Einleitung
Funktioniert dein Appetitsensor?
Essen, was dir schmeckt, davon so viel, wie du magst, und trotzdem gesund und schlank bleiben – »Das wäre zu schön, um wahr zu sein! So etwas gibt es nicht!«, ist die Reaktion der meisten, wenn sie solche Versprechen hören.
Und dennoch! Es gibt »so etwas«! Eigentlich kann der Mensch gesund bleiben, auch wenn er isst, was ihm schmeckt und so viel er mag. Betrachte einmal die anderen Geschöpfe in der Natur. Sie kümmern sich nicht um Diäten, sie haben keinen blassen Schimmer von Ernährungswissenschaften, sie essen, was sie mögen, und davon so viel, wie sie wollen. Trotzdem sind sie gesund und werden nie zu dick. So ist das bei allen Lebewesen, und genauso könnte es auch beim Menschen sein: essen, was man mag, wann und so viel man möchte.
Doch ist es in den Gesellschaften der sogenannten »industrialisierten« Länder in aller Regel so, dass der Mensch übergewichtig und krank wird, wenn er nach Lust und Laune isst. Aber warum werden allein wir Menschen dabei krank? Weil unser »Appetitsensor«, wie ich ihn nenne, durch Stress gestört ist.
Wenn es einem im Großen und Ganzen gesunden Körper an den notwendigen Nährstoffen mangelt, gibt er ein Signal und verlangt, dass ein Defizit durch Nahrungsaufnahme ausgeglichen wird. Dieses Signal ist der Appetit. Wenn der Appetitsensor ungestört funktioniert, gibt der Körper uns zu verstehen, an welchen Nährstoffen es uns fehlt, und wir nehmen sie zu uns, um bei guter Gesundheit zu bleiben. Mangelt es etwa an Vitaminen und Mineralien, haben wir meist Lust auf Obst und Gemüse. Bei Energiemangel neigen wir dazu, eine kräftige Mahlzeit mit ausreichend Kohlenhydraten und Fett zu uns zu nehmen.
Unser Appetitsensor ist durch Stress gestört, sodass wir nicht mehr intuitiv spüren, was und wie viel der Körper gerade braucht, und nicht mehr wissen, wann es tatsächlich genug ist.
Wenn es uns beispielsweise an Vitaminen mangelt, kann ein gestörter Sensor jedoch nicht klar erkennen, was eigentlich erforderlich ist. Da ein Nährstoffmangel vorliegt, schickt er dem Gehirn zwar wiederholt das Signal: »Etwas fehlt. Du musst etwas essen!« Doch um den dringenden Hunger zu stillen, greifen wir dann zu allem, was uns zufällig in die Hände fällt. Wenn wir Glück haben, erwischen wir vielleicht ein vitaminreiches Lebensmittel, wodurch der Appetit gestillt wird. Meist essen wir aber wahllos so viel, bis wir übersättigt sind und das Verlangen nach Nahrung an sich verschwindet. Wenn sich das wiederholt, wird es uns mit der Zeit immer schlechter gehen: Wir legen an Gewicht zu, und wir werden immer wieder mal versuchen, dem durch eine mehr oder weniger strenge Diät beizukommen. Dies löst das Problem aber nicht auf Dauer, hinlänglich bekannt ist die hohe Zahl der Diätabbrecher, die zudem ein Lied vom sogenannten Rebound- oder Jo-Jo-Effekt singen können: der unerwünschten und schnellen Gewichtzunahme nach einer Reduktionsdiät. Bei Wiederholung der Diäten bewegt sich das eigene Körpergewicht wie ein Jo-Jo auf und ab, wobei das neue Gewicht häufig höher ist als das Ausgangsgewicht.
Ein Leben mit defektem Appetitsensor kann so nach und nach zur Qual werden. Wenn wir unseren Sensor sorgfältig pflegen und es uns gelingt, uns von ungezügelten, spontanen Essgelüsten zu befreien, können wir wie alle anderen Lebewesen in der Natur nach Herzenslust essen und so unsere Gesundheit bewahren. Was sollen wir also tun, um »den richtigen Appetit« zurückzubekommen?
Das »goldene Ticket« für lebenslange Gesundheit
Lass mich zunächst ein bisschen über meine Arbeit erzählen. Ich habe in Japan als Erste ein Diplom als athlete food master oder Sporternährungsberaterin erworben. Derzeit coache ich nicht nur Sportler, sondern unterstütze auch Menschen im Allgemeinen in Ernährungsfragen. Daneben nehme ich aktiv an verschiedenen Triathlon-Wettkämpfen im In- und Ausland teil.
Was stellst du dir unter Sporternährung vor? Spezielle Verpflegung, die mit Nahrungsergänzungsmitteln angereichert ist? Eine üppige Mahlzeit mit hohem Kalorien- und Eiweißgehalt? Viele werden sich vielleicht auch vorstellen, dass Sportler etwas ganz anderes essen als das, was wir im Alltag zu verzehren pflegen.
Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Sportler vor dem Wettkampf etwas Besonderes essen. Aber das ist eher selten, denn das Wichtigste für einen Sportler besteht darin, innerhalb der Stunden vor dem Wettkampf seine derzeitige maximale Leistungsfähigkeit zu erreichen. Und die Nahrung zu diesem Zweck ist überhaupt nichts Besonderes.
Was ich als Sporternährung vorschlage, ist eine natürliche Nahrung, die sich nach dem natürlichen Appetit richtet und nach der Art des Wettkampfs (ob es beispielsweise um Energie für eine Dauersportart geht oder eine kurzfristig zu erbringende Höchstleistung): eine allen bestens vertraute Art von Mahlzeiten, deren Zutaten problemlos zu bekommen sind und die jeder leicht zubereiten kann.
Es geht darum, den richtigen Appetitsensor zurückzugewinnen, um von der für den Körper erforderlichen Nahrung nur so viel zu sich zu nehmen, wie der Organismus wirklich nötig hat. Dann wird ein Sportler seine maximale Leistung bringen können. Das gilt nicht nur für Sportler, sondern für alle Menschen. Indem man den richtigen Appetitsensor zurückgewinnt, kann jeder Mensch, ob alt oder jung, Mann oder Frau, etwas für seine Gesundheit tun und seine ursprünglichen Kräfte und Fähigkeiten bestmöglich zur Geltung bringen.
Das »goldene Ticket« heißt richtiger Appetit auf Grundlage des richtigen Sensors. So werden wir von der für den Körper erforderlichen Nahrung nur so viel wie nötig zu uns nehmen.
Doch was sollten wir essen, um unsere ursprünglichen Kräfte entfalten zu können? Merkwürdigerweise ist diese Frage für viele schwer zu beantworten. Und jetzt trete ich als Sporternährungsberaterin in Erscheinung, um euch mit nützlichen Ernährungstipps zu unterstützen. Ich wünsche mir, dass ihr möglichst schnell anfangt, ein gesundes Leben zu führen, indem ihr zuerst den richtigen Appetit wiederherstellt. Dann könnt ihr essen, was ihr mögt, und so viel davon, wie ihr wollt, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass ihr an Gewicht zulegt.
Was hast du vor sechs Monaten gegessen?
Entschuldige, wenn ich dich plötzlich mit dieser Frage überfalle! War es gesundes, möglichst naturbelassenes Essen? Hast du viel Alkohol getrunken, weil deine stressige Arbeit dir zu schaffen machte? Hast du regelmäßig mehr Kuchen gegessen, als eigentlich gut für dich gewesen wäre? Oder kannst du dich daran überhaupt nicht erinnern?
Wie es schon im Motto zu diesem Buch angeklungen ist: Man kann vereinfacht sagen, dass du aus dem gemacht bist, was du vor sechs Monaten gegessen hast. Deine Arme, Beine, Knochen, Nerven und sogar dein Gehirn, alles ist aus nichts anderem gebildet als aus dem, was du einst verzehrt hast. Wenn es dir jetzt gesundheitlich ständig schlecht geht oder wenn du mit Problemen bei der Arbeit kämpfst, liegt die Ursache vielleicht in deinen Essgewohnheiten in den Monaten zuvor. Da auch deine Gehirnzellen aus dem gebildet sind, was du früher gegessen hast, besteht durchaus die Möglichkeit, dass du wenige Ideen hast und nicht in Form bist, weil dein Gehirn nicht genügend Leistung bringt. Deshalb solltest du jetzt dein Ernährungsverhalten überprüfen und deinen Appetitsensor regulieren, wenn du in zehn oder zwanzig Jahren noch glücklich leben und gesund an Leib und Seele sein willst.
In diesem Buch erkläre ich dir die Methode, »den richtigen Appetit« zurückzubekommen. Im Prinzip geht das so: Zwanzig Minuten lang bewegst du dich so tüchtig, dass du schwitzt, und nachdem dein Magen leer ist, nimmst du eine ausgewogene Mahlzeit zu dir, nach einem angemessenen Abstand eine zweite. Diese Methode nenne ich »die große Körperreinigung«.
Die große Körperreinigung sorgt dafür, dass der Sensor wieder normal funktionieren und der richtige Appetit zurückkommen kann. Dann wirst du viel weniger an unkontrollierten Essgelüsten leiden, denn du folgst einfach deinem Sensor; und wenn du dann isst, was du magst, wirst du auf natürliche Weise gesund bleiben.
»Was, Bewegung? Ausgerechnet meine schwache Seite!« Falls du so reagieren solltest, bedenke noch einmal Folgendes: Wenn du je eine der üblichen Reduktionsdiäten durchgezogen hast, bei denen du deine Essgewohnheiten strikt ändern musstest, damit du schlank wirst, hast du auf allerlei verzichten müssen, und das war stressig! Sich zu einer Diät zu zwingen, verursacht über kurz oder lang häufig unkontrollierte Appetitattacken, oder man gibt die Maßnahme früher oder später wieder auf, nur um dann noch schwerer zu werden, als man vorher schon war. Wenn man beginnt, sein Essverhalten zwanghaft zu ändern, tendiert man dazu, die ganze Aufmerksamkeit auf die Kontrolle des Appetits zu konzentrieren. Beginnt man jedoch mit der großen Körperreinigung, wird der Stoffwechsel durch die Bewegung angeregt, und der Appetit ändert sich von selbst. Die quälende Lust auf Junkfood, Süßes und fetthaltiges Essen lässt sozusagen automatisch nach.
Das ist die Hauptwirkung von körperlicher Bewegung, auf die ich noch genauer eingehen möchte. Jedenfalls kannst du schon mal sicher sein, dass sich am Grundproblem »Appetit«...