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E-Book

Mein Name ist .... Ich bin Alkoholiker

AutorWalter Wanless
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl116 Seiten
ISBN9783745025439
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Unsere Gesellschaft denkt bei der Bezeichnung Alkoholiker stets oder meistens an Obdachlose, die irgendwo unter der Brücke oder in einem Hauseingang hausen. Diese Einstellung ist aber grundlegend falsch. Das Buch will zwar nicht auf einzelne Schicksale eingehen, aber dennoch aufzeigen, dass jeder, aber auch wirklich jeder von dieser absolut tödlichen Krankheit befallen werden kann. Dies nicht nur zur Weihnachtszeit, bei Betriebsfesten oder anderen Gelegenheiten. Nein, dies kann jeden jederzeit treffen. Auch dich, genauso wie es mich erwischt hat.

Der Autor war viele Jahre Alkoholiker. Sein Leben bestand nur aus: Trinken - trinken - trinken. Bis er eines Tages den Weg aus der Sucht fand. Danach erfüllte er sich seinen großen Traum: Er wurde Schriftsteller. Viele Bücher, der er unter Pseudonymen schrieb, verkaufte er und schrieb nicht zu letzt deshalb, weil er anderen Alkoholikern neuen Mut machen wollte, dieses Buch.

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Leseprobe

Titel


Kapitel 2: wie ich erfuhr, dass ich Alkoholiker bin

Irgendwann hatte ich es satt, als Koch zu arbeiten, da es ein wirklich schwerer Beruf mit nur wenig Freizeit war. Mein Hauptgrund war aber meine Freundin, die ich hatte. Sie war Bürokauffrau und somit hatte sie am Wochenende frei, während ich arbeiten musste. Ich suchte also eine andere Tätigkeit, die mir vielleicht gefallen würde. Da kamen nur wenige Sachen infrage, denn ich hatte von meiner Bundeswehrzeit nur den Lkw-Führerschein in meiner Tasche und ansonsten außer meinem Gesellenbrief als Koch nichts weiter. Also wollte ich Lkw fahren.

Beim Vorstellungsgespräch fragte mich der Spediteur, was ich denn gelernt hätte und als ich ihm sagte, dass ich Koch wäre, meinte er nur: „Dann wollen Sie jetzt wohl im Motor kochen?“ Das war es dann. Auf einer meiner Sauftouren, die ich nach wie vor durchzog, lernte ich einen Mann kennen, der eine Gebäudereinigungsfirma hatte. Er stellte mich sofort als Fensterputzer ein und ich bekam die Chance, eigenes Geld zu verdienen und nicht mehr auf das Arbeitsamt angewiesen zu sein.

Dies ging so lange gut, bis ich eines Tages bei einem Kunden mit der Leiter eine große Schaufensterscheibe zertrümmerte. Das war das vorläufige Ende der Karriere als Fensterputzer.

Weiter ging die Suche nach Arbeit. Zunächst war ich Schlossereihelfer bei einer Firma, die ohnehin schon bankrott war und ich natürlich auch kein Geld sah. Dann versuchte ich es wieder als Fensterputzer. Schließlich bekam ich eine Stelle als Lkw-Fahrer, bei der ich dachte, dass ich gut aufgehoben wäre. Das war auch so, bis ich eines Tages einen Lkw im Graben versenkte. Die Polizei kam, aber ich musste seltsamerweise nicht blasen. Gottseidank behielt ich meinen Führerschein. Ich versuchte dann bei einer Baufirma mein Glück als Fahrer, aber als sie mir eine Schaufel in die Hand drückten und ich Beton schaufeln sollte, war der Spaß vorbei.

Ich warf dem Chef den Schlüssel vor die Füße und ging. Inzwischen war ich so weit gekommen, dass ich morgens, wenn ich aufstand, ein Bier trinken musste, damit ich mich richtig übergeben konnte. Mit leerem Magen war das ziemlich schmerzhaft und Wasser konnte oder wollte ich nicht trinken. Nachdem ich mich des Bieres entledigt hatte, trank ich meinen ersten Kognak. Dies ging dann so weiter, den ganzen Tag über. Immer wieder Kognak, aber nie pur, sondern immer mit Cola vermischt. So brachte ich es mit der Zeit auf eine Flasche täglich.

Ich hatte nebenbei in einem meiner Stammlokale aushilfsweise bedient, denn ich brauchte das Geld dringend. Es war ein Faschingsball und es war sehr viel zu tun. Trotzdem nahm ich mir die Zeit, mich mit einem jungen Mädchen zu unterhalten. Es kam, wie es kommen musste, heute ist sie meine Frau.

Während der Arbeit, sofern ich eine hatte, nahm ich immer eine Flasche Cola mit zur Arbeit, damit niemand sieht, dass ich Alkohol trinke. Ich hatte mir auch eine Wohnung gesucht und auch gefunden. Zufälligerweise in dem Ort, wo ich aufgewachsen bin. Sie war billig, zumindest für meine Verhältnisse, denn Geld hatte ich so gut wie nie. Wieder einmal kam der Bekannte, der die Gebäudereinigung hatte, auf mich zu und bat mich, bei ihm zu arbeiten, da er akuten Personalmangel hatte.

Die Sache mit dem Fenster sei vergessen, ich müsste ihm nur zusichern, dass ich während der Arbeit nichts mehr trinke. Er gab mir noch den Schlüssel für sein Auto, damit ich selbstständig mit dem Material zur Arbeit fahren konnte. Nun war mein Einkommen wieder gesichert. Das Erste, was ich tat, war, dass ich mir eine Flasche Kognak kaufte und diese im Laufe des Tages leer trank. Die Anfangszeit lief ganz gut, niemand sprach mich wegen meines Rausches, den ich täglich hatte, an.

Eines Tages aber wollte der Chef sein Auto zurück, weil er damit zum Kundendienst müsse, wie er mir sagte. Ich gab ihm seinen Schlüssel, er ging, aber es dauerte nicht lange, da war er schon wieder bei mir an der Türe: „Was hast du mit meinem Auto gemacht? Da ist am vorderen Kotflügel eine Riesenbeule!“ Ich beteuerte: „Ich habe nichts damit gemacht, ich bin damit nur zu den Putzstellen gefahren.“

Tatsache war aber, dass ich mit dem Auto so manche Sauftour gemacht hatte. Einmal bin ich sogar zu einer Diskothek gefahren und habe das Auto sozusagen „zweckentfremdet“, das heißt, ich habe mit einem Mädchen darin die Nacht verbracht. Wieder mal nichts mit Karriere! Nun hatte ich Zeit, endlos Zeit! Aber was tun, während dieser Zeit? Ich beschloss, meiner alten Sehnsucht nachzugehen und beginnen zu schreiben. Ich wusste, dass viele Schriftsteller, sogar berühmte Schriftsteller, tranken und trotzdem erfolgreich waren. Mir war auch zu diesem Zeitpunkt schon bewusst, dass mit meinem Trinkverhalten etwas nicht stimmte, zumal ich immer öfter darauf angesprochen wurde.

Aber mir war das egal. Manchmal sammelte ich sogar Flaschen, um von dem Pfand wieder Schnaps kaufen zu können. Das Geld vom Arbeitsamt reichte hinten und vorne nicht und ich musste so manchen Deckel unbezahlt beim Wirt liegen lassen. Aber auch das war mir egal, denn ich würde bald das große Geld verdienen. „Aber, was schreibe ich jetzt?“, dachte ich mir. Zunächst verbrachte ich ein paar Tage damit zu überlegen, was und worüber ich schreiben sollte.

Mir fiel einfach nichts ein. Irgendwie kam ich mit einer Tante von mir mal ins Gespräch über das Thema. Sie meinte: „Du bist doch Koch, schreibe ein Kochbuch?“ Ich gab ihr Recht, aber woher die ganzen Rezepte nehmen? Sie hatte die Lösung: „Hör mal, da gibt es ein altes Kochbuch von unserer Urgroßmutter. Schreib es ab und überarbeite es so, dass man es heutzutage auch nutzen kann.“ Gesagt, getan. Ich ließ mir das alte Kochbuch geben und schrieb es zunächst mit der Hand ab. Es war nicht ganz einfach, die alte Schrift zu lesen. Aber ich hatte noch in der Schule die Sütterlinschrift gelernt.

Obwohl ich diese Schreiberei hasste, konnte ich sie noch ganz gut. Als ich dann mit dem Abschreiben fertig war, nahm ich meine alte Reiseschreibmaschine und tippte alles fein säuberlich ab. Auch das war mühsam! Ich hatte zwar in der Schule, mein Gott war das lange her, gelernt, mit der Maschine zu schreiben, aber dennoch war es eine Qual. Ich schrieb also das Kochbuch ab und schickte es an einen Verlag. Mir wurde zwar einmal gesagt, dass es sehr schwierig sei, einen Verlag zu finden, auf Anhieb sei das praktisch unmöglich.

Ein paar Tage, nachdem ich das Skript abgeschickt hatte, kam ein Schreiben vom Ludwig Verlag mit der Mitteilung, dass das Buch angenommen sei und ich bitte beiliegenden Verlagsvertrag unterschreiben solle. Ich fiel aus allen Wolken und war überglücklich. Endlich! Endlich genug Geld zum Saufen! Ich könnte alle Schulden bezahlen, mir ein großes Auto, am Besten einen BMW, kaufen und wäre für die Zukunft sorgenfrei! Mir wurden zwölf Prozent vom Nettoverkaufserlös geboten. Ich war hin und weg, als ich auch noch den Verkaufspreis las.

Ich hätte auch für fünf Prozent unterschrieben. Ich unterschrieb den Vertrag und bald darauf kam mein Manuskript zurück, voll mit Korrekturen und Verbesserungsvorschlägen. Das Lektorat, in Person der Verlegerin, Frau Ludwig-Smith, habe meine Arbeit überprüft und bittet mich, das Ganze laut Vorgaben noch einmal zu bearbeiten. Ich fiel aus allen Wolken! Noch mal schreiben? Noch mal das Ganze tippen? Auf keinen Fall! Ich schnappte mir meine Flasche Wein, einen extra guten und teuren, einen Château noef du Pape, habe ich mir besorgt, weil ich ja jetzt reich werde, und soff sie aus. Am nächsten Tag, nachdem ich gekotzt und einen mindestens doppelten Kognak gesoffen hatte, überlegte ich, was ich jetzt tun sollte.

Die Vernunft, soweit sie noch vorhanden war, sagte mir, dass ich wohl nicht drum rum kommen würde, alles noch einmal zu schreiben. Ich setzte mich hin, sortierte die Seiten aus, auf denen nichts zu korrigieren war, und schrieb die anderen Seiten neu. Danach schickte ich das Skript zum Verlag und mir wurde bald darauf der Eingang bestätigt. Ich wurde aber auch darauf aufmerksam gemacht, dass ich beim nächsten Mal kein Original, sondern eine Kopie schicken sollte. Mir war das eigentlich schon bewusst und ich hätte das auch gemacht, aber ich hatte kein Geld für Kopien.

Also setzte ich mich in das Auto meiner Freundin und fuhr zum Verlag, um das Manuskript selbst abzugeben, damit es nicht verloren geht. Ich durfte das Skript beim Pförtner abgeben, weiter ließ er mich nicht kommen. Als ich schon wieder gehen wollte, kam die Verlegerin und fragte mich, wer ich sei. Ich stellte mich vor und sie war offensichtlich sehr erfreut, mich kennenzulernen. Wir kamen ins Gespräch und sie erklärte mir so einiges. Sie führte mich auch durch das Verlagsgebäude und die Druckerei. Als wir dann in ihrem Büro saßen, fragte sie mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn ein anderer das Buch herausgeben würde.

Als ich nachfragte, wer das denn sei, nannte sie mir einen Namen, der mir zunächst nichts sagte. Als sie mir aber erklärte, dass dieser Mann, ein bayerischer Dichter, Mitbegründer der Turmschreiber sei, war ich natürlich sofort einverstanden, denn ich erhoffte mir dadurch mehr Verkäufe. Am Ende unseres Gesprächs sagte sie mir zu, dass ich das Probeexemplar baldmöglichst in Händen halten würde. Ich war überglücklich und fuhr nach Hause.

Es dauerte zwar nicht lange, aber mir erschien es wie eine Ewigkeit, bis ich mein Probeexemplar in Händen hielt. Ich nahm das Buch, sah meinen Namen darauf, und als ich es durchblätterte, stand...

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