Körperliche Beschwerden und Krankheiten
In diesem Teil des Buches geht es darum, Krankheiten, Gesundheitsprobleme, Schmerzen und Beschwerden zu lindern oder sogar zu heilen. Nutzen Sie das Inhaltsverzeichnis zum Nachschlagen, sobald Sie Beschwerden verspüren oder eine Krankheit Sie belastet. Zu jedem Problem folgt nach einer kurzen Einführung eine heilende Übung. Sie sind eine Art yogische Initialzündung, jedoch weder eine schnelle Sofortlösung noch Ersatz für andere Heil- und Präventionsmaßnahmen, die Ihrer Gesundheit förderlich sind. Praktizieren Sie die Übungen in vollkommener Präsenz, Achtsamkeit und Aufrichtigkeit – ganz auf den Moment fokussiert. Achten Sie auf sich selbst, den Atem, Ihre Empfindungen, die Symptome. Üben Sie auf die gleiche Weise, wie homöopathische Akutmittel eingenommen werden: zu Beginn häufiger, bis zu fünfmal täglich, bei abnehmenden Beschwerden seltener – es sei denn, bei der Übung ist eine spezielle »Dosierung« angegeben. Lassen Sie die Übung mit fortschreitender Besserung »ausschleichen« und wenden Sie sich wieder den gesunderhaltenden Übungen aus dem ersten Teil zu. Entwickeln Sie Vertrauen zu sich selbst und der Ihnen innewohnenden Heilkraft. Das ist der erste Schritt zur Gesundung und zu einer stabilen Gesundheit. Und bleiben Sie mit Freude und Hingabe am Ball. Doktor Yoga kann den Weg aufzeigen, aber Ihnen die eigentliche Arbeit nicht abnehmen: »There is no way to happiness – happiness is the way.«
Achtung: Lindern die Übungen die Beschwerden nicht, suchen Sie bitte ärztliche Hilfe auf. Das trifft insbesondere auf starke Symptome, heftige Schmerzen oder rapide Verschlechterungen zu. Ziehen Sie bei jeglicher Unsicherheit den Therapeuten Ihres Vertrauens zurate. Machen Sie Ihre Übungen, wenn es Ihnen gut geht – dann machen Sie sie auch, wenn es Ihnen schlecht geht!
Die heilenden Yoga-Übungen wirken, solange Sie geduldig sind, auf den Atem achten und Ihre Grenzen respektieren. Selbst wenn Heilung nicht möglich ist, hilft Yoga Ihnen dabei, eine andere Sichtweise zu gewinnen und mit Abstand auf die Situation zu schauen. Dann gelingt es Ihnen, Akzeptanz zu entwickeln und das Beste daraus zu machen – egal, an welcher Krankheit Sie leiden.
Allergien
Allergien entstehen durch ein übereifriges Immunsystem. Eine allergische Reaktion stellt eine überschießende Immunantwort auf den Kontakt mit einer eigentlich ungefährlichen, körperfremden Substanz dar. Normalerweise weiß das lernfähige Immunsystem, welche Fremdstoffe schädlich sind und welche nicht, doch bei einer Allergie kann es nicht mehr richtig unterscheiden. Statt das Fremdmaterial zu ignorieren, mobilisiert der Körper die Abwehrkräfte. Symptome wie geschwollene Schleimhäute, Juckreiz und Atemnot sind mögliche Folgen dieser Immunreaktion. Die auslösenden Stoffe selbst richten keinen Schaden an. Fast jeder fünfte Deutsche leidet unter mindestens einer Allergie, Frauen häufiger als Männer und jüngere Menschen öfter als ältere. Großstädter mit hohem Lebensstandard haben ein höheres Risiko, eine Allergie zu entwickeln. Häufige allergische Erkrankungen sind Arzneimittelexanthem, Hausstauballergie, Heuschnupfen, Tierhaarallergie, Insektengiftallergie, Lebensmittelallergie.
Symptome können lokal begrenzt oder am ganzen Körper auftreten. Dazu gehören neben den bereits genannten Fließschnupfen, Niesreiz, tränende Augen, Husten sowie unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Durchfall. Im schlimmsten Fall kann eine allergische Reaktion sogar einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Die Schulmedizin rät dazu, Allergene zu meiden, bekämpft Symptome mit Antihistaminika oder versucht eine Hyposensibilisierung, bei der die Abwehrreaktion vermindert werden soll. Vielfach verschwinden Allergien auch wieder oder sprechen auf homöopathische Mittel an.
Aus yogischer Sichtweise sind an einer Allergie Lungen, Verdauungssystem und Gehirn beteiligt. Eine Intoleranz dieser Körperteile löst Allergien aus, es ist sozusagen ein »Nicht-hinein-lassen-Wollen« des allergieauslösenden Stoffes. Die folgende Meditation unterstützt Sie dabei, sich zu öffnen und toleranter zu werden. Sie öffnet das Herz-Chakra. Zu Beginn üben Sie vorsichtig, denn die Lungen werden erst allmählich elastischer. Sollte Ihnen übel oder schwindelig werden, reduzieren Sie bitte die Zeiten.
Meditation gegen Allergien
Setzen Sie sich in die Einfache Haltung.
Bringen Sie die Hände ins Gyan Mudra.
Wiederholen Sie 15-mal SA im Geiste, während Sie gleichzeitig in 15 Teilen einatmen.
Dann atmen Sie in 15 Teilen aus und denken 15-mal TA.
Atmen Sie in 15 Teilen ein und denken Sie 15-mal NA.
Zuletzt atmen Sie in 15 Teilen aus und wiederholen im Geiste 15-mal MA.
Statt mitzuzählen, berühren Sie gedanklich eine Fingerkuppe – gehen Sie eine Hand dreimal geistig durch, um bei 15 anzulangen.
Beginnen Sie mit elf Minuten. Sie können die Meditation täglich um 30 Sekunden verlängern, bis Sie 31 Minuten erreicht haben.
Augenschmerzen
Augen können stechen, reiben, jucken, brennen oder schmerzen, oft tränen sie auch vermehrt und sind gerötet. Examensstress mit tage- und nächtelangem Lesen kann die Entfernungseinstellung der Augen bei empfindlichen Menschen strapazieren und die Augen reizen. Bestimmte Augenabschnitte wie die Hornhaut, Lederhaut und teilweise die mittlere Augenhaut (Uvea) sind schmerzempfindlich. Schmerzen können von Teilbereichen wie der Regenbogenhaut (Iris) und dem Strahlenkörper ausgehen.
Zu den »Anhängseln« des Auges, die ebenfalls Schmerzen verursachen können, gehören Lider, Tränenkanäle und die Muskeln, die für die Augenbewegungen zuständig sind. Weitere Schmerzquellen sind Nerven, Gefäße und das schützende Bindegewebe namens Tenon-Kapsel, das zwei Drittel des Augapfels umhüllt.
Maha Karma Shambhavi Kriya
Diese Übung lindert unspezifische Schmerzen in den Augen und harmonisiert die Energie im Sehnerv. Daneben klärt und öffnet sie die Chakras und trägt dazu bei, körperliche Irritationen zu bereinigen.
Setzen Sie sich in die Einfache Haltung.
Bringen Sie die Hände ins Gyan Mudra, Daumen und Zeigefinger berühren einander.
Strecken Sie den Nacken und ziehen Sie das Kinn leicht zurück.
Konzentrieren Sie sich auf das Dritte Auge, den Punkt zwischen und etwas oberhalb der Augenbrauen.
Rollen Sie die Zunge im Mund nach hinten und saugen an ihr.
Atmen Sie lang und tief.
Beim Einatmen spannen Sie Bauch und Beckenboden fest an und visualisieren dabei, wie der Klang von SAT die Wirbelsäule hochströmt.
Beim Ausatmen denken Sie NAAM aus dem Scheitelpunkt ausströmend.
Praktizieren Sie diese Übung drei, elf oder 31 Minuten lang.
Arthritis
Arthritis ist eine entzündliche, oft schubweise verlaufende Gelenkerkrankung, die zu den rheumatischen Beschwerden gehört. Hierzu zählen auch Arthrose, Gicht und Weichteilrheumatismus. Der Volksmund meint mit »Rheuma« zumeist die rheumatoide Arthritis (auch chronische Polyarthritis genannt), die mehrere Gelenke, häufig Finger- und Fußgelenke, befällt. Derzeit geht man davon aus, dass fehlgeleitete Autoimmunprozesse dazu führen, dass körpereigene Antikörper das Knorpelgewebe angreifen, die Entzündung verursachen und das Gelenk allmählich zerstören. Schwindet die Knorpelmasse, reiben die Knochenenden schmerzhaft aneinander, was zu Verhärtungen und Deformationen sowie den charakteristischen Beschwerden führt. Arthritis kann jeden treffen – schon Kinder leiden daran – und wird manchmal von einer Vielzahl weiterer, unspezifischer Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Störungen, Juckreiz begleitet.
Arthritis gilt als unheilbar. Noch kennt man weder ihre Ursache noch eine nebenwirkungsfreie Therapie – meist erfolgt eine Ruhigstellung mit Schmerzmitteln, Entzündungshemmern und sogar Chemotherapeutika. Eine Umstellung der Ernährungsweise bewirkt häufig – zusammen mit naturheilkundlichen Maßnahmen –, dass der Körper sich selbst von einem Großteil der schmerzhaften Symptome befreien kann. Diesen Ansatz unterstützt Doktor Yoga. Außerdem empfiehlt er bei Arthritis kalte Duschen am Morgen. Diese Praktik heißt Ishnaan und regt das Immunsystem an, außerdem senkt es Entzündungsreaktionen im Körper:
Zuvor reiben Sie den Körper mit einem gut verträglichen, naturbelassenen Öl ein, wie Mandelöl. Begeben Sie sich dann unter die Dusche. Stellen Sie dazu die Temperatur so niedrig ein, wie Sie es gerade noch ertragen können, und beginnen Sie, erst die Füße und Beine von unten nach oben, dann die Hände und Arme abzuduschen, wobei Sie die Extremitäten kräftig reiben und kneten. Machen Sie dann mit dem Rumpf weiter, ebenso den ganzen Körper massierend – so lange, wie Sie es aushalten. Beenden Sie die Dusche nicht mit warmem Wasser! Trocknen Sie sich danach gut ab und ziehen Sie warme Kleidung an. Trinken Sie zwei bis drei Gläser warmes Wasser, um Giftstoffe auszuspülen. Wenn Sie dies täglich tun, werden Ihre Symptome sich bald verbessern.