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Believe the Hype! American Football - Mehr als nur ein Spiel

Der Nr.1 SPIEGEL-Bestseller

AutorBjörn Jensen, Patrick Esume
VerlagEdel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783841905772
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Der Superbowl, das Finale der US-amerikanischen Football-Meisterschaft, ist eines der größten Sportevents der Welt. Allein in Deutschland verfolgen über zwei Millionen Zuschauer nicht nur dieses unglaubliche Spektakel, sondern inzwischen auch die gesamt NFL-Saison - und das jedes Mal mitten in der Nacht! Für diese Fans ist Patrick Esume ein Star. Der TV-Experte und Moderator hat sich in den letzten Jahren als DAS deutsche Gesicht dieser Sportart etabliert. In seinem ersten Buch erklärt uns der 'Coach', wie er liebevoll genannt wird, alle Facetten dieser verrückten, exotischen und ungemein spannenden Sportart. Und zwar so, wie man es aus seinen erfolgreichen TV-Sendungen kennt: voller Begeisterung, mit größter Sachkenntnis und genauso viel Spaß - inklusive Fachchinesisch, Statistiken, Top-Ten-Listen, Spielerporträts und spannenden Hintergrundgeschichten. Esume feierte als Spieler wie als Trainer zahlreiche Erfolge und schöpft in seinem Buch aus seinem reichen Erfahrungsschatz. Auch wenn der Bericht des zweimonatigen Alptraums, den sein erstes NFL-Trainingscamp in den USA darstellte, nichts für verzärtelte Kickergemüter ist: Hier kommt jeder Sportfan garantiert voll auf seine Kosten!

PATRICK »COACH« ESUME ist DER deutsche Experte für American Football. 1974 in Hamburg geboren und aufgewachsen, spielte er zunächst Fußball, wechselte aber bald zum American Football - und gewann mehrfach den German Bowl, die deutsche Meisterschaft, den Euro-Bowl und den World Bowl, zunächst als Spieler, dann auch als Trainer. Esume war in verschiedenen Positionen auch für amerikanische NFL-Teams tätig. Seit 2015 ist er TV-Experte und Kommentator der Football-Sendung ranNFL bei Sat1 und moderiert seit 2019 auf ProSieben die Samstagabend-Show Superhero Germany. Er ist weiterhin der erste Commissioner seines langjährigen Herzensprojekts, der European League of Football, die im Juni 2021 ihren Betrieb aufgenommen hat.

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Leseprobe

KAPITEL 1:

KINDHEIT, JUGEND UND WIE ICH DEN WEG IN DEN FOOTBALL FAND


Hamburg 1974. Hafen- und Kaufmannsstadt, regiert von SPD-­Bürgermeister Peter Schulz und schon damals eine wohlhabende und wunderschöne Metropole an Elbe und Alster. Geboren am 3. Februar im Elim-Krankenhaus im Stadtteil Eimsbüttel als einer von damals gut 1,75 Millionen Hamburger Bürgern. Ein waschechter Hamburger, der allerdings nicht so aussah. Kinder mit dunkler Haut waren damals eben noch nicht alltäglich.

Verantwortlich für meinen gesunden Teint ist mein Vater, der Ende der 60er-Jahre als Student aus Nigeria nach Hamburg gekommen war. Er und meine Mutter Heidi, gebürtige Hamburgerin, lernten sich damals in der Hansestadt kennen … der Rest ist Geschichte!

Auch wenn ich niemals nach Nigeria gereist bin und ich auf die Frage nach meiner Nationalität aus voller Überzeugung „deutsch“ antworte, spüre ich an meiner Emotionalität und meiner Vorliebe für Hip-Hop, Soul und R’n’B-Musik, dass da auch noch ein anderes Herz in mir schlägt. Und mein Lieblingsessen ist bis heute Hühnchen mit gekochtem Grieß und einer scharfen, roten Soße, die meine Mama kocht wie niemand sonst auf der Welt, obwohl meine Frau, die das Rezept übernommen hat, mittlerweile an der Perfektion kratzt. Wenn ich diese rote Soße esse, spüre ich, dass meine Wurzeln nicht zu 100 Prozent in Hamburg sind.

Das liegt vielleicht auch daran, dass es im Kindergarten am Alsenplatz, wo ich als kleiner Buttje hinging, regelmäßig das Hamburger Traditionsgericht Labskaus gab – und das habe ich gehasst.

Das ist aber auch schon alles, was ich an Hamburg nicht mag. Ich verliebte mich in Windeseile in die Stadt, und das war nicht schwer, denn wir wohnten damals an der Breiten Straße am Fischmarkt, wo jeden Sonntagmorgen Vollalarm ist. Wer noch nie da war: ausprobieren, das ist Hamburg vom Feinsten! Vom Fenster meines Zimmers aus konnte ich direkt auf die Elbe schauen, auf die Trockendocks, wo die großen Pötte wieder frisch gemacht werden. Besonders abends war das eine tolle Sache. Wenn ich mal nicht schlafen konnte, musste ich nicht, wie viele andere Kinder, im Bett liegen und Schäfchen zählen. Ich konnte einfach rausschauen und den Schiffen hinterherträumen. Wenn für die Hafenarbeiter eine Schicht beendet war, wurde laut gehupt. Dieses Geräusch habe ich noch immer im Ohr. Diese Kulisse, das besondere Licht des Hafens am Abend, haben mich geprägt. Das ist für mich Ur-Hamburg, und bis heute ist die Elbe für mich der schönste Platz in der Stadt.

Meine frühe Kindheit erinnere ich als eine Art Abenteuerspielplatz. Bei uns zu Hause war immer was los. Wir hatten viel Besuch, es wurde gefeiert, gelacht, gegessen und Musik gehört. Am Wochenende und in den Ferien durfte ich bis 22 Uhr aufbleiben. In den Sommerferien übernachteten wir oft in unserem Schrebergarten. Gegenüber von unserer Parzelle hatte mein bester Freund Marco mit seiner Familie auch einen Garten. Das war eine tolle Zeit.

Die Umgangssprache bei uns zu Hause war Deutsch, aber wenn Freunde oder Verwandte da waren, war es ein Mix aus Afro­englisch und Deutsch. Englisch war immer um mich herum. Wie sehr mir das später mal helfen würde, habe ich damals natürlich nicht gewusst.

Ich hatte schon als kleiner Stöpsel den Kopf voll mit Flausen. Spaß hatte ich auch, wenn ich bei meinen Großeltern mütterlicherseits war. Die wohnten an der Langenfelder Straße, 300 Meter vom Kindergarten entfernt. Ich war oft nachmittags dort und ging für Oma Magdalena und Opa Hans Zigaretten kaufen. Gold Dollar ohne Filter, das ganz harte Kraut. Wahrscheinlich kommt daher meine komplette Abneigung gegen das Rauchen. Ich habe nie auch nur einen Zug getan, weil ich mir beim besten Willen nicht erklären konnte, warum man etwas, das stinkt, teuer ist und krank macht, gut finden sollte. Ich hatte einmal eine Freundin, die geraucht hat. Wobei, Freundin ist vielleicht zu viel gesagt, wir waren nur fünf Minuten zusammen. Der erste Kuss hat geschmeckt wie Omas nasser Aschenbecher, und da war mir klar, dass das mit der Dame nichts werden würde. Aber Omas Rinderbraten, den habe ich geliebt. Fast so sehr wie die scharfe, rote Soße.

Als es Zeit war, in die Schule zu gehen, zogen wir um. Weg vom Fischmarkt, tiefer hinein nach Eimsbüttel, in die Övelgönner Straße. Eingeschult wurde ich in die Grundschule Edwardstraße. Schwarze Kinder hatten sie damals selbst in Altona, wo du heute als Weißer manchmal zur Minderheit gehörst, nicht wirklich viele. In meiner Parallelklasse gab es ein dunkelhäutiges Mädchen, Joyce hieß sie, was ich auch nur noch weiß, weil sie eben nicht weiß war. Ein Problem war das nicht, denn in dem Alter achten Kinder nicht auf solche Dinge. Mein bester Freund war Marco, das komplette Gegenteil von mir. Blond, fast weiße Haare und blaue Augen – wir beide waren das Duo Infernale.

Ich gebe zu, dass ich im Unterricht eher so der typische Junge war. Gut im Sport, ansonsten eher nicht an Schulbildung interessiert, sondern viel mehr damit beschäftigt zu schauen, was da für Tiere auf der alten Kastanie vor dem Klassenzimmerfenster herumturnten. Mein Fokus war, so viel Unsinn wie möglich zu machen. Ich war der Klassenkasper, und froh, wenn ich nachmittags mit Marco am C64 oder Atari Olympische Spiele daddeln oder zum Fußballspielen gehen konnte.

Wie unbeschwert die Grundschulzeit ist, merkt man leider erst, wenn auf dem Gymnasium der Ernst des Schullebens beginnt. Meine Mutter hatte die Überzeugung, mir die bestmögliche klassische Bildung angedeihen zu lassen, und so wurde ich aufs altsprachliche Wilhelm-Gymnasium am Klosterstieg im noblen Stadtteil Harvestehude geschickt. Das war eine Art Kulturschock, für beide Seiten. Man muss es ehrlich sagen: Optisch und soziokulturell passte ich zwischen die vielen Kids aus reichem Hause nicht zwingend hinein. Da kam der Fußballproll aus Altona, und die anderen spielten alle Hockey oder Tennis. Ich fuhr Bus und Bahn, die anderen wurden mit dem Jaguar zur Schule gebracht.

Ich erinnere mich an meine erste Musikstunde. Alle außer mir spielten ein Instrument, und wir sollten irgendwelche Partituren dechiffrieren. Ich hatte nicht im Ansatz einen Plan, was die von mir wollten, und die meisten Lehrer gaben mir das Gefühl, dass es ihnen völlig egal war, ob der dünne dunkle Junge wusste, was da gespielt wurde. Ich erinnere mich an eine Lehrerin, die immer grobmaschige Pullover ohne Büstenhalter drunter trug, sodass die Nippel durchblitzten. Das war wie bei einem Verkehrsunfall: Hingucken tat weh, weggucken konnte ich auch nicht. Echt nicht schön.

Letztendlich war mir schnell klar, dass es nur zwei Möglichkeiten geben würde: Entweder gnadenlos untergehen oder durchbeißen und ankommen. Die Option Aufgeben gab es für mich nicht. Auf dem Gymnasium wurde ich erstmals auch mit so etwas wie Alltagsrassismus konfrontiert. Ich weiß nicht, ob jemand von euch das Buch „Neger, Neger, Schornsteinfeger“ kennt. Das hat der Hamburger Hans-Jürgen Massaquoi geschrieben, der als Farbiger in der Nazizeit aufwuchs. Als ich es las, erkannte ich vieles von dem wieder, was ich auch erlebt habe.

Richtig gestört hat es mich nie, weil ich mir immer gesagt habe, dass Leute, die sich von einem Dunkelhäutigen wie mir angegriffen fühlen, in Wahrheit arme Würste sind. In Hamburg ist der Rassismus auch wirklich kein großes Thema. In Kiel, wo ich später arbeitete, war das anders, da habe ich öfter mal Sprüche gehört wie „Geh zurück nach Afrika!“, oder „Verzieh dich in den Busch, du Kanake!“ Letzteres hat eine Studentin zu mir gesagt, die auf ihrem Fahrrad an mir vorbeifuhr.

Aber grundsätzlich habe ich wirklich keine Probleme mit Rassismus. Ich fühle mich durch und durch als Hamburger. Wer mich nicht kennt und mich sprechen hört, der glaubt das auch sofort, schließlich hab ich schon einen derben Hamburger Akzent. Wer mich sieht, bevor er weiß, woher ich komme, tippt vielleicht nicht zuerst auf Deutschland. Aber auch das wandelt sich. Es gibt in der jüngeren Generation immer mehr Leute, denen Aussehen und Herkunft völlig egal sind. Wenn ich in einem Dorf in Sachsen zum Bäcker gehen würde, würden die vielleicht anders reagieren – wenigstens so lange, bis ich zu reden anfange. Aber auch da gibt es solche und solche. Wenn man mich fragt, sage ich: Ich bin einer von den neuen Deutschen, weil Deutsche heute eben nicht mehr alle blond und blauäugig sind. Wenn ich durch Hamburg gehe, sehe ich überall Schwarze, Araber, Asiaten, und viele von denen sind in Hamburg geboren und haben den deutschen Pass. Ich finde, das ist eine schöne Entwicklung.

Als Kind war ich ein ganz ansehnlicher, schlanker und athletischer Bursche, und weil das auch die Mitarbeiter von der Kinderagentur Höppel fanden, hatten die meine Mutter und mich mal angesprochen, ob ich Lust hätte, für Werbefotografien oder Modeschauen zur Verfügung zu stehen. Hatte ich, und so landete ich in deren Kartei und wurde kräftig gebucht.

Ich war das einzige farbige Kind im Otto-Katalog, habe kleine Rollen im „Großstadtrevier“ gespielt oder bin auf Modeschauen über den Laufsteg stolziert. Der angenehme Nebeneffekt war, dass ich mir mithilfe der Gage den Lebensstil leisten konnte, den meine Mitschüler dank ihrer gestopften Eltern als selbstverständlich ansahen. Wenn die ein BMX-Rad aus dem obersten Regal hatten, kaufte ich mir das auch. Waren gerade Daunenjacken von Helly Hansen in oder Pullover von Hans Mundhenk? Ich holte mir so ein Teil. Als Nebeneffekt stärkte das Modeln mein schon damals nicht gerade gering ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

In meiner Klasse gab es einen Jungen namens Florian. Einmal, es war kurz vor Beginn des Kunstunterrichts, meinte er, es sei lustig, sich über...

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