Kapitel 3: Die besten Nebenrollen
3.1: Die Macher
Wilhelm Busch, der alte Schlaufuchs, hat es schon damals auf den Punkt gebracht:
„Willst du froh und glücklich leben,
lass kein Ehrenamt dir geben!
Willst du nicht zu früh ins Grab,
lehne jedes Amt gleich ab!
Wie viel Mühen, Sorgen, Plagen,
wie viel Ärger musst du ertragen;
gibst viel Geld aus, opferst Zeit –
und der Lohn? Undankbarkeit!“
Klingt abschreckend – ist es auch. Teilweise. Im Großen und Ganzen ist es so schlimm aber sicher nicht, im Gegenteil. Befasst man sich etwas detaillierter mit dem Amateurfußball, so sind es nicht nur die Hauptrollen wie Spieler oder Trainer, sondern häufig auch andere Personen, denen Lob und Ehre gebührt. Die, die keine wichtigen Tore erzielen oder Bälle aus dem Winkel fischen, dafür aber trotzdem in unterschiedlichster Weise einen überaus wertvollen Beitrag für die Spieler, das Team oder den gesamten Verein leisten. Die, die ihren Job mehr oder weniger im Hintergrund machen und den Laden am Laufen halten. Leider wird dieser Einsatz oft nicht sonderlich wahrgenommen, gar als selbstverständlich empfunden und dadurch zu wenig bis gar nicht gewürdigt. Das holen wir an dieser Stelle nach, weil wir ALLE Personen rund um den Amateurfußball zu schätzen wissen, die es gut mit ihm meinen und sich für ihn engagieren. Menschen von dieser Sorte gibt es eine ganze Menge. Also, Ehre wem Ehre gebührt, hier stellvertretend für alle Ehrenamtlichen unser Best of aus Denkern und Lenkern, Alleskönnern, echten Malochern und und und:
Unter der Überschrift „Die Macher“ finden wir fast ausschließlich Kollegen aus dem Vereinsvorstand. Ein Verein kann nur erfolgreich bestehen, wenn mehrere Personen an seiner Spitze stehen und sich neben ihrem Job und der Familie in seinen Dienst stellen. Dazu gehören Kassenwart, Schriftführer und Co. ebenso wie Präsident, Fußballobmann und Jugendwart, die wahrscheinlich noch etwas mehr im Rampenlicht stehen, da sie rund um den Sportplatz schlichtweg greifbarer sind. Diesen drei Letztgenannten möchten wir hier einige Zeilen widmen, was natürlich nicht heißen soll, dass wir die Arbeit der restlichen Vorstandsmitglieder nicht zu schätzen wüssten. Auch an diese möchten wir hier die besten Grüße aussprechen und ein dickes Dankeschön loswerden.
Der Grüßonkel: hält ein Mal im Jahr eine Rede und verteilt händeschüttelnd Blumensträuße + Anstecknadeln
DER PRÄSIDENT / 1. VORSITZENDE:
Er steht an der Spitze jedes Vereins und bekommt für seine Tätigkeit wenig Lob, dafür aber stets rege Kritik. Namen für ihn gibt es viele, von der grauen Eminenz über den Chef bis hin zum Sonnenkönig. Der Präsident steht dem Verein vor, soll ihn repräsentieren und nach bestem Wissen und Gewissen führen. Dazu gehören die Überwachung und Kontrolle aller Vorgänge im Verein, die Einberufung und Leitung von Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen, die Kontaktpflege mit anderen Vereinen, Verwaltungsgremien, Sponsoren und so weiter. Die Art und Weise, wie die Aufgaben erfüllt werden, kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Somit ist auch jeder Präsident ein kleines Unikum für sich.
Der eine verrichtet seine Arbeit still und leise, stimmt jede Entscheidung gewissenhaft mit seinen Vorstandskollegen ab und macht aus seiner eigenen Person kein großes Aufsehen. Er ist ein Mann des Volkes, allseits beliebt und ein echter Teamplayer. Diesen Gedanken lebt er jederzeit aktiv vor. Äußerst vorbildlich.
Sein Kollege vom Nachbarverein sieht das etwas anders, nicht zuletzt weil er sich selbst extrem okay findet. Oft ist er im Berufsleben recht erfolgreich und hat eventuell sogar ein eigenes Unternehmen. Der Verein ist sein Baby und das soll, genau wie die Firma, laufen. Sich ein kleines Denkmal bauen? Klar, warum nicht?
Und dann gibt es da noch den Grüßonkel. Er hat oftmals den Vorsitz in einem etwas größeren Verein mit mehreren Sparten, Leichtathletik, Zumba und rhythmische Sportgymnastik zum Beispiel. Er hat (was er aber nicht zugibt) mit Fußball gar nicht so viel am Hut, hält anlässlich des Sportfestes höchstens mal, akkurat mit Hemd und Krawatte gekleidet, eine Rede oder drückt Jubilaren mit einem Lächeln im Gesicht einen bunten Blumenstrauß in die Hände. Ansonsten beschränkt er sich eher auf die anderen Abteilungen und lässt in Sachen Fußball die machen, die angeblich Ahnung davon haben.
Bei jeder Generalversammlung zu hören: Wiederwahl!
Ein ebenfalls häufig vorkommender Präsident ist der Alteingesessene, der selbst nicht mehr der Jüngste ist, sein Amt schon etliche Jahre ausführt, den Verein ganz entscheidend mitgeprägt und mit ihm Höhen und Tiefen durchlebt hat. Er wollte schon öfter aufhören, aber leider konnte bisher kein passender Nachfolger gefunden werden. Bevor es gar keiner macht, hängt er doch lieber noch mal eine Legislaturperiode dran. Wiederwahl! Alles für’n Club!
Zumindest was das Zeitliche betrifft, ist das Gegenteil vom Alteingesessenen der Visionär. Er ist ganz neu im Geschäft und nach seiner Wahl hochmotiviert. Die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus, er will den ganzen Laden am liebsten komplett auf links krempeln, um mal so richtig mit ihm durchzustarten. Nicht jedes Vorstandsmitglied ist begeistert davon, früher war ja schließlich nicht alles schlecht. Aber er wird erstmal in Ruhe gelassen, neue Besen kehren schließlich gut.
Einen Verein zu führen, ist nicht ohne und neben viel Arbeit auch mit einer Menge Verantwortung verbunden. In diesem Sinne erheben wir an dieser Stelle den Daumen für alle Präsis, die einen guten Job machen und dazu beitragen, dass wir unser Hobby ausführen können …
DER FUSSBALLOBMANN:
Der Fußballobmann hat, wie alle anderen Vorstandsmitglieder auch, eine Vielzahl an Aufgaben. Eine davon ist aber ganz besonders. Er ist sowas wie der Bundesligamanager in klein. In vielen Vereinen kümmert er sich um die Kaderzusammenstellung und um die Trainerfrage, also den Coach einstellen und notfalls auch rausschmeißen, zum Beispiel wenn es nur noch Klatschen gibt. Speziell die Kaderfrage ist nie ganz einfach. Jede Saison eine schlagkräftige Truppe ins Rennen zu schicken, muss zunächst geschafft werden. Ganz besonders dann, wenn die Jugendarbeit nicht rund läuft. Den Kreisligisten, die nur wenige oder sogar gar keine Jugendmannschaften melden, fehlen heranwachsende Kicker, die regelmäßig aus der eigenen A-Jugend kommen und eingebaut werden können. In dem Fall kann es sein, dass externe Kicker rangeholt werden müssen. Um im Bedarfsfall sofort potentielle Neuzugänge auf dem Schirm zu haben, muss der Fußballobmann Jahr für Jahr, Monat für Monat, Woche für Woche und Tag für Tag Networking betreiben. In der Regel kennt er alle im Umkreis von mindestens 20 Kilometern, die irgendwas mit Fußball zu tun haben. Teilweise auch über diverse Umwege: „Ich kenne da einen, der einen kennt, der so einen kennt. Und genau der Typ kennt wiederum einen, der für unser Team interessant sein könnte und eventuell auch wechselwillig ist. Munkelt man jedenfalls.“
Sein Netzwerk umfasst nicht nur unzählige Spieler, sondern auch Trainer, denn auch auf dieser Position tut sich in verschiedenen Intervallen gelegentlich etwas. Mal seit längerem geplant, mal relativ spontan. Er ist mit allen Leuten per du und stets freundlich und zuvorkommend, immerhin könnte er ja irgendwann mal was von ihnen wollen.
„Kohle? Kannst du haben – aber nicht bei uns!“
In Sachen Personalplanung ist es für den Fußballobmann am geschmeidigsten, wenn das aktuelle Team auch für die Folgesaison zusagt. Im einfachsten Fall reicht schon ein freundliches „Wer von euch hat denn auch nächste Saison noch Lust auf Fußball bei uns im Verein?“ und schon nicken alle bestätigend oder heben einfach nur die Hand, weil sie sich dort wohl fühlen oder keine andere sportliche Alternative haben.
Tritt dann aber mal der Ernstfall ein und es herrscht Bedarf, müssen Gespräche mit Wunschspielern vereinbart werden. Frühzeitig, andernfalls kann man sich höchstens noch an der Resterampe bedienen. Die Gesprächstermine verlaufen teilweise höchstinteressant: allerhand andere größenwahnsinnige Spieler leben nämlich auf einem ganz anderen Planeten und denken ernsthaft, sie könnten für ihre mehr oder weniger guten Darbietungen auch noch monatlich Kohle fordern. Meistens ist es zwar noch so, dass die Spieler in Form vom Mitgliedsbeitrag eher Geld fürs Kicken bezahlen, statt welches zu kassieren, aber es gibt auch Ausnahmen und die mehren sich scheinbar. Dabei ist doch eines klar: In 99 %...