Sicherer Halt
Ab der vierten Woche
Als Ihr Baby noch in Ihrem Bauch war, konnte es sich wie in einem Whirlpool mit 37 Grad warmem Wasser entspannen. In ständigem Hautkontakt mit seiner Mutter fühlte es sich geborgen und beschützt. So ähnlich, als ob man als Taucher durch tropische Gewässer gleitet und dabei eine märchenhafte Unterwasserwelt bestaunt. Schwebend, schwerelos, einfach gemütlich. Mit der Geburt, schwupps, war dieser Traum erst mal vorbei. Plötzlich war die schützende Hülle weg und das kleine Baby-Seepferdchen fand sich auf einer harten Unterlage wieder. Der Kopf wird seither von der Erdanziehungskraft nach unten gezogen und es ist schwer, dagegen anzukämpfen. Es muss sich vollkommen neu orientieren. »Wo ist meine Mama?« oder »Was ist das für eine verdammte Kälte?«, fragt es sich vielleicht. Zumindest hilft ein Babymützchen aus Baumwolle, denn die Körperwärme geht zuerst über das Köpfchen weg.
Inspiriert wurde das Programm »Sicherer Halt« von Naturvölkern Afrikas und des Amazonasgebietes. Dort werden die Babys meist morgens und abends in einem überlieferten Pflegeritual verwöhnt, um ihnen den Einstieg in unsere irdische Welt zu erleichtern. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei die Massage, um das zerknitterte Neugeborene zu glätten, zu formen und zu festigen, so sagt man. Die Kinder werden oft massiert, bis sie laufen können, das unterstützt auch die Mobilität. Es gilt, die Schulterblätter zu dehnen und den Brustkorb zu weiten, damit die Atmung freier fließen kann. Die Beine und Arme werden sanft, aber kraftvoll gestreckt und die gesamte Muskulatur gelockert. Bei meinen Reisen hat mich das fasziniert: Die Mütter sitzen nebeneinander, massieren ihr Kind mit routinierten Griffen und tauschen sich dabei aus. Ruhig, aber stetig wird gearbeitet.
Unser Wohlfühlritual hilft dem Baby, sich der Grenzen und Konturen des eigenen Körpers bewusst zu werden. Beides wichtige Voraussetzungen, um sich sicher und wohl zu fühlen. Und um Koliken zu vermeiden. Es baut auf der Berührung der Stellen auf, die während der Schwangerschaft in ständigem Kontakt mit Mama waren, also Schultern und Rücken, Beine und Füße. Für diese Massage benötigen Sie Öl.
Schritt 1: Wärmende Hände
Reiben Sie Ihre Hände warm und legen Sie sie ganz zart auf das Köpfchen Ihres Babys, umrahmen Sie es wie eine beschützende Hülle. Kommen Sie selbst zur Ruhe. Nehmen Sie Ihr Kind mit auf die Reise und erzählen Sie ihm, was Sie alles Schönes mit ihm vorhaben.
Glücks-Hufeisen in Rückenlage Ihre Daumen liegen seitlich des Nackens, Sie umfassen mit den Händen die Schultern. Nun drücken Sie mit Ihren Handballen sanft die Schultern nach unten in Richtung Unterlage, so als wollten Sie einen Teig kneten. Kurz halten, dann lösen und etwa einen halben Zentimeter weiter außen in der gleichen Weise fortfahren. Kneten Sie die Arme durch, bis Sie an den Handgelenken angekommen sind. Zum Abschluss lassen Sie sich von Ihrem Baby beide Daumen greifen. Etwa fünfmal. Dann drehen Sie es – mit Ankündigung – über die Seite in die Bauchlage (siehe Abschnitt »Wohlfühlen im Babyalltag«).
Glücks-Hufeisen in Bauchlage Die Schultern wieder mit beiden Händen umfassen, Daumen auf der Mitte der Schulterblätter. Drücken Sie die Daumen sanft nach unten Richtung Unterlage und ziehen mit den Fingern die Schultern behutsam zu Ihnen nach oben, damit sich Ihr Kind aufrichten kann. Kurz halten, lösen und etwas weiter außen fortfahren, bis Sie bei den Handgelenken angekommen sind. Fünfmal wiederholen. Eine Hand sollte während der Massage immer in Hautkontakt bleiben.
So kommen Sie selbst besser zur Ruhe
- Bewusstes Atmen. Zählen Sie beim Ein- und Ausatmen bewusst mit, beispielsweise vier Sekunden lang einatmen und fünf Sekunden lang ausatmen.
- Ausatmung verlängern. Atmen Sie fünf bis sechs Sekunden lang ein und dann neun bis zehn Sekunden lang aus. Spüren Sie, wie der Körper bei jedem Ausatmen Belastendes loslässt und bei jeder Einatmung mit neuer Energie versorgt wird.
- Stoßweises Ausatmen. Atmen Sie den herrlichen Duft Ihres Babys ein. Beim Ausatmen pusten Sie ihm übers Köpfchen oder die Ohren, so als wollten Sie eine Kerze auspusten. Genießen Sie den Kontakt zu Ihrem Kind.
Schritt 2: Zentrieren und Halt geben
Diese drei Massagetechniken sollen beruhigen und dem Kind ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Auch das »Pucken« beruhigt das Baby, weil es nicht von seinen noch unkontrollierten Armbewegungen aufgeschreckt wird. Für die Massage ölen Sie bitte die Arme und den Rücken ein, damit Ihre Finger besser über die Haut gleiten.
Armmassage mit der Wasserrad-Technik Massieren Sie den Arm auf der Seite, in die Ihr Kind gerade blickt. Führen Sie den Arm behutsam diagonal nach hinten, bis der Handrücken annähernd das Kreuzbein berührt. Ihre eine Hand legen Sie zum Fixieren auf die Hand Ihres Kindes. Mit der freien Hand streichen Sie den Arm unter sanftem Druck von der Schulter bis zum Handgelenk aus. Dann wechselt die andere Hand zum Ausstreichen, während die erste das Händchen fixiert. Fünfmal, dann die andere Seite.
Rückenmassage mit der Überkreuz-Technik Sie legen beide Hände waagerecht untereinander auf den Rücken des Babys, die Fingerspitzen zeigen zu den Seiten. Jetzt gleitet eine Hand mit sanftem Druck quer über den Rücken nach rechts und die andere Hand nach links. Wieder zur Mitte zurückführen und fünfmal wiederholen. Wenn Ihrem Baby das gefällt, können Sie die Technik auch etwas höher oder tiefer am Rücken ausprobieren.
Massage der Körperseiten Legen Sie Ihre Hände um die Schultern des Kindes. Ihre Daumen berühren die Achselhöhlen. Dann drücken Sie Handballen und Finger zusammen und verwöhnen Ihr Kind mit einer Knetmassage von den Achseln über die Seiten, die Beine bis zu den Füßen. Immer wieder andrücken, kurz halten und dann lösen. Wenn Sie bei den Füßen angekommen sind, halten Sie Ihre Daumen in der Fußmitte gedrückt. Fünfmal.
Klatschen Sie zum Abschluss die Fußsohlen Ihres Babys aufeinander und drehen Sie es dann über die Seite wieder in Rückenlage.
Pucken, so geht’s:
Schritt 3: Körpergrenzen wahrnehmen
Stellen Sie sich seitlich von Ihrem Baby hin und tragen Sie Massageöl auf den Oberkörper sowie Beine und Arme auf.
Diagonales Ausstreichen Legen Sie Ihre Hände sanft auf den Oberkörper, eine Hand über dem Bauchnabel, die andere schräg darüber. Jetzt streichen Sie mit der einen Hand in einem festen Strich bis zum Fuß und gleichzeitig mit der anderen über den gegenüberliegenden Arm bis zu den Fingern. Die Hände nacheinander zum Ausgangspunkt zurückführen und erneut starten. Fünfmal. Dann stellen Sie sich auf die andere Seite Ihres Kindes und beginnen von vorn.
Pucken mit dem eigenen Körper in der Schlingtechnik Diese Yoga-Übung ist der perfekte Abschluss, weil sie wieder »schließt«, was zuvor »geöffnet« wurde. Sie stehen wieder seitlich. Eine Hand umgreift das Handgelenk des Babys, die andere das Fußgelenk. Jetzt führen Sie mit sanftem Zug das Ärmchen waagerecht über die Brust bis auf die andere Seite und das entgegengesetzte Bein über die Hüfte zur anderen Seite. Kurz halten, leicht zur Unterlage drücken und das Baby hin- und herwiegen. Lösen. Insgesamt fünfmal zu jeder Seite.
Wer will fleißige Handwerker sehn?
Volkslied
Zum Download unter www.koesel.de/droessel-lieder.
- Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Tauchet ein, tauchet ein,
der Maler streicht die Wände fein.
- Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Zisch, zisch, zisch – zisch, zisch, zisch,
der Tischler hobelt glatt den Tisch.
Schritt 4: Hüfte öffnen
Schmetterling Sie bringen die Fußsohlen des Babys über dem Bauchnabel zusammen. Die Knie kippen automatisch nach außen weg. Jetzt drücken Sie beide Oberschenkel sanft und möglichst dicht beieinander in Richtung Leiste. Wieder lösen. Fünfmal. Danach die Fußsohlen mit einem »Klapp-Klapp« aneinanderklatschen.
Kreuzbein-Massage ...