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Geschichte und Beschreibung der ehemaligen Grafschaft und Benediktinerabtei Goseck

Bearbeitung der Ausgabe von 1861 (durch eine Biografie des Verfassers Karl August Gottlieb Sturm ergänzt)

AutorReinhard Scheunpflug
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783656272786
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Rezension / Literaturbericht aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, , Sprache: Deutsch, Abstract: Karl August Gottlieb Sturm ist mein Ururgroßvater. Er ist der Großvater mütterlicherseits des Vaters meiner Mutter. Die vorliegende Schrift ist nahezu eine Kopie der Originalausgabe von 1861, Orthographie und Interpunktion sind kaum verändert, lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Anmerkungen Sturms sind unmittelbar fortlaufend integriert. Bemerkungen meinerseits erscheinen als Fußnoten bzw. sind bei bloßen Erläuterungen bzw. Übersetzungen in den Text eingefügt. Sturm verwandte - wie viele seiner Zeitgenossen - eine Reihe von Wör-tern/Begriffen, die auf lateinischen, oft mittelalterlich-lateinischen zu beruhen scheinen, bei einer wörtlichen Übersetzung jedoch wenig Sinn ergeben. In diesen Fällen wurde - wo möglich - sinnbezogen eine Erläuterung gesucht. Wenn bekannt, habe ich den Ortsnamen deren heutige Schreibweise angefügt. Das von Sturm genutzte umfangreiche Quellenmaterial - als Original bzw. Zweit-quelle - ist fast ausnahmslos in folgenden Schriften aufgeführt: • Goseck und seine Umgebungen. Geschichte und Beschreibung der ehemaligen Grafschaft und Benediktinerabtei Goseck an der Saale. gr. 8. (78 Seiten mit 6 lithographischen Tafeln) Naumburg 1844, F. M. Weber. • Chronik der Stadt und Herrschaft Querfurt. (XXXIV, 642 Seiten, 1 Tafel - Titelkupfer) Querfurt 1845, H. A. Schmid. • Beiträge zur thüringisch-sächsischen Geschichte. auch unter dem Titel Chronik der Stadt Weißenfels nach Quellen bearbeitet. 2. Abdr. 8. (495 Seiten mit 1 Abbild.) Weißenfels 1846, C. F. Sueß. Die Biografie in Anhang hat meine Tochter Sophia während ihrer Schulzeit in den Jahren 2000 / 2001 zusammengestellt, die Abbildungen wurden später eingefügt. In einer Anlage sind die mir bekannten Publikationen in ihrer zeitlichen Reihenfolge aufgeführt. Wer mehr über das Geschlecht der sächsischen Pfalzgrafen aus dem Hause Goseck erfahren möchte, sollte meine Arbeit 'Die GOSECKER - Palatinus Comes Gozecensis' lesen, die ebenfalls im GRIN-Verlag erschienen ist.

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Leseprobe

¬   Geschichtliche Einleitung  ¬


 

    Um die Zeit der großen deutschen Völkerwanderung, wo viele deutsche Völkerschaften ihre Wohnsitze, die sie bisher inne gehabt, verließen und südlichen Gegenden zuwanderten, um ihre kalte, rauhe Heimath mit einem mildern Klima zu vertauschen, war, fast im Herzen von Deutschland, ein mächtiges Reich entstanden, das Reich der Thüringer oder Teurenheimer.

 

Zu Attila´s Zeit, in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts, waren die Thüringer schon da und verstärkten das Heer des Hunnenkönigs, als dieser nach Gallien zog. Sie werden als gute Reiter und ihre Rosse als die besten in Deutschland gerühmt. Man leitet die Herkunft derselben von dem suevischen - lat. suevi, Schwaben - Volksstamme der Hermunduren ab.

 

Zur Zeit seiner größten Macht reichte dieses Reich von der Elbe bis in die Nähe des Rheins und vom Harzgebirge bis zum Main.

 

Die Gegend, in welcher Goseck liegt, befand sich ziemlich in der Mitte dieses Reichs und in nicht zu großer Entfernung von der alten Königsstadt Scheidungen

 

 - Schidinga, heute Burgscheidungen - an der Unstrut, wo auf einem frei sich erhebenden, von dem Flusse umflossenen Hügel die Königsburg stand, in welcher nach einander Basin und Hermanfried Hof hielten.

 

Ungerechtigkeit und Blutschuld des Hermanfried gegen seine Brüder Berthar und Balderich entzündeten einen schrecklichen Krieg, der die Bewohner des Landes mit Jammer und Entsetzen erfüllte und mit dem Untergange des Thüringer Reiches endete.

 

Die Franken benutzten die Uneinigkeit und Zwietracht, welche in Thüringen herrschten, und unter dem Vorgeben, alte Unbill zu rächen und Wortbrüchigkeit zu strafen, drangen die beiden Frankenkönige Dietrich und Lothar (Klotar) mit einem gewaltigen Heere in Thüringen ein, schlugen das Heer der Thüringer zuerst bei Strausfurt, in der Nähe von Weißensee - unweit Sömmerda, an der Unstrut gelegen - , und dann bei Runiberg*,

 

*   Wo dieses Runuberg genau lag, ist nicht bekannt. Die Quellen liegen dabei recht weit

 

    auseinander (bei Hannover, nahe Altenburg – Thüringen).

 

wo jetzt Vitzenburg an der Unstrut unweit Nebra, in einem dreitägigen, mörderischen Kampfe und belagerten zuletzt Scheidungen, wohin sich König Hermanfried mit dem Reste seines Heeres geflüchtet hatte.  

 

   

 

Die Franken, durch die blutigen Kämpfe selbst geschwächt, glaubten nicht, die tapfer vertheidigte Stadt und Burg selbst zu erobern; sie riefen deshalb die Sachsen zu Hülfe. Von diesen kamen neuntausend Mann, große stattliche Männer, voll Muth und Kraft; sie stürmten in einer Nacht, da sich die Thüringer dessen am wenigsten versahen, die Burg, metzelten die schlafende Besatzung nieder und richteten unter Männern, Weibern und Kindern ein entsetzliches Blutbad an.

 

König Hermanfried entkam dem Gemetzel, irrte verlassen in den Wäldern umher und wurde später auf Anstiften des Frankenkönigs Dietrich ermordet. Seine Gemahlin, Amalberg eine gothische Königstochter, flüchtete mit ihren Kindern nach Italien.

 

Das durch diesen unheilvollen Krieg verheerte und zerrüttete Thüringerreich wurde unter Franken und Sachsen getheilt; die Gegend, in welcher Goseck liegt, fiel bei dieser Theilung den Sachsen zu und das alte, wieder befestigte Scheidungen bildete eine der Gränzburgen des so blutig erworbenen Landes.

 

In Folge der Völkerwanderung hatten, wie schon gesagt, viele deutsche Völker im östlichen und nordöstlichen Deutschland ihre Wohnsitze verlassen und die Gegenden waren von Bewohnern entblößet.

 

Da kam von Morgen her  - aus dem Osten -  ein zahlreiches Volk, welches ebenso, wie früher die Deutschen, das Innere von Asien, bedrängt von einem andern, mächtigern und zahlreichern Volke, verlassen hatte und herumwandernd schon seit Jahrhunderten neue Wohnsitze suchte. Es selbst nannte sich Slovoni, Slovoci, d. h. die Redenden  - russ.  слово, das Wort  - , oder Slavenci, d. h. die Berühmten

 

 - russ. слава, der Ruhm - , woraus die allgemeine Benennung Slawen oder Slaven entstand.

 

Sie theilten sich in viele Stämme, drangen immer weiter in Deutschland vor und nahmen die durch Auswanderung entblößten Gegenden in Besitz; Oder und Elbe hemmten nicht ihr Vordringen, bald hatten sie diese Flüsse überschritten, dehnten

 

sich in der ganzen Breite von den Sudeten bis zur Ostsee über Deutschland aus, überschritten zuletzt die Saale und es war zu fürchten, daß das ganze durch Krieg und Verheerung geschwächte Thüringerland ihnen zur Beute werden würde.

 

Besonders war es der Volksstamm der Sorben oder Sworben, d. h. der Schwarzen, welcher sich in hiesiger Gegend, an der Saale, Unstrut, Ilm, Elster, Pleiße und Orla verbreitete.

 

Es war ein streitbares und thätiges Volk, gründete viele Niederlassungen in hiesiger Gegend, welche noch jetzt durch ihre slavischen Namensendungen* ein Zeugnis dafür geben, baueten das Land und trieben Fischfang, Jagd und Gewerbe.

 

Durch das immer weitere Vordringen dieser fremden Gäste wurde das durch Völkerhaß, Partheienkampf und Uneinigkeit entzweite Deutschland belehrt, welch  ein furchtbarer Feind dem deutschen Reiche in den Slaven entstanden war. Es entstand nun ein gewaltiges Kämpfen und Ringen zwischen Deutschthum und Slaventhum.

 

Verheerung, Brand und Mord bezeichneten die Grenze, wo Deutsche und Slaven sich berührten; und als ob das unglückliche Deutschland an diesen Feinden nicht genug gehabt hätte, landeten Dänen und Normannen**  an den deutschen Küsten, kamen auf leichten Schiffen die Ströme herauf und verbreiteten, indem sie sich mit den Slaven verbanden, Schrecken und Bestürzung in den von Deutschen bewohnten Gegenden.

 

Es erzählt die Sage, daß ein solcher Haufe abentheuernder Dänen gegen das Ende des 6 ten Jahrhunderts in der Nähe von Goseck, unfern der Einmündung der Unstrut in die Saale, am rechten Ufer der Saale gelandet und daselbst eine Trotzburg gegründet hätten, welche im Munde des Volks die Dänenburg hieß.***

 

*        Solche Namensendungen sind  z. B.  ... itz,  ... itzsch  o. ä. (Beuditz, Lobitzsch ...)

 

        bzw. ... au (Eulau, Dobichau ...).

 

**      hier wurde das Wort Normannen  (Nordmannen)  für die germanische Bevölkerung Skan-

 

       dinaviens verwendet, speziell  für die nordmännischen  „Wikingar“ - Krieger

 

***    siehe auch: K. A. G. Sturm  „Die Dänenburg. Sage von der Entstehung Naumburgs“  

 

       in: Querfurter wöchentliches Kreisblatt Nrn. 18-24, 1866

 

Vereint mit den Sorben hatten diese Dänen lange Zeit den fränkischen Kriegsheeren Widerstand geleistet, ehe es gelungen, sie zu besiegen. Eine grauenvolle Zeit brach jetzt für die Bewohner der hiesigen Gegend an; manch Frankenheer wurde an die Ufer der Unstrut und Saale gesendet, auch mancher Sieg über die Sorben und ihre Verbündeten erfochten, - doch kaum hatten die siegenden Heere den Rükken gewandt, so stürmten die geflohenen, in den Wäldern sich verborgen gehaltenen Sorben wieder herbei, streiften in die von christlichen Deutschen bewohnten Gegenden, mordeten voll Ingrimms und Rachsucht Priester und Nichtpriester oder schlachteten sie ihren blutigen Götzen Flins  - Todesgott -  , Czernebog  - Gott der Finsternis, der slavische Teufel -  und Radegast  - Kriegsgott -  , welche in hiesiger Gegend Tempel hatten, wo auch die Namen der Ortschaften noch an ihr ehemaliges Vorhandensein erinnern.

 

So geschahe es im Tempel des Flins, welcher in der Gegend von Kusan (Kösen) stand, daß auf einmal 17 Christen dem Götzen zum Opfer gefallen sein sollen.

 

Vier Jahrhunderte währte der Kampf in hiesiger Gegend; von Jahr zu Jahr war die gegenseitige Erbitterung höher gesteigert und der Haß zwischen Deutschen und Slaven, Christen und Götzendienern...

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