1 Finden Sie Ihre individuelle Yoga-Praxis
Dieses Buch führt Sie systematisch zum Medical-Yoga hin und zeigt Ihnen, wie Sie Yoga-Philosophie, Asanas und Atemübungen mit den anatomischen Prinzipien der Spiraldynamik® verbinden. Machen Sie Ihre Yoga-Praxis sicherer und erfüllender!
Yoga ist ein Weg zu sich selbst und er ist ein Begleiter in diesem Prozess. Jahrtausendelang erprobt, bietet der praktische Übungsweg des Yoga einen Leitfaden, sich von Belastendem zu lösen und zu erfahren, was uns auf den unterschiedlichen Ebenen stärkt und lichtvoll werden lässt. Zu allen Zeiten sollten die Techniken des Yoga die Menschen für den Alltag stärken. Mithilfe von Körperhaltungen (Asanas) werden schwache Muskeln gekräftigt, verspannte Strukturen gelöst und die unterschiedlichen Funktionen des Fasziennetzwerks verbessert: Der Körper wird belastbarer und anpassungsfähiger. Durch die verbesserte Haltung und gezielte Atemübungen (Pranayama) vertieft sich der Atem. Die Atemqualität und der Stoffwechsel werden verbessert. Mentale Übungen entschleunigen die Gedanken und schenken Klarheit und Entspannung. Der gewaltfreie und hinterfragende Umgang mit dem Körper, dem Atem und der Gedankenwelt verhilft den meisten Yogis zu neuen Verhaltensweisen im Alltag, zu sozialer Kompetenz und einer neuen Lebensphilosophie.
1.1 Körperbewusstsein und Achtsamkeit
Eine achtsame und sachkundige Yogasana-Praxis gemäß den Beschreibungen und Ausrichtungskriterien im Medical-Yoga schärft Ihren inneren Blick. Sie lernen Ihren Körper und Ihre Haltung differenzierter kennen. Die organische Ausrichtung schult die individuelle Betrachtung der Vorgänge im Körper: Sie nehmen ihn wahr, wie er ist. Das yogische Körperbewusstsein geht über den »physischen Körper« hinaus: Es schließt die Betrachtung des emotionalen und mentalen Körpers mit ein. Das physische Körperbewusstsein beleuchtet beispielsweise Spannung oder auch fehlende Spannung der Muskulatur. Eine Betrachtung aus emotionaler Sicht deckt Schmerz oder Überbelastung auf. Die mentale Ebene hinterfragt die Grenzen der Handlungsfähigkeit. Die präzisen Ausrichtungskriterien und anatomischen Details im Medical-Yoga schulen eine tiefere Wahrnehmung. In Verbindung mit einem feinfühligen Körperbewusstsein gelingt es Ihnen dadurch immer besser, Ihr Potenzial zu erkennen und auf Ihre eigenen physischen und psychischen Bedürfnisse einzugehen.
1.2 Yoga und Spiraldynamik®: ein starkes Team
Auch in »Medical Yoga 2« werden Körperhaltungen des Yoga, seine Philosophie und Atemübungen mit den anatomischen Prinzipien der Spiraldynamik® und der medizinischen Wissenschaft zu einer Einheit verbunden. Uns liegt am Herzen, einen Übungsweg zu zeigen, mit dem Sie das gesamte Potenzial Ihres Körpers einschätzen und schätzen lernen. Jeder Körper ist einzigartig und erzählt seine Geschichte. Daher gilt es in der Yoga-Praxis, über Pratyahara − das Nach-Innen-Lenken der Sinne − die persönlichen Grenzen zu erkennen, zu respektieren und neue Wege zu finden, die Grenzen empfindsam zu verändern. Mit Svadhyaya, der Innenschau, erkunden Sie die Gegebenheiten und lenken das Licht der Achtsamkeit in die Regionen des Körpers, die noch im Dunkeln liegen. Medical-Yoga lehrt, das Wunder des Körpers zu erkennen und alle Ressourcen zu nutzen.
1.2.1 Lernen Sie Ihren Körper besser kennen
»Medical Yoga 2« ist nach Körperregionen gegliedert. Damit haben Sie die Möglichkeit, Ihre Yoga-Praxis nach neuen Kriterien zu gestalten. Stellen Sie sich die Frage, welche Körperregionen Sie näher kennenlernen möchten:
Eine Yoga-Praxis mit Hingabe zu ausgewählten Bereichen des Körpers öffnet ein Erlebnisfeld und bietet neue Perspektiven für das Körperbewusstsein. Yoga lehrt, dass der Körper ein Tempel ist, den wir schätzen und ehren sollten. Der achtsame Blick für das »Wunderwerk Körper« schenkt Dankbarkeit und Seelenruhe. Wer die positiven Dinge schätzt, sieht Negatives und Dysbalancen mit anderen Augen. Gewinnen Sie durch regelmäßige Medical-Yoga-Praxis eine neue Elastizität, anstatt gedanklich bei Ihrer fehlenden Beweglichkeit zu verharren. Verbessern Sie die Ausrichtung Ihrer Schultern in die Breite und das Zentrieren Ihrer Schultern im Gelenk. Begrüßen Sie durch diese neu gewonnene organische Ordnung in Ihrem Körper mehr Freiheit in der Brustwirbelsäule sowie Kraft und Stabilität in den Armen. Die im Medical-Yoga differenzierte Ausrichtung der Gelenke gemäß ihrer Struktur, die organische Gelenkartikulation und die fein koordinierte Spannung von Muskeln bewirken, dass Sie mit so wenig Aktivität wie möglich, aber so viel wie nötig, arbeiten.
»Alles ist eins«, sagen die Yogis. Unser Körper ist eine Einheit. Medical-Yoga ermöglicht, wertvolle Details in der Yoga-Praxis zu fokussieren und sich selbst zu korrigieren. Die Wertschätzung Ihres Körpers geht einher mit dem Bewusstwerden, dass jeder Mensch einzigartig und mehr als nur ein funktionierender Körper ist. Streifen Sie Glaubenssätze ab und befreien Sie sich von Vorurteilen wie »ich bin unbeweglich« oder »ich konnte das noch nie«. Nähern Sie sich Ihrem Wesenskern, diesem unbeschreiblichen Licht, dass die Yogis sich auch als einen göttlichen Funken im Herzen vorstellen. Hier lösen sich die Gedankenwellen auf und wir begegnen einer tiefen Zufriedenheit oder »Sat Chit Ananda«, wie die Yogis es beschreiben: der Wahrheit, dem inneren Wissen und einer tiefen Freude.
1.2.2 Wecken Sie Ihre Selbstheilungskräfte
»Medical Yoga 2« bietet Ihnen zudem ein fundiertes medizinisches Hintergrundwissen über Ihren Körper. Detailliert beschreiben wir, wann Sie besonders achtsam mit Ihrem Körper sein und welche Modifikationen Sie dann vornehmen sollten. Dabei geht es uns um die wichtigste Sichtweise des Yoga: Ahimsa, die Gewaltlosigkeit. Zeitweise brauchen bestimmte Regionen, Gelenke oder Strukturen des Körpers einen heilenden oder schützenden Blick. So können Sie Ihre Selbstheilungskräfte wecken. Sehr oft ist weniger mehr.
Yoga ist zu jeder Zeit des Lebens möglich und hilfreich. Aber nicht jede Körperhaltung oder jede Methode des Yoga zeigt die gewünschte Wirkung. Yoga lehrt, im Hier und Jetzt zu sein. Daraus entwickelt sich die Kompetenz zu Viveka, dem Unterscheidungsvermögen.
Aufbauend auf dieses Wissen können Sie einschätzen, was Sie heute unterstützt, und lernen, sich von Belastendem zu lösen. Kein Buch ersetzt dabei eine Therapie und einen guten Yoga-Lehrer. Aber das yogische Wissen ist so tiefgreifend, dass es Freude macht und Ihre Yoga-Praxis intensiviert, wenn Sie sich selbstständig mit Ihrem Körper und den Wirkungsweisen des Yoga vertraut machen.
1.3 Yoga: Gesundheit, Prävention und Therapie
Wer die spezifischen Wirkungen des Yoga für die Gesundheit gewinnbringend nutzen möchte, kommt nicht darum herum, sich mit den Wechselwirkungen zwischen Asanas und Krankheitsbildern auseinanderzusetzen. Genau diese Lücke möchte »Medical Yoga 2« füllen. Medical-Yoga entfaltet seine Wirkung im Spannungsfeld zwischen Gesundheit und Krankheit. Es gilt drei Bereiche zu unterschieden:
Yoga als Gesundheitsförderung bedeutet die Hinwendung zu den »zeitlosen, erneuerbaren Quellen der Gesundheit«. Als Beispiele erwähnt seien Atmung, Bewegung und Stille. Gesundheitsförderung fokussiert auf Selbstwirksamkeit. Vieles lässt sich mit gesundem Menschenverstand entscheiden und erreichen.
Yoga als Prävention bedeutet das Erkennen individueller Risiken und eine darauf abgestimmte Intervention. Wer diese Kunst beherrscht, kann bei sich selbst und bei anderen frühzeitig und gezielt gegensteuern. Gefragt sind Beobachtungsgabe und spezifisches Know-how, was bei welchem Risiko getan werden kann.
Yoga als Therapie bedeutet, die Heilwirkungen des Yoga bei gesundheitlichen Herausforderungen durch Krankheit und Unfall zur Entfaltung zu bringen. Gefragt sind fundiertes Wissen und Erfahrung in beiden Bereichen, »Medical« und »Yoga«.
Medical-Yoga: Verorten Sie Ihre eigene Tätigkeit und definieren Sie die damit verbundenen Ziele.
| Gesundheitsförderung | Prävention | Therapie |
Zielgruppe | Gesunde | Gesunde mit Risiken | Kranke |
Absicht | Gesunde gesünder machen | Gesunde gesund erhalten | Kranke gesünder machen |