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Veränderungen und Abschiede im Leben
Alle Menschen sind im Laufe ihres Lebens aufgrund innerer und äußerer Ursachen mit Veränderungen konfrontiert. Dies sind Veränderungen in der persönlichen Entwicklung jedes Einzelnen sowie Veränderungen, die der Alltag unweigerlich mit sich bringt. Viele Ereignisse werden als Bereicherung wahrgenommen und fügen sich positiv in das Leben ein. Die Geburt eines Kindes beispielsweise erleben Menschen meist als großes Glück. Der Tod eines Menschen dagegen erfüllt uns mit Schmerz und Trauer und kann bei den Angehörigen eine Lebenskrise auslösen. Um schwerwiegende Veränderungen besser bewältigen zu können, ist es notwendig, sich mit den Themen Abschied, Sterben und Tod bewusst auseinanderzusetzen. Sicheres Handeln und die authentische Haltung von Erwachsenen hilft Kindern, sich im Leben auch in schwierigen und ungewohnten Situationen zu orientieren und zurechtzufinden.
Der erste Abschied im Leben ist die Geburt. Das neugeborene Kind wird von der engen Bindung mit seiner Mutter getrennt und erlebt den ersten Verlust. Für beide, für Mutter und Kind, ist diese Trennung der Beginn einer veränderten Situation. Es entwickelt sich eine neue Bindung, die dem Kind Sicherheit Jedes Leben ist geprägt von Abschieden und Veränderungen. und Vertrauen schenkt und die für die gesunde psychische und soziale Entwicklung des Kindes notwendig ist. Alle Eltern wünschen sich, dass ihr Kind geborgen und sicher aufwächst.
Eltern begleiten und unterstützen das Kind in seiner Entwicklung und möchten es verständlicherweise vor leidvollen Erfahrungen bewahren. Traurige Ereignisse lassen sich jedoch in keiner Biografie vermeiden und auch Kinder werden mit Trennungen und Verlusten konfrontiert.
Jeder Abschied bedeutet Trennung.
Ein lieber Besuch der Familie verabschiedet sich, die Mutter geht einkaufen, ein Kuscheltier geht verloren, ein Luftballon steigt versehentlich in die Höhe. Viele kleine und schmerzliche Abschiede wird das Kind erleben. Die Bewältigung negativer Erfahrungen stärkt Kinder und befähigt sie darin, mit schwierigen Ereignissen umzugehen und sich neuen Bedingungen anzupassen.
Notwendige Zumutungen, die das Leben für Kinder von klein an bereithält, ermöglichen es ihnen, die Bewältigung von Schmerz und Trauer zu erproben. Die Resilienz der Kinder wird dadurch gestärkt, dass sie schwierige Situationen erleben und diese überwinden.
Die Resilienz der Kinder stärken
Die Resilienzfähigkeit wird im Laufe der Entwicklung erworben. Sie wird begünstigt durch eine positive Bindung zu Bezugspersonen, die für die Kinder auch in der Bewältigung von Problemsituationen Vorbilder sind. Resilienz ist die psychische Widerstandskraft, die Menschen dazu befähigt, mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen (Vollmer 2012).
Beispiel
Der Verlust eines geliebten Spielzeuges ist mit großem Schmerz verbunden. Der schnelle Ersatz durch ein neues Spielzeug kann den Schmerz vielleicht lindern. Die Trauer um das Verlorengegangene wird dadurch jedoch nicht durchlebt, sondern weggeschoben.
Diese Art der Ablenkung hilft vielleicht kurzfristig in dieser einen Situation. Sie nimmt dem Kind aber die Möglichkeit und die notwendige Zeit, um zu weinen und den Verlust zu betrauern, ebenso wie die Erfahrung, einfühlsamen Trost zu erhalten.
Unzählige kleine Abschiede und Veränderungen können als lebenspraktische Übungen verstanden werden. Sie bereiten Kinder auf schwierige Lebenssituationen vor. Eine Abschiede und Veränderungen als lebenspraktische Übungen verstehen Übernachtung bei den Großeltern kann für ein Kind eine große Herausforderung darstellen. Das Gewohnte wird abgelöst durch eine neue Erfahrung. Ebenso kann ein Umzug der Familie oder der Wegzug von Freunden für ein Kind eine große Veränderung bedeuten, auf die es behutsam vorbereitet werden sollte. Die neue, noch unbekannte Lebenssituation ist dem Kind fremd und dadurch mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Abschiede zu erleben und dabei zu erfahren, dass die damit verbundene Trauer bewältigt werden kann, ist eine wichtige Erfahrung, durch die sich ein Kind weiterentwickelt.
Bei der Eingewöhnung in die Kindertageseinrichtung oder in den Kindergarten erfahren Kinder positive Emotionen wie beispielsweise Vorfreude und Stolz. Aber auch negative Empfindungen wie Unsicherheit und Angst müssen vom Kind bewältigt werden. Trotz großer Neugierde und Freude kann die Trennung von der Bezugsperson für das Kind als schmerzlicher Abschied empfunden werden. Durch wiederholtes Erleben der neuen Lebenssituation eignet sich das Kind Kompetenzen zur Bewältigung von Abschieden und Trennungen an.
Die Aufgabe der Kinder, sich an neue Situationen anzupassen, bringt unterschiedliche Belastungen mit sich. Ein Übergang in eine neue, veränderte Lebenssituation ist ein Ereignis, das vom Kind aktiv bewältigt werden Bei Übergängen finden in kurzer Zeit wichtige Veränderungen statt. muss. Verläuft der Übergang positiv, weitet das Kind seine Beziehungsfähigkeit aus und erwirbt weitere Kompetenzen, die zur Bewältigung neuer Lebenssituationen beitragen.
In Kindertageseinrichtungen ist die Begleitung der Kinder bei der Aufnahme in die Einrichtung im Eingewöhnungskonzept verankert. Die Entwicklungsbegleitung der Kinder beim Übergang in die Tageseinrichtung gehört zum pädagogischen Aufgabenspektrum von Kindertageseinrichtungen. Diese wichtige Aufgabe stärkt nicht nur neue Kompetenzen der Kinder, sondern öffnet auch die Türen zum jeweils neuen Lebensabschnitt (Griebel / Niesel 2013).
Mit der Einschulung beginnt für das Kind eine neue Lebensphase. Es beginnt eine markante Veränderung, die die Bewältigung wichtiger Entwicklungsaufgaben erfordert. Verbunden mit diesem Übergang ist die Ablösungsphase von der Kindertageseinrichtung als gewohnter, vertrauter Lebensraum. Auch hier durchlebt das Kind Abschied von einer vertrauten Gemeinschaft und einen spannenden Neubeginn.
Der Übergang von der Kindertageseinrichtung zur Schule ist ein wichtiges Lebensereignis. Kinder benötigen für all ihre Entwicklungsschritte und die damit verbundenen neuen Herausforderungen unterstützende Begleitung durch Erwachsene. Die kooperative Zusammenarbeit von Eltern, Kindertageseinrichtungen und Schule bereitet diesen Übergang behutsam vor. Zur Vorbereitung gehören neben einer positiven Einstellung zur Schule verschiedene Kompetenzen, die dem Kind bei der Bewältigung des Übergangs helfen. Ein gutes Selbstvertrauen und gute kommunikative Fähigkeiten, aber auch positive Bindungserfahrungen mit den ersten Bezugspersonen, spielen bei der Bewältigung einzelner Entwicklungsaufgaben eine große Rolle (Vollmer 2012).
Bildungsübergänge, auch Transitionen genannt, sind Lebensereignisse, bei denen wichtige Erfahrungen verinnerlicht werden, die den Wandel im eigenen Leben betreffen. Der Verlauf der Übergänge wirkt sich auf weitere Entwicklungsaufgaben aus.
Die positive Bewältigung des Übergangs von der Kindertageseinrichtung in die Schule ist gemeinsames Ziel der Bemühungen von Familie, Kindertageseinrichtung und Schule.
Gewohnte Lebensabläufe verändern sich und Neues kann sich entwickeln.
Die Kindheit, die Jahre der Jugend, die Erwachsenenzeit und das Älterwerden bringen unausweichlich Veränderungen mit sich. Die Übergänge in neue Lebensphasen sind oft schwierig und von Durcheinander und emotionaler Unsicherheit geprägt. Neue Entscheidungen und viele Abschiede sind notwendig. Diese aber ermöglichen neue Entwicklungen. Das lebenslange Einüben von Abschiednehmen ist eine Vorbereitung auf das endgültige Loslassen im Sterben (Specht-Tomann / Tropper 2011).
Veränderungen in der Natur zeigen den ewigen Rhythmus von Werden und Vergehen.
Im Frühling keimen die Pflanzen und wachsen zu neuem Leben heran. Die Bäume treiben Knospen, die Wiesen bekommen ihr kräftiges Grün und die ersten Frühlingsblumen blühen. Der Übergang in den Sommer ist fließend und die Natur zeigt sich in voller Blüte und Farbenpracht. Die Veränderungen in den Herbst, mit der Herbstfärbung der Blätter, deuten das nahe Ende der Jahreszeit an. Im Winter wirkt die Natur leblos und ruhig. In immer wiederkehrendem Kreislauf stirbt Altes und Neues entsteht.
Die Natur zeigt uns jedes Jahr Werden und Vergehen. Der Beginn einer neuen Jahreszeit und Erinnerungen an die vergangene Jahreszeit können mit Vorbereitungszeiten und Nachbereitungszeiten verglichen werden. Das achtsame Beobachten von Abschiednehmen, Vergänglichkeit und Neubeginn in natürlichen Abläufen hilft, diese Lebenswirklichkeit zu verinnerlichen (Specht-Tomann / Tropper 2011).
Umgang mit Tod und Trauer
Themen, die eine Gesellschaft betreffen, berühren unmittelbar auch die Kinder, die in dieser Gesellschaft aufwachsen. Wenn wir uns Gedanken darüber machen, wie wir mit Sichtweisen der Gesellschaft prägen das Denken und Handeln der Kinder. Kindern über das Leben, das Sterben, den Tod und die damit einhergehende Trauer sprechen und wie wir betroffene Kinder unterstützen können, ist ein...