Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 1,0, Universität Mannheim (Historisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Zeitzeugen wie Historikern ist es gleichermaßen nicht leicht gefallen, die Person und damit die Herrschaft Napoleon Bonapartes zu charakterisieren. Kaum eine Herrschaftsform der Weltgeschichte war so voller Widersprüche wie die, die im Laufe des 19. Jahrhunderts als 'Bonapartismus' bekannt werden sollte. Es war und ist schwer zu beurteilen, ob der napoleonische Staat bloß eine Unterbrechung der demokratisch-parlamentarischen Entwicklung Frankreichs, die autoritärste Form des aufgeklärten Absolutismus in der Tradition des 18. Jahrhunderts oder gar eine vormoderne Militärdiktatur gewesen ist. Gerade aufgrund der Erfahrungen mit dem militärischen Totalitarismus Deutschlands, Italiens, Japans und der Sowjetunion im 20. Jahrhundert wurde die Herrschaft Napoleons als deren direkter Vorläufer und 'Wegweiser' gesehen und bezeichnet. Andererseits galt Napoleons Herrschaft als Wiedergeburt des antiken Cäsarismus, als eine Form der 'römischen Diktatur', als ein 'Kompromiss zwischen den Notwendigkeiten einer Wohlfahrtsregierung, die sich im Kampf mit ganz Europa befindet und den aus der Revolutionszeit überkommenen Empfindlichkeiten gegenüber der monarchischen Gewalt.' Inzwischen hat sich trotz aller Begriffsvielfalt der moderne Begriff der 'Diktatur' für Napoleons Herrschaft weitgehend durchgesetzt. Dennoch herrscht unter den Forschern noch kein Konsens darüber, welche Art der Diktatur Napoleons Herrschaft war. Momentan konkurrieren besonders zwei Begriffe miteinander. Der Begriff der 'Militärdiktatur' geht von einer Dominanz der Uniformen in der napoleonischen Herrschaftsstruktur aus. Die größte Konkurrenz dieser Definition geht in der aktuellen Forschung vom Begriff der 'zivilen Diktatur' aus, einer neutraleren Version des romantisierenden Begriffs der 'römischen Diktatur' bzw. 'Wohlfahrtsdiktatur'. Diese Bezeichnung wendet sich v.a. gegen die Behauptung, dass Napoleon seine Macht und Legitimität hauptsächlich der Armee verdankte und Frankreich nur als permanenter Sieger auf dem Schlachtfeld regieren konnte. Sie glaubt an die Dominanz von Legitimations- und Herrschaftsformen wie dem Plebiszit, dem 'Appell an das Volk' und die umfassende napoleonische Bürokratie, durch die Ruhe und Ordnung mit dem Namen Napoleons dauerhaft verknüpft wurde. Die nach wie vor anhaltende und ungelöste Debatte über eine geeignete Definition der napoleonischen Herrschaftsstruktur ist die Motivation für die vorliegende Arbeit.
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