Ein Artikel aus der 6. Auflage des Handbuchs Soziale Arbeit - DOI10.2378/ot6a.art135 - (ISBN des Handbuchs 978-3-497-02745-3, PDF ISBN 978-3-497-60435-7)
Die Entwicklung der Sozialen Arbeit in der Schweiz zeigt mit Blick auf die Historie Parallelen, aber auch Differenzen zu den umliegenden europäischen Ländern. Während im 19. Jahrhundert gemeinnützige Gesellschaften im Kontext demokratischer Staatsbildung Praxis und Diskurse des Sozialen prägten, war es auch hierzulande die internationale Frauenbewegung, die wichtige Impulse für den Professionalisierungsprozess nach 1900 lieferte. Pionierinnen gründeten erste soziale Frauenschulen und entsprechend gelangen der Methodenimport und die Rezeption theoretischer Ansätze der Fürsorgewissenschaft. Zudem zeichnete sich der Verwissenschaftlichungsprozess im Sinne einer Konsolidierung von Expertenwissen für die Praxis durch eine Rationalisierung der Jugendfürsorge und durch die Etablierung einer rationellen Armenpflege, insbesondere für männliche Armenpfleger, aus. Im Vergleich zu Deutschland scheiterte in der Schweiz im frühen 20. Jahrhundert ein Akademisierungsprozess, was sich auf die weitere Entwicklung der Theoriediskurse auswirkte. Während die Schulen für Soziale Arbeit in allen Landesteilen ausgebaut und entlang der Schwerpunkte Sozialarbeit, Sozialpädagogik und soziokulturelle Animation strukturiert wurden, fand 1971 mit der Einrichtung der Universitätsausbildungen in Sozialpädagogik (Universität Zürich) und Sozialarbeit (Universität Fribourg) die Professionalisierungsgeschichte des Faches durch die Verwissenschaftlichung einen Abschluss. Es sollte jedoch noch weitere drei Jahrzehnte dauern bis die Fachhochschulen in der Schweiz gegründet wurden.
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