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Und du erwartest zu fliegen

Auf der Suche nach dem wahren Ich

AutorPatrick Sheridan
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783743130845
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Dies ist die Geschichte einer Suche nach dem Magischen und Tiefgründigen inmitten der Zwänge und Ablenkungen der heutigen Zeit, eine Chronik, die auch einen reichen Erfahrungsschatz an höheren Bewusstseinszuständen umfasst. Der Pfad führt auf fremdartiges Terrain. Seinen eigenen Worten nach wurde der Autor, leichtsinnig und mit vielen Schwächen behaftet, von Dingen getrieben, die er selbst nicht verstand. Kindheitshoffnungen und -ängste, gewonnene und zerronnene Liebe, Alkoholexzesse und psychedelische Drogen begleiten seine Reise. Anschaulich schildert er die außergewöhnlichen Eigenschaften von LSD und protokolliert das anfängliche Staunen darüber, die Offenbarung und schließlich die ultimative Frustration und Desillusionierung, bevor er über seine erste Begegnung mit einer sehr ungewöhnlichen Yogini berichtet. Offenherzig erlaubt das Buch einen Einblick in die erstaunlichen Dinge, die er über viele Jahre hinweg in ihrer Begleitung lernte und erfuhr. www.und-du-erwartest-zu-fliegen.jimdo.com www.expectingtofly.org

Als geläuterter und gereifter Überlebender der Selbstfindungsbewegungen der 1960er und 70er Jahre gelingt Patrick Sheridan viel mehr, als nur die Ideale dieser Zeiten in diesem stark biografisch geprägten, "retrospektiven Journal" auf hohem Niveau für sich selbst und andere neu zu bewerten. Trotz einigen extremen Stationen hat er seinen Reiseweg konsequent zu Ende beschritten und nicht nur das gefunden, wonach er gesucht hat, sondern was viele andere auch als Illusion abgetan hatten. Nach dramatischen Höhen und Tiefen praktiziert er nun seit über 35 Jahren Meditation, um seine eigene spirituelle Reise zu vertiefen und zu vervollkommnen. Mit inzwischen 67 Jahren lebt er verheiratet und als Vater von drei Söhnen in England, wo er - nicht nur durch dieses Buch - zusammen mit anderen die Essenz seiner Erlebnisse und Erfahrungen an diejenigen weitergibt, die heute auf der Suche nach denselben grundlegenden Dingen sind, wie er es war.

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Leseprobe

1 Ein starker Anfang


An vieles aus meinen jungen Jahren erinnere ich mich nicht mehr. Die meisten Erinnerungen beginnen im Alter von fünf oder sechs, als ich zusammen mit meiner Familie in einem Apartmentblock wohnte. Als einer von dreien stand er auf einem Berg, von dem aus man die Rennbahn des Happy Valley9 auf der einen und den Hafen von Hongkong auf der anderen Seite überblicken konnte.

Der umliegende Hang fiel nach allen Seiten hin ab und in der Backofenhitze schwitzten die schlanken Bäume und Büsche, das lange trockene Gras und Bambusgruppen einen reichhaltigen süßen Duft aus. Eine steile Felswand namens „Dead Man's Slide“10 gab es da und an einer anderen Stelle lag das „Roly Poly“11, ein langer breiter und offener, mit Wildgras bewachsener Abhang.

Wagemutig turnten wir auf der „Slide“ herum, klammerten uns ängstlich und aufgeregt an die angenehme Rauheit ihrer heißen und uralten Oberfläche und rollten das Roly Poly auf der Seite liegend mit ausgestreckten Armen und Beinen solange hinunter, bis das Gras so plattgedrückt und glatt war, dass wir in rasantem Tempo auf dem Rücken hinunterrutschen konnten. Manchmal schlitterten wir auch einen breiten offenen, den Berg herabführenden Entwässerungskanal hinunter. Und da, wo ein Baum neben der Mauer wuchs, die um den Gipfel des Berges herumlief, kletterten wir nach Indiana-Jones-Art an seinen knorrigen Wurzeln hinunter zum darunterliegenden Hang. Wir bauten Hütten, jagten Schlangen und erforschten von den Japanern ausgegrabene Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg.

In einem separaten, extra angefertigten Flügel des Apartments wohnten unsere chinesischen Hausangestellten. Für mich war das außerirdisches Territorium – fremdartig und aufregend, mit Hocktoiletten und mysteriösem Weihrauchduft. Ich hing sehr an den chinesischen Ladys, die dabei halfen, sich um uns zu kümmern und war von allem Chinesischen sowohl fasziniert wie auch beunruhigt. Es war eine komische befremdliche Situation, überall von exotischen Bildern, Geräuschen und Gerüchen der alten chinesischen Kultur umgeben zu sein, ohne in irgendeiner Weise daran teilzuhaben. Doch die klaffende Lücke zwischen der Lebensart der einheimischen Chinesen und der kolonialen Engländer konnte ich nicht überbrücken und ihr Zauber schwebte dauernd und verlockend im Hintergrund meines Lebens.

Bilder, Klänge und Gerüche Hongkongs erfüllten meine Kindheit: endloses Gehämmer der Pfahlrammen von entfernten Baustellen, verstümmelte, aufgeregte Geräusche, die von der Rennbahn aus dem Tal empordrangen und das allgegenwärtige Zirpen der Zikaden in den Bäumen. Die Straßen waren belebt, laut und chaotisch und voller farbenfroher Bilder und Aromen. Der Duft von Weihrauch, Fisch und Gewürzen verband sich mit dem Geruch von Abwasserkanälen zu einer berauschenden Mischung, die von Zeit zu Zeit von den rauen Klängen chinesischer Beerdigungen, prächtigen, farbenfrohen Drachentänzen und dem andauernden Trommelfeuer der Feuerwerkskracher zum chinesischen Neujahr durchbrochen wurde. Unten am Wasser dümpelten vor Anker liegende Dschunken vor sich hin, während sich ihre schwimmenden Familien gut gelaunt und sorglos zuriefen, und manchmal erleuchteten entfernte Feuer von Landbesetzer-Camps den Nachthimmel.

An etwas besonders Spirituelles während meiner Jugend erinnere ich mich nicht. Von der katholischen Religion, der meine Familie angehörte, war ich zwar etwas eingeschüchtert, aber ich mochte sie nicht. Wahrscheinlich war es für mich noch eine weitere dieser erschreckenden und schleierhaften Institutionen in einer Welt, die voll von solchen Dingen war. Doch gelegentlich spürte ich tatsächlich ein tieferes Mysterium und eine Anziehungskraft wie beim Anblick des gewaltigen Krippenspiels in der Kirche zur weihnachtlichen Mitternachtsmesse und noch einmal bei einem Klosterbesuch. Doch irgendwie verband ich diese Erfahrungen nicht mit dem Alltagsgesicht der Katholischen Kirche.

Solche Dinge gehörten zu einem tieferen Teil von mir, den ich nicht verstand und selten zur Kenntnis nahm, zu Gefühlen und Eindrücken, die sich sehr bedeutend anfühlten, die aber mit der Welt, in der ich lebte, nicht in Zusammenhang gebracht wurden – oder von mir nicht werden konnten. Sie würden mich auf einen tiefgründigen und namenlosen Weg führen und dann verblassen wie ein halberinnerter Traum.

Die Welt der Träume selbst war eine andere Sache. Oft träumte ich, fliegen zu können – manchmal so lebhaft, dass ich nach dem Aufwachen nur schwer glauben konnte, dass es nicht stimmte. Auf meine Arme starrend saß ich da, fast davon überzeugt, mich in die Luft erheben zu können, wenn ich nur schnell genug damit flatterte. Ein anderer häufiger Traum – einer, der mich immer mit einer seltsamen Sehnsucht zurückließ – war, ohne atmen zu müssen, in einen See aus klarem, stillen Wasser getaucht zu sein. Natürlich hatte ich auch schlechte Träume. In einem meiner unbeliebtesten spielten eine erschreckend große Zahl giftiger Schlangen die Hauptrolle, die überall, wo ich hinging, herumlagen und auf mich warteten.

Manchmal machte ich auch seltsame Erfahrungen, wenn ich halbwach, schlaftrunken und kurz vor dem Einschlafen war. Es fühlte sich an, als ob mein Kopf und mein Kissen – und manchmal mein ganzer Körper – sich ausdehnten und zusammenzogen, als ob sie immer wieder auf eine gewaltige Größe anwuchsen und dann winzig klein zusammenschrumpften. Dies war ein bisschen erschreckend, doch kam es mir auch seltsam bekannt vor, als ob ich etwas darüber wüsste, an das ich mich aber nicht mehr erinnern konnte.

Was im Rückblick gesehen auch ziemlich außergewöhnlich scheint, war der Trost, den mir meine Bettdecke spendete. Es war eine besondere Decke aus einem besonderen Material. Was es war, habe ich vergessen, aber sie hatte eine besondere Struktur, anders als normale Decken. Ich lutsche am Daumen und hielt die Decke mit beiden Händen, um das aufzusaugen, was ich für „Elektrizität“ hielt. Als sie in mich floss, hatte ich ein intensives Gefühl von Zufriedenheit und Erfüllung. Leider funktionierte das nur vorübergehend und nur, wenn die Decke „kühl“ war. Nach einer Weile wurde sie „heiß“ und „verbraucht“ und musste sich erst wieder abkühlen und aufladen. Diese Fähigkeit hielt für eine ziemlich lange Zeit an.

Alle drei oder vier Jahre erhielten koloniale Bedienstete lange Freistellungen von mehreren Monaten, wobei ein Großteil dieser Zeit mit An- und Abreisen per Schiff zu verschiedenen Reisezielen verbracht wurde. Während des ersten Urlaubs, an dem ich teilnahm, reisten wir nach Australien und zurück. Der zweite war eine Rückreise nach England und auch die letzte Reise ging wieder zurück nach England, wo wir uns dauerhaft niederließen. Ich liebte diese Ozeanreisen und habe lebhafte Erinnerungen an die würdevolle, rollende Fahrt des Schiffes, den salzigen Tang in der Luft und das aufregende Rauschen des Meeres, wenn es in der Nacht am Bullauge vorbeiströmte. Die Reisen dauerten Wochen und in meinem jungen Alter waren das scheinbar Ewigkeiten.

Die exotischen, fremden Häfen, in denen das Schiff anlegte, waren die Highlights der Reise. Spannend war es zu beobachten, wie das Land als undeutlicher Klecks am entfernten Horizont auftauchte und langsam Gestalt annahm, bis eine wunderbar neue und unbekannte Landschaft in Sicht kam. Häfen waren unendlich faszinierende Orte mit ihren tiefen Basstönen der Schiffshörner und sonstigen klirrenden und pochenden Geräuschen von Fracht ladenden oder entladenden Kränen, erfüllt mit dem aufregenden Anblick von ein- und auslaufenden Booten aller Formen und Größen. Lärmende und optimistische Einheimische umkreisten rufend und lachend das Schiff, während sie ihre Waren anboten oder nach Münzen tauchten. An Land zu gehen war ein gewaltiges Abenteuer. Von Bord zu gehen, um in einem anderen Land spazieren zu gehen, schien ungeheuer aufregend, ja fast unwirklich. Halt machten wir u. a. in Singapur, Penang, Colombo, Port Said und Genua. Nur während der Suezkrise segelten wir um Afrika und liefen Kapstadt und Durban an.

Meiner Erinnerung nach war das Leben an Bord eines Schiffes so etwas wie ein endloser Urlaub. Sobald ich meine Seekrankheit überwunden hatte, war jeder Tag immer neu, voller Spaß und Lebensfreude. Alles war anders als das Leben an Land, angefangen vom ständigen Hinübersteigen über die massiven Stahlschwellen der wasserdichten Türen bis hin zu einem zusammenklappbaren und mit Seewasser gefüllten Swimmingpool an Deck. Ich erinnere mich immer noch an das Vergnügen, wenn das Meerwasser hochgepumpt wurde, plötzlich den flachen Segeltuchschlauch ausfüllte, um eine Flut von Salzwasser in den Pool zu ergießen und ihn in Minutenschnelle aufzufüllen. Es war, als ob die wilde Essenz des Ozeans selbst sich auf das Deck umgefüllt hätte und uns erlaubte, in seiner urgewaltigen Natur zu schwelgen.

Sogar die Art, wie der Toast im Speisesaal serviert wurde, hatte etwas aufregend Besonderes (keine Krusten, säuberlich in Dreiecke...

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