Der Nymphensittich zählt zu den beliebtesten Heimvögeln der Welt. Dazu hat nicht nur seine elegante Erscheinung beigetragen. Da er unkompliziert zu halten ist und ein ausgeglichenes Wesen hat, ist er das ideale Heimtier für Jung und Alt.
Kecke Kerlchen
Die auffällige Haube verleiht den Nymphensittichen ein keckes Aussehen. Die Haubenfedern sind das Stimmungsbarometer der intelligenten Australier und helfen Ihnen, die Sprache Ihres gefiederten Freundes zu verstehen. Ein weiteres Verständigungsmittel ist die Stimme. Nymphensittiche haben vielfältige Lautäußerungen. Mittlerweile weiß man, dass es verschiedene Warnrufe gibt, die nach Lautstärke gestaffelt werden. Die Jungvögel lernen sie von ihren Eltern, wobei sich in ihrer Heimat die Rufe zwischen den einzelnen Populationen ähnlich unseren Dialekten unterscheiden können. Besonders eifrig setzen die Männchen ihre Stimme ein. Melodien und Pfiffe, die Sie einem Männchen vortragen, werden von diesem schnell erlernt und ins eigene Repertoire übernommen. So kann es bisweilen zu regelrechten Pfeifkonzerten kommen. Da die Augen an den Kopfseiten liegen, haben Nymphensittiche ein ausgezeichnetes Gesichtsfeld und es fällt ihnen leicht, ihre Umgebung im Auge zubehalten. Zusätzlich können sie visuelle Informationen erheblich schneller aufnehmen und verarbeiten als wir Menschen, nämlich bis zu 120 Bilder pro Sekunde! Dies ist für den rasanten Flug auch notwendig, damit es nicht zu Zusammenstößen und Unfällen kommt. Bei Nymphensittichen im Freiland hat man eine Fluggeschwindigkeit von 46,8 Kilometern pro Stunde gemessen. Darüber hinaus müssen die Vögel einen ausgezeichneten Orientierungssinn besitzen, denn das australische Outback ist ein karger Lebensraum und weist nur wenige auffällige Landschaftselemente auf. Die stromlinienförmige Gestalt, der lange Schwanz und die spitzen Flügel ermöglichen den Nymphensittichen einen blitzschnellen Flug und waghalsige Luftakrobatik, wie im rasanten Flug zu wenden und in eine andere Richtung weiterzufliegen. Im Niederländischen heißt der Nymphensittich deshalb auch »Valkparkiet« (= Falkensittich).
Viele Augen sehen mehr als nur zwei! Daher fühlen sich Nymphensittiche in der Gruppe am sichersten und können sich entspannen. Am frühen Morgen findet sich der Schwarm in einem hohen Baum mit unbelaubten Zweigen ein, um sich nach der kalten Nacht von der Sonne aufwärmen zu lassen.
Kleiner Kakadu
Der wissenschaftliche Name Nymphicus hollandicus bezieht sich auf die Nymphen der griechischen Sage: »Nymphikos« bedeutet brautähnlich, mädchenhaft. Der Artname »hollandicus« geht auf frühe holländische Entdecker zurück. Nymphensittiche sind Papageien. Mit ihrer schlanken Gestalt und dem langen Schwanz erinnern sie zwar an Sittiche, doch im biologischen Sinn gehörensie innerhalb der Papageienordnung zu den Kakadus. Diese wissenschaftliche Erkenntnis ist etwa 15 Jahre alt. Damals bestimmten Biologen die Verwandtschaftsgrade der Papageien, indem sie das Erbgut analysierten. Bis dahin wurden nur äußere Merkmale und Verhaltensweisen zur systematischen Einordnung der Arten zu Rate gezogen. Mit ihren größeren Verwandten, den Kakadus, teilen die Nymphensittiche die aufstellbare Federhaube, den für die Körperpflege wichtigen Gefiederstaub der Puderdunen (>) und eine Reihe von Übereinstimmungen im Verhalten, etwa dass sich das Männchen am Brutgeschäft beteiligt.
Im trockensten Kontinent der Erde ist Wasser ein wertvolles Gut. Nymphensittiche halten sich daher oft in der Nähe von Wasserstellen auf.
Wo Nymphensittiche leben
In ihrer Heimat Australien bewohnen Nymphensittiche fast den gesamten Kontinent. Bei den Einheimischen sind sie auch unter den Namen »Quarrian« oder »Weero« bekannt. Ihren Siegeszug durch Europa traten sie um 1840 an. Der »Jardin de Plantes« in Paris konnte sich 1846 über die ersten europäischen Nachzuchten freuen. In Deutschland schlüpften die ersten Nymphensittiche 1850. Das Leben der Nymphensittiche in der Wildnis Australiens wird von der Suche nach Nahrung und dem Anschluss an die Gemeinschaft geprägt. Neben den häufig anzutreffenden kleinen Schwärmen mit bis zu 25 Tieren sieht man auch Trupps mit weniger Vögeln und sogar Einzeltiere. Größere Ansammlungen von Nymphensittichen gibt es in der Regel immer dort, wo die Vögel ein üppiges Nahrungsangebot vorfinden. Da Wasser für Nymphensittiche zwingend notwendig ist, wird man in der Nähe der Brutplätze der Nymphensittiche stets einen natürlichen Wasserlauf, kleine Tümpel oder künstliche Wasserstellen finden.
Nymphensittiche sind sehr gesellige und friedfertige Vögel, die gerne die Vorteile einer Gemeinschaft nutzen. Das hilft ihnen als potenzielle Beute von Greifvögeln: Sie warnen ihre Schwarmgefährten mit speziellen Rufen. Anhand der Lautstärke und Intensität der Warnrufe können die Vögel erkennen, wie groß die Gefahr ist und ob sie fliehen sollten. Dieses Verhalten haben Nymphensittiche auch als Heimtiere beibehalten. Und so warnen sie uns, wenn ein möglicher Feind, etwa eine Krähe oder ein Bussard, auftaucht. Damit zeigen sie aber auch, dass sie uns als Schwarmmitglieder akzeptieren, ein großes Kompliment also!
Ein Tag im Leben der Nymphensittiche Mit Singen und Pfeifen begrüßen Nymphensittiche schon vor Sonnenaufgang den Morgen und machen sich bald in Gruppen mit bis zu 15 Vögeln zu hohen Bäumen auf, in deren Wipfeln sie rasten und sich in der Sonne aufwärmen. Anschließend suchen sie bis zu einer Stunde lang nach Futter, um dann erneut die Baumkronen anzufliegen und in Ruhe zu verdauen. Erst am späten Nachmittag brechen die Gruppen erneut auf, um wieder nach Nahrung zu suchen. Diese zweite Phase der Nahrungssuche beginnt meist eine bis anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang und dauert im Durchschnitt 85 Minuten. Je nach Temperatur gestaltet sich die Mittagspause anders: Im etwas kühleren Winter spielen die Nymphensittiche, pflegen sich gegenseitig das Gefieder und dösen. Im heißen Sommer findet die gegenseitige Gefiederpflege meist morgens und abends statt, wenn es kühler ist. In der größten Hitze suchen die Vögel den Schatten auf und ruhen, bis die Temperaturen erträglicher sind.
Nymphensittiche suchen und finden ihr Futter in der Regel am Boden. Durch die weichen Farben des grauen Gefieders sind sie dabei gut getarnt. Da die kleinen Papageien gern in Getreidefelder einfallen, galten sie in manchen Regionen Australiens bisweilen als Ernteschädlinge und wurden gejagt....