Kapitel 2:
Bank, Konto, Depot
Praktisch alle Erwachsenen und viele Jugendliche haben in Deutschland ein Konto, um damit bargeldlos ihre Finanzen zu führen. Meist handelt es sich um ein Girokonto, das sie bei einer Bank oder Sparkasse unterhalten – und damit gehen oftmals die Probleme los.
Denn viele Menschen sind bei ihrer Hausbank, weil sie schon immer dort waren und keine Lust haben, sich eine neue zu suchen – was tatsächlich ein etwas mühsames Unterfangen sein kann. Dass sie bei vielen Finanzdienstleistern überhöhte und völlig überflüssige Gebühren zahlen, etwa eine Monatsgebühr für die Kontoführung, eine Portogebühr für die Übersendung von Auszügen oder exorbitant hohe Überziehungszinsen von zwölf und mehr Prozent, stört sie nicht weiter oder nur vorübergehend. Oft wissen sie nicht einmal, dass es auch anders geht, nämlich erheblich günstiger. Damit schenken sie der Bank viel Geld, das sie besser in die eigene Altersvorsorge stecken würden.
Generell sollte das Girokonto, das man bei seiner Hausbank unterhält, mindestens die folgenden fünf Eigenschaften erfüllen, um das Attribut »brauchbar« zu verdienen und in die engere Wahl zu kommen:
- Es sollte ohne Wenn und Aber umsonst sein, dauerhaft.
- Der Kunde sollte kostenlos – also ohne Jahresgebühr – eine Kreditkarte erhalten, und zwar von einem der beiden großen Netzwerke (Mastercard, Visa).
- Man muss an möglichst vielen Automaten gebührenfrei Geld abheben können, nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern idealerweise im gesamten Euroraum oder sogar weltweit.
- Ein mit dem Girokonto verbundenes Depot (für die Aufbewahrung von Wertpapieren aller Art) sollte ebenfalls umsonst sein, also keine Einrichtungsgebühr kosten und auch keine Jahresgebühr.
- Das Konto bei der Hausbank sollte gute Konditionen für den Überziehungs- oder Dispositionskredit (»Dispo«) bieten, insbesondere im Hinblick auf die Zinsen, die die Bank oder Sparkasse für dieses jederzeit abrufbare Darlehen in Rechnung stellt.
• Die Kontogebühren. Millionen Bundesbürger haben sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte daran gewöhnt, dass sie für ihr Girokonto Geld bezahlen. Oft handelt es sich nur um Kleinbeträge von ein paar Euro im Monat – verschmerzbar, denken viele, kaum der Rede wert. Dabei sollte man sich von dem oft einstelligen Betrag, der am Monatsersten oder -letzten automatisch abgebucht wird, nicht blenden oder beschwichtigen lassen. Acht Euro monatlich addieren sich im Laufe eines einzigen Jahres auf fast 100 Euro, die nicht für sinnvollere Dinge zur Verfügung stehen, etwa für eine wichtige Versicherung, die eigene Altersrücklage oder einen langfristigen Sparplan für die Kinder. Deshalb: Wer heute noch immer regelmäßig Kontoführungsgebühren an die Bank zahlt, macht etwas falsch. Er sollte entweder das Gespräch mit dem Berater suchen und – unter Verweis auf günstigere Alternativen – auf einen Erlass der Gebühren drängen. Oder die Bank oder Sparkasse wechseln, wenn der Berater sich stur stellt.
Denn Finanzdienstleister, die ein kostenloses Konto anbieten (und sogar intensiv bewerben), gibt es mittlerweile genug. Seit Jahren haben viele Direktbanken bei uns die Gebühren gestrichen, allen voran ING DiBa, eine Tochter des niederländischen ING-Finanzkonzerns. Doch auch bei Dutzenden anderen Direktbanken (die ihre Kunden vor allem per Internet und Telefon betreuen, also ohne teures Filialnetz) sind die Konten längst umsonst, beispielsweise bei Comdirect, Cortal Consors, bei der DKB oder der Netbank.
Auch wer kein Freund von Direktbanken ist – etwa weil er über keinen Computer- und Internetzugang verfügt oder gern einen persönlichen Ansprechpartner hat –, ist den Kontogebühren keineswegs wehrlos ausgeliefert. Seit einiger Zeit bieten fast alle privaten Großbanken in Deutschland, zum Beispiel die Commerzbank, die HypoVereinsbank (gehört der italienischen Bank Unicredit) und die Postbank (zur Deutschen Bank), ein kostenloses Girokonto an. Die Gebührenbefreiung ist oft an einige Regeln wie einen regelmäßigen Gehaltseingang gebunden – die Bank bietet dann also lediglich ein sogenanntes Gehaltskonto umsonst an. Bei anderen Anbietern ist beispielsweise ein durchschnittliches Mindestguthaben erforderlich oder auch ein regelmäßiger monatlicher Mindesteingang. Wer nicht viel verdient oder auf Teilzeitbasis arbeitet, ist bei diesen Banken daher nicht richtig. Die meisten Kunden erfüllen die Voraussetzungen jedoch, jedenfalls wenn sie in einem Angestelltenverhältnis stehen.
Zugegeben: Wer seiner Hausbank den Rücken kehrt, hat etwas Mühe. Er muss alle regelmäßigen Zahlungsempfänger (Versicherungen, Vermieter, Abonnements und so weiter) informieren sowie Lastschriften und Daueraufträge umstellen. Auch der Arbeitgeber und andere Geldgeber müssen angeschrieben werden. Doch der Nutzen – nämlich die dauerhafte Ersparnis der Gebühren – steht dabei in einem gesunden Verhältnis zum einmaligen Zeitaufwand von vielleicht zwei oder drei Stunden. Einige Banken bieten ihren neuen Kunden inzwischen sogar einen Ummeldeservice an, bei dem man benutzerfreundliche Standardformulare nutzen und so Zeitaufwand und Mühe begrenzen kann.
• Die Kreditkarte. Das Konto, für das man sich entscheidet, sollte es ermöglichen, dauerhaft wenigstens eine der gängigen Kreditkarten ohne Grundgebühr nutzen zu können. Idealerweise sollte es sich dabei um eine Mastercard- oder Visa-Karte handeln, da diese mit jeweils mehr als 25 Millionen Akzeptanzstellen in aller Welt über die umfangreichsten Netze verfügen. Bei Diners Club und American Express sind es deutlich weniger.
Es klingt zwar nicht schick, doch für die meisten Menschen ist eine Standard-Kreditkarte (also weder eine »goldene« noch platinfarbene noch sonst irgendwie glänzende oder edel-schwarze) völlig ausreichend. Wer viel unterwegs ist und beispielsweise oft Mietwagen im Ausland nutzt, ist dank des Versicherungsschutzes mit einer Goldkarte eventuell besser bedient. Die umfasst eine Fülle von Extraleistungen und -versicherungen, die man allerdings vor Unterzeichnung des Kartenvertrags genau durchleuchten sollte. Dies kann zum Beispiel eine (wichtige, aber auch für wenige Euro im Jahr separat abschließbare) Auslandskrankenversicherung sein oder Vollkaskoschutz, wenn man im Ausland ein Auto mietet. Viele Versicherungen, mit denen die Kreditkartenunternehmen werben, sind indes überflüssig oder schlicht viel zu teuer. Es lohnt sich daher, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) und das Kleingedruckte vor Abschluss eines neuen Kreditkartenvertrags zu studieren und je nach den individuellen Lebensumständen zu entscheiden, ob der Aufpreis auf eine Basiskarte sinnvoll ist.
Wer zu einer aufwändigen Prüfung der Konditionen keine Lust hat und sich anfangs erst einmal für eine Basiskarte entscheidet, macht mit großer Wahrscheinlichkeit nichts falsch und spart in jedem Fall Geld. Es versteht sich, dass eine einzige Kreditkarte völlig ausreichend ist – jedenfalls sofern sie ein Visa- oder Mastercard-Logo trägt. Eine Sammlung vieler verschiedener Kreditkarten in der Brieftasche ist bei vielen Verbrauchern keineswegs ein Zeichen von Finanzkraft oder vermeintlichem Status, sondern der direkte Weg in die Schuldenfalle.
Ein Tipp: Inzwischen gibt es kostenlose Kreditkarten, die ganz ohne Eröffnung eines dazugehörigen Girokontos erhältlich sind. Beispiele sind die Barclaycard von Barclays Bank und die SunnyCard der spanischen Großbank Santander.
Ebenfalls wichtig: Die Ausgaben, die man mit einer Kreditkarte tätigt, sollte man – wann immer möglich – auf einen Schlag am Monatsende tilgen. Tut man das nicht, werden bei vielen Anbietern die höchsten Zinsen überhaupt fällig, die mitunter noch höher liegen als die Zinsen für Dispositionskredite. Anders formuliert: Wer die fälligen Zahlungen an die Kreditkartenfirma nur um wenige Monate aufschiebt, dem können die Schulden schnell über den Kopf wachsen.
• Geld abheben. Logisch: Ein Konto ist nutzlos, wenn man nicht schnell und problemlos Geld abheben kann. Bei vielen Banken und Sparkassen kann das Abheben jedoch teuer werden, vor allem dann, wenn man aus Bequemlichkeit bei einer anderen Bank um die Ecke Geld zieht. Wer dies tut, ist schnell fünf Gebühren-Euro los, selbst wenn er nur 100 Euro abgehoben hat, im Ausland sogar zehn Euro. Das sind nicht nur unverschämt hohe Beträge, sondern auch völlig überflüssige Kosten. Denn es gibt inzwischen eine große Gruppe von Finanzdienstleistern, mit deren Kundenkarten man an vielen – oder sogar fast allen – Automaten kostenlos an Bargeld gelangt.
Ein weiteres Mal waren beim Gratis-Geldabheben pfiffige Direktbanken wie 1822direkt (eine Sparkassen-Tocher), die oben bereits erwähnte DKB, ING DiBa oder auch die Volkswagen Bank Vorreiter. Selbst Filialbanken wie die deutsche Targobank (gehört zur französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel) werben längst mit dieser praktischen Sache.
Allerdings sollte man auch bei den Bedingungen fürs Geldabheben auf das Kleingedruckte achten. Bei einigen Anbietern geht es deutschlandweit an vielen tausend Geräten – das sollte bei der Auswahl der Hausbank das Minimum sein. Andere Banken (zum Beispiel ING DiBa) sind großzügiger und erlauben die gebührenfreie Nutzung von Geldautomaten im gesamten Euroraum. Den Spitzenplatz belegen an dieser Stelle allerdings Banken wie die DKB und die NetBank, mit deren Kreditkarten man weltweit kostenlos an Bargeld kommt, also...