Norden
Tour 1 ** Runde durch den Barranco de Ruíz
Zwischen der Küste und dem kleinen Dorf Orilla de la Vera liegt der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene Barranco de Ruíz. Auf einem alten Camino durchwandern wir die Schlucht an ihrem rechten Hang und dabei verschiedene Mikroklimata, die eine reichhaltige Flora und Fauna mit inzwischen seltenen Arten beheimaten. Der Abstieg nach San Juan de la Rambla erfolgt durch eine landwirtschaftlich geprägte Zone. Von San Juan wandern wir nach Las Aguas und von dort schließlich über einen schönen Küstenpfad in das charmante Örtchen El Rosario.
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist das Picknick- und Freizeitgelände Barranco de Ruíz an der Küstenstraße TF-5. Gleich links neben dem Bushäuschen führen Steintreppen 1 an einer Basaltmauer aufwärts. Ein Holzgeländer sichert den kurzen und steilen Aufstieg bis zum Wanderweg 2, auf den wir nach links abbiegen. Sensationell ist der Anblick des wuchtigen Felsens Risco de la Penca am rechten Berghang und die nicht weniger beeindruckende Steilwand des Barranco de Ruíz. Gleich unterhalb der Bergkette ließ die Gemeindeverwaltung von San Juan de la Rambla Anfang 2010 eine alte wasserbetriebene Gofio-Mühle und deren Basaltsteinmauern instandsetzen (Gofio → Kasten). Rasch steigt der von Steinmauern begleitete Weg im Gelände an und verlangt - von wenigen Passagen abgesehen - eine gehörige Portion Ausdauer. Mal geht es über größere Basaltstufen hinauf, mal auf staubigem, teils sandigem Untergrund. Bis zu der kleinen Ansiedlung Orilla de la Vera, die auf einer Höhe von 430 m thront, werden wir etwa 1 Std. benötigen, der Weg dorthin ist aber nicht zu verfehlen und bietet viel Abwechslung für Naturfreunde: Die Schlucht ist nicht nur ein Refugium für auf Teneriffa endemische Pflanzen wie den Stacheligen Natternkopf und den Wohlriechenden Jasmin mit seinen gelben Blüten, sondern auch der Lebensraum zahlreicher Greifvögel und Nachtjäger. In dem schwer zugänglichen Gelände der Schlucht nisten u. a. Falken, Eulen, Sperber und Fledermäuse sowie verschiedene Singvogelarten wie das Rotkehlchen.
Länge/Gehzeit: ca. 7,7 km, 3:15 Std.
Charakter: botanisch interessante und abwechslungsreiche Rundwanderung. Teils steiler Aufstieg über Basaltstufen, die Trittsicherheit erfordern, Abstieg über einen landwirtschaftlich genutzten Asphaltweg und Pfade. Die Schlucht sollte bei unsicherer Wetterlage und nach starken Regenfällen (Steinschlaggefahr!) gemieden werden. Im Sommer ist es sehr warm, da so gut wie kein Schatten vorhanden ist.
Markierung: Hinweisschild nur zu Beginn der Tour.
Ausrüstung: hohe Wanderschuhe, Wanderstöcke sind hilfreich bei Auf- und Abstieg sowie bei Nässe an glitschigen Passagen.
Verpflegung: In der Picknickzone bei 1 auf der rechten Seite der Schlucht: La Cabanita, die kleine Holzbar mit guter kanarischer Küche (schauen Sie in die Auslage) und einheimischen Weinen (tägl. durchgehend 12-21 Uhr, außer Mo). In der Finca San Juan 5 kann man Getränke kaufen. Hin & zurück: mit dem Pkw von Puerto de la Cruz über die TF-5 bis zum Barranco de Ruíz; von Playa de las Américas über die TF-1 bis Santiago del Teide und anschließend TF-5 (bei Icod de los Vinos) bis zum Barranco de Ruíz. Morgens Parkplätze vorhanden, ab Mittag schwierig. Mit dem Bus ab Puerto de la Cruz Linie 363 bis Barranco de Ruíz, ab Costa Adeje Linie 460 bis Icod de los Vinos und von dort Linie 363 bis Barranco de Ruíz; Abfahrtszeiten. Nachdem wir auf etwa 250 Höhenmeter angelangt sind, springen rechts von uns mächtige Felswände hervor. Ein kurzes Stück geht es hier eben weiter - Zeit, um ein bisschen zu verschnaufen und sich der grandiosen Landschaft mit dem Relief aus hartem Basalt und weichem Tuffgestein zu widmen. Besonders eindrucksvoll sind die Lavahöhlen und Vorsprünge auf beiden Seiten der Schlucht, die schon von den Ureinwohnern Teneriffas genutzt wurden. Je weiter wir taleinwärts kommen, desto mehr gewinnen wir an Höhe. Die verkehrsreiche Straße lassen wir dabei immer weiter hinter uns, und die Schlucht wird mehr und mehr vom Gesang der Vögel eingenommen.
Nach einem Rechtsknick des Weges folgt ein kräftezehrender, steiler Anstieg, doch die weitreichenden Blicke auf den grünen Barranco entschädigen uns dafür. Auch alte Wasserführungen, die in heldenhafter Leistung sorgfältig am Berghang verlegt wurden, werden jetzt sichtbar. Nur noch zu einem Teil wird das Wasser durch sie befördert, denn moderne Rohrleitungen haben die alten Systeme abgelöst. Wenige Minuten später steigt der Weg nach rechts an und führt uns in steilen Kehren am Berg hinauf, der mehr und mehr von weiß blühenden Montpellier-Zistrosen besiedelt ist. Mit der Zeit fällt der Blick auch auf die prachtvolle Meeresküste von El Rosario.
Kartoffelernte bei Orilla de la Vera
Nach gut 0:45 Std. erkennen wir zwei Häuser am Berghang, die das Dorf Orilla de la Vera ankündigen. Nochmals 0:15 Std. später haben wir den Dorfplatz 3 mit der kleinen Kapelle erreicht und damit rund 310 Höhenmeter hinter uns gebracht - eine kleine Rast haben wir uns jetzt verdient. Nachdem wir uns gestärkt haben, folgen wir dem Asphaltweg links von der Kapelle ein paar Meter geradaus, dann nach rechts zunächst steil absteigend durch eine landwirtschaftlich geprägte Zone. Aber keine Sorge, richtigen Durchgangsverkehr hat man auf diesem Wegabschnitt nicht zu befürchten; wenn, dann sind es Einheimische, die ihre Felder und Kartoffeläcker bestellen oder ihre geländetauglichen Pick-ups mit frischem Gemüse beladen.
Gofio gehört zu den ältesten Grundnahrungsmitteln der Kanaren. Bevor die verschiedenen Getreidesorten wie Gerste, Weizen und Mais zu feinem Mehl verarbeitet werden, röstet man die Körner zunächst bei einer Temperatur von 150° C. Genau darin liegt das Geheimnis des typischen Gofio-Geschmacks. Beliebtestes Gericht aus Gofio-Mehl bleibt immer noch der Escaldon, eine eintopfartige Beilage, die zu Ziegenfleisch oder Fisch gegessen wird. Das Gofio-Mehl kann allerdings auch süß, z. B. als Nachspeise Mousse de Gofio, verzehrt werden.
Nachdem sich der Fahrweg ebnet, geht es für die nächsten 0:20 Std. auf asphaltiertem Boden eher gemütlich und mit herrlichem Fernblick der Küste entgegen. Alle abgehenden Feld- und Flurwege lassen wir unbeachtet. Um den richtigen Abzweig nach San Juan de la Rambla nicht zu verfehlen, ist dann aber doch Aufmerksamkeit gefragt: Wir passieren einen Hochspannungsmast mit dazugehörigem Elektrizitätshäuschen, dann folgt ein Wassersammelbecken 4 - und gleich dahinter geht es für uns auf dem Teerweg nach rechts hinab auf der neu geteerten Straße zum Landhotel San Juan (ausgeschildert). Hinauf nach Orilla de la Vera
Hinter dem Landgut macht die Straße einen Linksknick 5, dem wir folgen, auch wenn es den Anschein hat, als ginge es hier nicht mehr weiter (nicht den Feldweg geradeaus nehmen!). An der etwas verwahrlosten Tennisanlage vorbei, steigen wir am Ende 6 des Asphaltweges zwischen Schilfgewächsen über Stufen bergab, queren ein trockenes Bachbett und gelangen schließlich nach rechts auf einen unscheinbaren Feldweg. Er führt uns an Betonmauern entlang, hinter denen sich wieder Gemüsefelder verstecken, während rechter Hand parallel dazu der nicht allzu tiefe Barranco verläuft. Unser Trampelpfad führt dicht an der Feldmauer vorbei, kurvt nach links und trifft schließlich auf einen gepflasterten Basaltweg 7, der nach San Juan de la Rambla absteigt. In Serpentinen zieht sich der Weg, der zur Meeresseite durch Mäuerchen begrenzt wird, stetig nach unten; das letzte Wegstück ist steil und bei Nässe rutschig!. Wir queren ein ausgetrocknetes Bachbett über eine kleine Brücke, gehen nur 20 m aufwärts und stoßen auf eine Straße 8, an der wir uns rechts halten. Wieder wird eine Brücke überquert, sie führt über die Küstenstraße TF-5. Dahinter geht es sofort wieder...