Was wäre, wenn bei der französischen Kulturverwaltung eines Tages ein Brief aus Kamerun einträfe, in dem die Kameruner freien Eintritt für das Pariser Museum für außereuropäische Kunst fordern, weil sie sich weigern, Geld für die Betrachtung der Kunstwerke ihrer eigenen Vorfahren auszugeben? Und was wäre, wenn die Kulturfunktionäre angesichts der erregten Debatten um Kunstraub und Restitution einwilligten? In Arno Bertinas schelmischer Fabel wird Europa wieder von seiner Kolonial- und Eroberungsgeschichte eingeholt, und es entspinnt sich eine Kaskade wechselseitiger Forderungen, an deren Ende die Frage steht, ob die Mona Lisa eher ?zurück? nach Italien gehört oder doch eher nach Afrika ausgeliehen werden sollte. Ausgehend von Bertinas provokanten Fragen beschäftigt sich die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy in einem anschließenden Essay mit der derzeit hochaktuellen Diskussion um Sammlungsgeschichten und Museumsarbeit in der postkolonialen Weltgesellschaft. Durch die Debatten um das Humboldt-Forum in Berlin werden Fragen aufgeworfen, in denen es nicht nur um Eigentum und Restitution geht, sondern auch um die Legitimität von Grenzen und Zutrittsbeschränkungen.
Arno Bertina, geboren 1975, ist Autor von Romanen, Essays und Radiofeatures, in denen er häufig zeitgeschichtliche Themen aufgreift. Zudem ist er Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und als Rezensent tätig. Die drei von ihm selbst als Triptychon bezeichneten Romane, Le Dehors ou la Migration des truites, Appoggio und Anima Motrix, sind bislang nicht ins Deutsche übertragen worden. Bénédicte Savoy, geboren 1972 in Paris, lehrt Kunstgeschichte der Moderne an der TU Berlin. Ihre Forschungsinteressen sind Kunst- und Kulturtransfer in Europa, Museumsgeschichte sowie Kunstraub und Beutekunst. 2016 erhielt sie den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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