9Wozu ist SmartHome eigentlich gut?
Oft höre ich: „SmartHome braucht kein Mensch“. Völlig richtig, aber Fernseher und Navi auch nicht. Es gibt auch Zeitung und Radio und zur Orientierung Landkarten. Wir brauchen im Auto keine Airbags und kein ABS und ESP schon gar nicht. Einfach vernünftig fahren, oder? Nein, nur relativ wenige Leute brauchen SmartHome tatsächlich zum Leben, aber für alle ist es sehr nützlich und angenehm. Es ist heute der Stand der Technik wie fließendes kaltes und warmes Wasser, Telefon, Radio, TV und Internet.
Die Ziele von SmartHome sind
- Komfort verbessern
- Sicherheit erhöhen
- Energiebedarf optimieren
Und diese Ziele werden tatsächlich auch erreicht.
Das Spektrum der Produkte und Dienste, die man dem Begriff SmartHome zuordnen kann, ist sehr umfangreich. Niemand wird wohl das ganze Angebot benötigen. Es kommt immer auf die Lebenssituation, Alter, eventuelle Gebrechen, bestimmte Vorlieben und nicht zuletzt auf das zur Verfügung stehende Budget an.
9.1Komfort verbessern
Was bedeutet „Komfort verbessern“? Der elektronische Sklave im Haus – die SmartHome Zentrale – soll den Bewohnern möglichst viele Routinearbeiten abnehmen. Beispielsweise den Rasen sprengen, wenn der Boden zu trocken wird. Um beim Garten zu bleiben, der Sklave, oder nennen wir ihn lieber Butler, soll dafür sorgen, dass das Gras immer perfekt geschnitten ist. Wenn Ihr Hobby allerdings Rasen mähen ist, benötigen Sie natürlich keinen Rasenroboter. Das SmartHome soll ja kein Spaßverderber sein.
Der Beschattungsassistent sorgt dafür, dass die Sonne keine Chance hat, im Sommer die Wohnräume zu sehr aufzuheizen. Er kennt die Position des Gebäudes, die Ausrichtung der Fenster und den tagesabhängigen Lauf der Sonne. Dazu senden ihm Sensoren die Temperaturwerte des Hauses. Dann auszurechnen, ob die Sonne die Räume mehr aufheizt, als Sie vorgegeben haben, ist für den „Butler“ ein Leichtes. Übrigens macht er das auch, wenn Sie gar nicht zuhause sind. Sie kommen also nie nach Hause und denken, dass Ihr Wohnzimmer eine Sauna sei. So sind die smarten Butler: Sie arbeiten nach den von uns aufgestellten Regeln. Immer! Und immer zuverlässig. Was sich hier wie eine nette Luxusfunktion liest, ist für bettlägerige Menschen eine ganz wichtige Funktion für Lebensqualität. Eine Altenpflegerin in einem Pflegeheim sagte mir einmal: “Sonst muss man eben schwitzen bis der Pfleger kommt“.
Zu den Komfort-Funktionen gehört natürlich auch die Video-Türstation. Klingelt jemand an der Tür oder am Gartentor, erkennt das die SmartHome-Zentrale und informiert die Bewohner im Haus. Vielleicht nur durch einen Klingelton, vielleicht für Hörgeschädigte auch durch ein Flackern des Lichts. Läuft gerade der Fön im Bad – und bei dem Geräuschpegel überhört man die Klingel leicht – schaltet die SmartHome-Steuerung die Fönsteckdose im Sekundenrhythmus ein und aus. Das ist das vereinbarte Signal, dass jemand klingelt. Nun schnell ein Blick aufs Smartphone, Tablet oder das TV-Gerät und man sieht, wer vor der Tür steht. Es gibt übrigens auch Badezimmerspiegel mit eingebautem Display. Natürlich kann man mit dem Besucher in den Dialog treten. Übrigens funktioniert das genauso, wenn Sie gar nicht im heimischen Bad sind, sondern am Strand liegen, irgendwo auf der Welt, wo es Handy-Empfang gibt. Der Besucher erkennt keinen Unterschied.
Ein anderes Szenario: Sie sind zuhause, sitzen auf dem Sofa, sehen fern und es klingelt. Sie schauen auf das TV-Gerät, sehen in einem sich öffnendem Bildschirmfenster, wer draußen steht, erkennen den Pizzaboten und mit einem Druck auf das smarte Tablet oder die TV-Fernbedienung öffnen Sie dem Boten die Tür. Das ist SmartHome-Komfort. Völlig überdreht? Dekadent? Dann stellen Sie sich vor, der Mensch auf dem Sofa sei gehbehindert. Vielleicht weil er alt ist und Arthrose hat, oder einen Skiunfall hatte. Da ist die Situation doch gleich eine andere. Die Technik ist allerdings die gleiche. Wissenschaftler reden bei dieser Art der Nutzung gern von AAL, „ambient assited living“, anstelle von SmartHome. Gemeint ist das gleiche.
Stellen Sie sich vor, sie kommen von der Arbeit nach Hause. Auf dem Weg dorthin hat Ihr Mobiltelefon der SmartHome-Zentrale gemeldet, dass sie kommen. Nun wurde die Heizung von Stand-by auf Wohlfühltemperatur gestellt. Die Tür erkennt Sie und öffnet sich und aus den vernetzten Lautsprechern ertönt Ihre Lieblings-Feierabend-Musik. Sie fragen Alexa, ob Sie Post bekommen haben und lassen sie sich vielleicht sogar vorlesen. Dann schauen Sie, wer heute an Ihrer Haustür war und vielleicht eine Nachricht hinterlassen hat.
Als nächstes starten Sie mit einem Tastendruck oder Sprachkommando die Lichtszene „Feierabend“. Das Licht in den Räumen verändert sich, die Musik auch und vielleicht auch die Temperatur. Alles, was Sie wollen.
Die hell dargestellte Dose an der Decke empfängt die Schalt- und Dimmsignale und steuert die LED-Leuchten in der Küche an.
(Foto Alfred Schellenberg GmbH)
9.2Sicherheit erhöhen
Je älter man wird, desto mehr interessiert man sich für Sicherheit. Man hat ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung und in der Nachbarschaft wurde eingebrochen. Schon stellt sich die Frage: „Ist unser Haus sicher?“ Genauso wichtig: „Was passiert, wenn ein Wasserrohr bricht oder leckt und wir nicht zuhause sind? Und wenn es nachts brennt, werden wir rechtzeitig gewarnt?“ Diese und viele weitere Fragen gewinnen mit zunehmendem Alter an Gewicht. SmartHome hilft!
Ein smartes Heim ist grundsätzlich sicherer, als ein konventionelles. Warum? Ein SmartHome benimmt sich gleich, es wirkt nach außen immer so, als ob jemand da ist. Es signalisiert „bewohnt“. Rollläden fahren, der Garten ist gepflegt und Licht schaltet sinnvoll. Potentielle Einbrecher suchen sich lieber etwas offensichtlich Unbewohntes.
Ein SmartHome verfügt über Fenstersensoren. Beispielsweise Fensterrahmenkontakte oder funkende Fenstergriffe. Der Zustand eines jeden überwachten Fensters ist also dem SmartHome System bekannt. Wird nun ein Fenster geöffnet, obwohl eigentlich niemand zuhause ist, kann es sich nur um einen Einbruch handeln. Das Haus reagiert dann, wie wir es ihm vorgegeben haben. Also Lärm machen, Licht machen, Pushmail an Nachbarn und eventuell an einen Sicherheitsdienstleister senden. Die Polizei dürfen wir leider nicht direkt informieren, auch wenn dies immer wieder behauptet wird. Der Sicherheitsdienstleister oder wir selbst prüfen beispielsweise per eingebauter Kamera, ob ein Einbruch stattfindet und dann darf die Polizei natürlich sofort gerufen werden. In so einem Fall – verifizierter Einbruch – ist die Polizei schnell vor Ort, gilt es doch einen Einbrecher auf frischer Tat zu fangen.
Im Brandfall gelten andere Regeln. Wird von einem Rauchwarnmelder Rauch erkannt, kann die Feuerwehr sofort angerufen werden. Allerdings kostet jeder Fehlalarm einen dreistelligen Eurobetrag.
Ein richtiges SmartHome hat Kameras. Diese sind normalerweise an der Außenwand angebracht, um aufzuzeichnen, falls sich jemand der „Außenhaut“ des Gebäudes nähert und sich an ihr zu schaffen macht. Sinnvollerweise werden die Videos und Fotos nicht nur in der Kamera oder im System im Haus gespeichert, sondern sofort auch per Internet auf einen entfernten Speicher (Cloud-Server) gesendet. Dort kann ein Einbrecher sie nicht erreichen. Die wichtigste Eigenschaft der äußeren Kameras ist die Abschreckung. Dazu müssen sie allerdings gut sichtbar sein, auch nachts. Einbrecher suchen sich dann lieber ungeschützte Objekte. Natürlich lassen sich auch im Haus Kameras installieren. Das empfinde ich allerdings schon als Eingriff ins tägliche Leben. Zwar lassen sich die Kameras automatisch abschalten und nur dann aktivieren, wenn man das Haus verlassen hat. Ich möchte aber nicht ständig unter einer möglichen Dauer-Beobachtung leben. Und Einbrecher bemerken die Kameras erst, wenn sie schon drin sind. Eine abschreckende Wirkung haben Innenkameras nicht.
Noch eine Bemerkung zu Wohnungs- und Haus Einbrechern. Diese Leute sind in der Regel nicht sehr intelligent. Sie können prima mit Schraubendreher und Brecheisen umgehen. Den Typus Spezialagent aus „Mission Impossible“ oder „James Bond“, der mit dem Handy die Tür öffnet, gibt es in der Realität als Einbrecher nicht. Wer sich derart perfekt mit der Technik auskennt, dass er Türen per Mausklick öffnet, kann mit einem ganz normalen Job leichter viel mehr Geld verdienen und muss nicht einbrechen.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, vor dem Baubeginn und der Bestellung von Fenstern und Türen mit der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Ihrer Region einen Termin zu vereinbaren. Das ist kostenlos und in einer Stunde wissen Sie, welche Vorgaben Sie Ihrem Fenster- und Türenbauer machen müssen. Die Mehrkosten für sichere Beschläge sind beim Neubau und einer Sanierung äußerst gering und es ist mir unverständlich, warum Fensterbauer heute immer noch als Standard unsichere Fensterbeschläge einbauen...