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Business TV als Instrument der Aus- und Weiterbildung

AutorNina Poppenhäger
VerlagExamicus Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl75 Seiten
ISBN9783656994565
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Führung und Personal - Sonstiges, Note: 2, European Business School - Internationale Universität Schloß Reichartshausen Oestrich-Winkel, Sprache: Deutsch, Abstract: Durch die sich immer schneller wandelnden Umweltanforderungen kommt den Mitarbeitern als elementare unternehmerische Ressource eine den Wettbewerb entscheidende Funktion zu. Im Hinblick auf Qualifikation, Lernfähigkeit und Wissen gilt es, Potentiale zu identifizieren, zu aktivieren und im besonderen weiterzuentwickeln, um sie dem Unternehmen zugänglich und nutzbar zu machen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen müssen die Unternehmen verstärkt über die Einbindung neuer IuK-Technologien reflektieren, um bisher ungenutzte Potentiale für die erforderliche Effektivierung des Informations- respektive Wissenstransfers zu erschließen. Somit wird auch das Aus- und Weiterbildungssystem vor neue Herausforderungen gestellt, da den derzeitigen Anforderungen mit kontemporären Instrumenten nicht mehr entsprochen werden kann. Mitarbeiter müssen nicht nur über eine große Wissensbasis verfügen, sondern auch eine hohe Lernbereitschaft beweisen. Knappe Ausbildungsbudgets und beschleunigte Innovationszyklen fordern effizientere und kostengünstigere Alternativen herkömmlicher Mitarbeiterschulungen. Hier treten die neuen Medien ins Blickfeld, die eine Reihe von Vorteilen gegenüber den traditionellen Schulungsmethoden bieten. Neben Schnelligkeit in Erstellung und Distribution ermöglichen sie den Direktzugriff des Lernenden auf die benötigten Informationen und erlauben die Interaktion zwischen System und Nutzer im Form von Rückkopplung oder Rückmeldung. Sie garantieren darüber hinaus die realitätsgetreue Wiedergabe dynamischer Abläufe und Zusammenhänge in Form von Animation oder Simulation, also die Ergänzung der statischen Darstellungsformen Text und Grafik um Sprache und Bewegung. Für die Verwendung dieser neuen Technologien sprechen nicht nur Kostenaspekte und Kapazitätsengpässe bei qualifiziertem Lehrpersonal, sondern auch die Forderung nach Dezentralität, beliebiger Multiplizierbarkeit und Wiederholungsmöglichkeit sowie zeitlicher Unabhängigkeit. Zusätzlich enthalten sie die bisher vernachlässigte Personen- und Bedarfsorientierung von Qualfizierungsmaßnahmen. Tradierte Instrumente reichen vom Computer Based Training (CBT) bis hin zu Videokonferenzsystemen und bilden Grundlage für die Anwendung, die in jüngster Zeit unter dem Namen Business TV aus sich aufmerksam gemacht hat. Business TV kann als eine Weiterentwicklung herkömmlicher Schulungsinstrumentarien verstanden werden, welche deren Vorteile miteinander vereinigt und das Anwendungsgebiet noch erweitert.

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Leseprobe

3. Business TV - der eigene Fernsehkanal für die Unternehmung


 

Die im nachfolgenden Teil der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse wurden größtenteils anhand von Interviews getroffen, die im Vorfeld mit Unternehmens-vertretern verschiedener Branchen geführt wurden. Alle verwendeten Interviews finden sich in gekürzter und anonymisierter Form im Anhang.

 

3.1 Gründe für die Nutzung von Business TV


 


Unternehmen werden bei ihren kontinuierlichen Überlegungen für eine effiziente Organisationsgestaltung zwangsläufig mit den neuesten Entwicklungen von IuK-Technologien konfrontiert. So wendet sich die Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichsten Ausprägungsformen der Neuen Medien und hier im besonderen auf das immer populärerer werdende Business TV.[36]

 

Die Entwicklung des Aus- und Weiterbildungsmaktes verzeichnet eine Analogie zu anderen Märkten und ist somit gekennzeichnet von kurzen Zyklen, einem Auseinanderfallen von Kundengruppen (im Sinne von Teilnehmer- bzw. Zielgruppen) und der Forderung nach problembezogenen Lösungsansätzen. Die Verschiedenartigkeit der (Lern-) Kunden und deren damit verbundene augenblickliche und situationsspezifische Interessenlage bzw. Bedürfnisse sind in diesem Zusammenhang explizit zu berücksichtigen.

 

Vielversprechend erweisen sich neben den Vorteilen eines großflächigen Empfangs von Botschaften in (Fernseh-) Qualität Integrationsmöglichkeiten informativer Elemente, wie z.B. live-Diskussionen, vor allem aber die Kostenersparnisse, welche die Unternehmen beim Business TV-Einsatz verwirklichen können.[37] Allerdings sind es auch ökonomische Gründe, die zur Verwendung anderer Systeme - wie z.B. Videokonferenzsysteme - führen, weil Unternehmensstruktur und -philosophie derartig gestaltet sind, daß es wirtschaftlicher ist, auf andere Medien und Technologien auszuweichen.[38] Von Vorteil ist überdies die direkte Teilnehmeransprache durch den Fachmann, welcher zum einen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung steht und zum anderen die auf herkömmlichem Informationsweg unvermeidliche Verfremdung über die Hierarchiestufen umgeht. Eine begleitende Neuorganisation des Kommunikations- und Informationskonzeptes der Unternehmung erlaubt sogar die Zusammenlegung bzw. das Wegfallen von bisher verwendeten schriftlichen Medien zur Informationsweitergabe.[39] Business TV kann somit zur professionellen Außendarstellung eines Unternehmens (z.B. die Präsentation des Unternehmens auf Messen) oder aber zur Innenansicht der Firma (z.B. interne Events) genutzt werden.

 

Ausschlaggebend für eine sinnvolle Verwendung von Unternehmensfernsehen ist jedoch das zu schulende Produkt bzw. die zu schulende Dienstleistung. Nicht oder schlecht geeignet sind Softwareanwendungen, die aufgrund ihrer unzureichenden Darstellungsqualität über das Medium Fernsehen für Business TV-Schulungen wenig Sinn machen. In diesem Fall gestaltet sich das Schulungsmedium PC als ein weitaus effizienteres, da es den Schulungsinhalt am anwendungsorientiertesten vermitteln kann. Dahingegen können physische Produkte, wie z.B. ein Getriebe oder ein neues Faxgerät über Kamera naturgetreu und anschaulich vermittelt werden. Der Unternehmens-entscheidung pro oder kontra Business TV muß somit unweigerlich die Überlegung vorausgehen, ob das zu schulende Produkt bzw. Dienstleistung zu dem geplanten Zweck sinnvoll über Business TV darstellbar ist.

 

3.2 Zielsetzungen von Business TV


 


Hinsichtlich der Grobzielformulierung kann bei allen Unternehmen ein uniformer Trend konstatiert werden. Die Feinziele werden jedoch in Abhängigkeit von Branche, Firmenphilosophie und Organisationsform der

 

Unternehmen differierend definiert. Zum einen soll das Ziel eines effizienteren Kommunikations- und Informationsflusses im Unternehmen verwirklicht werden. Eine hierarchieübergreifende, schnelle und gezielte Information verbessert den identifikationsschaffenden Kommunikationsprozeß und führt somit unweigerlich zu einer Produktivitätssteigerung in allen Unternehmensbereichen. Zum anderen können über das Medium Fernsehen Schulungsinhalte wirksam als Ergänzung oder Ersatz zu Seminaren vermittelt werden. Die Zielsetzung wird fernerhin durch die Nutzungsintensität und den Einbindungsgrad des neuen Mediums in den bisher bestehenden Informations- und Kommunikationsmix beeinflußt. Darüber hinaus kann Business TV bei unternehmensspezifischer Implementierung das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken sowie die Motivation fördern. Maßgeblich ist jedoch die beträchtliche Kostenersparnis, welche mit der Einführung von Business TV im Aus- und Weiterbildungsbereich erzielt werden kann.

 

Entscheidend ist die Zeitersparnis, die durch die direkte und simultane Ansprache sämtlicher Mitarbeiter auf allen Hierarchieebenen erfolgen kann. Verfälschungen, welche durch die konventionelle Informationsweitergabe entstanden sind und als „Stille-Post-Effekt“ beschrieben wurden, treten mit dem neuen Medium Business TV nicht mehr auf. Den entscheidenden Vorteil von hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit und hohem Verbreitungsgrad kann gegenwärtig keine andere Schulungsart bieten. Die gezielte Förderung und Verbesserung der Kommunikation im internen sowie externen Bereich, verlangt die Verwendung aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten heutiger Technologien. Es gilt, eine allgemeine Schnittstelle für Mitarbeiter zu finden, in der alle verfügbaren Informationen abgelegt und nach Zielgruppen orientiert abrufbar sind.

 

3.3 Die Zielgruppe begründet den Schulungsinhalt


 


Ein Problemfeld bisheriger Aus- und Weiterbildungskonzepte lag im Bereich zielgruppenspezifischer Adressierung der Schulungsinhalte. Dieses Defizit wird mit Business TV durch die Verschlüsselung der Sendungen mit Hilfe eines Decoders behoben, wodurch eine exakte Zielgruppenspezifizierung für die jeweils durchzuführende Weiterbildungsmaßnahme ermöglicht wird. Zielgruppen können sowohl intern (Innen-/Außendienstmitarbeiter oder Führungskräfte) als auch extern (Kunden i.S. von Handelspartner, Privat- oder Geschäftskunden) sein. So können in einer reinen Informationssendung der Geschäftsleitung über aktuelle Entwicklungen des Unternehmens Mitarbeiter aller Geschäftsbereiche angesprochen werden. Zur Durchführung spezieller Produkt- bzw. Dienstleistungsschulungen kann die korrespondierende Zielgruppe, z.B. Außendienstmitarbeiter und die relevanten Mitarbeiter aus dem Innendienst, konkret angesprochen werden.[40] Ein Beispiel: Zielgruppe für die Schulungen mit einer Business TV-Sendung im Automobilbereich ist explizit nur sog. Kunden-Kontakt-Personal, welches in direktem Kontakt zum Kunden steht. Inhalt der Schulungen mit Business TV ist die reine Informationsübertragung der Systemfunktionen, nicht aber eine Schulung über die Instandsetzung. Für die Zielgruppe der Mechaniker findet hingegen ein divergentes Ausbildungskonzept Anwendung, da hier die alleinigen Informationen über die Systemfunktionen nicht ausreichend sind, sondern zusätzlich noch eine Schulung über die Instandsetzung erfolgen muß. Als konträre Lösung erweist sich das Konzept von Microsoft: Ganz bewußt hat man sich dagegen entschieden, eine bestimmte Zielgruppe anzusprechen, um den für die Zukunft geplanten Microsoft-Computer-Kanal für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[41]

 

Festzuhalten gilt, daß keine allgemeingültigen pauschalen Zielgruppen bzw. -inhalte zu determinieren sind, sondern eine bedafsgesteuerte Identifizierung in Abhängigkeit von der Zielrichtung erfolgen muß. Die Integration in den vorhandenen Kommunikations- und Medienmix gewährleistet, daß das erstellte Konzept die anzusprechende Zielgruppe am effektivsten, effizientesten und adäquatesten erreicht. Bei den Schulungsinhalten handelt es sich durchweg um aktuelle Themen oder um Anforderungen, die von den Mitarbeitern in

 

nächster Zukunft zu bewältigen sind (z.B. Fahrzeugschulungen bei der Einführung neuer Automodelle). Neben konkreten Bedürfnissen, die maßgebend für die Schulungsinhalte sind, spielt die Philosophie des Unternehmens und die Stellung von Business TV im Informations- und Kommunikationsmix eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der Schulungsthemen.

 

Festzuhalten gilt somit, daß entsprechend der Zielgruppe ein differenzierter Programminhalt erforderlich und zu realisieren ist. Es darf nicht vernachlässigt werden, zu diskutieren, mit welchen Mitteln die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zu befriedigen sind, denn unter Umständen bietet die Verwendung anderer Medien eine effektivere und effizientere Problemlösung.

 

3.4 Grenzen des Einsatzes von Business TV


 


Ungeachtet der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Business TV kann das Medium nicht ohne einen Grenzbereich verwendet werden. Viele der befragten Unternehmen konstatierten, daß sog. „skills trainings“ über Business TV weder sinnvoll noch realisierbar sind.[42] Verhaltensschulungen, in denen Management- bzw. Führungstechniken oder Kundenservice gelehrt werden, müssen den persönlichen Kontakt von Teilnehmer und Trainer unbedingt gewährleisten. Für die Gesamtheit der Themen,...

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