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E-Book

Lutherische Theologie und Kirche - Heft 2/2017

VerlagEdition Ruprecht
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl78 Seiten
ISBN9783846998281
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,50 EUR
»Lex orandi, lex credendi« – das »Gesetz des Betens« (der Gottesdienst) soll dem »Gesetz des Glaubens« (der kirchlichen Lehre) entsprechen und daraus entspringen. Dieser Grundsatz gilt auch und gerade in einer lutherischen Kirche. Wenn das Bekenntnis die Identität lutherischer Theologie und Kirche schriftgemäß zum Ausdruck bringt, dann kann der Gottesdienst dieser Kirche nichts anderes ausdrücken. In der Entstehungsgeschichte der altlutherischen Kirche zeigte sich die Relevanz und Brisanz dieses Grundsatzes besonders deutlich. Nun ist es aber keineswegs so, dass dem einen lutherischen Konkordienbuch nur eine einzige mögliche lutherische Agende entspricht. In der Geschichte lutherischer Kirche(n) hat es – bei aller auch festzustellenden Kontinuität – immer schon sehr unterschiedliche Agendenentwürfe gegeben, und im weltweiten Luthertum gibt es bis heute eine Vielfalt. Zudem liegt mit dem in den Kirchen der VELKD (und der gesamten EKD) in Gebrauch befindlichen Gottesdienstbuch ein ganz neues Konzept von Agende vor, das ja – jedenfalls auch – dem gottesdienstlichen Ausdruck lutherischer Identität dienen können will. Daher ist es angemessen, dass Thomas Melzl, Pfarrer und Mitarbeiter am Gottesdienstinstitut der Bayerischen Landeskirche, einen analytischen Blick auf die Gattung Agende wirft. Wer sich mit ihm auf die Lesart einer Agende als »Text, Intertext, Archiv« einlässt, dem leuchtet unmittelbar ein, warum ein Gottesdienstablauf, der im Gesangbuch abgedruckt ist, für einen unerfahrenen Gottesdienstbesucher eben nicht geeignet ist, den real stattfindenden Gottesdienst mit zu verfolgen. Agende als Text und Gottesdienst als Feier im Vollzug sind eben nicht identisch. Melzls Beobachtungen und Reflexionen regen zum Weiterdenken an und wir danken sehr für die Anteilgabe. Auch Volker Stolles Beitrag bleibt beim Thema Text und Intertext, wenn er sich unter dem bescheidenen Titel »Kleine Methodik der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte« eben dem Phänomen widmet, dass biblische Texte nicht an einem historischen Ort, mit nur einem Textsinn festgestellt sind. Stolles Überlegungen sind dabei von grundsätzlich hermeneutischer Natur: Er beginnt mit Reflexionen über biblische Wortlaute als historischem Text und Wort Gottes. Dabei betont er, dass die je aktuell sich ereignende Glauben stiftende Wirkung des Gotteswortes kraft des heiligen Geistes eben keine vom ursprünglichen Textsinn völlig losgelöste Zutat ist. Dennoch lässt sich beim Nachvollzug der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte eines Textes hier manche Sinnentwicklung oder Sinnverschiebung ausmachen. Dieses Phänomen ist in der biblischen Exegese immer noch zu wenig beleuchtet. So widmet sich Stolle hier intensiv einem Phänomen, dass methodologisch bisher ein fatales Schattendasein führt. Der ehemalige Oberurseler Neutestamentler bringt hier mit nicht weniger als 38 zu bedenkenden Punkten Licht ins Dunkel. Die dabei zur Sprache kommenden Aspekte wirkungsgeschichtlicher Exegese (sie sind vielleicht noch nicht vollständig) werden sogleich an exegetischen Äußerungen Martin Luthers veranschaulicht. So kann sich jeder Leser gleich ein Bild davon machen, wie der jeweilige Methodenschritt praktisch angewandt werden könnte. Am Ende leiten die Beobachtungen Stolles vielleicht vor allem zur zweiten Seite der Exegese an: Neben das Bemühen um das Verständnis des Textes tritt ein reflektiertes Bemühen um das Selbstverständnis des Auslegers/der Auslegerin und die Bedingungen, die dasselbe mit prägen. (Aus dem Vorwort von Achim Behrens)

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