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Die Bauchreden-Therapie

Pädagogisch-/therapeutischer Zugang zu legasthenen und ADHS-Kindern durch Bauchreden

AutorSiegfried Eberle
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783746007892
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Lernen mit Spaß und Spaß haben beim Lernen, das sind doch die wesentlichen Elemente für eine erfolgreiche Arbeit mit Menschen. Im Rahmen einer Therapie, ob mit legasthenen oder AD(H)S-Kindern, kommt es vorrangig auf die Motivation und somit auf den Faktor Spaß an, ob eine Therapie erfolgreich durchgeführt werden kann und somit am Ende auch mehr Wirkung zeigt. Leistungen, die eng mit der Schule verbunden sind, machen häufig Kindern keinen Spaß, oft gar ist es so, dass Kinder eher die Schule und alles, was damit zusammenhängt, vermeiden wollen, als darin den sinnvollen und wertvollen Syntax zu erkennen. Daher war es mir ein Anliegen, basierend auf meiner praktischen Therapiearbeit, die im Jahr 2005 begann, ein Konzept zu entwickeln, bei dem man die therapeutischen Inhalte integrieren kann, um gleichzeitig die Motivation für ein länger andauerndes Training aufzubauen. Dies konnte mit dem Konzept des Bauchredens in 2014 begonnen werden und fand vorläufig den Höhepunkt in 2015 mit der Verschriftlichung der vielen Informationen und Erkenntnisse. Bauchreden ist eine uralte Kunst, die Menschen von damals und noch heute in den Bann zieht und ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Wer kennt nicht die Faszination der Bauchredner mit ihren Puppen, bei denen eben diese Puppen so lebendig wirken, dass man denkt, die Holzfigur spricht tatsächlich. Als Kind will man doch etwas Besonderes sein oder zumindest etwas Besonderes können. Manche Kinder erleben ein Stück weit ihren Selbstwert durch Wettbewerb und darin, dass sie etwas können, was andere nicht drauf haben. Der Schüler, der gut Fußball spielen kann, ist gerne gesehen, zumindest innerhalb der Teilgruppe 'Jungs' im Klassenverbund, denn er ist es ja, auf dem die Hoffnungen liegen, die Klassenmannschaft im jährlichen Fußball-Schulwettbewerb dieses Mal einen Platz weiter nach vorne zu bringen. Man verzeiht ihm auch, wenn es nicht klappt, da man ja weiß, dass einer alleine keine Wunder vollbringen kann. Umso mehr wird dann aber derjenige in die Verantwortung genommen, der zwar mittelmäßig ist, aber von dem man einhundert Prozent erwartet. Ähnlich verhält es sich häufig mit legasthenen Kindern, die übertragen auf schulische Belange gesehen, vor allem wenn es um sprachliche Fächer geht, eher weniger zu den 'Fußballprofis' gehören, von denen man aber, aus deren Umwelt, jedes Mal einen 100 Proz.-Einsatz erwartet, ohne dabei auf die hohe Anstrengung zu achten, die von diesen Kindern ohnehin schon erbracht wird.

Siegfried Eberle, wurde am 10.07.1967 geboren. Er ist verheiratet und lebt im Landkreis der unterfränkischen Stadt Aschaffenburg. Eberle absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und studierte Psychologie. Er ist Lerntherapeut, diplomierter Legasthenie- und Dyskalkulietrainer - EÖDL, sowie Diplom Hypnosetherapeut (Advanced Hypnoenergetics Ltd.), Kinder-, Jugend- und Familienberater und diplomierter Personal Coach, ILS. Er gründete 2004/2005 das Rubikon-Institut® welches an zwei Standorten Kindern mit Legasthenie, Dyskalkulie und AD(H)S hilft. Das Angebot umfasst darüber hinaus Elterntraining und Jugendcoachings. Eberle absolvierte diverse Bauchrednerausbildungen u.a. bei Patrick Martin, Tom Crowl und Dan Horn, beide USA, sowie im Eigenstudium studierte er an den Maher-Studios, FL, USA. Er ist Dozent an den Deutschen Paracelsus-Schulen und bildet dort Lerntherapeuten sowie Kinder-, Jugend- und Familienberater aus. In der Heilpraktiker Ausbildung übernimmt er psychologische Themen und bietet Seminare im Puppenspiel an. Mit der Gründung der Rubikon-Akademie in 2008 folgten Seminare für Erzieher und Lehrer, sowie eine Reihe von Vorträgen. Ab 2015/2016 werden Bauchredenkurse für Therapeuten angeboten.

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Leseprobe

3. Wichtige Grundlagen innerhalb der Diagnostik (Feststellung) einer Legasthenie


3.1. Erkennen einer Lese- und Rechtschreibproblematik

Um eine Lese- und Rechtschreibproblematik erkennen zu können, ist erst einmal ein Verständnis dafür notwendig, was überhaupt diese Problematik bedeutet respektive welchen Ursprung bzw. Ursache sie haben kann.

Hierzu gibt es verschiedene Ansätze, die immer wieder langläufig diskutiert werden:

3.2. Biogenetische Ursachen

Legasthenie und Dyskalkulie sind im Menschen vorhandene genbedingte, durch Vererbung weitergegebene Veranlagungen. Durch gengesteuerte Entwicklungsprozesse im Gehirn werden die Sinneswahrnehmungen beeinflusst. Dies haben wissenschaftliche Forschungen bewiesen.

Zunächst sind es Familienstudien, die eine familiäre Häufung der Lese- und Rechtschreibstörung erkennen lassen. Diese Beobachtungen der frühesten Forschergeneration zur LRS wurden durch größere Stammbaumanalysen bestätigt. (Vergleiche Fischer 1905, Grimm und Warnke, 2002)

Zwillingsstudien bestätigen den genetischen Einfluss. Bei eineiigen Zwillingen fanden sich Konkordanzraten von bis zu 100 %, während die Raten bei zweieiigen Zwillingen 30 % nicht überstiegen. (Vergleiche Warnke, Henninger, Plume).

Die bisherigen Befunde zur Genetik der Lese- und Rechtschreibstörung lassen folgende Schlüsse zu:

  • Es ist nicht davon auszugehen, dass es ein Legasthenie-Gen gibt, eher ist wahrscheinlich, dass Lese– und Rechtschreibstörungen durch verschiedene Gen-Orte mitbestimmt werden (vergleiche Körner 2002, Grimm und Warncke, 2002)
  • Lese- und Rechtschreibstörungen sind heterogen; dominante Erbgänge sind häufig.
  • Die Ergebnisse der genetischen Forschung stützen die Annahme, dass für die Lese- und Rechtschreibstörung auch nicht genetische Faktoren eine kausale Rolle spielen.

Gerade diese letzte Annahme führt dazu, dass beispielsweise Frau Dr. Kopp-Duller eine Differenzierung der Legasthenie in eine primäre und sekundäre Form vornimmt.

Von einer Primärlegasthenie wird gesprochen, wenn man Folgendes beobachten kann:

Eine zeitweise Unaufmerksamkeit des Kindes beim Schreiben, Lesen oder Rechnen, d.h. wenn es unmittelbar mit Buchstaben- und/oder Zahlensymbolen zusammentrifft. Differente Sinneswahrnehmungen, die nicht ausreichend für das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens geschärft sind. Durch unscharfe Sinneswahrnehmungen und der daraus folgenden Unaufmerksamkeit entstehen Wahrnehmungsfehler. Grundsätzlich spricht man von einer Lese– und Rechtschreibschwäche und/oder Rechenschwäche, wenn man Folgendes beobachten kann:

Fehlerhäufungen beim Schreiben, Lesen oder Rechnen.

Eine sekundäre Legasthenie indes wäre eine Lese- und Rechtschreibschwäche, die durch besondere Umstände im Leben des Kindes, die multikausal sein können, entsteht.

3.3. Diagnostik / Feststellung

Die Diagnostik der LRS wird entweder durch die Kinder- und Jugendpsychiatrie, (hierbei von den niedergelassenen Fachärzten/Psychiater) oder der Schule selbst durchgeführt. Im Rahmen der Schule wären es die Schulpsychologen oder eigens dafür vorgesehenen Beratungslehrer. Diese Regelungen können jedoch von Bundesland zu Bundesland variieren. Interessanter dabei ist weniger die Frage des „Wer“ denn die Frage des „Wie“ und „Was“.

Die diagnostische Besonderheit liegt in dem doppelten Diskrepanzkriterium:

  1. Diskrepanz: das Niveau im Vergleich altersgleicher Schulpopulation;
  2. Diskrepanz: das Niveau im Lesen und in der Rechtschreibung ist wesentlich niedriger als das gemessene Intelligenzniveau.

Für die Diagnose ist schließlich ausschlaggebend, dass die Lese- und Rechtschreibstörung die Bewältigung von schriftsprachlichen Anforderungen, wie etwa in Schule und Beruf, deutlich behindert. (Vgl. Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie, Band 6, Warnke, Hemminger und Plume)

Was genau bedeutet dies nun in der Praxis und im Verständnis? Mit dem Kind wird ein sog. Lese- und Rechtschreibtest durchgeführt, ebenfalls muss eine IQ-Testung vorgenommen werden. Beide Testungen finden mittels standardisierter Verfahren statt. Die Auswertung erfolgt – wie bereits oben beschrieben – nach den beiden Diskrepanzkriterien.

Inwieweit eine erweiterte Diagnostik beim Facharzt stattfinden muss, um eine sekundäre Problematik festzustellen, kann aufgrund der Vielfältigkeit und Intensivität hier nicht erläutert werden. Sofern das Kind nur eine Primärproblematik zeigt, werden i. d. R. auch keine weiteren Diagnosen erforderlich sein – abhängig jedoch vom jeweiligen Fall.

3.4. Differenzierte Störbilder und Problemstellungen

Ein Entscheidungsschema zur Diagnostik und Therapie der Lese- und Rechtschreibstörung (nach: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie et al., 2003) zeigt die verschiedenen Diagnosen auf. Zur Vereinfachung wurde das Modell geringfügig verändert und die Störungen, die im Zusammenhang mit zerebraler Schädigung, organischer Erkrankungen oder Behinderungen stehen, entfernt.

3.4.1. Analphabetismus

Eine Lese- und Rechtschreibstörung infolge von Deprivation bzw. mangelhafter Gelegenheit zum Erlernen schulischer Fertigkeiten, so die Definition, jedoch ist der Analphabetismus weniger ein individuelles, denn ein gesellschaftliches Problem. In vielen Erwachsenenkursen zeigt sich, dass Teilnehmer bereits als Schüler das Lesen und Schreiben nie richtig erlernt haben, jedoch sich auch selten jemand um sie gekümmert hat.

Genuneit (1996) definiert den Analphabetismus als Folge der Verarmung in fünf Formen, die er mit ökonomischer, sozialer, kommunikativer, pädagogischer und politischer Armut bezeichnet.

3.4.1.1. Soziale Armut

Richtig schreiben können gilt in der Gesellschaft als hoch besetzte Fähigkeit. Kann man diese Fähigkeit nicht nachweisen, so beginnt häufig eine Ausgrenzung, Angst und Stigmatisierung in der Gesellschaft.

3.4.1.2. Kommunikative Armut

Häufig kommen Analphabeten aus Familien in denen nahezu nichts gelesen, vorgelesen oder geschrieben wird. Diese Menschen kommen dann in die Schule, ohne einen Bezug zum Lesen und Schreiben zu haben und häufig fehlt dann auch die Motivation dazu dieses zu erlernen. Auffällig ist desweiteren, dass in diesen Familien wenig bzw. nicht ausreichend mit den Kindern gesprochen wurde. Fehlende sprachliche Zuwendung führt zu Entwicklungs- und Sprachentwicklungsverzögerungen, die jedoch zum Erlernen des Lesens und Schreibens notwendig sind.

3.4.1.3. Pädagogische Armut

Die Schule hat häufig keine Möglichkeiten auf gesellschaftliche Veränderungen angemessen und mit pädagogischen Konzepten zu reagieren. Sofern Lesen und Schreiben während der Schulzeit nicht als sinnvoll angesehen wird, wird es auch nach der Schulzeit nicht angewandt werden, aus Angst und Scham sich zu blamieren. Es kommt zu Vermeidungsstrategien und diese führen eher zum Verlernen als zum Lernen.

3.4.1.4. Politische Armut

Obwohl es weitreichende Initiativen gibt, ist es bislang der Politik wenig gelungen, Strukturen zu schaffen oder zu verändern, die es ermöglichen würden, die Probleme zu bewältigen.

3.4.2. Lese- und Rechtschreibstörung im Rahmen von Intelligenzminderung

Kinder, deren Intelligenz, gemessen durch einen IQ Test im Bereich einer Intelligenzminderung liegt, können häufig ebenfalls Lese- und Rechtschreibstörungen aufweisen, wobei diese Probleme eher auf die Intelligenzminderung zurückzuführen ist. Dies hängt u.a. auch damit zusammen, dass es ein enges Verhältnis zwischen Intelligenz und Motivation gibt. Gerade die Motivation wird für den Prozess das Lesen und Schreiben Wollens dringend benötigt, damit es zu Lernerfolgen kommt. Eine Bewertung der Lese- und Rechtschreib-Testleistung liegt bei ca. <= 10 Prozentrang des verwendeten Testverfahrens und das Ergebnis aus einem Intelligenztest liegt bei IQ < 70, gemäß der ICD-10 wird ein IQ unter 69 als pathologisch angesehen.

3.4.3. Lese- und Rechtschreibleistung im Rahmen der allgemeinen Intelligenzentwicklung

Die wohl üblichste Feststellung betrifft, die einer Lese- und Rechtschreibleistung mit einer mindestens durchschnittlichen Intelligenzleistung, gemessen mit einem standardisierten Verfahren. Im Rahmen der doppelten Diskrepanzbewertung wird die Abweichung zum Adäquat bei einem Lese- und Rechtschreibtest ermittelt, hierbei gelten Werte <=10 Prozentrang als Kriterium um die ersten Diskrepanz zur Vergleichsgruppe herstellen zu können. Im Rahmen des Intelligenztestverfahrens soll der gemessene Wert einen IQ > 70 ausweisen. Liegt die Standardabweichungen des Lese-Rechtschreib-Testwertes im Verhältnis zum Intelligenztest bei IQ < 1,5 zum oberen Testwert so wird von einer Lese- und Rechtschreibschwäche ausgegangen.

3.4.4. Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie)

Nahezu identisch verläuft das Verfahren...

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