Kapitel 1
GNADE – DIE KRAFT ZUR VERÄNDERUNG
Die wahrscheinlich größte Frustration erleben ernsthafte Gläubige, weil sie es nicht schaffen, sich zu verändern. Im Großen und Ganzen scheint es, dass Christen ihre Probleme ein Leben lang behalten. Dies ist nicht der Wille Gottes für den Christen. Dennoch sehen wir in den meisten Fällen diesen Tatbestand.
Ich habe viele Situationen beobachtet, in denen Individuen in eine Falle tappen, aus der sie sich anscheinend nicht befreien können. Dies ist für die meisten Menschen die größte Frustration auf ihrem Weg mit Gott. Doch das muss nicht so bleiben.
Wenn jemand errettet wird, gibt es normalerweise in vielen Bereichen eine sofortige Veränderung, doch ist diese Veränderung nur kurzlebig. Es scheint, dass sehr viele Gläubige in die Sünden zurückfallen, an die sie gebunden waren, bevor sie zum Herrn kamen. Es bleibt dann meistens nicht bei diesen offensichtlichen Schwierigkeiten, sondern dies veranlasst viele Neubekehrte, die Wirklichkeit ihrer Heilserfahrung in Frage zu stellen.
Wenn jemand in die Sünde zurückfällt, bedeutet das nicht, dass die Heilserfahrung nicht echt war. Normalerweise fällt man durch Unwissenheit oder Unglauben in Bezug auf den Wandel in der Gnade Gottes in Sünde zurück. Die Bibel versichert uns, dass das Empfangen und Verharren in der Gnade die einzige Möglichkeit ist, über die Sünde zu siegen. In Römer 6,14 (ELB) steht: »Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.«
Dann gibt es die Sünden, in die wir fallen, nachdem wir wiedergeboren sind. Als erfahrener Seelsorger habe ich beobachtet, wie selten etwas erfolgreich überwunden wird, wenn es einmal von einem Gläubigen Besitz ergriffen hat. Wenn ein Problem erst einmal zur Gewohnheit wurde, ist es meist ein Leben lang da. Aus diesem Grund müssen wir vor allem unser Herz behüten. Werden unsere Herzen je mit Sünde angesteckt, dann scheint es unmöglich, diese zu überwinden.
Gnade sichert uns den Sieg über Sünde.
Deshalb ist es allein die Gnade, die bestimmt, ob das christliche Leben ein Leben in Glück, Frieden, Ruhe und Sieg oder eines in Schwierigkeiten, Frustration und Niederlage sein wird. Wenn ein Neubekehrter auf dieselbe Weise mit dem Herrn weitergehen würde, wie er zum Herrn kam, könnte keines dieser Probleme jemals auftreten. »Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm« (Kol 2,6 ELB).
Es war ein vollständiges Werk
Die größte Veränderung, die sich jemals im Leben eines Menschen ereignet, geschieht im Moment der Errettung. In einem Augenblick verändert sich alles. Diese Veränderung geschieht nur durch einfachen Glauben. In dem Moment, in dem wir Gott vertrauten, kam seine Gnade in uns und wir erfuhren Veränderung. Wenn nun die größte Veränderung durch unseren Glauben bewirkt wurde, weshalb verbleiben wir dann nicht einfach in demselben schlichten Glauben? Oder, wie Paulus im Brief an die Galater (Gal 3,3 ELB) schrieb: »Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden?«
Mit anderen Worten: Als du diese Errettung erfuhrst, hat der Geist Gottes in dir ein Werk begonnen. Glaubst du, dass du nun, wo du errettet bist, dieses Werk durch deine eigene Fähigkeit vollenden wirst? Die Antwort ist offensichtlich: Nein! Genauso sicher, wie du dich nicht selbst durch deine Bemühungen erretten konntest, kannst du auch keine Veränderung durch deine Anstrengungen herbeiführen. Du wirst nicht durch Gnade errettet und dann durch Werke in Gerechtigkeit geführt.
Als du zu Jesus kamst, gab dir Gott ein neues Herz und einen neuen Geist. »Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch« (Hes 36,26). Dein Geist wurde nicht nur neu geschaffen; er wurde auch gerecht, vollendet und komplett gemacht. Dein Geist ist nicht als kleines Baby geschaffen worden, das erst heranwachsen muss. Gott tat ein vollendetes Werk in dir. Dein Geist ist so vollständig, rein, gerecht und vollendet, wie er es für ewig sein wird.
Du brauchst nicht erst gerecht zu werden, deine Not besteht darin, wie du das, was in deinem Geist ist, in deinem Leben zur Auswirkung bringst. Wie wird das, was du im Innern bereits hast, nach außen hin wirksam? Wie bekommst du all diese Gerechtigkeit, Heiligkeit und Vollkommenheit in deine Lebensbereiche hinein?
Dein Herz ist die Türe
Alles, was Gott in deinem Geist gewirkt hat, kommt durch dein Herz in dein Leben. Der Zustand des Herzens bestimmt, was aus deinem Geist herausfließen wird. Als du einen neuen Geist bekamst, erhieltst du auch ein neues Herz. Das Herz und der Geist sind offensichtlich nicht das Gleiche. Für Herz und Geist gibt es im Hebräischen verschiedene Wörter, genauso wie es auch im Griechischen verschiedene Wörter für Herz und Geist gibt. Zusätzlich werden die Funktionen der beiden verschieden beschrieben.
Das Herz ist der Sitz deiner Person, der Sitz von dem, wer du wirklich bist. Das Herz ist der Ort, an dem sich verbindet, wer du in deinem Geist und wer du in deiner Seele bist. Alles, wozu dich Gott im Geist durch deine Neugeburt gemacht hat, kommt mit den Gedanken, Überzeugungen und Gefühlen der Seele zusammen. All dies zusammen verbunden, ergibt dein wahres Selbst.
Bei deiner Neugeburt machte Gott auch dein Herz neu. Alle Verletzungen und Ängste der Vergangenheit wurden geheilt. An Gott zu glauben, wurde plötzlich einfach. Du bekamst neue Gefühle in Bezug auf beinahe alles, aber das meiste war nicht von langer Dauer. Weshalb?
Während unser Geist nur durch Gott verändert werden kann, kann unser Herz nur durch unser Denken verändert werden. Was wir denken, welchen Dingen wir uns aussetzen, welche Gedanken wir übernehmen, all das bewegt und beeinflusst unser Herz. Die meisten von uns bringen es zustande, das Werk, das Gott in uns vollbracht hat, zu zerstören und bauen somit eine Schranke auf, welche verhindert, dass Gottes Leben auch in unsere Seele und in unseren Körper fließen kann.
Erinnere dich: Das Herz ist der Tunnel, durch den das Leben Gottes, das in unserem Geist ist, den übrigen Teil unseres Wesens erreicht. Unser Geist kann voller Leben, Heilung, Freude und Integrität sein, doch der Zustand unseres Herzens kann verhindern, dass sich all dies in unserem gesamten Sein auswirkt.
Wenn wir die Freude an unserer Errettung, den Sieg über die Sünde und alles andere, das Gott uns bei der Bekehrung gab, verlieren, so ist dies nicht eine Widerspiegelung des Zustandes unseres Geistes, sondern des Zustandes unseres Herzens.
Lass mich dir eine Geschichte erzählen, die ich schon hunderte Male gehört habe. Sie geht ungefähr so:
»Ich wurde errettet und alles war großartig. Ich fühlte die Liebe Gottes. Ich war glücklich. Jedes Mal, wenn ich betete, hatte ich den Eindruck, dass Gott mein Gebet hört. Das Leben war so wunderbar. Dann, irgendwann, begann es sich zu ändern. Ich spürte nicht mehr die Freude und den Frieden, die ich gefühlt hatte. Ich verlor das Interesse, in der Bibel zu lesen. Alles schien auszutrocknen.
Ich ging und sprach mit meinem Pastor und er sagte, dass ich, als ich errettet wurde, einem kleinen Christenbaby glich. Danach hätte Gott diese besonderen Dinge deshalb für mich getan, weil ich eben wie ein kleines Baby war. Aber jetzt erwarte Gott, dass ich erwachsen und reif werde. Er erwarte, dass ich auf meinen eigenen Beinen stehe.«
Es noch ernsthafter zu versuchen ist nicht die Lösung.
Alles an diesem Ratschlag scheint sehr vernünftig und praktisch zu sein, jedoch gibt es da ein Problem. Du kannst diese Art von Ratschlag nirgendwo in der Bibel finden. Du hast vielmehr diese Gefühle deshalb verloren, weil sich dein Herz veränderte. Gott änderte sich nicht; Errettung änderte sich nicht; die Bedingungen für Errettung änderten sich nicht – DEIN HERZ ÄNDERTE SICH. Deshalb kannst du nun nicht mehr an dem teilhaben, was Gott für dich bereitet hat.
Die Art von Ratschlag, den die meisten Menschen an diesem Punkt erhalten, bringt sie geradewegs dazu, ihre Hoffnung in ihr Tun, und nicht in die Gnade zu setzen. Hier beginnt es, dass wir anfangen zu versuchen, gut genug für Gott zu werden, damit er uns diese Gefühle wieder gibt. Auf diese Weise startet die emotionale Achterbahnfahrt. Je mehr wir den typisch religiösen Ratschlägen folgen, desto schlimmer wird es. Kein Wunder, dass so viele Menschen einfach aufgeben.
Eine tiefe Frustration
Die Enttäuschung darüber ist uns deshalb so dramatisch bewusst, weil wir um unsere höchste Berufung von Gott wissen. Als Gott den Menschen schuf, war es seine Absicht, dass der Mensch gemäß Gottes Gestalt und Ebenbild leben sollte. Von dieser gottgegebenen Identität und Gerechtigkeit aus würde der Mensch dann in eine vertraute Beziehung mit Gott treten können. Erst als der Mensch die ihm von Gott gegebene Identität ablehnte, verlor er das Vertrauen, eine Beziehung mit Gott haben zu können.
Von Anfang an war der Mensch dazu bestimmt, durch die Macht Gottes dem Bilde Jesu gleichgestaltet zu sein und in einer fortdauernden Liebesbeziehung mit seinem Gott und Vater zu stehen. Dies ist die größte Berufung für den Gläubigen.
Diese Umgestaltung wurde nur durch den Herrn Jesus Christus möglich gemacht. »Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorher bestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu...