Klausur aus dem Jahr 1992 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Grundlagen, Note: sehr gut, , Sprache: Deutsch, Abstract: In der ersten Phase ihrer Geschichte war Soziologie so gut wie ausschließlich Lehre von der Gesellschaft. Um die Jahrhundertwende verschob sich der Akzent auf die soziale Gruppe. Im weiteren Verlauf hat dann die Kategorie der »sozialen Rolle« fast die Stellung der Gruppe in der soziologischen Diskussion übernommen und zwar quer durch alle sonst so differenten wissenschaftstheoretischen Richtungen hindurch, obwohl diese Kategorie ursprünglich aus systemtheoretischem Zusammenhang stammt und auch heute noch ihren ersten Platz dort einnimmt. Vielleicht deshalb, weil die Rolle verspricht, das zu einem sozialen Wesen sozialisierte Individuum ebenso wie die soziologischen Probleme der Kleingruppe und die »makrosoziologischen Systeme« (Organisationen, Gesamtgesellschaft) unter einem gemeinsamen Erklärungsansatz erfassen zu können. Wegen der Möglichkeit des Begriffes der Rolle als Erfassung der Vermittlung von Einzelnen und der Gesellschaft zu dienen, sieht Ralf Dahrendorf in diesem Begriff eine analytische Elementarkategorie der Soziologie. Neben Ralph Linton war es vor allem George Herbert Mead, der den Begriff der Rolle für die Diskussion von Problemen der Vergesellschaftung des Menschen aufgriff. Mit beiden Namen verbinden sich zwei unterschiedliche Rollenkonzepte. Einmal das konventionelle Rollenkonzept, das von Linton ausgehend durch Talcott Parsons und Robert K. Merton aus der strukturell-funkionalistischen Perspektive entwickelt wurde. Zum anderen die Rollenkonzeption des Interaktionismus. Die Meadsche Tradition des symbolischen Interaktionismus aufgreifend entwickelten Ralph H. Turner, Lothar Krappmann und Hans Peter Dreitzel ein wesentlich anderes Rollenkonzept.
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