1. Die innere Welt
Fülle zieht Fülle an. Dieses Gesetz gilt auf jeder Stufe des Daseins. Genauso aber gilt, dass Mangel weiteren Mangel nach sich zieht. Der Geist ist schöpferisch. Die Welt, in der wir leben, unsere Lebensumstände und Erfahrungen sind das Resultat unserer vorherrschenden Denkgewohnheiten. Welche Haltung unser Geist einnimmt, hängt unvermeidlich davon ab, was wir denken. Daher gehen Macht, Leistung und Besitz einzig und allein auf unser Denken zurück.
Wir müssen »sein«, bevor wir etwas »tun« können. Denn etwas »vollbringen« werden wir nur in dem Ausmaß, in dem wir zu »sein« verstehen. Was wir »sind«, hängt davon ab, was wir »denken«.
Wir können keine Kräfte zum Ausdruck bringen, die wir nicht besitzen. Der einzige Weg, auf dem wir uns Macht über unser Leben sichern können, ist, uns dieser Macht bewusst zu werden. Dies geht jedoch nur, wenn wir begreifen, dass alle Macht von innen kommt. Das Reich der Gedanken, Gefühle und Kräfte – das Reich des Lichts, des Lebens und der Schönheit – ist ungreifbar, doch seine Macht ist gewaltig. Die Innenwelt wird vom Geist beherrscht. Wenn wir sie erforschen, finden wir in ihr die Lösung für jedes Problem, die Ursache für jede Wirkung. Da die Innenwelt aber unserer Kontrolle unterliegt, können wir auch die Gesetze der Macht und des Besitzes für uns nutzen.
Die Außenwelt ist eine Reflexion der Innenwelt. Für alles, was in Erscheinung tritt, muss im Inneren erst der Grundstein gelegt worden sein. In der »internen« Welt können wir unbegrenzte Weisheit, unendliche Kraft, die unerschöpfliche Quelle dessen finden, was wir brauchen. Und all das wartet nur darauf, dass es sich entfalten, entwickeln und ausdrücken kann. Wenn wir dieses Potenzial erkennen, wird es sich unweigerlich Bahn brechen. Harmonie im Innern wird sich im Außen durch harmonische Umstände, eine angenehme Umgebung und das Beste von allem widerspiegeln. Sie ist die Grundlage für Gesundheit, das Fundament für Größe, Macht, Leistung, alle Errungenschaften und Erfolg. Harmonie im Innern bedeutet, dass wir unsere Gedanken kontrollieren können und selbst festlegen, wie unsere Erfahrungen uns prägen. Sie steht für Optimismus und Fülle. Und innerer Überfluss wird automatisch zu äußerem Überfluss.
Wenn wir Weisheit in uns selbst finden, erlangen wir damit das Verständnis der wunderbaren Möglichkeiten, welche die innere Welt uns bietet. Dadurch aber wird uns gleichzeitig die Fähigkeit gegeben, diese Möglichkeiten auch zu realisieren. Wir werden uns der eigenen Weisheit bewusst und nehmen sie so in Besitz. Dadurch erlangen wir automatisch jene Kraft, die nötig ist, um all das zu verwirklichen, was wir für unsere vollständige und harmonische Entwicklung brauchen.
Die Innenwelt ist der praxisnahe Ort, an dem alle großen Männer und Frauen Mut, Hoffnung, Begeisterung, Zuversicht, Vertrauen und Glauben entwickeln. Diese Kraft verleiht ihnen die Einsicht der Vision und die praktische Fähigkeit, sie in die Tat umzusetzen. Leben bedeutet Entfaltung, nicht Anhäufung. Was wir in der Außenwelt unser Eigen nennen, kann nur das sein, was wir im Kopf und im Herzen bereits haben. So ist jeglicher Besitz im Grunde Bewusstsein, jeder Gewinn das Ergebnis eines Bewusstseins, das Fülle schaffen kann. Jeder Mangel wiederum entsteht aus einem Bewusstsein, das sich nicht zu konzentrieren vermag. Ob wir geistig effizient arbeiten, hängt davon ab, ob wir Harmonie herstellen können. Disharmonie entsteht aus Verwirrung und Unklarheit. Wer also die Macht über sein Leben erlangen will, muss in Harmonie mit dem natürlichen Gesetz leben.
Der objektive Geist, der bewusste Verstand, ist es, der uns mit der Außenwelt verbindet. Das Gehirn ist das Organ dieses Geistes. Das somatische Nervensystem wiederum schafft die Kommunikationskanäle zum Körper. Unser Nervensystem reagiert auf alle Reize, ob sie nun durch Licht, Wärme, Geräusche oder den Geschmack entstehen. Wenn unser Geist korrekt arbeitet, wenn er die Wahrheit versteht, wenn die Gedanken, die dem Körper über das Nervensystem vermittelt werden, konstruktiv sind, dann sind die Empfindungen, die wir erleben, angenehm und harmonisch.
Wir erlangen dadurch Stärke und Vitalität. Die konstruktiven Kräfte machen sich in unserem Körper bemerkbar. Doch der objektive Geist ist auch für Leid, Mangel, Krankheit und Begrenzung verantwortlich. Jede Form von Disharmonie und Missklang in unserem Leben geht auf ihn zurück. Wenn der objektive Geist falsch denkt, erheben sich die Kräfte der Zerstörung.
Die Verbindung zur inneren Welt entsteht durch das Unbewusste. Das »Organ« dieser Geistesschicht ist der Solarplexus oder das Sonnengeflecht. Das vegetative Nervensystem ist für alle Arten subjektiver Empfindungen wie Freude, Angst, Liebe und andere Gefühlsregungen verantwortlich, aber auch für Atmung und Vorstellungskraft. Das Unbewusste verbindet uns mit dem universellen Geist. Es sorgt dafür, dass uns die unendlichen schöpferischen Kräfte des Universums offenstehen. Wenn wir diese beiden Zentren unseres Seins miteinander koordinieren und verstehen, wie sie funktionieren, liegt das Geheimnis des Lebens offen vor uns. Mit Hilfe dieses Wissens können wir objektiven und subjektiven Geist bewusst in Einklang bringen. So stimmen wir Endliches und Unendliches aufeinander ab. Unsere Zukunft liegt also in unserer Hand. Wir sind keineswegs den Wechselfällen eines launischen Schicksals ausgeliefert.
Es gibt nur ein Prinzip oder Bewusstsein, welches das gesamte Universum durchzieht, den gesamten Raum. Überall dort, wo es sich zeigt, ist es sich gleich. Es umfasst alle Macht, alle Weisheit. Es ist immer und überall präsent. Alle Gedanken und Objekte sind darin enthalten. Alles ist von ihm beseelt. Nur ein Bewusstsein im Universum ist fähig, Gedanken hervorzubringen. Und jeder einzelne Gedanke wird zu etwas objektiv Wahrnehmbaren. Da dieses Bewusstsein omnipräsent ist, ist es zwangsläufig in jedem Individuum vorhanden. Jeder Einzelne ist nichts anderes als eine Manifestation des allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Bewusstseins.
Da es nur ein Bewusstsein im Universum gibt, das der gedanklichen Aktivität fähig ist, folgt daraus notwendigerweise, dass Ihr Bewusstsein mit dem universellen Bewusstsein identisch ist. Anders gesagt: Es gibt nur einen Geist. Dieser Schluss ist zwingend. Das Bewusstsein in unseren Gehirnzellen ist dasselbe wie das, welches in den Gehirnen unserer Mitmenschen sitzt. Jeder Mensch ist eine individuelle Ausprägung des universellen, kosmischen Geistes. Der universelle Geist ist statische, potenzielle Energie. Er ist einfach nur. Manifestieren kann er sich allein durch das Individuum. Das Individuum wiederum kann sich nur mit Hilfe des Universellen ausdrücken. Beide sind letzten Endes eins.
Die Denkfähigkeit des Individuums ist es, die es ihm ermöglicht, auf das Universelle Einfluss zu nehmen und es zur Manifestation anzuregen. Das menschliche Bewusstsein besteht also im Prinzip aus der Befähigung des Menschen zum Denken. Der Geist selbst ist letztlich »nur« eine subtile Form statischer Energie, aus der die Aktivität hervorgeht, die wir »Denken« nennen, also der dynamische Zustand des Geistes. Der Geist ist statische Energie, Gedanken sind dynamische Energie – zwei Ausprägungen einer Sache. Gedanken sind also jene Schwingung, die entsteht, wenn man die statische Energie dynamisiert. Da der universelle Geist untrennbar ist von seinen Attributen wie Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwärtigkeit, müssen diese Attribute potenziell auch in jedem Menschen angelegt sein. Wenn das Individuum einen Gedanken fasst, so verwirklicht sich dieser zwangsläufig in einer objektiven Gegebenheit, die ihrem geistigen Ursprung entspricht.
Daher ist jeder Gedanke Ursache und jede äußere Gegebenheit Wirkung. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir unsere Gedanken kontrollieren, damit wir auf jenem Wege nur förderliche Umstände schaffen.
Alle Macht, alle Kraft kommt von innen und kann daher kontrolliert werden. Sie entsteht aus exaktem Wissen und der freiwilligen Anwendung genauer Prinzipien. Wenn Sie diese Gesetzmäßigkeit akzeptieren und Ihre Denkprozesse kontrollieren, können Sie sie auf jede vorstellbare Lage anwenden. Anders gesagt: Sie arbeiten mit dem allmächtigen Gesetz zusammen, das allen Objekten und Gegebenheiten zugrunde liegt. Der universelle Geist ist das Lebensprinzip jedes existierenden Atoms. Alle Atome sind bestrebt, ihr Dasein zur vollständigen Entfaltung zu bringen. Jedes Atom ist intelligent und strebt danach, seinen Lebenszweck zu erfüllen.
Die meisten Menschen aber konzentrieren sich lediglich auf Äußerliches. Nur wenige haben die innere Welt überhaupt entdeckt. Und doch ist sie es, die das Außen schafft. Sie ist schöpferisch. Alles, was wir in unserem Umfeld finden, haben wir vorher in unserer Vorstellung geschaffen: Wenn wir das klar erkennen, wissen wir, welche Macht wir über unser Leben haben. Diese Macht beruht auf der Einsicht in den Zusammenhang zwischen Außen- und Innenwelt. Die innere Welt ist die Ursache, die äußere die Wirkung. Wenn Sie die Wirkung ändern wollen, müssen Sie bei der Ursache ansetzen. Dies ist für viele eine vollkommen neue und radikale Vorstellung. Die meisten Menschen nämlich versuchen, die Wirkung zu ändern, indem sie sich ausschließlich auf diese konzentrieren. Sie wissen nicht, dass sie damit nur eine Form des Leids gegen eine andere austauschen. Wenn wir aber Disharmonien in unserem Leben überwinden wollen, müssen wir deren Ursachen beseitigen. Und diese finden wir nur in uns selbst.
Alles Wachstum kommt von innen. Das zeigt sich schon in der Natur. Jede Pflanze, jedes Tier, jeder Mensch...