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E-Book

Systemische Therapie für Dummies

AutorPaul Gamber
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl334 Seiten
ISBN9783527818150
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Möchten Sie etwas in Ihrem Leben verändern? Ihre Beziehungen zu Familienmitgliedern, Ihrem Partner oder zu Kollegen positiver gestalten, Ihre Ängste oder nagende Eifersucht verlieren, sich von zwanghaften Gewohnheiten befreien oder Ihr Leben wieder ohne zerstörerische Grübeleien genießen? Interessieren Sie sich für eine Psychotherapie, scheuen aber die schmerzhafte Betrachtung alter Wunden? Dann ist dieses Buch das richtige für Sie. Paul Gamber zeigt anhand vieler Bespiele, wie Beziehungen, die Systeme, in denen wir leben, uns formen, stärken, aber auch krank machen können und wie Sie lernen, die Sichtweisen über sich und Ihre Beziehungen zu verändern. Er erklärt, wie die Systemische Therapie auf Ihren Stärken aufbaut, sich Lösungen zuwendet und nicht Problemen, und wie Sie Ihre Kraftquellen wieder erkennen. So können Sie Ihren Blick nach vorn richten und gestärkt dem Alltag begegnen.

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Leseprobe

Kapitel 1

Das erwartet Sie, wenn Sie eine Systemische Therapie machen

In diesem Kapitel

Was in einer Systemischen Sitzung passiert

Wie es weitergeht

Wo die Systemische Therapie eingesetzt wird

Worauf es in der Systemischen Therapie ­ankommt

Die Systemische Therapie ist heute neben der Psychoanalyse, der tiefenpsychologisch fundierten Therapie, der Verhaltenstherapie und den sogenannten humanistischen Therapien eine wichtige Kraft unter den Psychotherapien. Ursprünglich aus der Familientherapie entstanden, hat sie sich im Laufe der Zeit jedoch immer mehr zu einer allgemein praktizierten Therapieform entwickelt, die auch die Arbeit mit Einzelpersonen einschließt.

Allerdings hat sich die Systemische Therapie aufgrund ihrer Beschäftigung mit der Systemtheorie sowie mit erkenntnistheoretischen Fragestellungen zur menschlichen Wirklichkeitsauffassung in einigen Bereichen von ihren historischen Wurzeln weit wegentwickelt. Diese Bereiche betreffen vor allem den Umgang mit selbstorganisierten psychischen und sozialen Systemen und deren Selbst- und Wirklichkeitsverständnis.

»Was, um Himmels willen, soll das Gerede von selbstorganisierten Systemen, und was, bitte schön, ist das Systemische an der Systemischen Therapie?«, werden einige unter Ihnen fragen.

Im Unterschied zu den traditionellen Therapieverfahren werden Probleme und Symptome in der Systemischen Therapie nicht so sehr als »Krankheit« beziehungsweise als das »Versagen« eines Einzelnen gesehen, sondern als Rollendefinition, Festschreibung beziehungsweise Bedeutungsgebung (zum Beispiel als »Sündenbock«) durch ein soziales System: Familie, Paar, Kreis der Bekannten, Arbeitsteam.

Die in anderen Verfahren zentrale Frage nach der Ursache wird in der Systemischen Therapie durch die Betrachtung von Wechselwirkungen im »Hier und Jetzt« ersetzt.

In den Vordergrund rücken die Therapeut-Klient-Beziehung und die gemeinsame Suche nach – beziehungsweise »Konstruktion« von – bedürfnisorientierten Lösungen.

Das hört sich – zugegeben – sehr technisch an. Jeder, der schon einmal eine Systemische Therapie mitgemacht hat, weiß, dass es in ihr alles andere als trocken oder theoretisch, sondern sehr lebensnah und lebendig zugeht.

In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die Systemische Therapie funktioniert, wo sie eingesetzt wird und was sie so einzigartig in der modernen Therapienlandschaft macht.

Der Ablauf der ersten Sitzung

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Problem und suchen – vielleicht auf Anraten Ihres Hausarztes oder einer Beratungsstelle – die Hilfe eines systemischen Therapeuten. Sie sind nervös, denn Sie wissen nicht, was Sie erwartet. »Muss ich jetzt mein ganzes Leben verändern, muss ich mein Innerstes nach außen kehren, werden alte Verletzungen wieder an die Oberfläche kommen?«, werden Sie sich vielleicht fragen.

Die erste Sitzung läuft dann etwa so ab: Ihr Therapeut hört Ihnen aufmerksam zu. Zwischendurch stellt er Fragen: Wann tritt das Problem weniger oder gar nicht auf? Was machen Sie dann anders? Wie gehen andere Personen mit Ihnen um? Wer möchte wohl, dass Sie das Problem weiterhin behalten? Wer würde sich am meisten darüber freuen, wenn Sie das Problem los wären?

Dann möchte er wissen, was Sie in Ihrem Leben am liebsten machen. Was Sie gern machen würden. Wann Sie sich zuletzt so richtig wohlgefühlt haben. Wie Sie die Welt damals gesehen haben. Was das Gute an dem Problem ist. Was Sie vermissen würden, wenn das Problem verschwunden ist. Wie Sie schon vergleichbare Fälle gemeistert haben. Mit welcher Lösung Sie bereits in die Therapiesitzung gekommen sind beziehungsweise »schwanger gehen« (die auch meistens stimmt). Was Sie tun würden, wenn über Nacht das Problem verschwunden wäre. Wer das als Erster und woran genau bemerken würde.

Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Therapeut Ihnen vielleicht ein Kissen in die Hand drückt und sagt: »Das ist jetzt Ihre Wut. Sie können mit ihr machen, was Sie wollen.« Oder wenn er Sie dazu auffordert, Ihrem Gefühl der Verletzlichkeit den Namen eines Tieres zu geben und dieses Tier nachzuahmen.

In einer Systemischen Therapie kann es sein, dass Ihr Therapeut Sie bittet, einmal den Platz Ihrer Tochter, Ihres Sohnes, Ihres Mannes oder Ihrer Frau einzunehmen, mit der Stimme dieses Familienmitglieds zu sprechen, und Sie so von der Kompetenz und guten Absicht derjenigen Person überrascht sind. In einer Einzeltherapie kann er ein »Familienbrett« (erfahren Sie mehr dazu in Kapitel 3) zurate ziehen und Sie auffordern, Ihre Familie anhand von Holzfiguren darzustellen.

Erwarten Sie jedoch nicht von Ihrem Therapeuten, dass er Ihnen sagt, was Ihr Problem ist und wo es langgeht. Seien Sie auch nicht erstaunt darüber, dass Ihr Therapeut nach Anhörung Ihrer Problemschilderung Sie unvermittelt nach Ihrem Hobby oder Ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung fragt und danach, wie Sie Probleme dort lösen.

Am Ende der Sitzung gibt Ihnen Ihr Therapeut eine »Hausaufgabe« mit auf den Weg. Die kann darin bestehen, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit für bestimmte Stimmungen schärfen, dass Sie Unterschiede bemerken sollen. Oder er möchte, dass Sie ein Experiment machen, dass Sie zum Beispiel auf die subtilen Angriffe Ihres Arbeitskollegen nicht mehr mit dem gewohnten Protest reagieren, sondern sie großzügig ignorieren mit einer inneren Haltung, die »Ich werde mich nicht auf dein Niveau begeben« ausdrückt.

Vielleicht sollen Sie Einschätzungen vornehmen, wann es Ihnen besser und wann es Ihnen wieder etwas schlechter gehen wird. Sie dürfen sogar eine Münze werfen.

Wie Sie sich danach fühlen werden

Sie werden zunächst verwundert sein über die Art der Befragung und der Kommentare des Therapeuten. Auf dem Nachhauseweg wird Ihnen einfallen, dass er gar nicht »gebohrt« hat, nichts hat wehgetan. Es wurde nicht an alten Wunden gerührt, keine peinlichen Kindheitserlebnisse kamen zur Sprache.

Im Gegenteil, Sie fühlen sich seltsam leicht. Sie sind als »Versager« gekommen und haben jetzt schon das Gefühl ein halber »Gewinner« zu sein. Sie haben mit einem »mangelhaft« gerechnet und stattdessen ein »gut« bekommen. Sie sind neugierig geworden auf Ihre eigenen Kompetenzen und Stärken. Sie gehen schon gleich nach der ersten Sitzung mit einem »Schatzkästlein« nach Hause, das sich mit der Zeit immer mehr auffüllen wird. Sie sind gespannt, wie die »Hausaufgabe« funktionieren wird. Sie freuen sich schon auf die nächste Therapiesitzung.

Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

Man könnte eine Systemische Therapie auch so beschreiben: Stellen Sie sich vor, es ist Krieg in Ihrem Innenleben und Ihren sozialen Beziehungen – und keiner geht hin. Es werden keine Schlachten geschlagen, stattdessen finden schon Friedensverhandlungen statt und Zukunftspläne werden geschmiedet. Ganz gleich, ob Sie eine Einzeltherapie, eine Paartherapie oder eine Familientherapie machen.

Ist das möglich? Soll das eine Therapie sein? Vor allem eine seriöse Therapie? Gehört das nicht alles in die Kiste positives Denken, Schönfärberei, Symptomverneinung? Wegen des Symptoms sind Sie ja schließlich in die Therapie gekommen. Nur wurde wenig darüber gesprochen: über Ursachen, Verläufe, Verbreitung, Diagnosen, ausgefeilte Behandlungspläne, Medikamente, ja nicht einmal das Wort »Psychotherapie« ist gefallen.

Der systemische Therapeut als Coach in schwierigen Fällen

Die Frau beziehungsweise der Mann, die beziehungsweise der Ihnen gegenübersitzt, möchte auch nicht unbedingt als Psychotherapeut bezeichnet werden, sondern eher als Berater, Coach in schwierigen Zeiten. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen Therapie und Coaching eher fließend. Ist ein Klient erst einmal in der Lage, persönliche Ziele zu formulieren, wird aus einer Therapie häufig ein Coaching. Ebenso wenig sind Sie für Ihren Therapeuten/Coach ein Patient, ein Schweigender, sondern ein Klient, ein Kunde, der etwas erwarten und sich wie ein König fühlen darf.

In einer Systemischen Therapie wird auf die Gestaltung der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten großen Wert gelegt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Die Beziehung ist wichtiger als das Therapiekonzept oder die Methode.

Nach dem ersten Schritt werden weitere folgen

Erste kleine Schritte in Richtung auf eine Veränderung haben oft erstaunliche Wirkungen. Und vor allem dann, wenn diese Veränderungen auch anderen Personen aus Ihrem Umfeld nicht verborgen bleiben. Sie selbst müssen diese Veränderungen nicht einmal bewusst registrieren. Durch die Reaktionen aus der Umwelt erfährt die Veränderung eine Verstärkung – eine Bestätigung, dass Sie auf dem richtigen Weg sind.

Der kleinste Erfolg wirkt wie ein »Drehtüreffekt«. Geht der Klient einmal hindurch, tut er es immer wieder. Das passiert, wenn

die ängstliche Mutter merkt, dass durch das Loslassen ihrer heranwachsenden Tochter nach und nach ein sehr viel besseres und vertraulicheres Verhältnis zu ihr entsteht und die Bindung dadurch noch enger wird.

die Hausfrau erkennt, dass die Fußspuren auf dem frisch gebohnerten Parkett, in der Regel verursacht durch die männlichen Familienmitglieder, keine Herabwürdigung ihrer Person bedeuten und sie mit Humor viel mehr erreicht als durch lautes Schimpfen.

ein depressiver Klient, der sich bisher immer an »perfekten« Idolen orientierte, die...

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