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Kreativ schreiben - von der Idee zum Text

Wirkungsvoll formulieren für Schule, Studium, Beruf, Literatur, Selbsterfahrung

AutorGerda Pogoda
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2000
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783864158612
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Schreiben ist mehr als die bloße Formulierung eines Sachverhaltes. Was man schwarz auf weiß hat, das weiß jeder, besitzt eine enorme Aussagekraft, entscheidet oft über Anerkennung oder Ablehnung. Darum ist es wichtig beim Schreiben die richtige Formulierung zu finden. Wirkungsvoll zu formulieren und schreiben läßt sich trainieren. Gerda Pogoda bietet in ihrem Ratgeber 'Kreativ schreiben / Wirkungsvoll formulieren für Schule, Studium, Beruf, Literatur, Selbsterfahrung' eine Fülle von verschiedenen Techniken für alle, die sich beruflich oder privat mit dem Schreiben beschäftigen. Anhand von Fallbeispielen erörtert sie die Grundvoraussetzung des Schreibens und ergänzt dies mit anregenden Spiel-ideen, die Lust machen, selbst etwas zu Papier zu bringen, allein oder in der Gruppe. Kreatives Schreiben wird nicht länger nur als Hobby betrachtet, sondern wird vermehrt auch als Wahlfach an Schulen und Universitäten angeboten.

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Leseprobe

3. Rituale rund ums Schreiben

Was ist das denn, Ritual?

Mit Kreativem Schreiben und anderen kreativen Techniken heben wir innere Trennungen auf, lösen uns ein Stück von „ExpertenMeinungen“ und „GutachterKommissionen“ zugunsten eigener Autorität und Selbstständigkeit. Wir vertrauen unseren eigenen Bildern und stärken unsere VorstellungsKraft. Um solche Vorgänge einmalig oder langfristig in Schwung zu bringen, können wir uns einfacher Rituale als kreativer Hilfstechnik bedienen (24).

Es gibt einen öffentlich zugelassenen und sogar bereitgestellten Raum für rituelle Handlungen. Das sind monotheistische Religionen; erlaubte Suchtmittel aller Art – von Tabak und Alkohol über StarKult in Sport und Politik bis Medizin und Moden: ein ritueller Mainstream. Kreative Techniken jedoch führen (zumindest punktuell und zeitweise) vom rituellen Mainstream weg, um über Visionen und Übungen auf das Eigene zu kommen und von da aus mit veränderten oder neuen Ansätzen (oder auch mit bewusster Stärkung des Bestehenden) wieder gemeinschaftlich tätig zu sein.

Ein Ritual in diesem Sinne stellt einen selbstständig geschaffenen Ort dar, einen Rahmen, in dem VorstellungsKraft wirken kann. Dabei müssen Rituale nicht in ferne Zeiten zurückgehen. Die Weisheit unseres paartausendjährigen Heute ist angemessen, um daraus Rituale zu gestalten.

Kleine Rituale lassen sich für zu Hause, draußen, auf der Reise, für die Schule, fürs Büro, die Fabrik oder den Gruppenraum, für die Ausführung allein oder zusammen mit anderen, gestalten. Sie können für diesen Zweck jeden Zeittraum einnehmen von einigen Augenblicken bis zu einer Stunde.

Die besten Rituale sind die selbst geschaffenen und darum maßgeschneiderten. Mit den Tipps in diesem Abschnitt lässt sich auf den Weg kommen, aber dann heißt es: alleine weitermachen!

Eine gute Fundgrube für den Bereich einer der zwei großen RitualWurzeln (die andere ist die Spiritualität) ist das Buch von Jeanne Achterberg Rituale der Heilung (25). Daraus lässt sich auch „fürs Tägliche“ viel ableiten.

Rituale zum Anfangen

Ent-Eilungen

Um zu etwas Anderem zu kommen, muss die Hetze von einem Handgriff, Termin oder Job zum Anderen unterbrochen werden. Mit kleinen Ritualen gebe ich meinem inneren Selbst bekannt, dass Anhalten im täglichen Dauerlauf angesagt und richtig ist.

Alle Vorschläge sind nur umrissen und lassen Platz zur eigenen Ausgestaltung (26).

Gedankliche Vorstellung (Ruhe finden)

Ich stelle mir ein inneres KommunikationsZentrum vor. Durch meinen Atem wird der Betrieb aufrechterhalten. Ich schicke eine gedankliche Bitte um Ruhe an mein Kommunikations-Zentrum. Die Umrisse von laufenden Handlungen sollen undeutlicher, die Farben von Bedeutungen schwächer werden. Nun soll ein schöner Ort entstehen, an dem mein Schreiben stattfinden kann. Immer, wenn ich auf diese Weise bitte, werde ich von laufenden Aktionen entlastet und finde Ruhe zum Schreiben.

Gedankliche Vorstellung (Kreisgedanken unterbrechen)

Mein InnenKopf ist ein großer, heller Raum mit TerrassenTüren vorn und zu beiden Seiten in einer angenehmen Landschaft. Ich sitze in diesem Raum, um zu schreiben. Den Strom meiner Gedanken halte ich an und bitte meine Gedanken, für eine Weile draußen zu bleiben, weil ich eine Pause von ihnen brauche. Die meisten Gedanken akzeptieren diesen Wunsch und halten sich außen in der Landschaft auf. Sie wissen, dass sie in einiger Zeit hereinkommen können, um ihr Anliegen vorzubringen, damit ich es bearbeiten kann. Einige Gedanken jedoch kommen ungeduldig immer wieder zur rechten Tür herein. Ich stehe jedes Mal auf, um sie freundlich, aber bestimmt zur linken Tür zu geleiten. Schließlich glauben sie mir, dass sie nicht vergessen werden, und bleiben bei den anderen Gedanken draußen.

Ich schreibe jetzt.

HerzRhythmus / Atmen / Dehnen / Gähnen (MiniFitnessProgramm. Entweder offen und deutlich oder unauffällig. Im Stehen oder Sitzen.)

Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf meine beiden starken LebensRhythmen Atem und Herzschlag. Ich genieße die Zuverlässigkeit und Kraft, mit der diese Rhythmen mich tragen, und versichere mich so meiner selbst. Jetzt recke und strecke ich Beine, Becken, ziehe beim tiefen Ausatmen den Bauch ein und wölbe ihn beim kräftigen Einatmen. Durch Schulterrollen, Strecken, Dehnen und Handflächen-Verdrehen der Arme und langsame Kopfbewegungen in Form eines Zeitlupen-Nickens provoziere ich ausführliches Gähnen.

Danach schüttele ich mich kräftig durch, setze mich bequem hin und schreibe.

Klänge und Musik, aktiv oder passiv (zum Eigenen kommen)

Musik ist zur Hinführung auf das Eigene sehr geeignet. Keine SynthesizerWolken und kein technoides Bumbum – das ist eine andere Baustelle. Lautenmusik, Clara Schumann, Mozart, indische Flöten, keltische Harfen sind ErfahrungsHits. Einige Minuten davon, um den äußeren Lärm abzuschalten, vom fremden Tempo auf den eigenen Rhythmus zu kommen und die innere Bereitschaft zum Schreiben aufzubauen.

Auch eigene Instrumente lassen sich zur EntEilung nutzen. Nichts geht über zehn Minuten Trommeln vor dem Schreiben (heißt auf Neudeutsch „Erdung“).

Kinder oder andere Leute im Haus wissen auch, aha, jetzt kommt die Zeit, wo nicht gestört werden kann. Da Kinder sowieso noch weitgehend durch-ritualisierte Leute sind, haben sie für so was viel Verständnis.

Auch Tiere kennen sich aus. Ich mache einen leichten Schlag an meine Klangschale, dann wissen meine Katzen, jetzt werde ich ins andere Zimmer gehen, mich dort hinsetzen (auch eine Zeit lang sitzen bleiben, was sie großartig finden) und schreiben – sie sind schon vor mir da und drapieren sich um meinen Arbeitsplatz herum.

Ein Freund von mir hat eine kleine Schnur mit NussSchalen und zwei getrockneten Kastanien in der Tasche. Die schüttelt er immer etwas auf dem Weg zum Konferenzraum (Chef-Etage einer großen Firma), weshalb er heimlich „der Schamane“ heißt.

Übungen zur Balance und Sicherheit

Ein Teil der täglichen Raserei wird auf der Suche nach Balance und Sicherheit absolviert. Beides wäre durch EntEilung eher zu bekommen. Ohne eine gewisse Balance und Sicherheit steht das eigene Schreiben aber auf tönernen Füßen.

Alle gängigen Übungen zur Balance und Sicherheit sind geeignet.

Balance in diesem Sinne bedeutet, zwischen allen täglichen Aufgaben, Möglichkeiten und Hindernissen einen angemessenen Weg zu finden, nicht abzustürzen.

Sicherheit heißt, einen Halt zu haben. Wir können uns unsere Verbindung zur Welt vergegenwärtigen, und erfahren dadurch, nicht halt-los zu sein. Zwei Übungen aus dem Yoga-Programm, die sich auch verbinden lassen:

Der Baum

Ich stehe fest auf beiden Füßen. Meine Füße sind solide und zuverlässig und halten meine Verbindung zum Boden.

Nun strecke ich langsam beide Arme zu den Seiten aus. Ziehe dann langsam einen Fuß von der Ferse aus hoch, komme so auf die Zehenspitzen, drehe dieses Bein mit dem Knie nach außen, Ferse an das Standbein gelehnt.

Jetzt versuche ich, das Bewegungsbein hoch zu ziehen. Das Knie des Bewegungsbeines zeigt dabei weiter zur Seite.

Während dessen hält das Standbein gut die Verbindung zum Boden. Die Arme bleiben zur Seite ausgestreckt.

Nun probiere ich weiter mit dem Bewegungsbein. Wie hoch geht der Fuß am Standbein entlang nach oben.

Zunächst gar nicht, ohne umzukippen? Gut. Dann bleibe ich so stehen mit dem Gewicht auf dem Standbein, das andere Bein auf den Zehenspitzen, mit der Ferse an das Standbein gelehnt, Knie zur Seite hinaus gedreht, Arme ausgestreckt, und fahre mit der Übung fort.

Oder doch. Mit der ganzen Fußsohle gegen die Wade des Standbeins. Nach einigen Tagen vielleicht mit dem Fuß bis zum seitlichen Knie des Standbeins.

Nach einigen Wochen kann ich das Bein vielleicht quer vor den Oberschenkel des Standbeins und den unteren Körper geben – die Übung ist aber in jeder Position richtig.

Wenn ich meine Balanceposition gefunden habe, führe ich die Arme vor die Brust und lege die Hände zusammen.

Dann lasse ich den Baum wachsen, indem ich die zusammengelegten Hände langsam nach oben führe, bis über den Kopf.

Der Kopf bleibt gerade auf der Wirbelsäule.

Die Schulterblätter werden etwas nach hinten gedrückt, damit die Arme nicht vor, sondern über meinem Kopf sind.

In dieser Position so lange bleiben, wie es angenehm ist.

Dann die Stellung langsam auflösen und das Bein wechseln.

Die Übung anschließend mit dem anderen Bein als Standbein wiederholen.

Sicherheit

Ich wähle eine bequeme Position in der Baum-Stellung.

Dann blicke ich auf einen Punkt im Raum oder außerhalb. Besonders gut geeignet ist dieser Blick auf einen Baum, den ich bei den ÜbungsWiederholungen so im Jahresverlauf kennen...

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