Was dieses Buch für dich bereithält
Dieses Buch handelt von der Begegnung mit dem Sterben und dem Tod im Leben. Diese Begegnungen können in verschiedensten Situationen und in unterschiedlicher Intensität auftreten. In der Literatur und Forschung werden sie einerseits unter dem Begriff »Nahtoderfahrungen« und »Nahtoderlebnisse« (NTE) oder »Todesnäheerfahrungen« zusammengefasst. Andererseits gibt es inzwischen auch eine fließende begriffliche Grenze zu spirituell-mystischen Erfahrungen.
Fragen und Antworten
Mit dieser Art von Erfahrungen sind vielfältige Fragen verbunden, die immer wieder an mich gestellt werden: »Ist eine Nahtoderfahrung nur ein einmaliges, abgetrenntes Erlebnis, oder kann sie ein Tor zu einer lebensverändernden Wende sein? Wie gelingt es, ein Nahtoderlebnis ins Leben zu integrieren, um die Kraft und das Potenzial dieser Erfahrung dafür zu nutzen, lebendiger zu werden und sich dem Leben wirklich zuzuwenden? Haben Nahtoderlebnisse etwas mit spirituell-mystischen Erfahrungen zu tun, die auch Aufwachen, Erwachen und Erleuchtung genannt werden? Ist es nur in einer lebensbedrohlichen Situation möglich, die Essenz und Kraft einer solchen Erfahrung zu spüren, oder auch mitten im Leben? Und wenn es auch mitten im Leben möglich ist, was hindert mich dann daran, in dieser Tiefe zu leben? Und: Wie kann ich Selbsterlebtes auch für die Begleitung anderer fruchtbar werden lassen?«
Wahrscheinlich lässt sich diese Auflistung auch noch mit deinen eigenen Fragen ergänzen. Um Antworten, vor allem aus meiner Erfahrung, zu finden, nähert sich das Buch dem Thema aus drei Richtungen.
Zum einen ist es ein Lesebuch. Die Kapitel 1, 3, 5 und 7 erzählen in einem Wechsel von inneren Dialogen und Ereignisberichten meine eigene Geschichte. Sie erzählen von meinem Nahtoderlebnis, vom Leben davor, von meiner Suche und schließlich von meinem spirituellen Weg, diese Erfahrung zu verarbeiten, zu transformieren und in mein Leben zu integrieren.
Zum anderen – und das ist der Kern des Buches – ist es ein Selbsterfahrungs- und Übungsbuch. An jedes der erzählenden Kapitel schließt sich eine kleine Übungsreihe an. So kannst du anhand dieser Übungen eigene Erfahrungen in der Begegnung mit dem Leben und dem Tod machen. Eine ausführliche Einführung in den Übungsteil gibt es auf den folgenden Seiten. Ich empfehle, diese Einführung vorbereitend zuerst zu lesen.
Und zu guter Letzt gibt es in Kapitel 2 und 4 Fachinformationen rund um das Thema, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben, sondern vor allem zum Weiterlesen in der zur Verfügung stehenden Literatur anregen sollen. Ergänzend dazu kommen in Kapitel 6 einige meiner Klienten zu Wort. Zum Abschluss stelle ich einen Ausschnitt aus der sehr umfangreichen Studie »Phänomenologie und therapeutische Nachsorge von Nahtoderfahrungen (NTE) und spirituell-mystischen Erfahrungen« vor, die derzeit am Berliner Institut für tiefenpsychologische und existenzielle Psychotherapie – Karen Horney Institut e.V. (BITEP) in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführt wird und die ich mitinitiiert und -geleitet habe (weitere Informationen).
Zu Beginn möchte ich dich jetzt gleich zu einer Einstimmungsübung einladen, für die es keiner weiteren Vorbereitung bedarf.
»Was hat mich zu diesem Buch geführt?«
Zeitrahmen: etwa 15 bis 30 Minuten
- • Nimm dir zwei leere DIN-A4-Blätter. Auf das eine Blatt schreibst du oben links die Frage:
»Was hat mich zu diesem Buch geführt?«,
und auf das andere oben links die Frage:
»Was möchte ich, was wünsche ich mir in Bezug auf dieses Buch und darüber hinaus?«
- • Schließe nun die Augen, nimm dir ein wenig Zeit und lass die Fragen in dir wirken. Nimm wahr, in welcher Stimmung du gerade bist.
- • Öffne die Augen wieder und schreibe auf beide Seiten, was du zu den jeweiligen Fragen entdeckt hast. Tue dies langsam und nimm dir Zeit, nach jeder Antwort, die du notiert hast, zu erforschen, in welcher Stimmung du jetzt gerade bist.
Eine kurze Einführung in den Übungsteil
Mit den Übungen, die sich wie ein roter Faden durch dieses Buch ziehen, möchte ich dich einladen, selbst die Gelegenheit zu nutzen, dem Tod in deinem Leben auf eine ganz neue Art und Weise zu begegnen. Die Übungen sind in jedem Fall für dich geeignet, egal ob du nun ein Nahtoderlebnis hattest oder dich von diesem Thema aus einem anderen Grund angesprochen fühlst. Mach dich auf eine Reise in dein Herz und in deine Lebendigkeit. Es ist mit Sicherheit ein Abenteuer. Die Übungen sind so ausgearbeitet, dass sie leicht in den Alltag integriert werden können.
Fast alle Übungen basieren auf dem von Christian Meyer entwickelten Ansatz »Der Weg der inneren Erfahrung – ein Kurs in wahrem Loslassen« (siehe Buchempfehlung). Von ihm habe ich diese Arbeit gelernt. Das Besondere die-ses Ansatzes ist die Verbindung von Methoden der Psychotherapie mit spiritueller Arbeit. Ergänzt und weiterentwickelt habe ich dies durch Elemente aus der Traumaheilarbeit »Somatic Experiencing®« nach Peter A. Levine (siehe Buchempfehlung), die mir einen ganz neuen Zugang zu meinem Körper und den Körperempfindungen gezeigt hat. Beeinflusst haben mich ebenfalls die Arbeit »Liebe und Vergebung« des Gestalttherapeuten Leonard Shaw (siehe Buchempfehlung), die Aufstellungsarbeit von Angelika Winklhofer (siehe Empfehlungen) und meine langjährige Erfahrung als Sterbe- und Trauerbegleiterin.
Bevor du mit den Übungen beginnen kannst, ist es wichtig, dass du etwas Grundlegendes verstehst: Der »Weg der inneren Erfahrung« unterscheidet sich von anderen spirituellen Wegen insbesondere dadurch, dass du dich nicht nur beobachtend dem zuwendest, was im gegenwärtigen Augenblick auftaucht, sondern fühlend und erfahrend. Die Gefühle sind dabei der innere Wegweiser. Es geht darum, dich in die eigene innere Tiefe, in dein Herz hineinsinken zu lassen. Im Folgenden findest du einige Hinweise dazu. In Kapitel 4 wird dieses Grundprinzip ausführlich erläutert.
Wann du nicht allein üben solltest
Die Informationen und Übungen sind als Selbsthilfe gedacht und ersetzen keine Psychotherapie oder Traumaheilbehandlung. Wenn du den Eindruck hast, dass du durch die Übungen in eine länger andauernde innere Unruhe gerätst oder dass dein Herz unangenehm stark zu klopfen beginnt, Stirn oder Hände schweißig werden oder dass du in Gedankenschleifen oder Gefühle gerätst, aus denen du nur schwer wieder herausfindest, dann bitte ich dich, entsprechend qualifizierte Therapeuten aufzusuchen. Wenn möglich, sei dabei gleichzeitig froh, dass dir die Übungen gezeigt haben, dass du durch die Arbeit an diesen wichtigen Themen noch sehr viel wachsen, gelassener werden und vieles lösen kannst. Es ist gut, dass es dafür qualifizierte Begleitung und Unterstützung gibt. Hinweise dazu findest du im Anhang.
Wesentliches fürs Üben
Jedem Erfahrungsbericht von mir folgt wie gesagt ein Übungsteil. Du kannst dir jeweils die Übungen herausgreifen, die dich in diesem Moment besonders ansprechen, oder den gesamten Zyklus, zum Beispiel »Dem Leben begegnen«, einmal durcharbeiten. Beides ist möglich. Lass dich von deiner Intuition leiten. Das darf seine eigene Zeit bekommen und dauern. Du kannst dir Zeit lassen, immer wieder nur ein Kapitel lesen und dich anschließend dem Übungsteil widmen.
Der Aufbau der Übungen
Alle Übungen sind schrittweise aufgebaut. Bei komplexeren Übungen kannst du dir die Übung dadurch auch nach und nach erarbeiten und zunächst nur mit einem oder zwei Schritten beginnen. Jede Übung beginnt mit der Einstimmung, die weiter unten beschrieben ist, und schließt damit ab, dass du deine Entdeckungen und Erfahrungen und die Gefühle, die dabei aufgetaucht sind, in deinem Arbeitsbuch (siehe hier) notierst.
Immer wieder Neues entdecken
Alle Übungen können häufiger durchgeführt werden. Dabei ist es wichtig, dass du jedes Mal so an die Übung herangehst, als würdest du sie zum allerersten Mal machen und als ob du nicht im Geringsten wüsstest, welches Ergebnis zu erwarten ist. Nur so kannst du dich Neuem, das sich zeigen will, öffnen. Neues wird häufig sehr leicht von Bekanntem in den Hintergrund gedrängt. Richte deine Aufmerksamkeit ganz bewusst auf das Neue, das oft in den Nuancen zu entdecken ist und vom Bekannten gar nicht so weit entfernt liegt.
Das persönliche Arbeitsbuch
Um diese Entwicklungsschritte zu verfolgen, empfehle ich dir, ein Arbeitsbuch oder ein schönes Heft anzulegen, in dem du deine Erfahrungen und Erkenntnisse notieren kannst. Dadurch können sie dir deutlicher bewusst werden.
Ein guter Ort
Suche dir zum Üben einen ruhigen Ort, an dem du dich wohlfühlst. Du kannst dir einen solchen Ort zu Hause einrichten, es kann aber auch ein Ort draußen in der Natur sein. Das Wichtigste ist, dass du dich dort wohl und sicher fühlst.
Wenn nicht anders angegeben, ist es günstig, die Übungen im Sitzen durchzuführen. Achte darauf, dass dein Hosenbund locker ist und dass du gut in den Bauch atmen kannst.
Zeit und Material
Stell dir am besten einen Wecker bereit, mit dem du...