Auf geht’s in den Wald!
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Die professionelle Waldarbeit wird in mehrjähriger Ausbildung erlernt; Hobbyholzwerber sollten ihre Grenzen kennen und Profiarbeit den Profis überlassen. (Foto: Husqvarna)
Nun wird es ernst: Ausgestattet mit der richtigen Schutzausrüstung und dem passenden Arbeitsmaterial geht es in den Wald. Die richtige Vorbereitung und die Aneignung solider Fachkenntnisse sind unverzichtbar – sonst wird Waldarbeit nicht nur sehr anstrengend, sondern unter Umständen auch lebensgefährlich.
Sicherheit ist Trumpf und oberstes Gebot
Es sieht so leicht aus, wenn man den Profis bei der Holzernte zuschaut. Nicht ohne Grund dauert eine berufliche Vollausbildung zum Forstwirt drei Jahre. Forstwirte erlernen während ihrer Ausbildung die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten in den Bereichen Waldwirtschaft und Landschaftspflege sowie Holzernte und Einsatz von Forsttechnik im forstlichen Ausbildungsbetrieb (Forstrevier, Försterei). Ein deutlicher Ausbildungsschwerpunkt ist der Einsatz der Motorsäge in allen Arbeitsfeldern und insbesondere in der motormanuellen Holzernte, also der Holzernte mit der Motorsäge in Verbindung mit Handarbeit.
Nach annähernd zwei Jahren Ausbildungszeit findet die Zwischenprüfung statt, der dann am Ende des dritten Ausbildungsjahrs die Berufsabschlussprüfung folgt. Erst wenn die Auszubildenden in dieser abschließenden Prüfung ihre Befähigung bewiesen haben, mit den berufsbezogenen Anforderungen umgehen zu können, ist die Berufsreife vorhanden und die jungen Menschen können in den Berufsalltag im Wald entlassen werden. Die sichere Beherrschung der Motorsäge wurde bis zu diesem Zeitpunkt in mehreren Hundert Ausbildungsstunden im Ausbildungsbetrieb und ergänzend in überbetrieblichen Ausbildungslehrgängen in einem Forstlichen Bildungszentrum (frühere Waldarbeitsschule) erlernt.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass ein wenige Stunden umfassender Crashkurs „Motorsägenschein“ nicht das vermitteln kann, was Fachkräfte in drei Ausbildungsjahren erlernt und erfahren haben. Dennoch ist es dringend erforderlich, einen guten, von Fachleuten geleiteten Lehrgang zu besuchen, um dort zumindest die erforderlichen Grundkenntnisse und wichtigsten Fertigkeiten durch praktische Unterweisungen und Übungen zu erlangen. Für den Einsatz in der Holzernte unter einfachen Bedingungen ist das unverzichtbar. Im Abschnitt „Qualifizierte Motorsägenlehrgänge – Inhalte, Anbieter und Zugangsvoraussetzungen“ (Seite 123) erfahren Sie alles, was Sie zum Thema Ausbildung an der Motorsäge wissen müssen.
Um es noch einmal deutlich zu betonen: Das Fällen und Aufarbeiten von Bäumen ist eine ausgesprochen gefährliche Arbeit. Die Missachtung von Sicherheitsvorschriften kann schnell zu schweren Unfällen, leider häufig mit Todesfolge, führen. Wichtige Hinweise zum sicheren Arbeiten enthalten die Herstellerangaben zur bestimmungsgemäßen Handhabung von Betriebsstoffen und Motorsägen sowie die Unfallverhütungsvorschriften der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau.
Zehn Punkte für den Arbeits- und Gesundheitsschutz im Wald
Sichere und gesunde Arbeit ist das Ziel unserer Tätigkeit im Wald. Wegen der besonderen Gefährlichkeit für den Motorsägenführer, seine Helfer und Dritte, wie beispielsweise Waldbesucher, gilt es einige Verhaltensregeln anzusprechen und in der Praxis auch ohne Ausnahme zu befolgen:
1. Niemals allein!
Niemals allein in der Holzernte arbeiten und mindestens einen Erwachsenen, besser zwei Personen, als Helfer mitnehmen.
2. Erste-Hilfe-Set
Immer ein Erste-Hilfe-Set für die Waldarbeit (erhältlich im Fachhandel) im Wald mitführen. Ein im Auto verstauter Erste-Hilfe-Kasten hilft nicht, wenn man im Wald eine Verletzung behandeln muss.
3. Mobiltelefon mitnehmen
Stets ein vollständig geladenes und rufbereites Mobiltelefon als Notrufeinrichtung mitnehmen. Dabei müssen möglicherweise am Arbeitsort bestehende Funklöcher wegen mangelnder Netzverbindung einkalkuliert werden. Für jeden im Team soll das Mobiltelefon gut erreichbar aufbewahrt werden, damit bei einem schweren Unfall unverzüglich ein Notruf abgesetzt werden kann. Das Telefon in der Arbeitskleidung am Körper zu tragen ist nicht zu empfehlen, da härtere Stöße während der Arbeit das Gerät beschädigen könnten. Besser ist eine Aufbewahrung beispielsweise im Werkzeugkasten, der in sicherer Entfernung am Rand des Arbeitsfelds abgestellt wird.
Für das Absetzen des Notrufs ist immer die 112 zu wählen! Man wird dann an die zuständige Rettungsleitstelle weitergeleitet. Ganz wichtig ist es, das Telefonat nicht selbst zu beenden, sondern abzuwarten, bis die Rettungsleitstelle alle Informationen hat, die sie für einen etwaigen Rettungseinsatz benötigt. Die Rettungsleitstelle beendet das Gespräch.
Stellen Sie sich darauf ein, Angaben zu den folgenden vier W-Fragen machen zu können:
• Wo ist es passiert?
• Was ist passiert?
• Wie viele verletzte Personen?
• Welche Verletzungen haben die Personen?
Wo bin ich eigentlich?
Ganz besonders auf das „Wo?“ und die möglichst gute Beschreibung des Unfallorts im Wald kommt es an.
In einigen Ländern gibt es an gut erreichbaren Waldorten amtliche Rettungspunkte, die von den Forstverwaltungen installiert wurden. Diese Rettungspunkte sind mit den zuständigen Rettungsleitstellen in einem Rettungskonzept vereinbart worden. Die Rettungspunkte haben eine einheitliche Beschilderung mit einer individuellen Kennung für jeden Punkt.
In vielen Bundesländern werden mittlerweile an markanten Stellen im Wald oder am Waldrand sogenannte Rettungspunkte mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Die Rettungsleitstellen kennen diese Orte und erreichen sie im Fall eines Notrufs zügig. (Foto: Maur)
Diese Kennung wird beim Notruf der Rettungsleitstelle mitgeteilt. In einem Arbeitsteam mit drei Personen kann eine Person beim Verletzten bleiben und der Zweite sich um die „Rettungskette“ (Absetzen des Notrufs, Aufsuchen des Rettungspunktes oder einer markanten Stelle als Treffpunkt, Einweisen der Rettungskräfte, Unterstützung der Rettungskräfte nach deren Anweisungen) kümmern.
Gibt es in der Nähe keinen markierten Rettungspunkt, lassen Sie sich vom Waldbesitzer vor Aufnahme Ihrer Arbeit die genaue Bezeichnung des Forstortes nennen – die meisten Bereiche eines Forstreviers haben markante Namen, die auch in topografischen Karten eingetragen sein können. Merken Sie sich außerdem markante Wegepunkte. So können Sie der Rettungsleitstelle im Falle eines Notrufs eine Beschreibung für die Anfahrt übermitteln.
4. Kinder bleiben zu Hause
Nehmen Sie keine Kinder mit in die Holzernte! Jugendliche ab 16 Jahren können für einfache und leichte Hilfsarbeiten, ohne dass die Motorsäge von ihnen benutzt wird, eingesetzt werden.
5. Nur wer fit ist, darf mit
Alle Helfer müssen fit sein und sorgfältig eingewiesen werden!
6. Einer hat das Sagen
Eine Person sollte als Anordnungsbefugter das Sagen haben und die organisatorische und praktische Gesamtverantwortung tragen. Es empfiehlt sich, dass ein Motorsägenführer diese Funktion übernimmt, denn er trägt ohnehin bereits eine erhebliche Handlungsverantwortung für die sicherheitsgerechte Fällung und Aufarbeitung der Bäume.
7. Umgang mit Publikum
Erfahrungsgemäß muss man im Wald immer mit Personen rechnen, die plötzlich im Arbeitsfeld auftauchen. Entweder geraten Dritte zufällig in die Risikobereiche oder sie kommen aus Neugier, angelockt durch das Geräusch der Motorsäge. Meist sind sich diese Menschen der vorhandenen Gefahren in keiner Weise bewusst. Für die Verantwortlichen bedeutet dies, stets das jeweilige Arbeitsfeld abzusichern und trotz der Absicherung wachsam zu bleiben. Die Absicherung kann in Abhängigkeit von der Arbeitssituation und den örtlichen Verhältnissen unterschiedlich aussehen. Werden Bäume in Bereichen gefällt, die von Wegen begrenzt beziehungsweise durchzogen sind, müssen die Wege gesperrt werden. Gegebenenfalls braucht man Helfer als Sicherungsposten, die die so entstehenden Gefahrenbereiche zusätzlich absichern. Näheres hierzu auf Seite 61-62.
8. Proviant nicht vergessen
Die Arbeit in der Holzernte ist Schwerstarbeit. Der tägliche Kalorienbedarf eines gesunden, voll leistungsfähigen Waldarbeiters liegt in der Holzernte bei 3 300 bis 3 500 Kilokalorien und damit um gut 1 000 Kilokalorien höher als bei einem im Büro tätigen Menschen. Das ist zwar nicht ohne Weiteres auf den „Freizeitholzhauer“ übertragbar, dennoch sollten Sie und Ihre Teampartner sich gut mit Proviant versorgen. Denken Sie auch an eine ausreichende Menge Trinkwasser.
9. Eigene Leistungsgrenzen beachten
Wie gesagt, Waldarbeit ist Schwerstarbeit. Deshalb sollte man seine Leistungsgrenzen kennen und einhalten. Kurzpausen von fünf Minuten nach jeder Arbeitsstunde haben sich im Profieinsatz bewährt und sind auch für nur gelegentlich in der...