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E-Book

Ein Badener in Afghanistan

Reiseerzählungen von Rudolf Schreiner

AutorOtmar Schreiner, Sonja Seibel
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl296 Seiten
ISBN9783741203718
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,49 EUR
Das "Fernweh" war größer als das "Heimweh", so schildert Rudolf Schreiner seine Motivation, eine Reise in ein unbekanntes Land zu unternehmen und die ganze Familie zurückzulassen. Das Taschenbuch handelt von vielen Erlebnissen und Eindrücken diverser Reisen und Aufenthalte in fremden Ländern von unserem Vater Rudolf Schreiner. Mit einigen Unterbrechungen war er ab 1958 über 12 Jahre vorwiegend in Afghanistan tätig. Es sind Auszüge aus seinem Tagebuch sowie Reise- und Arbeitsberichte, teilweise sehr abenteuerreich aber auch mit einigen humorvollen Anmerkungen... "Den ganzen Abend habe ich mich mit Tee richtig betrunken!" Sämtliche Berichte, Gegebenheiten, Bilder und Geschichten stammen aus den 50er- und 60er-Jahren und wurden unzensiert weitergegeben.

Sonja Seibel, geb. Schreiner, 07.02.1955 - wohnhaft in Renchen-Ulm, Buchhalterin, verheiratet, 1 Sohn

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Leseprobe

Reise- und Arbeitsberichte sowie Auszüge aus dem Tagebuch 1958-1969 von Rudolf Schreiner


Nach den üblichen Reisevorbereitungen, Visa etc. Papiere, Formulare usw. flog ich dann am 5. Januar 1958 mit der Air France von Frankfurt ab. Die Maschine eine „Super Constellation“ imponierte mir ganz besonders, ich freute mich richtig wieder einmal in so einer Luftschaukel sitzen zu können und stellte Vergleiche an mit unseren deutschen Flugzeugen ähnlicher Bauart. Als ehemaliger Angehöriger der deutschen Luftwaffe im zweiten Weltkrieg war mir das Fliegen nichts Neues, jedoch war natürlich eine Reisemaschine mit einer Kriegsmaschine nicht in allen Dingen vergleichbar.

Der Start in Frankfurt war abends um 10.00 Uhr und bald sah man das Lichtermeer dieser Großstadt verschwinden. Nach einer halben Stunde sah man schon die Lichter von München und dann ging es über die Alpen.

Noch einmal ertönte die Stimme aus dem Lautsprecher wir überfliegen Zagreb und nach einer weiteren Stunde setzte die Maschine zur ersten Landung in Istanbul an.

Eines hat mich allerdings etwas gewundert, der Klassenunterschied, den es auch in der Luft gibt. In der sogenannten First-Class hat man außer der größeren Sitzfläche noch andere Vorteile, z.B. 30 kg Freigepäck und Zigaretten an Bord. Nur wenn der Kasten plötzlich nicht mehr fliegen will oder die Landung nicht klappt, dann ist die ganze Gesellschaft völlig klassenlos und mit demselben Sarg zufrieden. Ich will hiermit niemanden eine Flugreise verbittern, denn ich selbst fliege recht gern und oft und habe einige hunderttausend Flugkilometer hinter mir, aber die Wirklichkeit ist hart und das Leben der Piloten nicht beneidenswert!

Super-G-Constellation – Das schnittige Langstreckenflugzeug der Deutschen Lufthansa, Reisegeschwindigkeit 530 km/h, 64 bis 65 Passagiere, 10 Mann Besatzung. Mit dieser Maschine bin ich etliche Male von Deutschland nach Kabul und zurück geflogen. Dies war jedes Mal ein tolles Erlebnis.

Nach der Landung in Istanbul mussten alle Passagiere aussteigen bis die Maschine wieder zum Weiterflug startbereit war.

Während dieser Zeit wurden alle Leute in einen großen Warteraum geführt, der einer Hotelhalle glich. Es brannten nur einige der vielen Lampen, denn es war schon nach Mitternacht, alle Verkaufsstände waren geschlossen, weder Ansichtskarten, Briefmarken oder sonstiges waren zu bekommen.

Ich hatte meinen Wintermantel über einen Stuhl gelegt und ging zur Toilette. Als ich nach einigen Minuten zurück kam war mein Mantel weg, was mir natürlich peinlich war. Ich fragte einige Mitreisenden betreffs dieser Sache, doch bald hatte es sich geklärt, der Stuart der Maschinenbesatzung hatte den Mantel an sich genommen und mir höflichst erklärt, dass Istanbul nicht mehr Europa ist und man nirgends etwas liegen lassen darf. Das war mein erster Eindruck von Asien, ich sollte später noch recht oft an diese Worte denken.

Um drei Uhr nachts Ortszeit startete die Maschine von Istanbul. Wir flogen dem jungen Tag und der Sonne Richtung Osten entgegen. Bald begann die Dämmerung in einer Flughöhe von achttausend Meter, man sah die gelbweise Sonne emporsteigen. Unter uns war die Erde noch kaum zu erkennen, es war ein überwältigender Sonnenaufgang. Bei grellem Morgenlicht und ganz klarem Himmel konnte ich zur linken Seite das große Elburs-Gebirge und weit dahinter das Kaspische Meer sehen. Die Zeit wurde nie langweilig, es ist in solchen großen Reiseflugzeugen an alles gedacht. Lektüren in verschiedenen Sprachen sind vorhanden. Leselampen mit verstellbarer Lichtstrahlung, ebenso Frischluftstrahldüsen einstellbar nach Wunsch. Die Sitze lassen sich durch einen kleinen Knopfdruck in Liegesitze verwandeln, falls diesen Mechanismus ein Passagier nicht kennt, drückt er einen Klingelknopf und schon erscheint jemand vom Bordpersonal, der dann alles auf Wunsch recht freundlich bewerkstelligt. Um 6.00 Uhr früh wurde das Frühstück gereicht, dem ich mich mit besonderer Aufmerksamkeit widmete, danach konnte ich sogar einen Morgenspaziergang durch den fast vierzig Meter langen Rumpf zur Toilette, die sich im hinteren Teil des Flugzeuges befindet, unternehmen. Der Flug war bis jetzt ruhig und für alle Passagiere sehr verträglich.

Über Lautsprecher und Warnlicht wurden die Passagiere auf die kommende Landung aufmerksam gemacht, das bedeutet Rauchen einstellen, mit den an jedem Sitzplatz befindlichen Anschnallgurt sich festschnallen, damit bei eventuell starkem Landestoß keiner der Passagiere verletzt wird. In wenigen Minuten waren wir gelandet und die Maschine rollte vor das Flughafengebäude in Teheran.

Der Flugplatz in Teheran hat internationales Format und nicht vergleichbar mit dem technischen Stand des Landes Iran. Es gibt in den Warteräumen des Flughafengebäudes alles zu kaufen, vom Andenken über die Opiumpfeife bis zu den schwarzhaarigen Damen, die vor dem Gebäude auf einen zahlungskräftigen Mann warten.

Leider war der Aufenthalt für Transitreisende zu kurz, um all diese Verlockungen zu genießen, denn schon nach 1 Stunde startete unser Flugzeug wieder, um nach Karatschi, der damaligen Hauptstadt von Pakistan zu gelangen. Schon bald nach dem Start sah man auf der Erde in langen Reihen gleichmäßige Löcher, die genau wie Bombentrichter aussahen. Nach befragen eines Mitreisenden wurde ich aufgeklärt über diese Sache. Trotzdem war ich aber nach wie vor verwundert! Die Löcher sind bis zu 30 m tief, rund 1 m im Durchmesser und dienten lediglich dazu, dass Ausschachtmaterial des unterirdischen Wasserkanals ins Freie zu schaffen. Hunderte von Kilometer gibt es in Persien diese unterirdischen Wasserläufe, die ausschließlich zur Bewässerung dienen.

Hiernach gab es 2 Stunden auf der Erde nichts mehr zu sehen, denn nun überflogen wir die zwei Wüsten Kawi und Lut, aber bald danach wurde man mit einem herrlichen Panorama belohnt. Linksseitig das Maran Gebirge und rechterseits der Golf von Oman und die weite blaue See.

Gar zu schnell war der Flug von Teheran nach Karachi zu Ende. So landeten wir dann nach 4 Stunden Flug in Karatschi. Nun hieß es umsteigen, denn mein Ziel lag im Norden und die Maschine der Air France flog weiter nach Tokio, wohin ich auch ganz gerne wollte.

Nach Erledigung der Zollformalitäten wurde ich mit einem weiteren Passagier ins Hotel Metropol zur Übernachtung gefahren. Dieses Hotel ist ein 5-stöckiger großer U-Bau mit einem palmenbepflanzten Innenhof, der mit vielen anderen tropischen Pflanzen bewachsen ist und wie ein zoologischer Garten anmutet. Es gibt alles in diesem Hotel, Zimmer mit Bad, Ventilator oder Temperaturausgleich. Wir hatten nur Stunden zuvor in Istanbul noch 5 Grad Kälte, in Karatschi waren es auch in der Nacht noch 20 Grad Wärme. Ferner einen Aufzug, wenn er auch nicht immer geht, und „Bakschischheischende“ Diener. Bakschisch heißt zu Deutsch „etwas Geschenktes“ und dieser Begriff ist in orientalisch-asiatischen Ländern genau so weit verbreitet wie „Kamerad“ in Europa. Nach einem überdimensionierten Abendessen mit vielen undefinierbaren Gerichten machte ich mit meinem Reisebegleiter (er war Schweizer) einen Bummel durch die Stadt, wobei mich manches sehr beeindruckte.

Am anderen Morgen wurden wir recht früh geweckt, es war eine richtige Hetze. Das Auto brachte uns zum Flugplatz, es sind rund 15 km Weg. Nun war der Eindruck vom Stadtbild ein ganz anderer als bei Nacht, man konnte diese Fahrzeuge, die sich Straßenbahnen nennen, nun auch sehen, nicht nur hören! Fahrtechnisch wohl einmalig und in Deutschland schon längst schrottreif. Auch sah ich Fahrzeuge, die mit Kamelen oder Elefanten gezogen wurden, hinzu die vielen Rikschas, das sind dreirädrige Fahrräder, worin sich hinten eine Sitzbank mit Sonnendach befindet und das Vorderteil einem Fahrrad gleicht. Wenn zwei Erwachsene hinten sitzen, dann hat der Fahrer aus Leibeskräften zu treten, um das Ding fortzubewegen und man staut mit welcher Ausdauer das die Leute machen. Rikschahfahrer ist ein Beruf, denn es ist nicht nur für die Touristen, sondern auch für Einheimische das altbewährte Fortbewegungsmittel. Die ganze Fahrt erfolgt in einem undisziplinierten Verkehrsgewühl aller nur denkbaren Fahrzeuge. Natürlich geschieht dies alles nicht lautlos, sondern mit viel kling kling und Geschrei. Nur so kann man sich den Weg bahnen. Auf dem Flughafen angekommen, begann man sofort wieder mit der Zollabfertigung, das macht den Pakistanis scheinbar ganz besondere Freude, denn nirgends hatte ich bis jetzt eine solche Anzahl von Zetteln ausfüllen müssen.

Nach Erledigung von Zoll und Polizei wurden wir in ein kleineres Flugzeug vom Typ DC-3 gebracht. Der Schweizer Herr und ich waren die einzigen Fluggäste. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und ich dachte, dass es schnell losgeht. Aber erst nach einer Stunde Wartezeit im Flugzeug erfolgte der Start. Wir flogen nun nicht mehr mit einer Super-Maschine der Air-France, sondern mit einem alten Kahn der PIA. Rein flugtechnisch gesehen ist diese DC-3 sogar der Super Constellation je nach Verwendungszweck überlegen, doch das Gefühl der Sicherheit richtet sich nach anderen Gesichtspunkten. Schon der Anblick einer neuen Maschine entscheidet hierüber und wenn man diesen alten Schlitten beim Einsteigen gesehen hat, ist man mit gemischten Gefühlen geflogen.

Bei uns ging jedoch alles gut, wir flogen die große grüne Indusebene ungefähr 500 km von Karatschi bis Shikarpur nach Norden und dann mit nordwestlichem Kurs Richtung Quetta.

Schon eine geraume Zeit flogen wir in ungefähr 3.000 m Höhe dem Brahai Gebirge entgegen, dessen Berge bis annähernd 4.000 m ansteigen und zu der Zeit recht wolkenverhangen waren.

Über das Wetter...

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