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E-Book

Männergrippe

Husten, Schnupfen, Heiserkeit und andere für Kerle lebensbedrohliche Zustände

AutorDr. Anna Herzog, Lucinde Hutzenlaub
VerlagEden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783959101998
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Und es gibt sie doch! Die Männergrippe ist kein Vorurteil, sondern ab jetzt wissenschaftlich erwiesen Ab November greift sie um sich und kennt keine Gnade: die Männergrippe. Überall in Deutschland sind Männer dann zu geschwächt, um zum Arzt zu gehen, selbst das Aufbrühen einer Tasse Tee übersteigt ihre Kräfte. Aber wie kann man eine gewöhnliche Erkältung von einer wirklich bedrohlichen Männergrippe unterscheiden? Und wie kann Betroffenen geholfen werden, diese schwere Krankheit ohne nachhaltige Schäden zu überstehen? Männern wie Frauen? Die Ärztin Dr. Anna Herzog und die Heilpraktikerin Lucinde Hutzenlaub wissen, warum: Männer leiden anders. Sie treten in diesem humorvollen und doch medizinisch soliden Buch den Beweis an, dass die Häme, mit der so manche Frau ihren Partner in dieser schweren Zeit überzieht, nicht gerechtfertigt ist - und dass der Liebste Trost und Unterstützung mehr als verdient. Ein unterhaltendes Buch mit wertvollen Tipps, Erfahrungsberichten und - Mitleid.

Lucinde Hutzenlaub wurde in Stuttgart geboren und lebt nach mehreren Auslandsaufenthalten auch wieder dort. Sie arbeitet als Autorin und Kolumnistin, ist verheiratet und hat drei Töchter und einen Sohn. Und eine Mutter. Oh ja. Und die sorgt noch zusätzlich dafür, dass Lucinde niemals langweilig wird.

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Leseprobe

KAPITEL 1


TMG statt PMS – Genetik und Hormone


Kleine Fallgeschichte


Sarah P., Felix N. (beide 28), München:

»Ooooooh, Sarah! Ich … Sarah, ich … es geht mir so schlecht, ich …«

»Um Gottes willen, Felix! Was ist passiert? Hast du dich verletzt? Bandscheibe? Nierenkolik? Sag doch was, Schatz!«

»Nein, ich … Sarah … oh bitte, sprich nicht so laut!«

»Felix, komm schon! Was ist passiert? Ich habe Angst!«

»Oooooh, Sarah, mein Kopf! Meine Glieder! Oh, und mir ist so schwindelig!«

»Bist du gestürzt? Soll ich den Notarzt rufen? Kann ich …«

»Nein … nicht gestürzt … ich … kannst du mal meine Stirn fühlen? Ich glaube …«

»Fieber? Felix, deine Stirn ist ganz normal. Du siehst auch ganz normal aus, vielleicht ein bisschen … Schnupfen? Felix? Hallo? Taschentücher sind in der Schublade mit dem Thermometer, aber das weißt du doch.«

»Ja, schon, aber … oh, könntest du mir beides holen? Und bitte gleich auch noch ein kühles Tuch für meine Stirn, eine Zitronenlimo … vielleicht … mit Strohhalm … und wenn es nicht zu viel verlangt ist: ein Honigbrot in mundgerechten Stückchen?«

»Äh …«

»Oh, Sarah, ich fühle mich so schwach. So elend. So krank. Ich glaube, ich kann heute nicht zur Arbeit gehen. Und hör mal meine Stimme! Ich krächze ja auch fürchterlich! Ich muss bestimmt sterb…«

»Felix!«

»Doch, doch! Du musst nur genauer hinhören! Kannst du vielleicht auch bei der Arbeit anrufen?«

»Ich soll für dich …?«

»Bitte! Ich flehe dich …«

»Schon gut, schon gut. Ich ruf’ ja schon an. Noch was?«

»Hast du schon mal Hühnersuppe gekocht?«

»Hühnersuppe?«

»Ja, da gibt es dieses Rezept von meiner Mutter, das …«

»Felix?«

»Ja?«

»Am besten wir rufen deine Mutter gleich an und fragen sie, ob sie nicht vorbeikommen und sich um ihren todkranken Sohn kümmern möchte.«

»Echt jetzt? Das würdest du für mich tu…«

»Ganz ehrlich? NEIN. Ich gehe jetzt arbeiten. Und wenn du deine Mutter und deinen Chef benachrichtigen willst, dann mach das. Und zwar selbst. Und nach der Arbeit gehe ich mit Nicky auf einen Drink. Oder fünf.«

»Mann, Sarah! Ich bin echt krank! Warum bist du denn so mies drauf? Frauen, echt! Immer das Gleiche. Hast du deine Tage oder was?«

Dass sich Männer und Frauen unterscheiden, ist ja kein Geheimnis. Nur der Korrektheit halber: Es hat allerdings nichts mit der Fähigkeit zu tun, einen Personenkraftwagen in eine viel zu kleine Parklücke zu zwängen, nur um sich hinterher aufzuführen, als hätte man dafür mindestens den Nobelpreis verdient.

Nein, wir sprechen hier von etwas Großem. Wichtigem. Grundsätzlichem. Und zwar zuallererst von der Genetik. Chromosomen und so. Natürlich wollen wir es damit nicht übertreiben, aber ein paar winzige Erklärungen schaden ja auch nicht. Schließlich wollen wir die Männer und ihre Befindlichkeiten ja verstehen. Sie können nämlich nichts dafür, dass sie so sehr leiden. Um es genau zu nehmen, können sie genauso wenig dafür, wie wir Frauen für das grausame prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, das uns einmal im Monat lahmlegt und dem Männer gern mit Unverständnis und Missfallen begegnen. Aber wir wollen es besser machen. Denn wir weiblichen Wesen, die wir empathiebegabt durchs Leben gehen, können hier eine große Versöhnung herbeiführen und müssen uns fortan nie wieder über unsere Männer ärgern, lustig machen oder uns fragen, wie aus dem Held in schimmernder Rüstung nur so ein Weichei werden konnte. Also, wenn der Nobelpreis schon an irgendjemanden geht, dann an uns Frauen. Und zwar für Frieden, Verständnis, Geduld und Wohlwollen.

Fangen wir an: Egal ob Mann oder Frau – wir haben alle 23 Chromosomenpaare, die man in jedem Haar, jeder Hautzelle und einfach überall in unserem Körper exakt gleich wiederfinden könnte, wenn man sich die Mühe machen würde, danach zu suchen.

In diesen Chromosomen finden sich alle Informationen, die den jeweils einzigartigen Menschen zu dem machen, was er ist. Ein Chromosomenpaar besteht aus zwei Chromosomen. Bei Frauen sind es zwei X-Chromosomen und bei Männern einmal X und einmal Y. Genetiker haben nachgewiesen, dass auf den X-Chromosomen mehr Gene liegen, die für die Immunabwehr zuständig sind. Das heißt, wir Frauen sind einfach besser aufgestellt, was das Immunsystem angeht. Rein optisch steht XX natürlich sowieso schon viel stabiler als XY da, oder? Dem Y fehlt ja auch ein Bein. Hätten sie uns gefragt, wir hätten es ihnen gleich sagen können. So oder so: Frauen kommen mit Viren und Bakterien grundsätzlich also schon mal besser klar. Wir haben einfach das bessere Immunsystem. Das ist aber nicht nur ein Vorteil, denn gleichzeitig ist es so stark, dass es gern mal den eigenen Körper angreift, weshalb Frauen dafür eher Probleme mit Autoimmunerkrankungen haben, wie zum Beispiel Rheuma oder Hashimoto-Thyreoiditis, eine Entzündung der Schilddrüse. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nun zu den Hormonen. Ein Aufschrei geht durch die eine, maßgeblich testosterongesteuerte, Hälfte der Gesellschaft: Waaas? Hormone? Das sind doch die fiesen kleinen Dinger, die dafür sorgen, dass meine Freundin einmal im Monat so schlecht drauf ist und man nichts mit ihr anfangen kann!

Ja, in der Tat, Männer, das machen Hormone – in diesem Fall vor allem Progesteron und Östrogen. Die sorgen nämlich dafür, dass wir einen funktionierenden Zyklus haben, der es uns ermöglicht, Kinder zu bekommen. Was für ein großartiges Wunder und Geschenk der Natur, oder etwa nicht? So toll es aber ist, dass der weibliche Körper den Fortbestand der Menschheit sichert, so anstrengend sind die Nebenerscheinungen, denn diese Hormone bescheren vielen von uns in schwangerschaftsfreien Zeiten je nach Zyklustag ekelhafte Beschwerden wie Krämpfe, Rückenschmerzen, Migräne, Müdigkeit, Wasseransammlungen, Stimmungsschwankungen – und nicht zu vergessen Blutungen, die uns ein paar Tage lang das Leben schwer machen. Und das ist wirklich so. Messbar. Und vor allem: einmal im Monat, Männer!

Aber eigentlich könnt ihr froh darüber sein, denn dadurch kennen wir die Wirkung von Hormonen ziemlich gut und sind dementsprechend nachsichtig. Wenn uns nun also jemand erklärt, dass die tödliche Männergrippe, kurz TMG, ebenfalls durch Hormone ausgelöst wird – und zwar ganz genau so wie PMS –, dann freut euch über unser neu entflammtes Verständnis. Und arbeitet an eurem. Ähem.

Die Hormone sind aber nicht nur bei PMS und TMG beteiligt, sondern auch beim Muskelaufbau und Knochenwachstum, sie sind für den Stoffwechsel zuständig und regeln den Sexualtrieb, um nur einige ihrer lebenswichtigen Aufgaben zu nennen.

Männer und Frauen produzieren übrigens beide Östrogen und Testosteron, die jeweiligen Sexualhormone, allerdings in unterschiedlichen Mengen. Das weibliche Sexualhormon Östrogen regt, oh Freude, die Vermehrung der spezifischen Abwehrzellen an (die sogenannten B- und T-Zellen, im Gegensatz zu den Allesfresserzellen). In Superhelden-Personalunion ist die weibliche spezifische Immunabwehr also quasi Lara Croft.

Euer heiß geliebtes männliches Testosteron ist währenddessen eben mit anderen Dingen beschäftigt. Bärte. Muskeln. Tiefe Stimme. Megawichtig. Allein: Es kostet eben Immunkraft. Man muss Prioritäten setzen. (Ihr habt natürlich auch Lara Crofts, die euch verteidigen. Nur eben kleiner. Und schwächer. Und … mit mehr Haaren.)

Weil das weibliche Abwehrsystem eben dementsprechend schneller und aggressiver ist, werden wir schon mal weniger schnell kränklich. Außerdem reagieren Frauen auf Impfungen mit deutlich höherer Immunantwort – dank Lara.

Krank werden wir natürlich auch. Aber da müssen schon schwere Geschütze aufgefahren werden. Männer. Nicht weinen.

Das gute alte Testosteron ist also nicht wirklich eine gute Immununterstützung. Ganz im Gegenteil: Es sorgt nämlich sogar dafür, dass die sogenannten Toll-like-Rezeptoren, also die Türsteher des Immunsystems, verringert werden. Sie, die eigentlich dafür zuständig sind, die bösen Viren, Bakterien und Co. an Lara zu melden, die dann dafür sorgt, dass eure körpereigene Disco verteidigt wird, schauen dann weg, feilen sich die Fingernägel oder beschäftigen sich mit … Unwichtigem. Alle Bösewichte stürmen rein und sagen nicht Bescheid.

Arme Männer.

Und als würde das noch nicht reichen, ernähren die XY-Träger sich auch noch schlechter. Oh nein, nein – natürlich nicht während der Männergrippe, denn da werden sie ja von ihren sie liebenden Frauen umhegt und gepflegt, sondern sonst. Ganzjährig. Immer. Und sie lassen sich weniger gern impfen. Denn was das Testosteron ja auch noch echt gut draufhat, ist, dass es den Männern das Gefühl gibt, unsterblich zu sein. Na ja. Bis eben die TMG zuschlägt.

So ist es eben, Männer, jedes anständige Virus hat bei euch mehr Chancen als bei uns Frauen. Hormone, Gene, Ernährung, eine gewisse Abneigung gegen die Typen in den weißen Kitteln mit den spitzen Spritzen – das alles erklärt also, warum Männer leichter von Viren überwältigt werden als Frauen.

Aber WENN es uns Frauen erwischt, dann zeigen wir zumindest die gleichen Symptome wie die Männer. Also: Warum leiden Männer dennoch mehr? Sind sie etwa zusätzlich zu ihrem … nun ja, etwas minderbemittelten Immunsystem auch noch schmerzempfindlicher?

Natürlich hat sich die Wissenschaft auch auf diese Frage gestürzt und – tadaaa –, sie sind es … NICHT. Nicht...

Blick ins Buch

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