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Nicht-hierarchische Koordination von Gruppen unter Berücksichtigug der Interdependenzproblematik

AutorRalf Bürkle
VerlagExamicus Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783656995715
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: 1.5, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: 1.2. Aufbau der Arbeit Im Zentrum der Beobachtungen sollen Gruppen stehen, die unter den Objekten sozialwissenschaftlicher Forschung als intermediärer Aggregatzustand zwischen dem Individuum und der Institution einzuordnen sind. In Kapitel 2 wird zunächst eine umfassende und zweckmäßige Definition des Gruppenbegriffs gegeben. Außerdem werden die verschiedenen Möglichkeiten der Klassifizierung von Gruppen aufgezeigt und die Erklärungsansätze für die Genese von Gruppen in Organisationen be-schrieben. Da sich Gruppen in Bezug auf Handlungen und das Entscheidungs-verhalten oft in erheblichem Maße von Individuen unterscheiden, werden danach die wichtigsten empirischen Befunde zum Gruppenverhalten dargestellt. Die Ursachen und Formen von Interdependenzen, die der eigentliche Auslöser für die Notwendigkeit von Koordination in komplexen Organisationen sind, werden in Kapitel 3 beleuchtet. Die Wirkungen von Interdependenzen auf das Verhalten interagierender Gruppen werden anschließend auf die Grundmuster Kooperation, Konkurrenz und Konflikt reduziert. Kapitel 4 wendet sich der Koordination als einem der Grundprobleme betriebswirtschaftlicher Forschungsbemühungen zu. Der Skizzierung der Notwendigkeit und Ursachen von Koordination in Organisationen sowie der Dimensionen des Koordinationsbegriffs folgt eine Diskussion der von unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Forschungsrichtungen gegebenen Erklärungs- und Lösungsansätze der Koordinationsproblematik. Da die Hierarchie von vielen Autoren als Grundform der Koordination bezeichnet wird, ist ihr Kapitel 5 gewidmet. Nach einer Begriffsdefinition sowie der Beschreibung der Entstehungsvermutungen, Kennzeichen und Ausprägungen von Hierarchie soll veranschaulicht werden, warum hierarchische Strukturen in zahlreichen betriebswirtschaftlichen Schriften in die Kritik geraten sind und wo möglicherweise ihre Grenzen liegen. Drei ausgewählte Ansätze zur Abgrenzung und Kategorisierung nicht-hierarchischer Koordinationsmechanismen werden in Kapitel 6 ausführlich vorgestellt und diskutiert. Aufbauend auf dem Schema Schäffers2, der als Grundausprägungen nicht-hierarchischer Koordination in Organisationen die Selbstabstimmung und den Markt identifiziert, bilden in Kapitel 7 die Vorstellung und Beurteilung von verschiedenen Möglichkeiten der Team- und Gruppenarbeit, von Gremien, Netzwerken sowie internen Märkten als organisatorische Ansätze nicht-hierarchischer Koordination sowie ein Ausblick (Kapitel 8) den Abschluß der Arbeit.

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Leseprobe

2.  Gruppen als Erkenntnisobjekt verhaltenswissenschaftlicher Forschung

 

Obgleich „Gruppen so alt wie die Menschheit selbst“[3] sind, ist der Ausdruck Gruppe in seiner heutigen Bedeutung in der deutschen Sprache relativ neu. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts wurde er aus dem Italienischen und Französischen übernommen. Diese Tatsache verhindert freilich nicht, daß in der heutigen Zeit die Verwendungs­häufigkeit und Bedeutungsvielfalt des Gruppenbegriffs in verschie­denen Wissen­schaftsdisziplinen eine allgemeingültige Definition kaum möglich machen. Ziel der vorliegenden Arbeit kann es somit nur sein, einen zweck­mäßigen, der Fragestellung angepaßten Konstruktionsbegriff zu liefern.

 

2.1.  Definition des Gruppenbegriffs

 

Im weiteren wird von Gruppen gesprochen, wenn diese folgende Merkmale auf­weisen:

 

Personenmehrheit: Weitgehend Einigkeit herrscht in der Fachliteratur darüber, daß eine Dyade (Zweipersonengruppe) noch keine Gruppe im sozialwissen­schaftlichen Sinne ist, da in ihr einige „bedeutsame sozialpsychologische Phä­nomene wie z.B. Koalitionsbildung oder Mehrheitsentscheidung“[4] nicht auftreten können. Schwieriger ist die Festlegung einer Obergrenze der Personenzahl, bei deren Überschreiten nicht mehr von dem Aggregatzustand einer Gruppe, son­dern von einer Institution oder Masse ge­sprochen werden muß. Das Gros der Autoren nennt in diesem Zusammen­hang keine konkreten Zahlen, sondern führt die Überschaubarkeit und die Mög­lichkeit der direkten, unmittelbaren Interaktion zwischen den Gruppenmitgliedern als Kriterien an.

 

Direkte interne Interaktion: Den Mitgliedern muß es möglich sein, mit jedem anderen Gruppenmitglied direkt in Kontakt zu treten. In der Regel ist diese Inter­aktion an Interdependenzbeziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern ge­koppelt. Keine Angabe findet sich in der Fachliteratur über das minimal not­wen­dige Ausmaß der Interaktion.

 

Gemeinsames Ziel oder Motiv: Zielorientierung gilt als allgemeine Eigenschaft sozialen Handelns und strukturiert daher auch jedes Miteinander in Gruppen. Schütz[5] stellt allerdings fest, „daß der Zielbegriff in der gängigen sozialpsycho­logisch orientierten Gruppenliteratur eine eher untergeordnete Rolle spielt und häufig nur marginal vorkommt.“ Er führt dies auf die Tatsache zurück, daß sich kaum eine allgemeine Aussage darüber treffen läßt, wie Gruppen mit ihren Zie­len umgehen. Auch die Frage nach der Zielgewinnung von Gruppen ist nur schwer und nicht eindeutig zu beantworten. Oft werden Ziele und Motive erst während oder nach der Gruppengründung konstituiert. Überdies können sie auf höchst unterschiedliche Weise – zum Beispiel durch Kompromiß,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             [     ]                                            ird.“[6] Zumeist ergibt sich ein „System mehr oder minder differenzierter Positionen und Rollen.“[7]

 

Existenz von gemeinsamen Normen:[8] Solche Normen regeln die zwischen­menschlichen Beziehungen sowie die zielgerichteten Aktivitäten und machen so­mit das Funktionieren der Gruppe erst möglich.[9] Normen knüpfen an die gruppen­eigenen Rollen als Verhaltensanforderungen an. Porter, Lawler und Hackman[10] nennen drei Merkmale, die Gruppennormen charakterisieren: Er­stens betreffen sie grundsätzlich nur das Verhalten, nicht aber die Gedanken und Gefühle der Gruppenmitglieder. Zweitens werden sie nur für Verhaltensweisen entwickelt, die die Mehrheit der Mitglieder als wichtig ansieht, und drittens geben sie in der Regel nur ein Intervall an, innerhalb dessen Grenzen sich das Verhal­ten zu bewegen hat.

 

Zusammengehörigkeits- oder Wir-Gefühl: Dieses Gefühl steigt mit der Häu­figkeit der Interaktion. Die Mitglieder nehmen die Gruppe als solche wahr und können klar zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern trennen. Andererseits wird die Gruppe durch ihr Auftreten von anderen Gruppen oder Nichtmit­glie­dern als Gruppe identifiziert. 

 

Dauerhaftigkeit: Diesem Merkmal kommt eine Klammerfunktion zu. Denn eine gewisse Dauerhaftigkeit des Gruppenverbunds ist für das Entstehen von Inter­ak­tion, Rollendifferenzierung, der Ausbildung gemeinsamer Ziele, Motive und Normen sowie eines Zusammengehörigkeits- und Wir-Gefühls unabdingbar. 

 

2.2. Formen von Gruppen

 

Ebenso vielfältig und uneinheitlich wie die Definitionen des Gruppenbegriffs ist in der verhaltenswissenschaftlichen Literatur auch die Kategorisierung von Grup­pen in einzelne Ausprägungsformen. Daher sollen im folgenden nur die für die vor­liegende Arbeit relevanten Klassifizierungen kurz dargestellt werden. Man unter­scheidet:

 

Klein- und Großgruppen: Als numerische Grenze werden üblicherweise 15 bis 20 Personen genannt.

 

Primär- und Sekundärgruppen: Primärgruppen ermöglichen eine „dauerhafte, persönliche Bindung“[11], Sekundärgruppen sind „vergleichsweise unpersönlich und stärker formal geregelt.“[12] In ähnlicher Weise differenziert Wiswede[13] zwischen instru­mentellen (aufgabenorientierten) und sozio-emotionalen Gruppen.

 

Formale und informale Gruppen:[14] Formale Gruppen entstehen auf Basis makrostruktureller Regelungen (zum Beispiel eines Organisationsplans), infor­male Grup­pen bilden sich hingegen spontan und aufgrund persönlicher und emotionaler Faktoren (zum Beispiel Sympathie).[15] Für informale Gruppen ist außerdem die Bezeichnung Cliquen gebräuchlich. Im Bereich der Betriebs­psy­chologie unterteilt Dalton[16] je nach hierarchischer Stellung der Gruppen­mit­glieder im Unternehmen die informalen Gruppen in horizontale Cliquen, die von Personen unterschiedlicher Arbeitsbereiche und Abteilungen aufgrund eines ge­meinsamen Merkmals (zum Beispiel gemeinsame Ausbildung) gebildet wer­den, vertikale Cliquen, die innerhalb einer Abteilung von unterschiedlichen Hierar­chieebenen angehörenden Personen gebildet werden, und gemischte oder zu­fällige Cliquen („random cliques“), denen Personen unterschiedlicher Abtei­lungen und Hierarchieebenen angehören.   

 

Eigen- und Fremdgruppen:[17] Eine Eigengruppe ist eine Gruppe, deren Mit­glied ein...

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