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E-Book

Eine unerwartet lange Heimreise

AutorWolfgang Kretzschmann
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl374 Seiten
ISBN9783746739274
Altersgruppe18 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,49 EUR
Ein Chirurg aus der heutigen Zeit wird durch ein gutgemeintes aber schiefgelaufenes Energieexperiment ins Jahr 1148 geschleudert. Er findet sich in Ägypten wieder. Dort muss er lernen zu überleben, denn operieren ist verboten. Aber als Medikus kann er arbeiten und Geld verdienen. Er möchte wieder nach Deutschland, so lässt er sich einen Katamaran bauen. Er lernt eine Frau kennen und nimmt sie mit auf die Reise nach Deutschland. Er verliebt sich in die Frau und zusammen erleben sie höhen und tiefen. Sie hat aber einige Geheimnisse, die erst später herauskommen und für mächtig Ärger sorgen. Die Reise, eigentlich nur kurz übers Mittelmeer, wird ständig Änderungen unterworfen. Mal freiwillig -mal ungewollt. Es ergeben sich auf dieser Reise viele Möglichkeiten, wo er versucht, sein Wissen aus der Zukunft anzuwenden. Doch er muss feststellen, das Improvisation mehr gefragt ist. Auch muss er feststellen, das er bestimmte Dinge nicht in der Hand hat, sondern andere an den Hebeln sitzen. Er ist nur die Marionette in einem viel größeren Spiel.

Geboren in Kiel und aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Schon in der Schule angefangen Geschichten zu schreiben. Aber nie welche veröffentlicht. In der Versicherungsbranche seit vielen Jahren tätig. Der Umgang mit Menschen macht Spass und man erlebt die schönsten Geschichten. Einige konnte ich in meinem Buch umsetzen. Reisen und gutes Essen, gehören wie ein gutes Gespräch zum Leben.

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Leseprobe

„Ich kenne dich noch nicht lange, aber ich hoffe dich gut genug zu kennen, dass du es nicht tun willst“, sagte Rosa. „Immerhin könntest du dadurch reich werden. Der Statthalter hat auf meine Ergreifung eine hohe Belohnung ausgestellt.“

„Oh, wie hoch denn? Das könnte die Sache natürlich ändern“, sagte ich. Meinte es aber nicht ernst.

„Auf der anderen Seite, nein, ich glaube, du bist mir so viel wertvoller, als alles Gold, was der Statthalter je zahlen könnte“, sagte ich, als ich sah, das Rosa etwas blasser geworden war.

Sie atmete erleichtert auf, warf sich mir schluchzend um den Hals und weinte. Ich tröstete sie, so gut ich es konnte. Irgendwie waren wir dadurch noch etwas näher Zusammengekommenen. Aber, war es nur, weil ich sie beschützte, oder war es, weil sie mich gern hatte? Das konnte ich noch nicht genau sagen. Nun, die Zukunft würde es zeigen.

Die Schiffe waren zurückgefallen. Sie würden aber nicht so schnell aufgeben. Ich befürchtete vielmehr, dass die ausgesetzte Belohnung so manchem Möchtegernpiraten auf unsere Fährte locken würde. Wir mussten uns möglichst unauffällig durchmogeln. Also kaum Landgänge, höchstens um Vorräte zu kaufen. Am besten in kleinen Dörfern am Rand der Küste. Wir waren dem Statthalter mit Glück einen halben Tag voraus. Wie wurden zu dieser Zeit Nachrichten verbreitet? Gab es schon Brieftauben? Rosa meinte, es würden Nachrichten mit Vögeln verschickt. Ob das jetzt Tauben sind, wusste sie nicht. Wenn die Nachricht bereits so verbreitet wurde, mussten wir sehr vorsichtig sein.

Gold oder Geld waren schon immer dazu geeignet, Menschen zu Jägern und Verräter zu machen. Da unser Schiff ja nicht gerade unauffällig war, würde es einfach sein uns zu finden. Ankern konnten wir, wenn überhaupt, nur noch stundenweise. Besser würde es erst werden, wenn wir Gibraltar hinter uns hatten. Ein anstrengender Weg lag vor uns.

Wie viele würden Jagd auf uns machen? Auf alle Fälle würde es nicht langweilig werden.

Der Wind war gut und ich setzte den Spinnaker, damit wir noch mehr Fahrt machten. Wir würden jetzt einfach Richtung Westen segeln. Ich versuchte, mich an die Landkarte vom Mittelmeerraum zu erinnern.

Die Küste rechts neben uns war angenommen Kreta, so sollte als nächstes erst einmal wieder nur Wasser und anschließend Sizilien auftauchen. Wenn wir dort an der Küste lang schipperten, immer Richtung Westen, sollten wir schnell die nordafrikanische Küste erreichen. Dort lag Tunis, weiter an der afrikanischen Küste bis nach Algier. Von Algier gerade rüber nach Malaga in Spanien. Ich schätze, das waren mindestens 2000 Kilometer. Schon aus dem Grund war ich kein Seemann geworden.

Durch die Geschichte mit Rosa war meine Reise nach Deutschland erheblich länger geworden, als ich letztendlich geplant hatte. Wir benötigten auf alle Fälle mehr Trinkwasser, mehr Essensvorräte und andere Kleidung. Es würde demnächst winterlicher werden. Ein ärmelloses Hemd und Sandalen waren da nicht die richtige Bekleidung.

Rechts neben uns verschwand die Küste von Kreta und wir hatten wieder nur noch Wasser im Blickfeld. Damit waren wir auf unseren selbst gebauten Kompass angewiesen. Rosa hatte etwas zu essen gemacht und brachte es mir. Ich erklärte ihr, was vor uns lag und das wir andere Kleidung bräuchten.

„Was ich aber noch wissen möchte, Rosa, was um Himmelswillen, ist so wertvoll an den Truhen, das du sie unbedingt wiederhaben wolltest? Die Edelsteine und das Gold sind es doch nicht wert zu sterben.“

„In den Truhen sind Dokumente über meine Herkunft, über unseren Besitz in Germanien. Mein Vater sagte immer, wenn mir etwas passiert, Rosa, ist in den Truhen alles, was du zum Überleben brauchst.“

Das war sehr orakelhaft. Vielleicht gab es ja Geheimfächer oder einen doppelten Boden? Das sollte sich ja feststellen lassen.

„Schiffe“, sagte Rosa und zeigte in die Richtung, in die wir fuhren.

Es waren große Schiffe, was ich an den Segeln sah. Die Fahne, unter der sie fuhren, konnte ich nicht erkennen.

„Wir fahren einfach weiter“, sagte ich zu Rosa.

Es waren drei Schiffe und sie hatten es auf uns abgesehen. Das erkannte ich daran, wie sie auf uns zufuhren. Nicht hintereinander, sondern nebeneinander. Sie wollten uns zwischen sich bringen. Ich holte schnell den Spinnaker ein und setzte das Vorsegel, denn mit dem Spinnaker war das Schiff nicht so wendig. Doch unser Katamaran war viel wendiger, als sie wussten. Ich fuhr mit vollen Segeln und voller Geschwindigkeit etwas schräg auf das mittlere Schiff zu. Sollten sie denken, sie würden uns erwischen.

Plötzlich sah ich etwas in der Sonne glänzen, etwas zwischen den Schiffen. Wie konnte das sein? Ich sah genauer hin, ja, ab und zu glänzte ein Strich in der Sonne. Zwischen den Schiffen. Da begriff ich, ein Seil! Sie hatten ein Seil zwischen die Schiffe gespannt und wollten uns damit den Mast herunterreißen. Damit wären wir geliefert. Wir durften also nicht durch die Schiffe fahren, sondern mussten an dem äußeren Schiff vorbei. Was hatten sie da noch für Schweinereien geplant? Vorsicht ist die Mutter aller Porzellankisten, dachte ich.

„Du solltest in Deckung gehen, Rosa, da kommt Ärger auf uns zu.“

Rosa ging unter Deck, ohne etwas zu sagen. Angst stand in ihren Augen. Nicht ganz unberechtigt. Sehr schnell kamen die Schiffe näher. Die Seile zwischen den Schiffen waren aber auch ihr Handicap. Sie konnten nur zusammen nach links oder rechts fahren. Die Seile würden sonst reißen und die Falle wäre dahin. Ich hatte inzwischen den Kurs geändert. Unser Schiff segelte jetzt Richtung des linken äußeren Schiffes.

Mein Plan war, kurz bevor die Grenze erreicht war, umzuschwenken und am äußeren rechten Schiff vorbei zu segeln. Da die „feindlichen“ Schiffe zurzeit in meine Richtung fuhren, bemüht mich zwischen die Schiffe zu bekommen, mussten sie alle die gleiche Richtung fahren. Und das möglichst im gleichen Abstand. Wer wohl auf diese Idee gekommen war? Nun war es so weit, ich riss das Steuer herum, das Segel schwenkte über mich rüber und das Schiff machte eine schöne Wende. Ich nahm Fahrt auf und segelte jetzt genau auf das äußerste rechte Schiff zu.

Damit hatten sie nicht gerechnet. Hektische Bewegungen waren auf den Schiffen zu sehen. Männer riefen irgendetwas und sie versuchten mir den Weg abzuschneiden, aber das klappte nicht so einfach. Die Schiffe waren schwerfällig. Sie würden nicht so schnell auf den neuen Kurs reagieren, wie unser Schiff. Es würde trotzdem eng werden.

Plötzlich war ein lauter Knall zu hören. Ein Seil zwischen den Schiffen war gerissen und hatte wie eine Peitsche zurückgeschnalzt. Es gab sicher einige Verletzte. Darauf konnte ich aber keine Rücksicht nehmen. Hier ging es jetzt um das eigene Überleben. Ich hatte nur den Bug von dem letzten Schiff im Auge. Mit der Geschwindigkeit zusammenstoßen und es wäre aus gewesen. Doch unsere Schutzengel machten heute Überstunden. Knapp, sehr knapp kam ich an dem Schiff vorbei. Als Nächstes flogen Pfeile und diesmal waren es Brandpfeile! Verdammt! Das war also die Schweinerei.

„Rosa, du musst helfen“, rief ich.

Die Pfeile knallten teilweise ins Segel, teilweise ins Boot. Dicht neben mir waren ebenfalls Pfeile eingeschlagen, hatten mich aber nicht getroffen. Blitzschnell band ich das Ruder fest und griff bereits zum Eimer, um zu löschen. An zwei Stellen fing das Segel, langsam an zu brennen. Noch nicht schlimm, aber es würde sehr schnell schlimm werden.

Rosa war herausgekommen und half mir die Feuer zu löschen. Überall waren Pfeile eingeschlagen und züngelten los. Wir hatten Glück gehabt, es entstand kein großes Feuer. Der Katamaran war noch voll seetauglich. Die beiden kleinen Löcher im Segel konnte Rosa flicken.

„Das sollte ich gleichmachen“, sagte Rosa.

„Wir haben Flickzeug im Rumpf“, antwortete ich. „Notfalls haben wir auch noch ein Ersatzsegel“, grinste ich.

„Das nenne ich mal Voraussicht“, sagte Rosa nun auch grinsend.

„Sagen wir, eine gesunde Vorsicht, schließlich kann ein Segel auch durch Sturm zerreißen.“

Rosa machte sich ans Flicken. Die Schiffe waren zurückgefallen. Sie waren noch mit der Wende beschäftigt. Bis sie damit fertig waren, waren wir weit weg. Aber es hatte mir gezeigt, wir waren nicht unverwundbar. Der Statthalter hatte sehr wahrscheinlich eine Beschreibung unseres Fluchtschiffes überall durch seine gefiederten Postboten verteilen lassen. Der Trick mit den Seilen war nicht schlecht gewesen. Abends oder nachts hätte er geklappt. Da hätte ich die Seile nicht gesehen. Ich hatte Glück gehabt, das die nassen Seile in der Sonne geglitzert hatten. Puh, das war knapp gewesen, mir zitterten doch leicht die Knie.

Rosa hatte beidseitig Flicken auf die Stellen im Segel genäht, die durch die Brandpfeile beschädigt worden waren. Es sah zwar nicht mehr so schön wie vorher aus, aber das war schließlich egal. Wir waren ja nicht auf einem Schönheitswettbewerb oder Luxusliner.

„Wie sieht es eigentlich mit unseren Vorräten aus, Rosa?“

„Wir haben noch für mindestens eine Woche Vorräte“, sagte Rosa, ohne zu zögern. Meinem fragenden Blick nach sagte sie: „Ich hab mir die gleiche Frage schon gestellt und alles überprüft.“ Nun lächelte sie. „Das sollte langen, bis wir neue Vorräte bekommen.“

Ich schaute zurück, sah, dass die Verfolger weit zurückgefallen waren. Sie hatten aber noch nicht aufgegeben. Sie würden uns verfolgen. Die ausgesetzte Kopfprämie war wahrscheinlich zu verlockend. So segelten wir in den Abend.

„Leg dich schlafen“, sagte Rosa, „ich übernehme die erste Wache. Wenn es dir Recht...

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