall eine gewisse Stoßdämpfung zu erreichen.
EINDECKEN? DIE BESTE ENTSCHEIDUNG FÜR IHR PFERD
Auch in diesem Punkt ist jedes Pferd individuell zu betrachten, um die beste Entscheidung für einen angenehmen Transport zu treffen. Gibt es im Hänger bei geöffnetem Fenster, das unabdingbar wichtig für den kontinuierlichen Luftaustausch ist, Luftverwirbelungen, die nur einzelne Körperpartien treffen und ist das Pferd eher fein vom Fell oder ist das Wetter generell kühl und nass, sollte man es, um Muskelverspannungen und/oder Erkältungskrankheiten vorzubeugen, eher eindecken. Gewöhnen Sie es besser bereits vorab daran, eine Decke zu tragen und schauen Sie auch, ob es sich damit wohlfühlt oder...