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Drogenkonsum und -kontrolle

Zur Etablierung eines sozialen Problems im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

AutorAnnika Hoffmann
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl328 Seiten
ISBN9783531940458
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis33,26 EUR
Verbreiteter Drogenkonsum gehört in das populäre und wissenschaftliche Bild der Weimarer Republik: Es heißt, in den 1920er Jahren habe eine 'Drogenwelle' Deutschland überrollt. Annika Hoffmann zeigt, wie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Deutung des nicht-medizinischen Konsums von Opiaten und Kokain als soziales Problem etablierte und welche Folgen dies für die Konsumenten hat. Die Autorin setzt sich intensiv mit historischen Quellen auseinander und zeigt am problematisierenden Diskurs der Zeitgenossen, wie sich der heute hegemoniale Blick auf Drogen entwickelte und welche Schlussfolgerungen daraus für den Umgang mit Drogen und ihren Konsumenten heute gezogen werden können.

Dr. Annika Hoffmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Danksagung6
Inhalt7
Abkürzungsverzeichnis10
Einleitung11
„Treibmittel der Experimentierlust jener Tage“: Heutige Wahrnehmung von Drogen in der Weimarer Republik11
Fragestellung, Analyseebenen und Akteure16
Theorie, Methoden und Quellen19
Eine Soziologie sozialer Probleme – Schetsches Kokonmodell19
Die transnationale Perspektive23
Quellen24
Untersuchungszeitraum und Aufbau der Arbeit27
Forschungsstand und Relevanz der Arbeit sowie Begriffsklärungen29
1 Erstes Interesse für Betäubungsmittel kommt auf: Drogen in Deutschland bis ca. 191934
1.1 „Indessen wollten wir nicht das Odium auf uns nehmen, die Reformverhindert zu haben“ – Strategien und Ziele deutscher Politik in der„Opiumfrage“ bis 191934
1.1.1 Innerund zwischenstaatliche Maßnahmen bis 191035
1.1.2 „Mißstände [...] müßten aber erst nachgewiesen werden“ –Diskussionen um Betäubungsmittel im Reichstag und eine landesweiteUmfrage 191038
1.1.3 Die Konferenz von Den Haag 1912 und ihre Ratifizierungskonferenzen46
1.1.4 Staatliche Maßnahmen 1914-191753
1.1.5 „In Berlin soll gegenwärtig das Kokainschnupfen grassieren“ – derArtikel „Kokainismus“ und eine zweite reichsweite Umfrage zuBetäubungsmitteln57
1.2 „Zahllos sind die Opfer des Kokains dort drüben in Montmartre“ – Drogen als Thema der Tagespresse bis 191963
1.2.1 Eine „bisher sehr unterschätzte soziale Gefahr“ oder doch eher einRandthema? Zeitungsartikel zu Betäubungsmitteln in Deutschland66
1.2.2 „Die Lampen waren rot verkleidet, die Fensterschreiben waren ausrosafarbigem Glas“ – Abwertung im Kontext „Betäubungsmittel inFrankreich“ nach deutschen Pressestimmen70
2 Deutschland rückt in den Fokus des Interesses: Betäubungsmittel 1919-192378
2.1 „Mangels jeden Beweises müssen hiernach die (…) bislangaufgetauchten Nachrichten als nicht den Tatsachen entsprechenderachtet werden“ – Entwicklung auf staatlicher Ebene 1919-192378
2.1.1 Das erste deutsche Betäubungsmittelgesetz von 1920 – Kontinuität oder Bruch?78
2.1.2 Diskussionen zu Betäubungsmitteln auf parlamentarischer Ebene: Die Abgeordneten83
2.1.3 Gesundheitsgefährdung durch „opiumhaltige Zigaretten englischen oder amerikanischen Ursprungs“? Eine Debatte im Reichstag 191987
2.1.4 „New German Weapon Against France“ – zwischenstaatliche Spannungen und Betäubungsmittel90
2.1.5 Entwicklung der offiziellen staatlichen Beschreibung desBetäubungsmittelkonsums: Die „Denkschriften über die gesundheitlichenVerhältnisse des deutschen Volkes“95
2.2 Eine im Verborgenen blühende „Volksseuche“? Presse zu Drogen1919-1923: Wissenschaftler schalten sich in die öffentliche Diskussionein97
2.2.1 Glaserfeld und Schweisheimer – zwei Mediziner, die die Jahre 1920/1921 prägten100
2.2.2 Prostitution und Drogen108
2.2.3 „[A]uch die Kreise, die der Gilde des Kokainisten angehören, [haben] ihr eigenes Rotwelsch“ – weitere Artikel bis 1923110
2.2.4 Resümee Presse 1919-1923112
2.3 „Kokainsüchtige mit gewaschenen Händen habe ich noch nie gesehen“– Fachpublikationen zu Betäubungsmitteln im medizinischenKontext bis 1923113
2.3.1 Problematisierende Artikel ab 1920114
2.3.2 Fortschreitende Moralisierung durch Untersuchungen an Orten, „wo sich das eigentliche Leben dieser Kokainisten abspielt“119
3 Festschreiben der Problemwahrnehmung: Betäubungsmittel in Deutschland, ca. 1923-1929129
3.1 Zwischen Stellvertreterpolitik und einer Unterstützung im „Geiste“ –der Umgang mit Betäubungsmitteln auf staatlicher Ebene 1923-1929129
3.1.1 Rechtliche Maßnahmen130
3.1.2 Von der Tolerierung illegitimer Ausfuhr zur Unterstützung derAbkommen „dem Geiste“ nach – deutsche Betäubungsmittelpolitik iminternationalen Kontext132
3.1.3 „Deutschland [wird] nicht umhin können, sich (…) des Schlagwortes ‚Humanität’ zu bedienen“ – das Genfer Abkommen von 1925143
3.1.4 Das Opiumgesetz von 1929146
3.1.5 „An erster Stelle möchte ich die Aufmerksamkeit auf die sogenanntenRauschgifte lenken“ – Reichstagsdebatten zu Betäubungsmitteln155
3.1.6 Es muss „irgend etwas getan werden“ – Betäubungsmittel im Strafrechtsausschuss des Reichstags160
3.1.7 Kein „Vorrecht der Großstädte“ mehr – Drogenkonsum in offiziellen Berichten ab 1925166
3.2 „Teilerscheinungen der allgemeinen Katastrophenmisere seelischer Art“ – Presse zu Betäubungsmitteln 1923-1928/1929175
3.2.1 „[D]ringend erwünscht ist, dass von den Betäubungsmitteln in derPresse, im Film, im Theater möglichst wenig oder gar nichts verlautet“ –zum Verhältnis von Staat und Presse184
3.3 Cocainisten finden sich „hauptsächlich in jenen Gruppen, die dem geregelten Erwerbsleben ferner stehen“ – Fachpublikationen189
3.3.1 Zwei wichtige Analysen zu Betäubungsmitteln von Lewin sowie Joël und Fränkel190
3.3.2 Weitere stereotype Beschreibungen von Konsumenten 1923-1928196
3.3.3 Widersprechende Aussagen wurden ausgeblendet und abweichende Meinungen konnten keinen entscheidenden Einfluss erlangen201
3.3.4 Ausdifferenzierung der Wahrnehmung und ambivalente Interpretationen: Kriminalität, Degeneration und Mitleid202
3.3.5 Festschreiben der fachlichen Meinung: Der deutsche Ärztetag 1928 in Danzig206
3.3.6 Weiterhin keine Verwissenschaftlichung208
4 Ein etabliertes Problem – kritische Reflektion kann den Wahrnehmungskokon nicht mehr nachhaltig beeinflussen: Betäubungsmittel213
4.1 „(…) daß der Opiatmißbrauch in der deutschen Bevölkerungverhältnismäßig wenig verbreitet ist“ – der Umgang mit Drogen aufstaatlicher Ebene ab 1929213
4.1.1 Ausweitung der Kontrolle – die Verordnung „über das VerschreibenBetäubungsmittel enthaltender Arzneien und ihre Abgabe in denApotheken“ vom Dezember 1930214
4.1.2 Fazit zur innerstaatlichen Ebene im gesamten Untersuchungszeitraum218
4.1.3 „Es empfiehlt sich (…) zu betonen, daß Deutschland bestrebt ist, zurLösung (…) der Betäungsmittelfrage nach besten Kräften beizutragen“ –Betäubungsmittelpolitik auf internationaler Ebene ab 1929219
4.1.4 Fazit zur zwischenstaatlichen Ebene im gesamten Untersuchungszeitraum228
4.1.5 „[S]o glaube ich doch (…) annehmen zu dürfen, daß die Rauschgiftsuchtim Abnehmen begriffen ist“ – Reichstagsdebatten zu Betäubungsmittelnab 1929229
4.1.6 Fazit zur parlamentarischen Ebene im gesamten Untersuchungszeitraum232
4.1.7 „Die Ziffer 1 pro 10000 wird manchen durch ihre Kleinheitüberraschen“ – die 1931 erschienene Denkschrift zu 1928 und eine ihrzugrunde liegende Studie233
4.2 Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, „das öffentliche Rechtsbewußtseinaufzupeitschen“ – nichtstaatliche Organisationen als neuer Akteur inDeutschland240
4.2.1 Aktivitäten zivilgesellschaftlicher Organisationen zu Betäubungsmitteln in Deutschland241
4.2.2 „[A]uf zum Internationalen Kampf gegen Opium und Rauschgifte!“587:Eine Tagung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit inBerlin 1929244
4.2.3 „Opium und Narkotika Sucht führt fast unvermeidlich zu einerÜberschreitung der Gebote Gottes“: christliche Kirchen und Drogen inDeutschland248
4.2.4 Weitere Zirkelschlüsse: zivilgesellschaftliche Organisationen und Presse251
4.2.5 Fazit zu zivilgesellschaftlichen Organisationen und ihrer Bedeutung für den Problematisierungsprozess253
4.3 Mehr als eine halbe Million Konsumenten in Deutschland oder dochnur „wenige Rauschgiftsüchtige in Berlin“? Presseberichterstattungzu Betäubungsmitteln ab 1929254
4.3.1 Charakteristisch wie die Pest für das Mittelalter? Konkrete Zahlen unddramatische Metaphern zur Verbreitung des Drogenkonsums254
4.3.2 „Rauschgifthändler sind Schädlinge der Menschheit“: Dimensionen der Problematisierung ab 1929258
4.3.3 „[D]em Laster derart verfallen (…) daß sie aus der Gesellschaft völligausscheiden“: Presseberichte zur Sitzung des Strafrechtsausschussesvom Oktober 1928 und zur IFFF-Tagung266
4.3.4 „Wir müssen die Dinge reduzieren auf das Maß, das ihnen zukommt“697:Relativierungen im Diskurs ab 1929272
4.3.5 Beschwerden über „lügenhafte Nachrichten aller Art“ : Drogen, Staat und Presse Anfang der 1930er Jahre276
4.3.6 Fazit zur Presseberichterstattung zu Betäubungsmitteln in Deutschland im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts278
4.4 „Ein Morphinist ist m.E. kein vollwertiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft“: Expertenmeinungen ab 1929 als Nebeneinan280
4.4.1 Fazit zum Expertendiskurs zu Betäubungsmitteln im gesamten Untersuchungszeitraum286
4.4.2 Zur Frage der konsensualen Sachverhalte und der „Drogenwelle in der Weimarer Republik“289
5 Wie Opiate und Kokain von Arzneimitteln zu einem sozialen Problem wurden: Resümee und Ausblick sowie Schlussfolgerungen aus dr294
5.1 Problematisierungsprozess und Wahrnehmungswandel294
5.2 Ausblick299
5.3 Bewertung der Ergebnisse aus Sicht der kritischen Sozialen Arbeit und aus einer drogenpolitischen Perspektive301
Quellenverzeichnis306
Verzeichnis der für diese Arbeit konsultierten Bestände in Archiven306
Verhandlungen des Reichstags und des Bundes-bzw. Reichsrats306
Zitierte zeitgenössische Fachliteratur306
Verzeichnis der für diese Arbeit ausgewerteten Zeitungsartikel309
Literaturverzeichnis318
Verzeichnis der zitierten Internetquellen328

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