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Atheismus

Der neue Streit um Gott

AutorMichael Kotsch
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2009
ReiheKurz und bündig 
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783775150965
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Der Gotteswahn? Nicht erst heute polarisiert die Frage nach Gott die Menschen. Sie beschäftigt seit jeher die Menschen. Gott! Ein zentrales Thema in der Theologie, der Philosophie, der Kunst, der Literatur. Michael Kotsch setzt sich kurz und bündig mit der Diskussion um Gott und den Atheismus auseinander. Hier werden die wichtigsten Argumente für und gegen Gott genannt und diskutiert.

Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher ist Sprecher für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz und Vorstandsmitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Er engagiert sich weltweit für Frieden und Gerechtigkeit. Zu seinen neuesten Veröffentlichungen gehören Unterdrückte Frauen (2013), Menschenrechte (2012), Menschenhandel (2011), Fundamentalismus (2010), Rassismus (2009), Hitlers Kriegsreligion (2007) und Multikulturelle Gesellschaft (2007). Seine Bücher wurden in 18 Sprachen übersetzt.

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Leseprobe
II. Atheismus gestern und heute (S. 9-10)

Irgendwie gab es den Atheismus schon immer, zumindest solange aussagekräftige literarische Quellen zurückreichen. Allerdings hat sich das, was man unter Atheismus verstand, im Laufe der Zeit verändert. So klagte man beispielsweise die ersten Christen an, Atheisten zu sein, nicht etwa, weil diese die Existenz Gottes infrage stellten, sondern weil der Gott, den sie verehrten, nicht sichtbar und greifbar war. Erst seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert bezeichnete man den als Atheisten, der die Meinung vertrat, es existiere kein Gott. Dabei war es unerheblich, ob es sich um ein abstraktes Absolutes, eine göttliche Kraft, einen vermenschlichten oder einen persönlichen Gott handelte – wobei sich die meisten Denker natürlich gegen die christliche Gottesvorstellung wandten, einfach deshalb, weil das auf der Bibel basierende Gottesbild damals in Europa das dominierende gewesen war. Im weiteren Sinn wurde von der christlichen Religionswissenschaft auch der Buddhismus und der Taoismus als atheistisch bezeichnet, weil diese den Gedanken eines personalen Gottes ablehnen. In der griechischen und römischen Antike galten diejenigen als atheoi, die die offiziellen Götter nicht anerkannten und an deren Kult nicht teilnahmen (vgl. Platon, Nomoi 904a ff.). So wurde auch Sokrates Atheismus vorgeworfen, weil er zu behaupten wagte, dass der wahre Gott nicht in den Statuen und Kulten der offiziellen Götterwelt zu finden sei, sondern in der Natur und im Gewissen. Im römischen Kaiserreich zählten auch die Christen zu den Atheisten, weil sie die Existenz der öffentlichen Götter leugneten und weil man ihren Gott nicht sehen konnte.

Im europäischen Mittelalter bezeichnete man summarisch alle Heiden als atheistae, auch Muslime, weil sie nicht an den christlichen Gott glaubten. In den Göttern der Heiden sah man, ausgehend vom Alten Testament (5. Mose 4,28, Psalm 96,5, Jesaja 44,9 ff.), bloße Statuen, denen menschliche Vorstellungen Leben zuschrieben.

Erst in der neuzeitlichen Geistesgeschichte erhielt der Begriff »Atheismus« seine heute gebräuchliche Bedeutung. Ein Atheist ist heute der, der die Existenz eines transzendenten, d. h. eines unserer materiellen, irdischen Welt nicht unmittelbar zugänglichen Wesens ablehnt, unabhängig davon, ob es als Person aufgefasst wird oder nicht.

2.1 Atheismus in Asien

Auch wenn der Begriff »Atheismus« seine Bedeutung im Laufe der Geschichte mehrfach veränderte: Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen die Existenz eines Gottes ablehnten, gab es schon immer, nur wurde diese Überzeugung anders benannt.

In der hinduistisch geprägten Samkhya-Philosophie (ab 400 v. Chr.) wird gegen die Existenz eines höchsten Wesens argumentiert. Spuren davon finden sich im indischen Mahabharata-Epos.

Der frühe Buddhismus kritisiert scharf die vielfältigen Göttervorstellungen und -darstellungen Indiens. Dadurch bekommt er einen atheistischen Zug, ohne allerdings ein jenseitiges Leben generell zu verneinen. Im späteren Mahayana- und Vajrayana-Buddhismus aber werden wieder Götter aus der buddhistischen Umwelt integriert und auch bereits verstorbene Buddhas vergöttlicht und angebetet. Gelegentlich wird Buddha sogar als eine Art Übergott verstanden. Der Konfuzianismus entwirft eine detaillierte Ethik für das irdische Zusammenleben. Das Jenseits ist eigentlich nur in der richtigen Verehrung der Ahnen relevant. Man könnte den Konfuzianismus deshalb auch als atheistische Religion bezeichnen.
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