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E-Book

Klein aber fein!

Quantitative empirische Sozialforschung mit kleinen Fallzahlen

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl406 Seiten
ISBN9783531913803
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR


Dr. Peter Kriwy und Dipl.-Soz. Christiane Gross sind wissenschaftliche MitarbeiterInnen am Institut für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

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Leseprobe
Die Methodik des Faktoriellen Surveys in einer Paarbefragung (S. 179-180)

Katrin Auspurg, Martin Abraham und Thomas Hinz

Zusammenfassung: Vorliegender Beitrag demonstriert anhand einer familiensoziologischen Anwendung, wie sich mit einer Vignettenbefragung bereits mit wenigen Paaren theoretische Hypothesen testen und Beschränkungen der herkömmlichen Surveyforschung überwinden lassen. Inhaltlich geht es um eine Überprüfung der Verhandlungstheorie, einem theoretisch besonders gehaltvollen Konzept für die Analyse familialer Entscheidungsprozesse.

Nach einer knappen Darlegung der Theorie werden die Schwierigkeiten ihrer Überprüfung mit herkömmlichen Surveydaten benannt. Im Zentrum steht aber die alternative Umsetzung mit einem Faktoriellen Survey-Design, genauer einer Vignettenbefragung zu Umzugsentscheidungen in Partnerschaften. Es werden die einzelnen praktischen Schritte von der Vignettenkonstruktion bis hin zur Datenauswertung beschrieben, um dann das Analysepotenzial mit beispielhaften Hypothesentests zu belegen. Nach unserem Fazit bietet das Verfahren – trotz seiner abschließend diskutierten Grenzen – gerade auch der Familiensoziologie eine wertvolle zusätzliche Option.

1 Einleitung

Während bei Experimenten einige Probanden für Hypothesentests ausreichen, aber jeweils nur wenige Stimuli simultan zu variieren und damit auch nur wenige Hypothesen prüfbar sind, erfordern Umfragedaten zur Drittvariablenkontrolle hohe Fallzahlen und lassen die gleichzeitige Untersuchung mehrerer Hypothesen zu. Das quasi-experimentelle Design des Faktoriellen Surveys versucht hier einen Mittelweg zu gehen: Statt einzelner Items bewerten die Probanden hypothetische Objekt- oder Situationsbeschreibungen. Indem in diesen ‚Vignetten’ einzelne Merkmalsausprägungen experimentell variiert werden, lässt sich ihr isolierter Einfluss auf die abgefragten Urteile oder Entscheidungen bestimmen. Bereits mit relativ wenigen Befragten sind hinreichende Fallzahlen für komplexe Hypothesenprüfungen realisierbar.

Die Methodik und Vorteile des Verfahrens, aber auch seine Schwächen werden im vorliegenden Beitrag anhand einer familiensoziologischen Anwen dung zur empirischen Überprüfung der Verhandlungstheorie demonstriert. Bargaining- Modelle gelten als viel versprechende Konzepte, um das Zusammenspiel gemeinsamer wie individueller Interessen zwischen Ehe- und Lebenspartnern zu analysieren. Kernpunkt ist die Annahme, dass familiale Entscheidungen und Verteilungen von Haushaltsressourcen die relative Verhandlungsmacht der Partner widerspiegeln.

Diese Verhandlungsmacht bestimmt sich nach der generellen (finanziellen und emotionalen) Unabhängigkeit von der Beziehung, für welche insbesondere die individuellen Erwerbschancen bedeutsam sind. Obwohl sich das damit gewonnene Analysepotenzial theoretisch für viele familiensoziologische Fragestellungen bewährt hat, mangelt es nach wie vor an empirischen Untersuchungen. Der Grund ist, dass Daten zum Umgang mit Machtveränderungen in Partnerschaften kaum vorliegen. Lediglich einen der beiden Partner betreffende Verbesserungen der (Erwerbs-)Optionen und die darauf folgenden Reaktionen sind selten beobachtbar. Die empirische Prüfung wird zusätzlich dadurch erschwert, dass theoretisch interessierende Konstellationen, wie solche mit einem Einkommensvorsprung von Frauen, wenig auftreten.

Gerade hier bietet das Design eines Faktoriellen Surveys einen innovativen Ausweg. Mittels Vignetten lassen sich gezielt Situationen simulieren, welche eine Veränderung der Erwerbskonstellationen und Machtverhältnisse in Paarhaushalten bedeuten. Konkret kann dies durch die Vorgabe unterschiedlicher Anreize zu einem Haushaltsumzug geschehen. Die beobachteten Reaktionen der Befragten eröffnen dann Antworten auf unsere Forschungsfragen: Antizipieren die Akteure tatsächlich die mit Umzügen verbundenen Veränderungen ihrer relativen Verhandlungsmacht? Reagieren sie entsprechend mit einer geringeren Umzugsneigung? Zeigt sich ein höheres Konfliktpotenzial wenn sich die Verhandlungsmacht zwischen den Partnern verschiebt? Und ist das Entscheidungsverhalten tatsächlich so geschlechtsneutral, wie von der Verhandlungstheorie prognostiziert?
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Inhaltsverzeichnis7
Kleine Fallzahlen in der empirischen Sozialforschung9
1 Teststärkenanalyse – das Stiefkind der Inferenzstatistik9
2 Methodische Besonderheiten und die Rolle des Vorwissens12
3 Was ist „ein Fall“?14
4 Aufbau des Sammelbandes17
5 Literatur20
Computersimulationsmodelle für kleine und kleinste Fallzahlen22
1 Einleitung22
2 Was sind kleine Fallzahlen in der Computersimulation?23
3 Arbeitsschritte bei der Entwicklung von Computersimulationsmodellen zu kleinen Fallzahlen30
4 Modellierungsstrategien für kleine Fallzahlen35
5 Diagnostik für kleine Fallzahlen36
6 Literatur40
Bayesianische Ansätze zur Analyse kleiner Fallzahlen42
1 Einleitung42
2 Inferenzstatistische Ansätze43
3 Probleme klassischer Analysen kleiner Datensätze46
4 Die Bayesianische Schätzung und Interpretation statistischer Modelle49
5 Zusammenfassung: Chancen und Kritik60
6 Literatur62
Qualitative Comparative Analysis: Ein Überblick64
1 Einführung in Qualitative Comparative Analysis64
2 Crisp-Set QCA68
3 Umgang mit Problemen in der Empirie74
4 Maßzahlen der Konsistenz und der Abdeckung in csQCA77
5 Fuzzy- Set QCA80
6 Software87
7 Zusammenfassung und Ausblick88
8 Literatur89
Diagnostik von Regressionsschätzungen bei kleinen Stichproben (mit einem Exkurs zu logistischer Regression)92
1 Viele Wege führen nach Rom93
2 Grafische Beurteilung der Daten95
3 Formale Identifikation einflussreicher Datenpunkte101
4 Exkurs: Ausreißerdiagnostik bei der logistischen Regression114
5 Diskussion117
6 Literatur121
Datenerhebung bei Spezialpopulationen am Beispiel der Teilnehmer lokaler Austauschnetzwerke125
1 Einleitung125
2 Tauschringe als Spezialpopulation126
3 Sampling und Feldzugang bei den lokalen Austauschnetzwerken130
4 Die Telefonbefragung bei den lokalen Austauschnetzwerken133
5 Response Rates137
6 Telefonbefragungen als Trend für Spezialpopulationen?141
7 Literatur143
Wie valide sind Verhaltensmessungen mittels Vignetten?146
1 Einleitung146
2 Messung von Verhalten in der empirischen Sozialforschung147
3 Messung von Verhalten mit faktoriellen Surveys152
4 Methodische Konzeption des Instrumentenvergleichs155
5 Die externe Validität der Verhaltensmessung mittels faktorieller Surveys164
6 Zusammenfassung und Ausblick169
7 Literatur171
Die Methodik des Faktoriellen Surveys in einer Paarbefragung176
1 Einleitung176
2 Relevanz und theoretischer Hintergrund178
3 Methodische Umsetzung182
4 Ergebnisse192
6 Literatur204
Faktorieller Survey und klassische Bevölkerungsumfrage im Vergleich – Validität, Grenzen und Möglichkeiten beider Ansätze208
1 Einleitung208
2 Theoretischer Hintergrund und Stand der Forschung210
3 Vignettenstudien als Alternative zur herkömmlichen Mobilitätsforschung213
4 Methodisches Vorgehen und Daten224
5 Ergebnisse230
6 Zusammenfassung und Ausblick236
7 Literatur238
Pendeln oder Umziehen? Entscheidungen über unterschiedliche Mobilitätsformen in Paarhaushalten243
1 Einleitung243
2 Umziehen oder Pendeln: Zum Stand der Forschung244
3 Die Wahl zwischen Mobilitätsformen als diskretes Verhandlungsproblem249
4 Design und Operationalisierungen254
5 Analyse und Resultate258
6 Diskussion261
7 Literatur262
Ist das neunte amerikanische Berufungsgericht liberaler als die anderen Bundesberufungsgerichte?265
1 Einleitung265
2 Was heißt hier ideologisch?268
3 Daten273
4 Analyse275
5 Zusammenfassung285
6 Literatur286
Wie weit kommt man mit einem Fall? Die Simulation internationaler Verhandlungen am Beispiel der Amsterdamer Regierungskonferenz 1996289
1 Einleitung289
2 Modellierung internationaler Verhandlungen291
3 Problematik der kleinen Fallzahlen und empirische Überprüfung301
4 Fazit313
5 Literatur315
Freundschafts- und Ratgebernetzwerke unter Studienanfängern318
1 Einführung318
2 Forschungs- und Theorieperspektiven319
3 Beschreibung der Daten324
4 Deskriptive Ergebnisse zur Struktur der erhobenen Netzwerke328
5 Empirische Evidenz zu Freundschaftswahlen und Studienerfolg330
6 Schlussbetrachtung340
7 Literatur341
Studentische Fachkulturen und Lebensstile – Reproduktion oder Sozialisation?343
1 Einleitung343
2 Studienfachkultur als Folge selektiver Studienfachwahl und universitärer Sozialisation344
3 Studentische Lebensstile und soziale Herkunft345
4 Forschungsleitende Fragen348
5 Datenbasis349
6 Latent-Class-Cluster Analyse350
7 Ergebnisse352
8 Diskussion und Fazit363
9 Literatur364
Rechtfertigungen und Bagatelldelikte: Ein experimenteller Test367
1 Einleitung367
2 Theoretischer Hintergrund der Neutralisationstheorie370
3 Empirische Evidenzen anhand von Umfragedaten371
4 Die Entwicklung einer experimentellen Methode372
5 Forschungsstand zur experimentellen Überprüfung der Neutralisationstheorie375
6 Herleitung der Forschungshypothesen377
7 Experimentelles Design378
8 Interpretation der Ergebnisse381
9 Diskussion386
10 Literatur388
Sozialer Status und Hup-Verhalten. Ein Feldexperiment zum Zusammenhang zwischen Status und Aggression im Strassenverkehr391
1 Einleitung391
2 Methode395
3 Resultate396
4 Diskussion400
5 Literatur402
AutorInnen- und HerausgeberInneninformationen405

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