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Brannte nicht unser Herz?

Wie die Schönheit Gottes unsere Leidenschaft weckt

AutorRainer Harter
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2016
ReiheHeilige Schönheit 1
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783417228595
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Brennt ihr Herz noch für Gott? So richtig? Viele Christen wünschen sich mehr Leidenschaft für Ihr Glaubensleben. Sie vermissen das Lebendige in der Beziehung zu Jesus, das Feuer und die Begeisterung. Wenn es Ihnen auch so geht, lädt Rainer Harter, Gründer und Leiter des Gebetshauses Freiburg, Sie dazu ein, ganz neu die Schönheit Gottes zu entdecken.

Rainer Harter, geboren 1964, lebt in Freiburg, wo er 2003 das überkonfessionelle Gebetshaus gründete, welches er seither leitet. Er arbeitete fast 30 Jahre in einem Forschungsinstitut, bevor er 2012 seinen Traumjob aufgab, um Gottes Ruf für sein weiteres Leben vollzeitlich folgen zu können. Rainer ist Autor, hat drei Lobpreis-CDs veröffentlicht und ist gefragter Sprecher auf Seminaren und Konferenzen. Sein Herz schlägt für Einheit und dafür, dass die Kirche wieder neu von Jesus fasziniert wird.

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Kapitel 1
Was ist Leidenschaft?


Ohne Leidenschaft wird in der Geschichte kein Stein vom anderen gerückt!

Ferdinand Lasalle (1825–1864), Schriftsteller

Vor einigen Jahren machte mich einer meiner Söhne auf ein Video auf YouTube aufmerksam. Untermalt von treibender Technomusik zeigte es einen Zusammenschnitt von Aufnahmen, in denen meist junge Menschen absolut erstaunliche und verrückte Dinge taten:

Sie sprangen von am Strand gelegenen Hoteldächern ins Meer, fuhren mit ihren BMX-Rädern gewaltige Rampen hinunter und schlugen Saltos in der Luft, schwangen sich an langen Seilen in tiefe Abgründe hinein, tauchten ohne Schutzkleidung durch ein Loch im Eis ins zugefrorene Meer, sprangen weite Sätze mit ihrem Snowmobil oder rasten mit dem Fahrrad in Hochgeschwindigkeit einen Berghang hinab. Mir stand beim Zusehen der Mund offen. Ich konnte die Leidenschaft für das Leben spüren, die in diesen Menschen brannte.

Ich mag sportliche Herausforderungen. Aber als ich dieses Video ansah, war ich weniger berührt von den körperlichen Leistungen, die ich dort zu sehen bekam. Stattdessen traf mich ein Schmerz und ich fing an zu weinen. Ich weiß noch genau, wie ich betete: „Herr, lass mich solch eine große Leidenschaft für dich haben.“

Mike Bickle, der Gründer des „International House of Prayer“ in Kansas City, USA, schreibt im Geleitwort zu seinem Buch Leidenschaft für Jesus Folgendes:

Meiner Ansicht nach kommt die größte Gefahr, die heute die Kirche bedroht, nicht von außen, sondern von innen. Es ist … der Mangel an Liebe zu Gott, die Lauheit der Kirche, die heute der schlimmste Feind ist.

Das sind harte Worte, aber sie decken sich mit meiner eigenen Beobachtung. Wo finden wir heute tatsächlich noch Leidenschaft in der Kirche?

Vor einiger Zeit saß ich zum Mittagessen mit einem befreundeten Pastor in der Sonne vor einem italienischen Restaurant in der Innenstadt von Freiburg. An uns zogen viele Passanten vorbei: lauter von Gott geliebte Menschen mit ihren ganz persönlichen Geschichten, mit ihrer Freude und ihrem Leid.

Ich stellte meinem Freund die Frage, was wir wohl zu hören bekämen, wenn wir aufstehen und eine kleine Umfrage unter den Vorbeigehenden starten würden. Was würden die Menschen auf die Frage antworten, was sie mit dem Begriff „Kirchengemeinde“ verbinden? Würde wohl irgendjemand das Wort „Leidenschaft“ nennen?

Wir haben damals keine Umfrage gestartet. Uns war die Antwort klar. Und sie machte uns traurig.

Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821–1881) hat einmal eine beängstigende Einschätzung zur Frage nach einem lebendigen Glaubens an Jesus Christus in der westlichen Welt abgegeben. Er sagte: „Der Westen hat Christus verloren; daran muss er zugrunde gehen.“ Ich glaube: Wenn die Leidenschaft für Jesus nicht in unsere Kirchen, in unsere Gemeinden und vor allem in unser Alltagsleben zurückkehrt, könnte sich die Aussage Dostojewskis als erschreckend prophetisch erweisen.

Falls Mike Bickle recht hat und Fjodor Dostojewski etwas erahnte, das uns tatsächlich bevorstehen könnte, dann müssen wir Christen uns mit dem Thema Leidenschaft befassen. Der Mangel an Leidenschaft für Jesus in der Christenheit des Westens darf nicht mehr unberücksichtigt bleiben.

Was aber ist Leidenschaft? Was ist Leidenschaft für Jesus? Was geht in einem leidenschaftlichen Menschen vor? Was bewirkt Leidenschaft? Ist sie mehr als ein überschwängliches Gefühl? Warum fehlt sie uns Christen? Und die wichtigste Frage: Wie bekommen wir sie wieder?

Wenn ich darüber nachdenke, nach welchen Begegnungen ich guter Dinge und voller Tatendrang bin, bereit, Neues anzupacken oder Altes abzuschneiden, komme ich zu dem Ergebnis, dass es die Begegnungen mit leidenschaftlichen Menschen sind, die mich motivieren und mich auf neue Möglichkeiten hinweisen.

Ich liebe leidenschaftliche Menschen. Ich bin gerne von ihnen umgeben, denn sie fordern mich auf meinem Weg mit Jesus heraus und spornen mich an. Nicht immer sind sie besonders vorsichtig und nicht alle ihre Ideen sind bereits im Detail durchdacht, aber: Langweilig sind sie bestimmt nicht!

Darüber hinaus waren es zu jeder Zeit die Leidenschaftlichen, die unsere Geschichte beeinflusst und unsere Welt verändert haben. Denken Sie an die hartnäckigsten Erfinder, an die herausragendsten Politiker, an die beeindruckendsten Künstler, die größten Wohltäter, die verrücktesten Sammler und die visionärsten Architekten. Denken Sie aber auch an die größten Verbrecher, die schlimmsten Diktatoren und die dreistesten Betrüger. Alle hatten sie tatsächlich eines gemeinsam: große Leidenschaft. Sie waren so versessen auf ihr Ziel, dass sie bereit waren, alles dafür zu geben, um es zu erreichen. Das sind die Menschen, die Geschichte schrieben. Ihre Leidenschaft beeindruckt oder beängstigt mich – je nachdem, ob sie sie zum Guten oder zum Bösen eingesetzt haben. Lassen Sie mich anhand zweier Beispiele verdeutlichen, was ich meine, wenn ich von leidenschaftlichen Menschen spreche.

DIE LEIDENSCHAFT DES CARL BENZ


Carl Benz, Ingenieur und Pionier der Automobilindustrie, war ein unbeirrbarer Visionär und genialer Erfinder. Seine Leidenschaft galt einem hohen Ziel, denn er wollte den ersten pferdelosen, selbst laufenden Wagen der Welt entwickeln. Auf dem Weg dorthin erlebte er manchen Erfolg, jedoch auch große Rückschläge. Aber er gab niemals auf. Im Januar 1886 schließlich trug ihn seine Leidenschaft über die Ziellinie: Er erhielt das Patent auf den ersten fahrtüchtigen Motorwagen. Es war die Geburtsstunde des Automobils, durch das sich die Welt bald von Grund auf verändern sollte.

Schon als junger Mensch war Carl Benz der Technik verfallen. Mit fünfzehn Jahren bestand er die Aufnahmeprüfung am Polytechnikum in Karlsruhe und studierte im Anschluss Maschinenbau. Nebenbei experimentierte er an einer Alternative zur Dampfmaschine. Nach dem Studium und ersten Anstellungen in Mannheim und Pforzheim lernte Carl den Mechaniker August Ritter kennen. Die beiden entschlossen sich, Partner zu werden, kauften 1871 einen einfachen Holzschuppen und nannten sich fortan „Carl Benz & August Ritter, Mechanische Werkstätte“.

Nach einiger Zeit zahlte Carl seinen Partner aus, um das Unternehmen alleine weiterzuführen, und machte mit seiner späteren Ehefrau Bertha die „Eisengießerei und mechanische Werkstätte“ daraus. Zu Anfang liefen die Geschäfte so schlecht, dass schließlich sogar die wichtigsten Werkzeuge gepfändet wurden. Carl stand vor dem Ruin. Nur die frühzeitig ausgezahlte Mitgift seiner zukünftigen Frau rettete ihn. Sein Wille war dennoch ungebrochen und ließ ihn im Rückblick schreiben:

Unverzagt und unbeirrt wie ein wetterharter Pilot halte ich in dunkler Nacht das Steuer meines Lebensschiffleins eingestellt auf das Leuchtfeuer meines Ideals. Nur ein Mensch harrte in diesen Tagen, wo es dem Untergang entgegenging, neben mir im Lebensschifflein aus. Das war meine Frau. Sie zitterte nicht vor dem Ansturm des Lebens. Tapfer und mutig hisste sie neue Segel der Hoffnung auf. Nicht umsonst!1

Neben den Auftragsarbeiten tüftelte er an einem Zweitaktmotor, der jedoch einfach nicht laufen wollte. Bis zur Silvesternacht 1879, als die Maschine doch noch ansprang. „Endlich war die Stunde gekommen, die ich jahrelang erhofft hatte“, zitiert Winfried Seidel, Inhaber des privaten Museums „Dr. Carl Benz“ in Ladenburg, den berühmten Konstrukteur: „Was ich in schlaflosen Nächten erdacht und ersonnen hatte, was am Reißbrett konstruiert und berechnet worden war, sollte in die Tat umgesetzt werden.“

In seinen Erinnerungen schreibt Carl Benz: „Jetzt musste es sich in feste Form gestalten. Alle theoretischen Pläne sollten nun in die Praxis umgesetzt werden – in den lebendigen, selbst fahrenden Motorwagen! Mein fester Glaube an das Gelingen dieses Vorhabens ließ mich die große Arbeit freudig beginnen.“2

Aber er beschreibt auch seine Kämpfe und technischen Herausforderungen:

Auf dem Papier war das motorgetriebene Fahrzeug fix und fertig. In der Konstruktionsmappe lagen die Zeichnungen für jedes Zahnrad, für jede Schraube, Kette und Riemenscheibe. Kein noch so kleiner Teil war nicht vorher erdacht und seine Ausführung überlegt worden. Und trotzdem gebärdete sich später manches Stück in der Praxis ganz anders, als der Konstrukteur es vom Standpunkt der Berechnung aus erwartet hatte. Eine Schwierigkeit nach der anderen bäumte sich auf. Aber keine vermochte meinen festen Willen zu lähmen, diese Widerstände zu meistern. Gerade bei solchen Widerwärtigkeiten zeigte es sich, wie gut es war, dass ich harte Jahre hindurch zäh am Schraubstock und der Drehbank ausgehalten habe. Die Schwielen an meinen Händen wurden zu Ehrenmalen des praktischen Arbeiters.3

Benz entwickelte einen leichten Viertaktmotor und im Frühjahr des Jahres 1885 stand ein dreirädriger Motorwagen fahrbereit auf dem Hof seiner Werkstatt. Seine ersten Ausfahrten in den Straßen Mannheims glichen eher einem Spießrutenlauf denn einem Triumphzug. Dazu Winfried Seidel: „Die Menschen sammeln sich an, lächeln und lachen. Das Staunen und Bewundern schlägt um in Mitleid, Spott und Hohn. Wie kann man sich in einen unzuverlässigen, armseligen, lautlärmenden Maschinenkasten setzen, wo es doch genug Pferde gibt auf der Welt?“ Es sollen sogar Stimmen laut geworden sein, die forderten: „Wirf den...

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