Justa Holz-Mänttäri hat fast gleichzeitig mit Reiß/Vermeer (1984) die Thesis „Theorie des translatorischen Handels“ entworfen (vgl. Prunć 2002:178). „Holz-Mänttäri (1984:6) sah ihre Ideen als nächsten Schritt in die Richtung, die Reiß und Vermeer bereits mit ihrer Skopostheorie für die Forschung eingeschlagen hatten (Kinnunen 2013:71).“ Snell-Hornby (2006: 56-57) betont, dass Mänttäri durch eine radikale Haltung in sich selbst eine Ironie erstellt hatte und hat dies mit folgenden Worten erläutert: „[…] in itself an irony of fate, because she believed that translation was fundamentally not a matter of language at all.“ Hier ist es wichtig, die Übersetzung außerhalb der Sprache als eine andere Aktivität zu betrachten. Das heißt, es ist damit verbunden, dass der Zweck außerhalb dem semantischem Inhalt steht (vgl. Snell-Hornby 2006:58). „For Holz-Mӓnttӓri translation is basically action, a form of intercultural communication (whereby language is not content or goal but the necessary instrument) (Snell-Hornby, 2006:57). “Diese Theorie erklärt die Übersetzung als ein komplexes Verhaltenssystem, in dem kulturelle Barrieren durch professionelle Weise überstiegen werden. Da es komplex ist, können andere Faktoren in die Übersetzung hinzugefügt werden und der Übersetzer ist in diesem System nicht alleine. „Translatorial action is integrated into a system of other actions and is controlled by factors lying outside it (Snell-Horny, 2006:57). “Kinnunnen (2013:72) betont, dass Mänttäri darauf abzielt, für die Übersetzungsproduktion ein Verhaltungskonzept herzustellen und, dass sie im Rahmen ihres Ziels auf die „Handlung“ und „Handlungsmuster“ Methode von Rehbein (1977:141-142) bezuggenommen hat.
In diesem Zusammenhang verwies sie auf Rehbeins (1977: 141-142) methodische Vorgehensweise bei der Analyse sprachlicher Handlungen und Handlungsmuster, der zufolge ein Handlungsmuster vergleichbar ist mit einer sozialen Institution, die die normale Art und Weise des Handelns in einer bestimmten Handlungssituation mit einer bestimmten Zielsetzung darstellt (Kinnunen 2013:72-73).
Mänttäri (1984) definiert die Übersetzung als ein gesellschaftliches Produkt, da viele Individuen sich daran beteiligen. Die Übersetzung erfüllt auf eine Weise die Voraussetzungen der Gesellschaft und ist nicht nur eine Aktivität des Übersetzers, in der eine oberflächliche Transkodierung stattfindet, sondern eine Aktivität, in der eine neue fiktive Welt aufgebaut wird. Demnach bezeichnet Mänttäri (1984) die Übersetzung nicht nur als „Translation“, sondern als „translatorisches Handeln“. Nord (2007:12) betont, dass Mänttäri mit dieser Haltung das klassische Konzept verlassen hat.
She rejected the traditional German term Übersetzung for “translation” because of its association with language exercises in the classroom, and she looked for specialized terminology in keeping with professional standarts. […]and for the envisaged academic discipline providing the theory she used Translatologie (Snell-Hornby 2006:57).
Der Übersetzer wird als professioneller Überträger der gesellschaftlichen Konventionen im Rahmen eines Zweckes auf internationaler Basis betrachtet, der die Übersetzungsphase mit faktischer Weise in ein sprachliches Verhalten verwandelt und funktionelle Produkte produziert. Das bewusste Individuum bewegt sich in einem bestimmten System und Maß frei, und beide bewegen sich gleichzeitig. Aufgrund seiner Existenz benötigt der Mensch ein bestimmtes System und die anderen Individuen in diesem System verwenden an erster Stelle die Kommunikation, um die Barrieren im System beheben zu können. Die Übersetzung ist eine Aktivität, die hilft, die Grenzen im System zu beheben und für die Kommunikation und den Informationsfluss sorgt, den die Menschen für die Vitalität benötigen. Das Individuum wird durch die Übersetzungen der Experten mit der fremden Kultur bekannt gemacht, bevor es in die Möglichkeit gerät, eine direkte Kommunikation aufzubauen. Der Nachteil, der aufgrund der indirekten Kommunikation entsteht, muss vom Übersetzer durch eine gute Analyse der Gesellschaftsstruktur und durch die Wahl der richtigen sprachlichen Handlungen, die den Voraussetzungen der Gesellschaft entsprechen, aufgehoben werden. Die oben genannte Theorie definiert die Übersetzung als eine kommunikative Handlung, in der alle betroffenen kooperieren.
Holz-Mänttäris Ziel war die Schaffung eines Kooperationsmusters für das translatorische Handeln und beschrieb dabei die Rolle des Translators als die eines Experten und Kooperationspartners: „Translatoren werden als Kooperationspartner gebraucht, wenn Botschaftsträger für interkulturelle Kommunikation ohne Mitwirkung von Experten nicht funktional oder rationell produziert werden können“ (Holz-Mänttäri 1984: 42 übertragen von Kunninen 2013:73).
Der Übersetzer wird als die verantwortungsvolle Person betrachtet, der das parallele Kommunikationsnetz aufbaut und entwickelt, um dieses Ziel zu erreichen. Prunć (2002:178) betont, dass der Hauptgedanke von Mänttäri, alle Erwartungen im Prozess zu verwirklichen war. „Kooperationsbedarf entsteht also, wenn einer der Handlungsträger eine Handlung oder einen Handlungskomplex nicht in allen seinen Teilen funktional ausführen kann (lit.41) (vgl. Prunć (2002:178).“ Holz-Mänttäri hat die Rollen der Beteiligten zum Übersetzungsprozess und dies bezüglich die situative Konditionen der Aspekte wie Zeit, Ort und Medium analysiert (vgl. Nord 2007:13). Demnach sind die Beteiligten der Übersetzung wie im Folgenden:
- der Bedarfstrӓger: braucht einen übersetzten Text.
- der Besteller: bestellt einem Text bei einem Translator.
- der Ausgangstext-Texter: produziert einen Text, von dem der Translator ausgeht.
- der Translator: produziert einen Zieltext.
- der (Zieltext-)Applikator: arbeitet mit dem Zieltext.
- der (Zieltext-)Rezipient: Rezipient den Zieltext (Ortner 2002/3:5).
Die Rollenspieler können jeweils verschiedene Personen sein, aber in manchen Situationen kann eine Person auch mehrere Rollen übernehmen. Zum Beispiel, wenn ein Geschäftsinhaber mit einer ausländischen Firma eine Partnerschaft aufbauen will, aber die Fremdsprache nicht beherrscht, wird er einen Übersetzer beauftragen, um die Korrespondenz zu verstehen und überhaupt verwirklichen zu können. Daneben ist der Arbeitgeber der Rezipient und Arbeiter der Zielsprache.
Prunć (2002) definiert dieses kooperative Arbeitsprinzip als „eine Art Kooperationsvertrag“. Im Fokus dieser Kooperation ist der Übersetzer platziert. Der Übersetzer ist der Wegweiser und der Verantwortungsträger des ganzen Prozesses. Er kann in nötigen Situationen einen Experten der Bereiche -Arzt, Anwalt, Ingenieur, etc.- konsultieren. Wenn sich außerhalb der nötigen Situationen andere Personen bei dem Übersetzungsprozess beteiligen, führt es dazu, dass die Verantwortung des Übersetzers verletzt wird (vgl. Ortner 2002/3:6). Snell-Hornby (2006:58) hat den kooperativen Arbeitsbedarf, ohne dass der Übersetzer isoliert wird, wie im Folgenden definiert: „In any case, a good deal of cooperation with the firm (and maybe other specialists) is involved, the translator does not operate in isolation.“ Mänttäri erläutert die Verhaltensweise der Übersetzung (sprachliche Haltung), die der Übersetzer befolgen muss, wie im Folgenden:
Translatorisches Handeln wird in der anstehenden Theoriebildung als Produktionsprozess eines Handelnden dargestellt mit der Funktion, Botschaftsträger einer näher zu bestimmenden Art zu produzieren, die in übergeordneten Handlungsgefügen zur Steuerung von aktionalen und 1984: 17 übertragen von Kinnunen 2013:74).
Mänttäri hat mit ihrer Theorie der Literatur neue Begriffe bestimmt. An erster Reihe dieser Begriffe kommt „Botschaftsträger“. „Die Handlung des Herstellens von Texten für andere bezeichnet Holz-Mӓnttӓri als „Textdesign“ und das dabei entstehende Produkt „Designtext“. Der Ausdruck Text bezeichnet hier „Botschaftsträger im Medienmix“, also auch nonverbale Zeichen wie Bilder, Symbole, Musik etc. (Ortner 2002/3:6).“
Nach Snell-Hornby (2006:59-60) ist die Theorie von Mänttäri auch auf nicht literarische Texte anwendbar und hat aus akademischer Sicht für die literarischen und industriellen Texte ab Anfang der 80’er Jahre als eine kulturelle Änderung in der Übersetzung eine Disziplin erbracht.
Die Skopostheorie wurde Ende der 1970’er Jahre von Hans J. Vermeer entworfen (Witte 2007:23). 1984 wurde sie von Vermeer und Reiß ausgebaut und erneut veröffentlicht (vgl. Nord 2007:27). Als letztes hat Vermeer seine...