3 Begründung für das Lernprogramm MHM® (Medical Hospital Manager) Junior kompakt
Studierende vor Eintritt ins Praktische Jahr (PJ) konnten im Medizinstudium umfangreiche medizinische Kenntnisse erwerben. Sie sind somit auf medizinische Anforderungen, die ihrem Status als Praktikant zugeordnet werden, durchaus vorbereitet. Dies gilt nicht für die komplexen und komplizierten Abläufe des Krankenhausbetriebs einschließlich der Anforderungen an grundlegende betriebswirtschaftliche Erfordernisse. Entsprechendes gilt für Kenntnisse zum Management der Fachabteilungen.
Dies ist nicht akzeptabel. Der Mangel an Ärzten1 und Pflegekräften und immer knapper werdende finanzielle Ressourcen machen es erforderlich, dass Krankenhausärzte über betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und Fragen des Managements angemessen informiert sind. Grundlegende betriebswirtschaftliche und Managementkenntnisse sind dafür Voraussetzung. In besonderer Weise gilt dies für Chefärzte, die ihre Fachabteilungen betriebswirtschaftlich steuern müssen.
Vom Grundsatz gilt die Notwendigkeit betriebswirtschaftlicher und Managementkenntnisse aber für Ärzte aller Statusgruppen im Krankenhaus.
Die Anforderungen variieren allerdings in Abhängigkeit vom Status bzw. dem jeweiligen Verantwortungsgrad. So sind an einen Chefarzt höhere Anforderungen an den Grad bestimmter Managementqualifikationen zu stellen (Management einer Fachabteilung) als z. B. an den Assistenzarzt, der neben der Patientenversorgung (nur) mit Projektaufgaben betraut ist oder als Stationsarzt agiert. Ähnliches gilt für fortgeschrittene Medizinstudierende vor Eintritt ins Praktische Jahr (PJ).
Generell muss gelten, dass jeder im ärztlichen Bereich Tätige Grundsätze der Kommunikation beherrschen und fähig sein muss, sich auf neue Patientenklientele dialogisch einzustellen (alte Patienten, gut informierte Patienten, ausländische Patienten). Analoges gilt für die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Vorgesetzten aus anderen Kulturkreisen.
Aufgrund mangelnder Berufspraxis können Neueinsteiger im Krankenhaus dieser Forderung natürlich nicht annähernd nachkommen. Sie konnten sich einschlägige Techniken und Strategien zu Managementfragen vor Eintritt ins Krankenhaus nicht aneignen.
Sie sollten jedoch bereits frühzeitig mit den Erfordernissen zielorientierter Kommunikation und Kooperation vertraut gemacht werden und Hinweise zu deren Bewältigung erhalten.
Besonderes Problemfeld für Neueinsteiger (und den Arbeitgeber Krankenhaus) ist ein effizientes Selbstmanagement. Mitglieder der Generation Y verstehen (auch aufgrund der Erfahrungen im Elternhaus) darunter häufig eine Selbstverwirklichung nach dem »Ich-Modell«. Für das Krankenhaus passt dies natürlich nicht. Selbstmanagement muss hier ein effektives persönliches Management beinhalten, das sich vorrangig an den Bedürfnissen der Patienten orientiert.
In einem Lernprogramm (wie hier vorgelegt) zur Bereitstellung einer Wissensbasis mit dem Ziel einer Sensibilisierung für die Belange des Managements im Krankenhaus, ist die Grundlagenvermittlung zum Thema Selbstmanagement deshalb zwingend. Sie ist Basis für erfolgreiche berufliche Tätigkeit und erspart dem Krankenhaus Betreuungsaufwand.
Die Vermittlung von Kenntnissen zu den Aufgaben und Anforderungen des Krankenhaus- und des Abteilungsmanagements ist für Neueinsteiger ebenfalls für die erste Orientierung im Krankenhaus und das Verständnis der organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge unverzichtbar. Nur wenn der Neueinsteiger weiß, was das Krankenhaus unter Managementaspekten zu leisten hat, wird er nachvollziehen können, mit welchen Fragen und Problemen er sich für die eigene Positionierung auseinandersetzen muss.
Zielgruppe
Medizinstudierende vor Eintritt ins Praktische Jahr, ärztliche Neueinsteiger mit bisheriger Tätigkeit außerhalb des Krankenhauses, Assistenzärzte.
Ziel des Lernprogramms
Vermittlung von grundlegenden Zusammenhängen zum Krankenhaus- und Abteilungsmanagement zwecks Sensibilisierung der Teilnehmer für die Belange aktueller Herausforderungen unter den neuen Rahmenbedingungen für das Krankenhaus.
Übersicht über die Inhalte des Lernprogramms (Module)
Eine Übersicht über die Lernmodule findet sich nachfolgend ( Tab. 1).
Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass die einschlägigen Texte zu den einzelnen Modulen keinen strengen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Auf »Vollständigkeit« zu den einzelnen Themenfeldern wurde ebenfalls verzichtet. Umfassende Literaturhinweise sind die Grundlage für ergänzenden Wissenserwerb.
Entscheidend für die Abfassung der Texte in der vorliegenden prägnanten Form war, dass Medizinstudierende vor Eintritt ins PJ in verständlicher Darstellung einen groben Überblick über Aufgaben und Zielsetzungen wichtiger Managementfunktionen des Krankenhauses und seiner Fachabteilungen erhalten. Dazu kommt es auf Detailkenntnisse nicht an. Sie können über das Studium der ergänzenden Literatur dieses Buches erworben werden. Erweiterte Hinweise zu gesetzlichen Regelungen,
Tab. 1: Übersicht über die Lernmodule
ärztlichen Institutionen und Fachbegriffen finden sich in Anhängen am Ende des Buches (Anhang 1 – Gesetze, Anhang 2 – Ärztliche Institutionen, Anhang 3 – Glossar mit Begriffen zum Krankenhausmanagement).
Die Begriffe im Glossar zum Krankenhausmanagement sind Teil des Gesamtinhalts für das evtl. anzustrebende hochschulische Zertifikat.
Die Lerninhalte und ihre Logik
Die Auswahl der Inhalte (Module) erfolgte im Kontext der aktuellen Veränderungen der Rahmenbedingungen für das Krankenhaus. Schwerpunktmäßig abgestellt wurde auf die Zusammenhänge, die der Medizinstudierende im PJ im Krankenhaus (sofern er denn möchte und dazu bereits Kenntnisse hat) selbst mit beeinflussen kann wie Kundenorientierung, Dialogkultur, Selbstmanagement, Kommunikation, Zusammenarbeit, Qualität und Compliance. Insgesamt betrachtet, ergibt sich inhaltlich ein breites Spektrum von Inhalten als zentrale Wissensbasis für eine erfolgreiche Tätigkeit als Praktikant im Krankenhaus.
Die Auswahl der Reihenfolge der Module und damit der Inhalte unterliegt keiner strengen Logik. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Damit führen verschiedene Wege zum Ziel. Die hier gewählte Logik ergibt sich nachfolgend.
• Der Neueinsteiger im Krankenhaus (Medizinstudierende vor Eintritt ins PJ) muss reflektiert haben, dass das Krankenhaus eine hoch komplexe Organisation ist, die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen (Fachkräftemangel, knappe Finanzen) mit Folgen für alle Mitarbeiter im Krankenhaus ausgesetzt ist.
• Oberstes Ziel ist Kundenorientierung. Kunden sind die Patienten, aber auch externe Partner und alle Mitarbeiter im Krankenhaus. Wird das Ziel von Kundenorientierung, nämlich Kundenzufriedenheit, nicht erreicht, gefährdet dies die Existenz des Krankenhauses. Patienten bleiben aus, Mitarbeiter und externe Partner sind nicht mehr gewillt, das Krankenhaus zu unterstützen. Kundenorientierung muss somit oberstes Ziel des Krankenhauses sein.
• Kundenorientierung ist nur erzielbar, wenn die Geschäftsführung eine Dialogkultur im Krankenhaus verankern und gute Zusammenarbeit sichern kann.
• Sie kann nur erreicht werden, wenn alle Mitarbeiter ein auf die Belange des Krankenhauses ausgerichtetes Selbstmanagement praktizieren und zu zielorientierter Kommunikation und Kooperation befähigt sind.
• Voraussetzung für das Erreichen des übergeordneten Ziels Kundenorientierung ist eine Anpassung von Führung an neue Mitarbeiterklientele und an neue technische Entwicklungen wie die Digitalisierung. Die Bereitschaft zur Teamarbeit muss deshalb grundsätzlich von allen Mitarbeitern, und damit auch von Neueinsteigern, eingefordert werden.
• Für die Bewältigung der komplexen und komplizierten Aufgaben im Krankenhaus ist von der Geschäftsführung ein kluges Personalmanagement zu implementieren. Dies bedeutet bei zunehmendem Fachkräftemangel vor allem die Bereitschaft jeden Mitarbeiters, an Veränderungsprozessen mitzuwirken.
• Der Neueinsteiger kann (wie die anderen Mitarbeiter) nicht davon ausgehen, dass alles so bleiben wird, wie er es gerade vorfindet.
• Im Gegenteil, das Krankenhaus unterliegt einem schnellen und kontinuierlichen Wandel, wie...