Die Praxis kann sich in einem Wohnkomplex befinden oder auch in einem einzeln stehenden Haus. Wichtig ist, dass sie gut zu erreichen ist, d. h. eine Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel und im besten Fall auch eine Autobahnanbindung hat.
Da das Klientel überwiegend gehbehinderte Hunde sind, muss die Praxis ebenerdig zugänglich sein. Außerdem ist dies auch wichtig für gehbehinderte Besitzer oder Rollstuhlfahrer. Sind an einem zweiten Zugang einzelne Stufen zu überwinden, kann dies für die Diagnostik bei der Gangbildanalyse genutzt werden.
Auch die Lage der Praxis ist von Bedeutung. Günstig ist eine Lage in einem belebten Geschäftsviertel oder aber in der Nähe anderer tiermedizinischer Einrichtungen, z. B. einer Tierarztpraxis oder Tierklinik. Schließlich ist ein Geschäft für Tierbedarf bzw. Futtermittel ebenfalls ein interessanter Nachbar für die Praxis. Daraus können sich wichtige Synergieeffekte ergeben.
Ein wesentlicher Aspekt sind die Parkplätze. Es ist unbedingt notwendig, dass sie in unmittelbarer Nähe zum Praxiseingang zur Verfügung stehen, denn teilweise sind die Patienten in ihrer Gehfähigkeit derart eingeschränkt, dass sie von den Besitzern getragen werden müssen. Eine größere Wegstrecke zwischen Parkplatz und Praxiseingang ist daher nicht zumutbar.
Die Größe der Praxis hängt von den angebotenen Therapien und der dafür notwendigen Ausstattung ab. Mindestens müssen aber zweieinhalb Räume vorhanden sein: ein Therapieraum für die Hydrotherapie, ein Raum für die Untersuchung und die übrigen physiotherapeutischen Anwendungen sowie ein kleiner Wartebereich. Nützlich ist es, wenn zusätzlich ein Raum für Anwendungen im Liegen, wie Elektro- oder Magnetfeldtherapie, vorhanden ist ( Abb. 2-1).
Bei der Aufteilung der Räumlichkeiten ist zu beachten, dass die trockenen Anwendungen von der Feuchtseite, in der die Hydrotherapie stattfindet, deutlich getrennt sein sollten – am besten durch einen Gang, in dem Fußabtreter ausliegen.
Abb. 2-1 Der Physiotechnik-Raum sollte nicht so groß sein, damit die Tiere in ihrer Bewegungsmöglichkeit begrenzt sind.
BEACHTE
Die Räume sollten mit einem rutschfesten, aber gut zu reinigenden Fußbodenbelag ausgestattet sein. Hierzu eignen sich spezielle Kautschukbeläge, die sehr griffig und damit rutschhemmend sind, aber dennoch eine leicht zu reinigende Oberfläche haben.
Der Therapieraum für die Trainingstherapie muss ausreichend groß, d. h. deutlich über 20 m2 bemessen sein, damit sich die Hunde frei bewegen können. Dies entspannt sie und bietet die Möglichkeit, sie eben in dieser freien Bewegung zu beobachten ( Abb. 2-2). Für die Gangbildanalyse ist diese Größe aber noch nicht ausreichend. Hierfür muss zusätzlich eine ausreichend lange Fläche zur Verfügung stehen. Idealerweise befindet sich diese im Innenbereich, zum Beispiel in Form eines langen, breiten Flures. Alternativ ist auch ein mindestens 10 m langer separater Weg im Außenbereich möglich. Wichtig ist, dass die Gangbildanalyse in ruhiger und ungestörter Umgebung, d. h. nicht im öffentlichen Raum wie an der Straße, durchgeführt wird.
Abb. 2-2 Der Therapieraum für die Trainingstherapie muss ausreichend groß sein.
Für die Hydrotherapie gibt es besondere räumliche Voraussetzungen. Die Aufstellung eines Unterwasserlaufbands erfordert neben dem Vorhandensein der entsprechenden Wasseranschlüsse und eines Wasserabflusses auch eine besondere Tragfähigkeit des Bodens. Die Bodenbelastung ist durch das Gewicht des Gerätes inklusive der Wasserfüllung enorm hoch, da sie sich auf eine verhältnismäßig kleine Fläche bezieht. Die Angaben der Laufbandhersteller sind dabei nur grobe Anhaltspunkte. Je nachdem, ob sich die Praxis in einem Alt- oder Neubau befindet, sind daher unter Umständen bodenverstärkende Maßnahmen notwendig. Dies muss vor Anschaffung eines Unterwasserlaufbands unbedingt durch einen Statiker geprüft werden ( Abb. 2-3).
Nicht zu vernachlässigen sind auch die Vibrationen, die bei dem Betrieb des Unterwasserlaufbands zustande kommen, sowie die Geräuschkulisse, die das Band und die Wasserpumpe erzeugen. Dies kann zu erheblichen Belästigungen der Wohnungsnachbarn führen und muss bei den Überlegungen über die Anschaffung eines Unterwasserlaufbands bedacht werden.
Abb. 2-3 Der Unterwasserlaufband-Raum muss besondere Anforderungen erfüllen.
Des Weiteren bringt die aufsteigende Feuchtigkeit und damit erhöhte Luftfeuchtigkeit in den Räumen Probleme mit sich. Holzteile und insbesondere Türen können sich dadurch verziehen, Schimmel kann entstehen. Dem kann man nicht nur durch intensives Lüften entgegenwirken, sondern es müssen zusätzliche Entfeuchtungsmaßnahmen ergriffen werden. Diese zusätzlichen Maßnahmen verteuern die Anschaffung und den Betrieb eines Unterwasserlaufbands und beeinflussen die Rentabilität zusätzlich.
Schließlich muss man sich im Rahmen der baulichen Maßnahmen auch Gedanken über die Beheizung des Wassers für die Hydrotherapie machen. So ist zu entscheiden, ob das Unterwasserlaufband lediglich einen Kaltwasseranschluss erhält oder aber einen Kalt- und Warmwasserzufluss haben soll. Hat man einen Warmwasserzufluss, so führt dies zwar zu erhöhten Wasserkosten, aber dafür zu niedrigeren Energiekosten beim Betrieb der im Therapiebecken eingebauten Heizung.
Schon bei der Einrichtung der Hydrotherapie-Räume muss an eine mögliche Havarie durch Wasser gedacht werden: Beim Befüllen des Therapiebeckens kann Wasser überlaufen und erhebliche Schäden der eigenen Räumlichkeiten und des Gebäudes verursachen. Wenn der Wassereinlauf nur wenige Minuten unbeaufsichtigt erfolgt, ergießt sich schon eine große Wassermenge in den Raum. Aber nicht nur eigenes Verschulden, sondern auch Materialfehler, zum Beispiel an der Zuleitung, können zu einem erheblichen Wasserschaden führen.
Dagegen muss unbedingt Vorsorge getroffen werden. Dies kann dadurch erfolgen, dass das Therapiebecken in eine Wanne mit Abfluss gestellt wird oder der Fußboden des Hydrotherapie-Raums mit einem Bodenabfluss versehen wird. Ist dies nicht möglich, gibt es elektronische Überlaufwarner, die in das Becken eingehängt werden und bei Auslösung des Kontaktes nicht nur einen Warnton abgeben, sondern auch über einen Magnetverschluss sofort den Zufluss stoppen. Die Wände des Raums sollten mindestens halbhoch gefliest sein, zumindest aber mit einem wasserabweisenden Farbanstrich versehen werden.
Das Unterwasserlaufband benötigt außerdem eine elektrische Anlage für den Betrieb selbst sowie für die Dokumentation, d. h. einen PC-Anschluss und gegebenenfalls eine Kamera, die einzelne Therapieeinheiten aufzeichnet ( Abb. 2-4).
Zu beachten ist die Ausrichtung des Laufbands im Therapieraum. Sowohl Unterwasser- als auch Trockenlaufband sollten nicht in Richtung Wand ausgerichtet sein, da die Patienten motivierter laufen, wenn sie sich in den Raum hinein und auf den Besitzer zubewegen. Ausnahme bilden hierbei Rennhunde, da sie das Laufband, insbesondere Trockenlaufbänder mit Seitenwänden, gern mit der Startbox verwechseln. Daher ist bei diesen Hunden bei der ersten Behandlung besondere Aufmerksamkeit geboten. Vorteilhaft ist auch die Ausrichtung entweder auf die Tür oder auf ein Fenster hin.
Sinnvoll ist die Installation eines (höhenverstellbaren) Rotlichtstrahlers mit Schutzgitter im Trockenbereich sowie die Anschaffung spezieller hochabsorbierender Mikrofaserhandtücher, die deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als herkömmliche Handtücher. Sie können den Abtrocknungsprozess erleichtern und verkürzen.
Abb. 2-4 Ein PC-Anschluss im Unterwasserlaufband-Raum ist nützlich für die Dokumentation.
PRAXISTIPP
Bei der Gestaltung des Therapieraums bietet es sich an, einen gut abgesetzten horizontalen Farbstreifen an den Wänden anzubringen. Patienten mit neurologisch bedingten Gangstörungen profitieren von dieser visuellen Unterstützung, die den Horizont räumlich nachahmt.
Es versteht sich von selbst, dass es für die Bedienung der Therapiegeräte im Rahmen des Laufbandtrainings und der Hydrotherapie einer fundierten fachlichen Ausbildung bedarf. Darüber hinaus muss für die Erstellung eines Trainings- oder Therapieplans ausreichendes medizinisches und sportphysiologisches Wissen vorhanden sein. Denn die Voraussetzungen dafür sind eine eingehende Diagnostik, die zu einer Prognosestellung führt, sowie eine Therapiemittelauswahl mit Augenmaß. Nicht zuletzt muss der Therapieplan ständig überprüft und an den Fortschritt des Patienten angepasst werden. Zu diesem Zweck stehen spezifische diagnostische Tests zur Verfügung, anhand derer der...