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E-Book

Die Liebe Gottes lehren und lernen

Priestersein heute

AutorBenedikt XVI.
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl312 Seiten
ISBN9783451848803
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Die Liebe lehren und lernen. Das ist der eigentliche Auftrag dessen, der von Gott redet. In diesem Sinne sprechen die hier vereinten geistlichen Predigten Benedikts XVI. von der Größe und Schönheit des priesterlichen Dienstes. Ein authentisches Zeugnis für ein tief im Geheimnis Christi verwurzeltes priesterliches Wirken. Die Liebe lehren und lernen. Das ist der eigentliche Auftrag dessen, der von Gott redet. In diesem Sinne sprechen die hier vereinten geistlichen Predigten Benedikts XVI. von der Größe und Schönheit des priesterlichen Dienstes. Ein authentisches Zeugnis für ein tief im Geheimnis Christi verwurzeltes priesterliches Wirken. 'Liebe Mitbrüder! Ich erlaube mir zu sagen, dass wenn einer von euch jemals Zweifel daran gehabt haben sollte, was der Schwerpunkt seines Amtes ist, sein Sinn, sein Nutzen; wenn er jemals Zweifel daran gehabt haben sollte, was die Menschen wirklich von uns erwarten, dann möge er über die hier vorgelegten Seiten nachdenken.' (Aus dem Vorwort von Papst Franziskus) 'In diesem Blick der beiden großen Päpste auf das Priestertum können wir den Blick Jesu auf seine Apostel erkennen. Seinen Blick auf jene, die er heute wie zu jeder Zeit aussendet, um seine Herde zu weiden.' (Aus der Einführung von Gerhard Kardinal Müller)

Papst Franziskus, Jorge Mario Bergoglio, geb. 1936, ist seit dem 13. März 2013 Bischof von Rom. Der argentinische Jesuit ist Sohn einer siebenköpfigen Familie italienischer Auswanderer und war von 1973 bis 1979 Provinzial der argentinischen Jesuiten. Von 1998 bis 2013 war er Erzbischof von Buenos Aires, er wurde 2001 zum Kardinal ernannt. Gerhard Kardinal Müller, geb. 1947, 1986-2002 Professor für Dogmatik an der Universität München; 2002-2012 Bischof von Regensburg; ehemaliger Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz; seit 2012 Erzbischof, seit 2014 Kardinal; 2012-2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre sowie Präsident der Päpstlichen Bibelkommission, der Internationalen Theologischen Kommission und der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei in Rom; 2021 von Papst Franziskus zum Mitglied der Apostolischen Signatur berufen. Müller ist Herausgeber der Reihe Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften im Verlag Herder. Pierluca Azzaro, Dr. phil., geb. 1970, Professor für Europäische Geschichte an der Katholischen Universität Mailand, Übersetzer der Gesammelten Schriften Joseph Ratzingers ins Italienische. Carlos Granados SSCC, geb. 1974, Priester, Dr. S. Scripturae, Professor für Altes Testament an der kirchlichen Universität San Damaso (Madrid), Generaldirektor der 'Biblioteca de Autores Cristianos, BAC'. Benedikt XVI., geboren als Joseph Ratzinger am 16. 4. 1927 in Marktl am Inn (Oberbayern). 1977 wurde Ratzinger zum Erzbischof von München-Freising ernannt und im selben Jahr zum Kardinal erhoben. 1981 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der Glaubenskongregation, ein Amt, das er bis zu seiner Wahl zum Papst 2005 ausübte. Am 19.4.2005 wurde Ratzinger zum Papst gewählt. Aufsehen erregte der Amtsverzicht Benedikts, den er am 11. Februar 2013 ankündigte und am 28. Februar vollzog. Es war der erste Rücktritt eines Papstes aus eigenem Antrieb seit jenem Coelestins V. im Jahr 1294.  Benedikt XVI. starb am 31.12.2022.

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Leseprobe

Einführung
Das katholische Priestertum


Jenseits der Krise – der Erneuerung entgegen

von Gerhard Kardinal Müller

Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre

Wenn wir vom Priestertum sprechen, wandern unsere Gedanken spontan zu den vielen priesterlichen Vorbildern, denen wir auf unserem Berufungsweg begegnet sind und die unsere Glaubensgeschichte geprägt haben. Ihr Zeugnis ist ein leuchtendes Vorbild, das diese besondere Berufung, die wir ohne unsere eigenen Verdienste vernommen haben und der wir trotz unserer schwachen Kräfte jeden Tag gerecht zu werden suchen, vor unseren Augen Gestalt annehmen lässt.

Das Licht, das in diesen Vorbildern aufstrahlt, kommt vom Leben und von der Person Jesu Christi. Auf ihn verweisen uns die Priester, die seine Zeugen sind. Wir können nämlich nicht an das Priestertum des Neuen Bundes denken, ohne auf den Herrn Jesus – auf den, der es uns in seiner Eigenschaft als »treuer und barmherziger Hoherpriester« (Hebr 2, 17) geschenkt hat – und auf die Tage Bezug zu nehmen, in denen dieses Geschenk seinem Herzen entsprungen ist.

Nach den dunklen Tagen der Passion, am Abend des Ostertages, als sich die Jünger voller Angst in dem Haus, in dem sie sich befanden, verbarrikadiert hatten, erscheint der auferstandene Herr und weilt in ihrer Mitte. Er gibt sich zu erkennen, indem er ihnen die Hände und die Seite mit seinen verklärten Wunden zeigt. In den Jüngern keimt wieder Hoffnung auf, die Verzweiflung wird zur Freude. Sie waren wie betäubt, dem Ende nahe. Nun wachen sie wieder auf und leben. Der Blick und die Worte Jesu vor seiner Himmelfahrt und Rückkehr zum Vater richten sie auf und senden sie in die ganze Welt hinaus, um allen Völkern zu verkünden, was er sie gelehrt hat, und um im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (vgl. Mt 28, 19).

Das ist auch der Moment, in dem der gekreuzigte und auferstandene Herr den Elf die eigentliche Grundlage des katholischen Priestertums offenbart und seinen tiefsten Sinn zum Ausdruck bringt: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch«. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: »Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert« (Joh 20, 21–23).

Mit diesen Worten, die durch seinen treuen und barmherzigen Blick erhellt werden, richtet der auferstandene Herr die Herzen der Jünger wieder auf. In ihnen führt er zur Vollendung, was im Osterereignis geschehen ist: der Übergang von der Dunkelheit zum Licht, vom Tod zum Leben, von der Angst zur Hoffnung, vom Ende zu einem neuen Anfang.

Die Begegnung mit dem Blick und den Worten des auferstandenen Jesus lässt in den Jüngern jenen Übergang zum Neuen Bund geschehen, der bei ihrer ersten Begegnung mit ihm begonnen hat. Alles vollzieht nun einen Qualitätssprung, und es wird der Grundstein dafür gelegt, jede Krise zu überwinden. So wird auch ihre Glaubenskrise in Bezug auf seine Sendung als Messias überwunden – jene Krise, in der ihn in den dramatischen Stunden seiner Auslieferung an die Sünder alle verlassen hatten. Überwunden wird auch die Krise ihres Apostolats, in der sie zerstreut wurden und auseinanderliefen wie eine Herde, die keinen Hirten hat.

Verlassenheit und Zerstreuung sind überwunden. Die um die Gegenwart des Auferstandenen versammelten Jünger sind erneut vereint. So fügt sich ihr Glaube wieder zusammen, und ihre Sendung erhält aus der neuen Wurzel des Pascha einen erneuerten Auftrieb.

Neues Leben aus dem Ostergeheimnis wird jenen geschenkt, die Jesus im Laufe seines öffentlichen Lebens zu Aposteln auserwählt und berufen hat, indem er sie an der ihm vom Vater anvertrauten Sendung und Vollmacht Anteil haben ließ, das Reich Gottes aufzubauen: Jesus »stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben« (Mk 3, 13–15).

Diese Sendung, die die Feinde Jesu am Pfahl des schmachvollen Kreuzes zum »Scheitern« gebracht hatten, wird von der Tragödie zum Heil, entgegen jeder menschlichen Erwartung oder Vorhersage. Es ist das Osterwunder, das Wunder eines neuen Lebens, das auf unvorhersehbare Weise in die Geschichte einbricht, durch und über die scheinbare Niederlage hinaus. Der Skandal des Kreuzes lässt auf seinem Holz Auferstehung blühen.

Alle Worte des Auftrags, den Jesus den Jüngern erteilt hat, sind in seiner Osterverkündigung zusammengefasst und zeigen ihre ganze Wirksamkeit im nachösterlichen Wirken jener, die endgültig zu Aposteln geworden sind. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Sorge um die Weitergabe ihrer Sendung und Vollmachten.

Auf diese Weise erscheint offensichtlich, dass sich bereits in apostolischer Zeit und im Übergang zur nachapostolischen Kirche das Amt des Hirten und Leiters abgezeichnet hat, das von der ganzen Kirche in den drei Graden des Bischofs, des Priesters und des Diakons als verbindlich betrachtet wird, in Vollendung der göttlichen Einsetzung des sacramentum ordinis.

Alle Jünger haben Anteil an der universalen Heilssendung des Fleisch gewordenen Ewigen Wortes des Vaters, des Sohnes Gottes. Die Apostel und ihre Nachfolger (im Bischofs-, Priester- und Diakonenamt) erhalten den Auftrag, die Kirche bis zum Kommen Christi, bis zum Ende der Zeiten leitend und dienend aufzubauen.

Dank der Kraft des Heiligen Geistes geben Wort und Wirken der geweihten Amtsträger sakramental – als wirksames Zeichen – das Wort und das Wirken Gottes weiter. Sie sprechen und wirken mit der Vollmacht Christi, und Christus spricht und wirkt durch sie. So kann Jesus wirklich sagen: »Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat« (Lk 10, 16; vgl. 1 Thess 2, 13).

In derselben Weise kann auch Paulus, wenn er von den Aposteln als »Mitarbeiter Gottes« (2 Kor 6, 1) und »Diener Christi und Verwalter von Geheimnissen Gottes« (1 Kor 4, 1) spricht, das Apostolat als ministerium reconciliationis interpretieren: »Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2 Kor 5, 20)

So vollzieht sich vor unseren Augen die unter dem Gesichtspunkt der Offenbarungstheologie deutliche Grundlegung des sakramentalen Priestertums bzw., wie es in Lumen gentium, Nr. 10 heißt, jenes hierarchischen Priestertums, das sich – von seiner Natur her – vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen dem Wesen nach unterscheidet.

Dieser wesenhafte Unterschied wird folgendermaßen beschrieben: Der Bischof und der Priester haben Anteil an der Gewalt, kraft derer Christus selbst seinen Leib erbaut, heiligt und leitet. »Darum – heißt es im Dekret Presbyterorum ordinissetzt das Priestertum der Amtspriester zwar die christlichen Grundsakramente voraus, wird aber durch ein eigenes Sakrament übertragen. Dieses zeichnet die Priester durch die Salbung des Heiligen Geistes mit einem besonderen Prägemal und macht sie auf diese Weise dem Priester Christus gleichförmig, so dass sie in der Person des Hauptes Christus handeln können« (Nr. 2).

In seinem ersten Brief an die Priester der Kirche – mit denen er das Hirtenamt ausübt – wendet sich der Apostel Petrus gegen eine Fehlinterpretation der Aussagen über den priesterlichen Charakter der ganzen Kirche und aller Gläubigen (1 Petr 2, 5.9), die dem apostolisch-sakramentalen Amt widerspricht, und mahnt: »Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung … seid Vorbilder für die Herde« nach dem Beispiel Christi, des »obersten Hirten« (1 Petr 5, 2–4) und des »Hirten und Bischofs eurer Seelen« (vgl. 1 Petr 2, 25). Hier scheinen deutlich die christologische Grundlage und die apostolische Einordnung des bischöflichen und priesterlichen Amtes auf.

Dieser in der Tradition verwurzelten Lehre folgend, hat uns das Zweite Vatikanische Konzil erneut gelehrt, die Kirche als auf göttlicher Gründung beruhend zu betrachten. Durch die Vermittlung Christi und des Heiligen Geistes ist die Kirche lebendige Gemeinschaft mit Gott und mit unseren Nächsten in der Wahrheit, im Leben und in der Liebe. Als Volk Gottes, Leib Christi, Weinberg des Herrn und Herde des Guten Hirten ist die Kirche, Tempel des Heiligen Geistes, keine von Menschen geschaffene Organisation, die religiöse oder soziale Zwecke verfolgt; sie ist nicht eine wohltätige NGO, wie Papst Franziskus in seiner ersten Predigt am 14. März 2013 sagte. Und bei der Generalaudienz vom 23. Oktober 2013 bekräftigte er: »Die Kirche ist gesandt, allen Menschen Christus und sein Evangelium zu bringen.«

Nur im auferstandenen Jesus Christus ist sie wirklich Kirche, »allumfassendes Heilssakrament« (Lumen gentium, Nr. 48). Dem Geheimnis der Einheit der göttlichen und menschlichen Natur in der Person des Sohnes Gottes entsprechend, besteht sie aus göttlichen und menschlichen Elementen und hat so die Einheit der Menschen mit Gott und untereinander zum Ziel.

In diesem Sinn kann das Zweite Vatikanische Konzil mit Recht sagen: »Um Gottes Volk zu weiden und immerfort zu mehren, hat Christus der Herr in seiner Kirche verschiedene Dienstämter eingesetzt, die...

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