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E-Book

Basiswissen Altenpflege

Gesundheit und Krankheit im Alter

AutorAnnette Kulbe
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl133 Seiten
ISBN9783170317611
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Altenpflege wird immer umfangreicher und spezieller. Insbesondere für diejenigen, die in der täglichen Pflegepraxis mit alten Patienten und Bewohnern arbeiten. In der ambulanten und stationären Altenpflege, der geriatrischen Pflege in Krankenhäusern, Tageskliniken oder in Pflegeheimen für Menschen mit Demenz stehen Lebenswelt, Wünsche und Ängste alter Menschen im Vordergrund. Dieses Pflegekompakt-Buch für die Kitteltasche gibt einen schnellen Überblick über die spezielle Pflege alter Menschen und liefert dabei unerlässliches Basiswissen über Alter(n), Gesundheit, typische Alterskrankheiten und Demenz.

Annette Kulbe, Dipl.-Pädagogin mit Ausbildung in humanistischer Gesprächsführung und Gestalttherapie, ist im kirchlich-sozialen Bereich tätig. Als Krankenschwester/Sterbebegleiterin mit Palliative Care arbeitete sie in der Onkologie und in Hospizen.

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Leseprobe

 

2          Selbstbestimmt – Fremdbestimmt – Pflegebestimmt


 

 

 

Selbstbestimmt altern

Inwieweit kann ich selbst Vorsorge für meine Gesundheit im Alter treffen? Was kann ich aktiv und bewusst dafür tun, um gesund und gut zu altern?

Wie kann ich möglichst lange selbstbestimmt altern, ohne von anderen bevormundet zu werden bzw. dass über meinen Kopf hinweg Entscheidungen »für mich« getroffen werden, wie meine Wohnung aufgeben, in ein Alten- oder Pflegeheim untergebracht zu werden, nicht schmackhafte, ungewohnte Mahlzeiten essen zu müssen oder dass gegen meinen Willen lebensverlängernde Maßnahmen ergriffen werden, obwohl ich sterben möchte?

Kann ich vorbeugend etwas gegen Fremdbestimmtheit und Pflegebestimmtheit tun?

Das Problem ist, dass Krankheit, Altern, Sterben, Tod und Pflegebedürftigkeit Themen sind, die Menschen meiden oder sich erst damit konfrontiert sehen, wenn es unausweichlich ist, beispielsweise durch einen Autounfall, bei einer Krebsdiagnose oder dem plötzlichen Tod eines Menschen. Erst, wenn man selbst erlebt, wie zerbrechlich unser Leben durch Krankheit oder Krisen ist, befasst man sich mit dem Tod.

Jeder Mensch, der bereit ist, sich mit seiner Gesundheit, Krankheit, dem Alter(n), dem eigenen Sterben und Tod auseinanderzusetzen, kann sich bewusst Gedanken darübermachen und Vorsorge treffen:

Selbstreflexion

•  Wie gehe ich mit meiner Gesundheit um?

•  Wie kann ich möglichst gesund alt werden?

•  Was kann ich dafür tun (Bewegung, Ernährung)?

•  Was heißt für mich »Gesund sein« im Alter?

•  Wie kann ich meine Selbstbestimmtheit solange wie möglich erhalten – wie kann ich Pflegebedürftigkeit verringern oder vermeiden?

•  Wie kann ich mit Verlusten, Veränderungen durchs Altern umgehen?

•  Was kann ich trotzdem noch – oder stattdessen?

•  Wie kann ich für mein Wohnen im Alter vorsorgen?

•  Wie und wo möchte/könnte ich wohnen, wenn ich Hilfe oder Pflege benötige?

•  Wer könnte sich um mich kümmern (Angehörige, Betreuer, Pflegedienste)?

•  Kann ich meinen Kindern, Freunden, Enkeln oder meinem Partner zumuten, mich zu pflegen? Will ich das überhaupt? Wollen sie das?

•  Was kann ich mit Hilfe von Patiententestament und Betreuungsvollmacht selbstbestimmt regeln?

•  Wie möchte ich sterben? – Wie möchte ich nicht sterben?

•  Wie kann ich lernen mit Altern, Krankheiten, Funktionsverlusten umzugehen?
Kann ich sie in mein Leben integrieren oder annehmen?

•  Was ist mit meiner Traurigkeit?
Tod des Partners, Tod Gleichaltriger?

•  Wie werde ich mit Verlusten und Abschieden fertig werden?
Mein Zuhause aufgeben oder verlieren? Den Wohnort verlassen? Trennen von persönlichen Gegenständen? Liebgewonnenen Routinen, Gewohnheiten, Ritualen, Hobbys?

•  Was ist, wenn ich meine Würde verliere?
Wenn ich orientierungslos und verwirrt sein werde? Wenn ich nicht mehr anständig essen kann, wenn ich schlürfe oder sabbere? Wenn ich »rieche« nach Urin oder Kot – und es nicht selbst bemerke? Wenn ich inkontinent werde? Wenn ich »Windeln« brauche?

•  Wohin mit meiner Wut und Verzweiflung?
… dass ich mein Altern nicht aufhalten kann, dass mein Aussehen sich verändert, dass »ich nicht mehr so kann, wie früher« – dass ich langsamer und unbeweglicher werde, dass meine Schönheit versiegt, dass ich Hilfe brauche, dass ich krank und pflegebedürftig werden kann?

•  »Ich habe Angst« …
vor meinem eigenen körperlich-geistig-seelischen »Verfall«, chronischen Schmerzen, (Alters)Krankheit, Stürzen, Gebrechlichkeit, dem Krankenhaus, wenn ich in ein Pflegeheim muss, vor unfreundlichen Pflegekräften, vor Ungeduld, Bevormundung, vor Sterben und Tod.

Selbstbestimmt, fremdbestimmt, pflegebestimmt?


Besprechen Sie die drei Wörter!

Setzen Sie sich mit den aufgeführten Punkten und Inhalten auseinander!

Wie sieht es im Alter aus, wenn Krankheit und Funktionsverluste auftreten? Wenn Alter(n) die eigenen Grenzen aufzeigt? Wenn andere über mich bestimmen?

2.1       Vorsorge für sich selbst treffen


Selbstvorsorge

Für Einiges kann ich Vorsorge treffen: Bewusster Umzug in eine kleinere, altersgerechte Wohnung, in ein Service-Wohnen mit Pflege und Dienstleistungsangeboten, Hilfen im Haushalt und für den Garten in Anspruch nehmen, soziale Betreuung, Lebensmittel liefern lassen, Pflegehilfsmittel nutzen (Inkontinenzvorlagen) …

Ausgleichsmöglichkeiten

Für viele Einschränkungen gibt es heute Ausgleichsmöglichkeiten: Rollator, Handläufe in der Wohnung, Haltegriffe im Bad, Brille, Hörgerät, Wohnung altersgerecht anpassen, Treppenlift, Ambulante Pflege, Medikamente, Essen auf Rädern, neue Medien nutzen lernen, E-Mail, SMS, WhatsApp (Kontakte pflegen), Online Shopping, Seniorenhandy …

Pflege und Pflegebedürftigkeit

Sich informieren ist das A&O!

Frühzeitig über Ambulante Pflegedienste und Ambulante Altenpflege, Wohnen & Pflegen sowie über Pflegeeinrichtungen informieren und diese ansehen: Welche gibt es? Welchen haben einen guten/schlechten Ruf? Was für Pflege wird angeboten? Gibt es Pflegestützpunkte bei Beratungsstellen, die neutral informieren? Was finde ich im Internet? Gibt es Infobroschüren (www.bmg.de) zu Pflege Zuhause, Alter(n), Ambulante Pflege und Altenpflege, Pflegeheime, Pflegebedürftigkeit, Pflegehilfsmittel, Demenz, Geriater, Alterskrankheiten …

Sterben und Tod

Was kann ich für mein Sterben und meinen Tod für Vorsorgemaßnahmen treffen?

Wichtige Themen sind hierfür: Patiententestament, Vorsorgevollmacht, Betreuungsvollmacht, Testament und Erbe, Beerdigung und Trauerfeier (Wünsche, Grabstelle, Bestattungsform, Kosten!), Hospiz-Initiativen und Hospize, Sterbebegleitung, Hausarzt.

2.2       Wenn Selbstbestimmtheit zu Pflegebedürftigkeit wird


Wenn Alltägliches zum Problem wird

Alter und Altern beinhalten Veränderungsprozesse und Einflüsse auf die selbstständige Lebensführung. Alltägliche Dinge, die immer selbstverständlich waren wie Körperpflege, Treppensteigen, Einkaufen, Laufen, Haushalt, sich konzentrieren können, Sehen und Hören, für sich selbst sorgen – werden plötzlich zum Problem ( Abb. 5).

Sobald Grenzen der Selbstbestimmtheit, Selbstständigkeit, der Gesundheit oder Mobilität eintreten, können Pflegebedürftigkeit, Abhängigkeit und Isolation entstehen.

Abb. 5: Veränderungsprozesse im Alter

Einige Beispiele zur Veranschaulichung:

•  Schwerhörigkeit beeinflusst Gespräche, Telefonate, soziale Kontakte; oft bewirkt schlechtes Hören Unsicherheit und Rückzug.

•  Altersdepression fördert Isolation und Einsamkeit.

•  Gestern noch in der Sportgruppe – heute mit Herzinfarkt auf der Intensivstation.

•  Immer aktiv, dann der Schlaganfall: Seitenlähmung, Rollstuhl, Sprachverlust.

•  Fortschreitende Demenz – die Kinder können die Pflege nicht mehr bewältigen – Umzug ins Pflegeheim.

•  Gestürzt – Oberschenkelhalsbruch, bettlägerig, dazu eine Lungenentzündung.

•  Sterben: im Krankenhaus, Hospiz oder zu Hause?

2.3       Wünsche alter Menschen


•  Gesundheit

•  Gesund und fit bleiben

•  Kein Pflegefall werden

•  Selbstbestimmt – statt pflegebestimmt leben – das Recht, mitzuentscheiden

•  Mobil bleiben, unabhängig sein, reisen

•  Im eigenen Zuhause leben

•  Keine materielle Not,...

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