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Das frühere Leben in einem Forsthaus

Damals war es

AutorDieter Kuhn
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783746057552
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Darstellung der Lebensbedingungen in einem Forsthaus in der Vergangenheit. Beschreibung in Prosa. Untermalt mit Poesie.

geboren und aufgewachsen in einem Forsthaus, beruflich technisch orientiert, aber immer mit der Natur verbunden, letztlich einen Lebenstraum erfüllt und zu den Wurzeln zurückgekehrt.

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Leseprobe

4. Das liebe Vieh


4.1. Tierhaltung im Forsthaus

Die Tierhaltung war in allen einsamen Forsthäusern eine Grundbedingung für das Leben. Die Försterfamilie war - abgesehen von wenigen Grundgütern wie Salz, Gewürze und ähnlichem - Selbstversorger. Der Weg zur nächsten Einkaufsmöglichkeit war weit und moderne Verkehrsmittel waren unbekannt. Außerdem war das Geld knapp und musste zusammengehalten werden.

So nahm neben der Feld- und Gartenwirtschaft die Viehhaltung für die Ernährung einen bedeutenden Platz ein. Zu jedem Forsthaus gehörten, ein Stallgebäude und eine Scheune. Häufig waren Stall und Scheune unter einem Dach vereint. Somit war für die Tiere und den nötigen Futtervorrat genügend Platz.

Die Anzahl und die Tierarten richteten sich auch nach den örtlichen Bedingungen, Feld- und Wiesengröße sowie ihre Qualität. So konnte es sein, dass sich die Viehwirtschaft nur auf das Halten von Kleintieren beschränken musste. Dann waren Ziegen, Schafe, Hühner, Gänse und Kaninchen, aber immer Schweine im Stall. In der Regel gehörten aber außerdem ein Pferd und mindestens eine Kuh dazu. Seltener waren Tauben und die Imkerei ein Interessengebiet des Försters.

Viehhaltung, wenn auch nur in dem beschriebenen Umfang, war mit ständiger Arbeit verbunden. Die Futtervorräte mussten gut bedacht und bei der Feldbewirtschaftung berücksichtigt werden. Die ständig anfallenden Arbeiten waren auf die ganze Försterfamilie verteilt.

Die Versorgung des Viehs war am Morgen die erste Arbeit. Erst musste das Vieh versorgt sein, bevor man an das Frühstück denken konnte.

Für die Nachzucht des Viehbestandes wurde selbst gesorgt. Industriemäßige Tierhaltung mit entsprechender Massenvermehrung gab es damals glücklicherweise nicht. Also war das Einkaufen von Küken oder Gösseln aus Zuchtbetrieben, wie man das heute kennt, nicht möglich.

So war Eigenzucht gefragt und das Frühjahr die Zeit für Zuwachs und Erneuerung. Für Kälbchen, Lamm, Küken und Gössel war jetzt die Geburtszeit. Ferkel wurden bei einem Bauern später dazu gekauft. Jetzt, wo die Natur wieder grünte und blühte, war die nötige Futtergrundlage vorhanden. Zwar musste das Futter für Küken, Gössel und Ferkel durch Schrotgaben ergänzt werden, aber das meiste bot jetzt wieder die Natur.

Die Viehhaltung unterlag einem gewissen Kreislauf mit Werden und Vergehen. Zum Winter musste der Viehbestand reduziert sein. Nur Elterntiere oder langlebige Tiere überwinterten. Schweine wurden vor dem Winter geschlachtet oder verkauft. Das Kalb ging auch diesen Weg. Nur bei Bestandserweiterung wurde es für die Nachzucht behalten. Die Gänse hatten ihren Zweck erfüllt; bestenfalls wurde ein Zuchtpaar behalten. Gleiches war bei Ziege, Schaf oder Kaninchen nötig. Man musste mit allem haushalten, so auch hier. Im Frühling konnte der Lebenszyklus neu beginnen.

4.2 Futterbereitung

Für die Viehfütterung wurde alles Verwertbare von Wiese, Feld, Garten und Haushalt verwendet. Abfälle aus der Küche, Essensreste und auch das Abwaschwasser verwertete man. Spülmittel für das Abwaschen gab es nicht. Unter dem Küchentisch befanden sich die herausziehbaren Abwaschschüsseln.

In einer Schüssel wurde in heißem Wasser abgewaschen und in der anderen in klarem Wasser gespült. Nach dem Abtropfen auf dem Tisch wurde abgetrocknet. So waren Geschirr, Töpfe und Besteck mit Sicherheit sauber.

Im Abwaschwasser befanden sich Nährstoffe ohne Chemie. Das Abwaschwasser war besonders für die Schweinefutterbereitung wertvoll. Als nährstoffhaltiges Ergänzungsfutter diente Schrot. Häufig bereitet man Schrot mit eine Schrotmühle - wie alles handbetrieben - selbst. Nur selten ließ man eigenes Korn in einer örtlichen Mühle schroten.

Schrot war besonders für die Schweine- und Gänsefütterung wichtig. Mit gedämpften Kartoffeln vermischt und bei Schweinen mit dem Abwaschwasser oder Magermilch angerührt, wurde es den Tieren gegeben. Gänse und gelegentlich Hühner erhielten es ohne Flüssigkeitszusatz. Mit dem Kartoffeldämpfer, der - wie alles - mit Holz beheizt wurde, garte man Kartoffeln für einige Tage.

Bild 23 Futtergeräte – Kartoffelquetsche, Kartoffeldämpfer, Rübenschneider

Mit der Kartoffelquetsche konnten die Kartoffel nun für die Fütterung aufbereitet werden.

Ergänzungsfutter waren Rüben und Grünzeug wie Gras, Brennnessel oder Gartenabfälle. Rüben zerkleinerte man mit dem Rübenschneider. Entstandene Rübenschnitzel konnten so dem Futter gut beigemischt werden. Für Gössel und Hühnerküken mussten Gras oder Brennnesseln mit dem Messer zerkleinert werden. Wenn vorhanden zerkleinerte man mit einer Schneidemaschine „schnabelgerecht“. Rüben oder Kartoffeln konnten bei kleineren Mengen auch in einem Holztrog mit einem Stampfeisen zerkleinert werden.

Für das Pferd war neben dem Rauhfutter (Heu, Haferstroh) Hafer und Häcksel nötig. Häcksel stellte man auf Vorrat mit dem Häckselschneider aus Stroh her. Die Kuh/Kühe erhielt/en - sobald es die Vegetation hergab - Grünfutter oder wurde/n ausgetrieben. Nur bei verbesserter Milchleistung gab man etwas Kraftfutter.

Bild 24 Handwagen mit Sense und Harke

Mit Sense und Harke „bewaffnet“ und der Schubkarre oder dem Handwagen als Transportmittel ging es täglich auf die Wiese, um frisches Grün zu holen.

Alle Tiere mussten täglich mit frischem und ausreichendem Wasser versorgt werden. Mit der Pumpe - vielfach noch aus Holz - wurde das Wasser gefördert und in Eimer gepumpt. Mit der Schenne über den Schultern trug man die Wassereimer in die Ställe oder Ausläufe.

Bild 25 Schenne mit Wassereimern

4.3 Stall- und Tierpflege

Die Fütterung am Morgen und am Abend war für das Gedeihen und Wachsen der Tiere unabdingbar. Daneben spielen Stall- und Tierpflege eine große Rolle. Ausmisten heißt eine Hauptaufgabe. Der Stalldung war ein Teil des Werte- und Verwertungskreislaufes.

Bei Pferd und Kuh sind das Ausmisten und Einstreuen tägliche Arbeiten. Bei Kleinvieh, wie Hühnern, Gänsen, Kaninchen, ebenso bei Schweinen werden diese Arbeiten in größeren Abständen erledigt. Frische Strohgaben bei Schweinen konnten je nach Stallbeschaffenheit auch täglich erfolgen und so ihr Wohlbefinden verbessern.

Ein Misthaufen musste ordentlich angelegt werden. Gut verrotteter Mist sollte im Herbst oder Frühjahr bereit liegen. Dazu war der frische Mist gut zu stapeln und je nach Abfuhrzeitpunkt zu deponieren. Dadurch wurde die Verrottung beeinflusst und somit Mist zum richtigen Zeitpunkt für die Feldbestellung bereitgestellt.

Das Wohlbefinden der Tiere ist für das Wachsen und die gesunde Aufzucht bedeutend. Milchleistung oder Eierertrag hängen neben richtiger Fütterung auch von guten Haltungsbedingungen ab. Deshalb war es Pflicht, Pferd und Kuh zu striegeln und zu bürsten. Diese Fellpflege unterstützt das Wohlbefinden und damit die Gesundheit der Tiere. Sauberkeit auch in den Kleintierställen trug zur Eindämmung des Milbenbefalls, der Fliegenplage und anderer Plagegeister bei.

Periodisch - meistens nach dem Winter - wurden die Ställe frisch gekalkt. Damit fand nicht nur der Bestand, sondern auch der Zuwachs, wie Küken, Gössel, Lämmer, Ferkel Kalb, beste Lebensbedingungen. Diese Aufgaben waren in der Försterfamilie gut verteilt und standen unter Obhut der Hausfrau.

4.4 Tierzucht – Nachzucht

Der Frühling ist nicht nur für die Pflanzenwelt ein neuer Lebenszyklus. Mit der neuen Vegetation beginnt sich auch in der Tierwelt neues Leben zu regen. So auch bei den Tieren im Forsthaus. Das war und ist schon deshalb von Mutter Natur so gesteuert, damit die Jungtiere von der zunehmenden Sonnenwärme, dem frischen Pflanzenzuwachs und dem länger werdendem Tageslicht im Wachsen und Werden unterstützt werden.

Die Trächtigkeit von Kuh, Ziege oder Schaf sollte möglichst mit dem Beginn der neuen Wachstumsphase auf Wiesen, Feld und Garten beendet sein. Gleiches galt für die Brutperiode von Hühnern und Gänsen. Nicht nur, dass mit dem frischen Grün die immer hungrigen Mäuler und Schnäbel gestopft werden konnten, auch die Vorräte des Winter neigten sich dem Ende entgegen. Durch neue Futterquellen konnte die Gabe aus Vorräten reduziert werden.

So wie beim Wild, das der Förster bei seiner täglichen Revierarbeit mit Nachwuchs beobachtete, gab es auch auf dem Forstgrundstück und in den Ställen neues reges Leben. Mit der höher stehenden Sonne kam nicht nur das helle Licht zurück, auch die jetzt geborenen Jungtiere reckten ihre Köpfe neugierig in die für sie unbekannte Umgebung. Lämmer und Kälbchen staksten - zunächst noch unsicher, aber immer neugierig - über den Hof...

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